Zitat von Halman
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Dieser ganze Vorgang des "Ich will jetzt über Gott reden"-Ansatzes ist neutral betracht ein ganz widerlicher Egoismus. Aber mit Rücksichtnahme haben es Religionen ja im Allgemeinen nicht, sonst gäbe es kaum Diskussionen im Thread hier, im Thread Zeugen Jehovas, im Thread "gläubig - Ansichten...." usw. Der "wahrhaft Gläubige" ist in den seltensten Fällen zu der Form von Toleranz fähig oder bereit, die er für sich selbst dauernd in Anspruch nimmt.
Wer also das Bedürfnis hat seinen Glauben mitzuteilen, sollte sich wie oben beschrieben Gleichgesinnte suchen, statt wahllos bei Fremden Probebohrung anzusetzen. Und damit sind wir bei der Missionierung: mit den Gleichgesinnten braucht der "wahrhaft Gläubige" ja nicht zu diskutieren, weil er unter denen ja keine neuen Schäfchen einsammeln kann; der Weg zum Fremden wird bewußt gewählt in der Hoffnung, irgendeinen "Ungläubigen" einsammeln zu können. Was da als "Freundlichkeit" vorgegeben wird, ist eine widerliche Heuchelei und reine Selbstsucht - Werte die ja anscheinend zum Christentum passen.
In unserer Gesellschaft ist es doch ganz normal, dass man seine Meinung vertritt, so auch in diesem Forum. Ist "Meinung" nur dann legitim, wenn sie frei von Glaubensinhalten ist? Darf ich denn nicht versuchen, andere von meinen Ansichten zu überzeugen? Wo ziehst Du die Grenze?
Weite Teile des Islam gehen nicht in die Öffentlichkeit und werben neue Gläubige an oder suchen die offene Kollision mit Andersgläubigen usw. - Aktionen wie die Scharia-Polizei oder Koran-umsonst-verteilen lassen sich immer auf den extremen Flügel/die Salafisten zurückführen. Die Scharia-Polizei regt dich auf? Ein christlicher Spinner der an der Haustür von Fremden klingelt ist keinen Deut besser, nur schmückt der sich mit falscher Höflichkeit statt mit gefälschter Autorität; Prinzip und Anliegen hinter dem Vorgang sind gleich.
Das Problem ist m. E. zum einen die Fremdheit des Islam. Mir stellt sich die Frage, wofür die Moschee steht: Für einen spirituellen und sozialen Islam, oder für einen juristisch-politischen? (s. obiges Zitat von Hamed Abdel-Samad)
Wenn die Moschee für ein sozio-politisches System steht, dann sollten wir sehr wachsam sein.
Wo ist also das Problem? Richtig: Christentum wie Judentum - letztere allerdings nur mit ganz kleinem Anteil - halten genau diese Kanäle der Einflußnahme aufrecht, zu ihren eigenen Gunsten. Da erscheint der warnende Christ, der diese Kanäle "zum Schutz aller" Moslemfrei halten will, dann auch einem besonders christlich-selbstlosen Licht
Diesbezüglich verweise ich auf das Landesamt für Verfassungsschutz Baden-Württemberg:
Da denke ich an das "Goldene Zeitalter des Islam" der Abbasiden und Al-Andalus. Sogar der Steinigungsvers wurde laut enier Hadtith von einer Ziege gefressen. Dies wäre eine gute Gelegenheit, dies so zu interpretieren, dass dieser Vers somit von Gott vertilgt wurde. Aber wir wissen, dass dies in Ländern wie Saudi Arabien, Parkistan und dem Iran (um nur drei zu nennen) anders gesehen wird (s. IGFM).
Leider scheint die radikal-fundamentalistisch Strömung im Islam zu erstarken. Oder täusche ich mich da?
Da denke ich an das "Goldene Zeitalter des Islam" der Abbasiden und Al-Andalus. Sogar der Steinigungsvers wurde laut enier Hadtith von einer Ziege gefressen. Dies wäre eine gute Gelegenheit, dies so zu interpretieren, dass dieser Vers somit von Gott vertilgt wurde. Aber wir wissen, dass dies in Ländern wie Saudi Arabien, Parkistan und dem Iran (um nur drei zu nennen) anders gesehen wird (s. IGFM).
Leider scheint die radikal-fundamentalistisch Strömung im Islam zu erstarken. Oder täusche ich mich da?
Was das Erstarken der Fundamentalisten und Radikalen angeht: Ein Anschlag wie der in Paris ist eine Schlagzeile von gigantischen Ausmassen - dahinter stehen 3 Täter. Mitleidsbekundungen diverser Moslemverbände, Distanzierungen von dem Anschlag usw. sind "doch nur Gelaber", "warum tun die nix" usw. - dahinter stehen ganze Verbände von Muslimen. Die Wahrnehmung von Gewalt überschattet tatsächliche Zahlenverhältnisse; so funktioniert Terrorismus nunmal, unabhängig davon, ob dieser Terrorismus durch Religion, Ökologie, Ökonomie, Fremdenfeindlichkeit oder einfach nur kanalisiertem, blanken Hass motiviert ist.
Im Übrigen finde ich deine Reaktion auf den Hinweis darauf, daß alle "wahrhaft Gläubigen" natürlich ihren Glauben verstanden haben und das genau daraus schon die verschiedensten Gräueltaten entstanden sind, mal ganz salopp gesagt: Scheiße. Um die mal ein Bild davon zu machen, in welche Reihe du dich für neutrale Beobachter mit deiner Aussage stellst:
- die Bischöfe der spanischen Inquisition hatten die christliche Botschaft genau verstanden
- der Führer der Boko Haram hat die islamische Botschaft genau verstanden
- die salafistischen Schriftgelehrten und Imame haben die islamische Botschaft genau verstanden
- die Vertreter der Westboro Baptist Church haben die christliche Botschaft natürlich auch genau verstanden
Jeweils natürlich nach eigenen Aussagen. Und dann kommt Halman:
Zitat von Halman
Es ist genau diese starre Haltung in Glaubensfragen, die im Extremfall zu Glaubenskriegen führt. Ich würde wetten, ich finde recht leicht 15 Christen verschiedener Splittergruppen in Deutschland - die berüchtigten Pius-Brüder inklusive - mit denen du ausgelassen über jeweils verschiedene Details der christlichen Botschaft streiten könntest, und deren Prämisse wäre auch jeweils "ich hab die christliche Botschaft verstanden" - und nicht etwa "großer Halman, ich hab deine wahrhaftige Deutung der Lehre nicht verstanden, erklär sie mir noch mal."
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