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Islamismus und die Folgen

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    Gegen wen haben die noch nicht gegen einen "heiligen Krieg" (wobei es sowas nicht mal gibt ...) aufgerufen ...

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      Ist eine gute Frage. Gibt es da nicht irgendwo eine Liste der geheiligten Länder die vom Krieg verschont werden?

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        Zitat von matrix089
        In "Die Welt" gibt es einen interessanten Artikel. Eine Iranische Zeitung plant einen Karikaturenwettbewerb über den Holocaust.

        IMO ist das eine sehr gute Idee, solange die systematische Ermordung von Menschen (nicht nur Juden) nicht geleugnet wird.
        Außerdem waren es nicht nur die Deutschen, die sich des Massenmordes schuldig gemacht haben. Die Karikatur mit Putin, die ich vor ein paar Seiten gebracht habe, könnte auch auf ca. 1930 in Russland deuten. Stalin hat bis zum Angriff der Deutschen, selbst schon über 7 Millionen Leute in seinem Land umgebracht.

        Bin mal gespannt was bei diesem Wettbewerb herauskommt. Ich befürchte, dass es lediglich als Plattform für Juden und USA - Hass dienen wird und nicht "objektiv" ist.

        Quelle: www.welt.de
        Ohje, da werden aber einige ganz enttäuscht sein, daß wir dann nicht waffenstarrend ihre Botschaften in Schutt und Asche legen.

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          So nach elends langer Suche habe ich nun besagte Karikaturen gesehen und habe weder geschmunzelt noch finde ich sie irgendwie abstoßend (nun gut, ich bin kein Moslem aber egal).

          Wieviele Jesus-Karikaturen gibt es? Unmengen. Hat ein Christ jemanden Unschuldigen dafür getötet? Ich glaube kaum.

          Es ist einfach schwer als Europäer oder "Westlich-Gesinnter" Mensch derzeit Gutes am Islam zu finden. Bitte nicht falsch verstehen, ich will keine negative Stimmung gegen Moslems etc verbreiten. Aber alles was derzeit im Zusammenhang mit Islam an Meldungen kommt hat mit Terror, Tot, Angst, Gewalt etc zu tun.

          Ich finde es für die ganzen Friedensprozesse und der ohnehin angespannten Weltpolitik extrem schade, dass sowohl einige Moslems durchdrehen und auf der anderen Seite anscheinend wenig Feingefühl seitens Europäer bzgl des tiefen Glaubens herrscht.
          'To infinity and beyond!'

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            Zitat von Ezri Chaz
            Ohje, da werden aber einige ganz enttäuscht sein, daß wir dann nicht waffenstarrend ihre Botschaften in Schutt und Asche legen.
            Naja einen Aufschrei wird es wahrscheinlich aber so oder so geben. Ich bin wie gesagt der Meinung, dass dieser "Wettbewerb" zu einer Hetze gegen Amerikaner und Juden genutzt wird und wenig objektiv sein wird.

            Was mich aber bisher wundert ist, dass es in Deutschland wenig von Rechtsradikalen zu dem Thema zu hören war. Die müssten doch sich die Hände reiben, bei den Steilvorlagen, die ihnen die Moslems liefern?
            Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
            Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
            Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

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              Die größte Zeitung des Iran will mit einem Karikaturenwettbewerb zur Judenvernichtung unter den Nazis auf die Darstellungen des moslemischen Religionsstifters Mohammed in europäischen Zeitungen reagieren.

              Damit solle die vom Westen viel zitierte Meinungsfreiheit ausgelotet werden, gab "Hamschahri" am Dienstag bekannt.

              Wie die Zeitung argumentiert

              "Die wichtige Frage für Moslems lautet: Erlaubt die Meinungsfreiheit des Westens die Beschäftigung mit Fragen wie den Verbrechen Amerikas und Israels oder einem Zwischenfall wie dem Holocaust, oder ist die Meinungsfreiheit nur dazu gut, die heiligen Werte von göttlichen Religionen zu beleidigen?", hieß es.

              Goldstück als Preis

              Die Zeichner der zwölf "besten" Cartoons über den Judenmord unter den Nationalsozialisten sollen von "Hamschahri" mit Goldstücken belohnt werden.

              Ebenso viele Karikaturen über den Propheten Mohammed waren von der dänischen Zeitung "Jyllands-Posten" gedruckt worden und hatten die Welle der Empörung in der islamischen Welt ausgelöst.

              Die Redaktion der Zeitung war vor dem iranischen Feiertag am Mittwoch nicht zu erreichen.

              Chamenei: "Verschwörung der Zionisten"

              Der oberste geistliche Führer des Iran, Ajatollah Ali Chamenei, sieht in den dänischen Karikaturen eine von Israel ausgehende "Verschwörung der Zionisten".

              In einer Rede vor Soldaten der iranischen Luftwaffe nannte Chamenei die Karikaturen am Dienstag in Teheran einen "Skandal", für den diejenigen verantwortlich seien, die sich zu Helden der Zivilisation und der Meinungsfreiheit aufspielen wollten.

              "Reaktion auf Hamas-Sieg"

              Die Verbreitung dieser Karikaturen sei eine Reaktion auf den Hamas-Sieg bei der palästinensischen Parlamentswahl, sagte Chamenei.

              Der Westen verurteile zwar jeden Zweifel am Holocaust, lasse gleichzeitig aber die Beleidigung islamischer Heiligtümer zu. Den IAEA-Beschluss, den Atomkonflikt mit dem Iran vor den UNO-Sicherheitsrat zu bringen, bezeichnete Chamenei als Angriff auf die "Würde und Ehre" seines Landes.

              Wiesenthal-Zentrum entsetzt

              Der Gründer des Simon Wiesenthal Center zeigte sich entsetzt über die Pläne der Zeitung. Damit folge der Iran "der klassischen Formel von Adolf Hitler, wonach immer die Juden schuld sind, wenn es irgendwo ein Problem gibt", sagte Rabbi Marvin Hier der Nachrichtenagentur AFP.

              "Sie gehen nach dem Drehbuch von 'Mein Kampf' vor und folgen ihm Kapitel für Kapitel." Eine iranische Zeitung hatte zuvor in ihrer Online-Ausgabe eine Karikatur eines Teufels mit dänischer Flagge und dem Judenstern veröffentlicht.

              Ahmadinedschad leugnet Holocaust

              Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte den Holocaust kürzlich als "Mythos" bezeichnet und auch die Verlegung des jüdischen Staates nach Deutschland, Österreich oder Alaska vorgeschlagen. Israel müsse von der Landkarte getilgt werden, forderte Ahmadinedschad.

              Iran plant Holocaust-Konferenz

              Überdies plant der Iran eine Konferenz über wissenschaftliche Belege für den Holocaust, wie die Regierung in Teheran Mitte Jänner ankündigte. Die Tagung solle der "Diskussion und Überprüfung der Auswirkungen" des Holocaust dienen.

              "Es ist eine seltsame Welt. Man kann über alles diskutieren außer über den Holocaust", sagte Außenamtssprecher Hamid-Resa Assefi vor Journalisten.

              Experte: Irrsinn als Staatsprogramm

              Die geplante Holocaust-Konferenz ist nach Einschätzung des deutschen Historikers und Schoah-Experten Götz Aly (58) "brandgefährlich". Dort könnten sich unberechenbare "Spinner mit einer Staatsmacht verbinden", warnte Aly in einem Interview mit dem "Spiegel". Der Iran habe offensichtlich den "Irrsinn zum Staatsprogramm" erhoben.

              Proteste in islamischen Ländern

              In den vergangenen Tagen war es in mehreren islamischen Ländern zu Ausschreitungen gekommen, weil in mehreren europäischen Ländern Karikaturen des Propheten Mohammed veröffentlicht worden waren. Zuerst waren sie in einer dänischen Zeitung erschienen.

              Der Iran hat die Handelsbeziehungen zu Dänemark inzwischen ausgesetzt.
              Quelle: http://news.orf.at

              Als hätte die Welt nicht genug andere Probleme...
              'To infinity and beyond!'

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                Letzten Donnerstag in Damaskus. Nach einigen Tagen ohne Internet, Zeitung, Telefon und Fernsehen möchten wir uns eine Stunde im Internet-Café gönnen. Es könnte ja was passiert sein in der Welt.

                Wir, das sind zwei Backpacker, die für fünf Wochen durch den Nahen Osten reisen: Anne Sophie, dänisch-deutsche Doppelstaatsbürgerin und Studentin in Wien und (natürlich) der Autor dieser Zeilen. Anne Sophie nimmt zum Reisen immer ihren dänischen Pass. Weil die Dänen auf der ganzen Welt recht beliebt sind...

                Leiser Verdacht

                Im Internet-Café in Damaskus beschleicht uns der leise Verdacht, dass sich daran irgendwas geändert hat. Boykott-Aufrufe, Demonstrationen, Protestnoten islamischer Staaten, darunter Syrien, eine Entschuldigung des dänischen Ministerpräsidenten... Scheinbar sind seit Tagen irgendwelche Mohammed-Karikaturen das Top-Thema auf diesem Planeten und der ganze Nahe Osten steht deswegen Kopf. Der ganze Nahe Osten außer uns. Wir haben noch nie davon gehört und es dauert, bis wir uns ein Bild von der Situation machen können. "Was kann denn Dänemark dafür?", fragt Anne Sophie, und: "Soll ich die dänische Fahne von meinem Rucksack abmachen?" – "Klar, aber doch nicht deshalb", sage ich. Zurück im Hotel trennt sie die Fahne trotzdem ab. Man weiß ja nie.

                Samstag, in Aleppo. Wir schlafen lange und stürzen uns dann für viele Stunden in die engen Gassen des uralten Bazars. Rund um uns brodelt das Leben wie seit Jahrhunderten - zumindest beinahe. Wir sehen viele Männer mit Rauschebärten und traditioneller Kopfbedeckung und viele verschleierte Frauen. Aber wir sehen auch Jungs in sowas ähnlichem wie HipHop-Outfits und junge Frauen in hautengen Jeans und mit Stiefeln mit Zehnzentimeterabsätzen. Unzählige Leute sprechen uns an, aber niemand fragt uns nach den Mohammed-Karikaturen. Die meisten wollen uns Pashmina-Schals oder Antiquitäten verkaufen, nicht wenige sagen auch im Vorbeigehen einfach nur "Welcome" und schenken uns ein Lächeln. Es ist völlig unvorstellbar, dass zur selben Zeit gerade mal drei Autostunden entfernt die dänische Botschaft in Flammen stehen könnte.

                Umzingelt

                Dass das dennoch der Fall war, erfahren wir am späten Abend, als wir nur mal schnell E-Mails checken wollen. Die Inbox quillt über: Familie und Freunde wollen wissen, ob wir eh noch leben. Wir wechseln auf News-Seiten. Was dort zu sehen und zu lesen ist, erscheint wie Nachrichten von einem fremden Planeten. Ein brennendes Gebäude, ein wütender Mob, aufgeregte Spitzendiplomaten. Unwillkürlich sehen wir uns misstrauisch im Internet-Café um. Wir sind umzingelt von Arabern. Schaut uns der vom Nebencomputer schief an? Zumindest wirft er immer wieder einen Blick auf unseren Bildschirm. Dort steht übrigens: Dänemark empfiehlt seinen Staatsbürgern, das Land zu verlassen oder sich nicht aus dem Zimmer zu wagen. Eine beachtliche Spannbreite.

                Wir wollen nicht unbedingt zu jenen gehören, die zuerst eine offizielle Reisewarnung missachten und sich dann von einem Krisenstab freikaufen lassen müssen, also machen wir uns schlau. Auf der Homepage des dänischen Außenministeriums liest sich alles schon viel entspannter als in den Medien: Dänische Staatsangehörige, die eine nicht unbedingt nötige Reise in den Nahen Osten planen, sollten diese wenn möglich verschieben. Wer schon in der Region ist, soll sich per E-Mail beim Ministerium melden, damit man dort einen Überblick hat. Deutschland und Österreich geben gar keine Reisewarnung. Wir bleiben also. Vorerst.

                Keine Angst

                "Sie müssen keine Angst haben", sagt der Mann vom Nebencomputer. "Wir haben keine Angst", sagen wir. "Nein, wirklich, Sie müssen keine Angst haben." – "Haben wir nicht." – "Müssen sie auch nicht." Okay, das wäre also geklärt.

                Der Mann heißt Waddah und lädt uns auf ein Glas Wein ein. Wir gehen in ein sehr schickes Lokal mit einer coolen Kellerbar. Waddah bestellt eine Flasche syrischen Rotwein. "Ich bin Moslem, und ich bin stolz darauf", sagt er und nimmt einen großen Schluck. "Was da heute in Damaskus geschehen ist, hat nichts mit dem Islam zu tun. Diese Zeichnungen waren falsch, aber der Koran lehrt uns etwas sehr wichtiges: Vergebung." Irgendwie zweifle ich daran, dass hier ein Vertreter der Strenggläubigen spricht. "Und womit hat das dann zu tun?" frage ich. "Mit Politik", sagt Waddah. Als ich nachfrage, winkt er ab. "Das ist eine Sache der Präsidenten und Minister. Die brauchen solche Vorfälle. Mit uns hat das nichts zu tun. Lass uns lieber betrunken werden", sagt er. Zwei Flaschen später erscheinen mir alle Probleme zwischen dem Westen und dem Orient ausgeräumt. Bis zum nächsten Tag.

                Sonntag, in Hama, einer Kleinstadt nördlich von Damaskus. Beim Einchecken müssen wir wie in jedem syrischen Hotel unsere Pässe herzeigen. Als der Mann hinter dem Schreibtisch das dänische Wappen sieht, sagt er: "Sie müssen keine Angst haben." – "Habe ich nicht", sagt Anne Sophie. – "Es sind nicht alle Muslime so. Niemand wird ihnen hier etwas tun", sagt er. – "Ah, okay", sagt sie. Irgendwie erinnert mich der Dialog an den Februar 2000. Damals habe ich einem türkischen Taxler in Wien um vier Uhr Morgens hoch und heilig versichert, dass nicht alle Österreicher so sind und er keine Angst haben muss. Ich weiß nicht mehr, was er geantwortet hat, aber vermutlich sowas wie "Ah, okay!"

                Der Mann hinter dem Schreibtisch sagt: "Wissen Sie, diese Demonstranten, das waren keine normalen syrischen Leute. Denen geht es nicht um den Propheten." – "Sondern?" frage ich. – "Politik", sagt der Mann und macht eine wegwerfende Handbewegung. "So eine Demonstration passiert hier nicht ohne Erlaubnis der Regierung. Die Polizei, sie verstehen... Das waren Regierungsleute. Die Regierung wollte dem Volk zeigen, dass sie sich um die Religion sorgt. Die Leute mögen das. Was dann passiert ist, war sicher nicht geplant. Da haben ein paar übertrieben. Das ist, wie wenn man einen Mann beauftragt, einen Schuldner zu verprügeln und er erschießt ihn sofort." Was für ein ungewöhnlicher Vergleich...

                Denmark: Cars will roll over

                Als wir essen gehen, sehen wir auf der zentralen Kreuzung der Stadt einen jungen Mann am Boden hocken.




                Er hat ein großes rotes Rechteck auf den Asphalt gemalt und pinselt gerade weiße Streifen darauf. Kein Zweifel, das soll eine dänische Fahne werden. Zwei Polizisten sind so nett, darauf zu achten, dass keine Autos über die frische Farbe fahren. Ich laufe auf die Kreuzung hinaus, um mit dem Mann zu sprechen. Er reagiert freundlich, freut sich, als ich Fotos mache und ist eigentlich ein recht sympathischer Kerl. "Denmark", sagt er und deutet stolz auf sein Werk. "Cars will roll over."

                Im Fernsehen gesehen

                Die Sache hat einen Haken. Ich weiß nicht, ob ich es ihm sagen soll, aber dann kann ich es mir nicht verkneifen: "Die Fahne ist falsch." Auf den Boden ist ein rotes Rechteck mit einem weißen T gemalt. Eine Linie ist zu kurz. "Da gehört ein Kreuz hin", sage ich. Er schüttelt den Kopf. Ich nicke. Er schüttelt wieder den Kopf. "Nein, nein, ich habe das im Fernsehen gesehen. Die dänische Fahne ist rot mit einem weißen T." Na dann. Wenn er es im Fernsehen gesehen hat, muss es ja wahr sein. Apropos: Wenig später liegen wir satt und zufrieden in unserem Hotelzimmer und schauen BBC World. Dort sagen sie, dass an diesem eigentlich ganz netten Tag das dänische Konsulat in Beirut abgebrannt ist. Muss wohl auch wahr sein.

                Montag. Wir besuchen das Krak de Chevaliers, eine stolze Kreuzfahrerburg, um die sich Christen und Moslems vor 800 Jahren die Schädel eingeschlagen haben. Heute ist alles viel entspannter: Die Syrer drücken beim Eintrittspreis ein Auge zu, weil Anne Sophie nur einen österreichischen Studentenausweis hat und nicht den nötigen internationalen. Sie verstauen unsere Rucksäcke während unserer Besichtigung und wollen danach nicht einmal ein wenig Bakschisch annehmen. Im Burgrestaurant trinken wir Tee, hängen einige Zeit herum, plaudern mit zwei einheimischen Jugendlichen. Wie heißt ihr, woher kommt ihr, wie lange seid ihr schon in Syrien? Belangloses Zeug letztlich, aber nett. Urlaub eben. Dann brechen wir wieder auf, fahren zurück nach Damaskus.

                Tote

                Die Stadt ist genau so lebhaft, friedlich und freundlich wie vor ein paar Tagen. Wir holen uns Felafel vom großen Bazar und gehen dann ins Teehaus. Kaum jemand nimmt Notiz von uns, niemand redet uns auf Karrikaturen an. Dann gehen wir ins Internet-Café. Fünf Tote bei Ausschreitungen (alles Moslems), Demonstrationen im Iran, ein Angriff auf die österreichische Botschaft. Die Inbox geht wieder über. Offensichtlich glauben in Österreich alle, dass wir hier mitten in einer Kriegszone herumstolpern und mindestens zweimal täglich von einem blutdürstigen Mob gejagt werden. Ein Freund fragt, ob er meine CD-Sammlung erben kann. In welchem Film sind wir hier bitte?

                Problem

                Das ist ein bekanntes Problem der Krisenberichterstattung: Die Medien zeigen das Außergewöhnliche, nicht das Alltägliche. Am Montag haben 68 Millionen Iraner einen ganz normalen, durchschnittlich langweiligen Tag gehabt. 200 andere Iraner haben versucht, sich der österreichischen Botschaft zu nähern und wurden von der Polizei daran gehindert. Ein kleiner, außergewöhnlicher Ausschnitt der Wirklichkeit wird in Zeitungen, Fernsehen, Radio und Internet so lange wiederholt, bis das Außergewöhnliche als das Normale erscheint. Journalisten tun das nicht aus irgendeinem niederen Beweggrund oder um mutwillig die Realität verzerrt darzustellen. Sie tun es, weil ihre Leser und Zuseher über das Außergewöhnliche informiert werden wollen und nicht über das Normale. Wer hätte am Montag eine Geschichte darüber lesen wollen, dass 68 Millionen Iraner einen durchschnittlichen Tag hatten? Wer hätte in der Vorwoche diese Geschichte über eine letztlich ereignislose Syrien-Reise bis hierher lesen? Und wer hätte sie überhaupt geschrieben?

                Hundstage

                Eine alte Journalistenregel sagt: "Hund beißt Mann" ist keine Schlagzeile. "Mann beißt Hund", das kaufen die Leute. Wir alle funktionieren so und das ist auch ganz okay. Problematisch wird es nur, wenn wir nach solchen Geschichten zu glauben beginnen, Männer würden grundsätzlich Hunde beissen. Das wäre geradezu idiotisch. Genauso idiotisch wie die Vorstellung, Moslems würden grundsätzlich Bomben bauen und Botschaften brandschatzen ...

                Arschkälte

                Worüber die Menschen in Syrien während der letzten Woche am meisten geflucht haben, waren nicht die dümmlichen Mohammed-Karrikaturen, sondern das Wetter. Die russische Kälte, die vor zwei Wochen Europa plagte, scheint in den Nahen Osten gewandert zu sein. Hier ist es arschkalt. Letztens waren am Morgen die Windschutzscheiben der Autos zugefroren und es scheint in ganz Syrien keinen Eiskratzer zu geben. Das sind hier die Probleme. Alles andere ist Politik.

                PS: Es gibt immer noch keine Reisewarnungen für Deutsche und Österreicher. Das dänische Außenministerium hat nach drei Tagen immer noch nicht auf Anne Sophies E-Mail reagiert. Die Notfall-Telefonnummer in Damaskus steht gar nicht mehr auf der Homepage, man soll sich jetzt direkt an Kopenhagen wenden. Die scheinen sich auch keine großen Sorgen zu machen.

                PPS: In letzter Zeit wird viel darüber geschrieben, dass ein neuer Dialog zwischen dem Westen und der islamischen Welt nötig ist. Aber wer soll den führen, wenn westliche Reisende nicht mehr in den Nahen Osten kommen? Durchschnittsaraber haben praktisch keine Chance auf ein EU-Visum. Außer, erzählte Waddah, man kennt die richtigen Leute und hat 3500 Dollar übrig. Aber da war er schon betrunken.

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                  Zitat von matrix089
                  Was mich aber bisher wundert ist, dass es in Deutschland wenig von Rechtsradikalen zu dem Thema zu hören war. Die müssten doch sich die Hände reiben, bei den Steilvorlagen, die ihnen die Moslems liefern?
                  Die Frage ist aber, welche Steilvorlage die Nazis nützen würden. Den Antisemitismus der Islamisten als Argument für ihren eigenen Antisemitismus zu nehmen, wäre ja ein totales Eigentor, was ihnen wohl mehr schadet als nützt. Gefährliche wäre, wenn sie die momentane Panik und das Geschrei nach Gegenreaktionen auf diese Proteste der Islamisten für die Verbreitung ihres rassistischen und sozialdarwinistischen Weltbild nutzen würden. In Europa sind angesichts des weitverbreiteten Phänomens, dass sogar selbst ernannte (oder ehemalige?) Liberale krasse Einschränkungen der Grundrechte für Moslems fordern (bzw. Vorgehen gegen "muslimische" Staaten), Moslems das wahrscheinlichste Opfer rassistischer Aussschreitungen. In Australien kam es ja erst vor kurzem zu solchen rassistischen Ausschreitungen gegen Einwanderer aus "moslemischen" Staaten. Seit Anfang der 90er dienen Moslems als Ersatz für den Ostblock als Feindbild Nr. 1 und seit dem 11.9. hat das Ausmass der Hetze gegen Moslems stark zugenommen. Wobei meist die Aktionen der islamistischen Terrorgruppen auf alle Moslems verallgemeinert werden - wie eben in den besagten Karikaturen.
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                    Hallo,

                    Hurra, die Waldfee.
                    Endlich mal wieder ein Karikaturwettbewerb. Dann zeichnet mal schön Ihr Söhne der Wüste, mit spitzem Zeichenstift gegen die Geisel des Zionismus......ich schmeiß mich weg!

                    Mal im Ernst, das ist schon eine interessante Idee. Wie werden die Medien wohl reagieren? Jetzt können wir beweisen was uns unsere Pressefreiheit wert ist, oder ob wir und selbst belügen.

                    Was wir zu erwarten haben können wir uns denken:
                    Auschwitz – Ramalah Vergleiche, Verleugnung und Verharmlosung des Holocaust, Anti-Israel hetze. Die übliche primitive antisemitisch-faschistische Propaganda die wir von Iran oder Syrien gewohnt sind.

                    Die Lösung:

                    IGNORIEREN !!!


                    Gruß Night...
                    "Unzählige Menschen haben Völker und Städte beherrscht, ganz wenige nur, sich selbst."(Lucius Annaeus Seneca)
                    "Ich bin mit meinem bisschen Mensch sein derartig ausgelastet - zum Deutsch sein komm' ich ganz selten." (V. Pispers)

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                      @ cmE

                      Ein sehr informativer und interessanter Bericht. Danke!

                      Hier zeigt sich wirklich ein gravierendes Problem mit den Medien und den Leuten die den Medien diese Art von Berichtserstattung quasi abverlangen.

                      Es ist schon eine Ironie. Ein sog. "Skandal" hat etwas mit Medien zu tun und zeigt erst jetzt, wo das eigentliche Problem der Medien und den Konsumenten liegt.

                      So lange ein großer Teil der Leute lieber lesen will, dass ein Mann den Hund biss und nicht der Hund den Mann, so lange wird es auch diese verzerrte Wahrnehmung dieser Situation geben.
                      Die Medien sind da nicht alleine schuld dran. Sie liefern das, was wir sehen wollen und das scheint das eigentliche Problem zu sein.
                      "Education is the most powerful weapon which you can use to change the world."Nelson Mandela
                      DEUTSCHE AIDS-HILFE-DRK
                      ÄRZTE OHNE GRENZEN-AMNESTY INTERNATIONAL DEUTSCHLAND

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                        Hmmm... dass man den Medien nicht blind alles abnehmen kann was sie zeigen, sage ich ja schon seit langem, immer ein wenig denken und versuchen vorsichtig Zusammenhänge zu konstruieren. Nur Blueflash scheint das vollkommen anders zu sehen...

                        Ansonsten, wird doch durch die jüngsten Aktionen immer deutlicher, dass diese Proteste ganz gezielt organisiert werden jetzt gibts sogar schon nen Karikaturbattle, man sollte nun wirklich mit diesen Pauschalisierungen gegen den Islam aufhören. Und wenn ich anfangs noch ziemlich Sorge über die Gesamtsituation hatte, muss ich sagen finde ich das jetzt nur noch zum lachen, wenn die da die ganze Fahnen verbrennen und rumgröhlen usw... meinetwegen können die Extremisten das solange machen bis sie keine Fahnen oder Stoff mehr haben...
                        the truth is never that simple...

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                          Ich muss selbstkritisch anmerken, dass ich mir nicht die Mühe gamacht habe, z.B. nach differenzierten Quellen zu suchen. Gerade das Internet macht es einem ja möglich, z.B. Blogs und Beiträge aus anderen Perspektiven zu sehen.

                          Einmal mehr wird mir klar, wie wenig ich und viele andere sich darum bemühen, eine weitere Perspektive zu bekommen.

                          Ich könnte mir vorstellen, dass einige Dinge, nicht nur dieser aktuelle Vorfall, in einem ganz anderen Licht gesehen würden, wenn mehr Meinungen und Blicke uns die Möglichkeit geben, ein mehr objektiven Gesamteindruck zu bekommen.
                          "Education is the most powerful weapon which you can use to change the world."Nelson Mandela
                          DEUTSCHE AIDS-HILFE-DRK
                          ÄRZTE OHNE GRENZEN-AMNESTY INTERNATIONAL DEUTSCHLAND

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                            Also der Standard-Artikel ist auch etwas überdreht! Wer dachte denn dass ein Bürgerkrieg im nahen Osten ausgebrochen ist? Oder dass jetzt Araber durch die Strassen ihrer Städte ziehen und Europäer verfolgen und lynchen? Kein halbwegs gebildeter Mensch! Ansonsten hätten die europäischen Politiker wohl anders reagieren müssen.

                            Warum jetzt aber wieder alles heruntergespielt wird als wenn 2 dumme Jungen ein paar Dänen einen Streich gespielt hätten, entzieht sich meiner Wahrnehmung.

                            Klar waren die Brennpunkte nur vor den Botschaften zu finden, da dort die westlichen Medien präsent waren! Das hatte, international gesehen, den grössten Wirkungsgrad. Aber deshalb ist das auch nicht normal! Oder haben wir da etwas missverstanden und Araber bedanken sich normalerweise so für "gelungene" Karikaturen.

                            Und um (leider) wieder auf die Nazis zurückzukommen. Auch nicht jeder Deutsche war ein Nazi und trotzdem gab es den Holocaust. Ich sehe zwischen expliziter Gewalt und "nicht jeder Araber will Europäer töten" einfach keinen Zusammenhang.
                            <<I brought back a little surprise for the Dominion.>> (Benjamin Sisko)

                            Die Erde ist das einzige Irrenhaus, das von seinen Insassen verwaltet wird.
                            (René Wehle)

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                              @CME: Das Medien teilweise aufbauschen stimmt schon. Aber sie verallgemeinern das nicht sondern das tun die Menschen. Und eigentlich kann man sich denken das mit "Extremisten" nur die gemeint sind die auch im Bilde zu sehen sind.

                              Was aber Fakt ist, ist das die Extremisten eben Moslems sind. Damit will ich nicht sagen das CHristen besser sind sondern das in den ganzen letzten Jahren ausschließlich moslemische Terroristen Anschläge verübt haben. Und irgendwann setzt sich das Bild in den Köpfen der Leute fest und sie differenzieren nicht mehr.

                              Dann noch die Randale in Frankreich und jetzt die Reaktionen einiger Regime und Extremisten auf die Karikaturen wird dieses verfälschte Bild nicht besser. Auch nicht durch Drohungen vom iranischen Präsidenten.

                              Die Medien haben nur über Dinge Bericht erstattet die auch wirklich zutrafen.

                              Also ich unterscheide natürlich dazwischen aber versuche auch nachzuvollziehen warum das Mißtrauen in - und auch Wut auf Moslems wachsen.

                              Und da komme ich zu dem Schluß das die Medien nur eine geringe Teilschuld haben.

                              Die größte Schuld liegt nach wie vor in der westlichen Politik und nicht ausreichender Aufklärung der Muslime in den arabischen Ländern. Wären sie nämlich aufgeklärt dann würden sie nicht fanatisch irgendwelchen Hasspredigern und Terroristenchefs jeden Wunsch erfüllen. Dann würden sie wie viele andere Moslems friedlich ihren Alltag nachgehen.


                              PS: Und es kommt auch noch drauf an welches Schmierblatt da berichtet!

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                                Zitat von Peter R.
                                Und um (leider) wieder auf die Nazis zurückzukommen. Auch nicht jeder Deutsche war ein Nazi und trotzdem gab es den Holocaust. Ich sehe zwischen expliziter Gewalt und "nicht jeder Araber will Europäer töten" einfach keinen Zusammenhang.
                                Aber wie kommst du auf die Idee, dass ein Völkermord mit industriellen Methoden an den Europäern droht!? Für mich ist die Aussage entweder ein vollkommen unpassender Vergleich oder nahe an einer Leugnung des Holocaust. Ich will dir nichts unterstellen, ich wundere mich nur über diesen Vergleich.

                                Zitat von Skymarshall
                                . Damit will ich nicht sagen das CHristen besser sind sondern das in den ganzen letzten Jahren ausschließlich moslemische Terroristen Anschläge verübt haben.
                                Nur Moslems haben Anschläge verübt? Bist du dir da sicher? Kein ETA-Anschlag? Eine CIA-Anschläge auf pakistanische Dörfer?
                                Resistance is fertile
                                Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                                The only general I like is called strike

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