Der EURO in der Krise

[Chloe]

Ich verstehe einfach nicht, warum man wieder und wieder eine Politik durchwinkt, von der man überzeugt ist, dass sie nicht richtig ist. Es wird ein bisschen herumgekrittelt, aber am Ende wird doch zugestimmt. Es ist völlig offensichtllich, wohin die Retterei in den Südländern führt, die Prognosen haben sich immer wieder als falsch erwiesen, und jetzt haben sie es schwarz auf weiß, dass die wissenschaftlichen Grundlagen fehlerhaft sind. Warum man trotzdem zustimmt, ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Da du die Leute besser kennst, was ist der Grund dafür? Alles, was ich höre ist Solidaritätsgefasel "man muss den Griechen, den Portugiesen etc helfen". Dummerweise hilft man ihnen nicht, was inzwischen wirklich nur noch mit absoluter Realitätsverleugnung zu übersehen ist.

[Gast]

Ich verstehe einfach nicht, warum man wieder und wieder eine Politik durchwinkt, von der man überzeugt ist, dass sie nicht richtig ist. Es wird ein bisschen herumgekrittelt, aber am Ende wird doch zugestimmt. Es ist völlig offensichtllich, wohin die Retterei in den Südländern führt, die Prognosen haben sich immer wieder als falsch erwiesen, und jetzt haben sie es schwarz auf weiß, dass die wissenschaftlichen Grundlagen fehlerhaft sind. Warum man trotzdem zustimmt, ist für mich einfach nicht nachvollziehbar. Da du die Leute besser kennst, was ist der Grund dafür?

Wenn ich das wüsste, würde ich nicht schreiben, dass es für mich noch nicht sicher ist, dass ich sie wähle.

Ich sehe das eben so: Die Bundestagsfraktion mag zwar jetzt die ganze Scheiße durchwinken (warum auch immer, ich kapier's auch nicht), würde aber, wenn sie mal selber an der Regierung ist, immerhin halbwegs sinnvolle Politik machen. Ich sehe natürlich die mangelnde Glaubwürdigkeit daran, aber trotzdem... vielleicht liegt es daran, dass ich bzgl. Euro inzwischen eh weitgehend indifferent bin.

[Mondkalb]

Was die Grünen und die SPD da machen, entzieht sich rationalen Erklärungsversuchen.

Wie kann eine Opposition so bekloppt sein, freiwillig und ohne Zwang fortwährend der Regierung Mehrheiten zu verschaffen, die diese manchmal alleine selbst nicht zusammen bekommen würde?
Wozu haben wir überhaupt noch verschiedene Parteien?

[Leandertaler]

Die Frage dürfte halt auch sein, was man im Falle einer Ablehnung erwartet. Wäre den Zyprioten mit dem, was dann käme (die Pleite des Staates und der Banken?) mehr geholfen?

[Chloe]

Was die Grünen und die SPD da machen, entzieht sich rationalen Erklärungsversuchen.

Wie kann eine Opposition so bekloppt sein, freiwillig und ohne Zwang fortwährend der Regierung Mehrheiten zu verschaffen, die diese manchmal alleine selbst nicht zusammen bekommen würde?
Wozu haben wir überhaupt noch verschiedene Parteien?

Ich würde es ja noch verstehen, wenn man die Maßnahmen richtig findet. Aber nicht, wenn man die Maßnahmen falsch findet.

Die Frage dürfte halt auch sein, was man im Falle einer Ablehnung erwartet. Wäre den Zyprioten mit dem, was dann käme (die Pleite des Staates und der Banken?) mehr geholfen?

Das ist wieder die sog. "Alternativlosigkeit". Wer sagt denn, dass man das Paket nicht anders hätte verhandeln können? Und was die Pleite angeht: Die Zyprioten hatten zu tun, die ersten 7 Milliarden "Selbstbeteiligung" zusammenzukratzen. Schon ob dieses Konstrukt haltbar ist, ist mehr als zweifelhaft. Jetzt brauchen sie nochmal 6 Milliarden mehr, und kein Mensch, wirklich kein Mensch weiß, woher dieses Geld kommen soll. Das ist ein Drittel der Wirtschaftsleistung des Landes, die mit einem Schlag aufgebracht werden muss. Kredite dürfen es nicht sein, weil sonst die Schuldengrenze überschritten wird und dann der IMF seine Mittel zurückziehen muss. Man ruiniert den einzig funktionierenden Wirtschaftssektor des Landes und erwartet, dass das Land 6 Milliarden zusätzlich aufbringt. Wie soll das alles funktionieren? Das ist vollkommener, kompletter, hanebüchener Unsinn. Man winkt hier ein Paket durch, das überhaupt nicht funktionieren kann.

[Leandertaler]

Das ist wieder die sog. "Alternativlosigkeit". Wer sagt denn, dass man das Paket nicht anders hätte verhandeln können?

Sicher hätte man das grundsätzlich machen können, aber hätten die CDU, die anderen europäischen Staaten und der IWF das auch gemacht?

[Chloe]

Ja, das ist doch, Entschuldigung, deren Problem, und nicht das von Grünen und SPD. Merkel ist es, die die Mehrheiten braucht, nicht SPD und Grüne.

Wenn das Land pleite ist, dann ist es pleite und kann nicht 13 Milliarden, fast zwei Drittel des Jahresvolkseinkommens, an "Selbstbeteiligung" aufbringen. Eigentlich sollte das doch jedem einsichtig sein. Das hat nichts mit Mitleid oder Solidarität oder Gutmenschentum zu tun, es ist einfach objektiv nicht möglich. Also muss das Geld anderswo herkommen und wenn man das nicht will oder nicht kann, dann muss eben abgewickelt werden. Mit Zypern hätte man wirklich das Modell Island fahren können. mE wäre das die bessere Lösung gewesen. Eigentlich hätte man es fahren müssen, laut ESM-Vertrag, weil Zypern nun wirklich ökonomisch nicht systemrelevant ist. Was Asmussen da zusammendichtete, war eine politische und keine ökonomische Systemrelevanz.

[Gast]

Ich würde es ja noch verstehen, wenn man die Maßnahmen richtig findet. Aber nicht, wenn man die Maßnahmen falsch findet.

Aber die finden das doch richtig.

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Bundespartei - Warum nicht gleich so?

http://www.gruene-bundestag.de/presse/pressemitteilungen_ID_2000147/2013/maerz/zypern-rettung-vertrauen-wiederherstellen_ID_4387919.html

[Chloe]

Also wenn man ein Paket richtig findet, bei dem mehr als ein Viertel der benötigten Summe nicht finanziert ist und von einem pleitegegangenen Land selber irgendwie aus dem Hut gezogen werden soll, dann zweifle ich doch sehr am Sachverstand.

- - - Aktualisiert - - -

Wie nicht anders zu erwarten, wurde das Zypernpaket - einige Abweichler ausgenommen - von allen Fraktionen außer der Linken abgenickt.

Euro-Krise - Das Zypern-Rettungspaket ist unrechtmäßig - Politik - Süddeutsche.de

Kaum ist der ESM-Vertrag in Kraft, wird er schon gebrochen. Irgendwelche Überlegungen über Rechtsbrüche interessieren ebensowenig wie die Frage, ob die Berechnungsgrundlagen stimmen oder dieses Paket überhaupt sinnvoll ist.

[Chloe]

Ich bin gespannt, ob sich nach dem Rogoff-Reinhart-GAU die EU auf dem G20-Gipfel tatsächlich nicht entblödet, die Festschreibung 90-Prozentgrenze zu fordern, wie geplant. Immerhin gibt es Anzeichen, dass sich Rehn ein paar Milimeter bewegt:

EU-Kommission will trotz Rechenfehler weiter sparen - Wirtschaft - Süddeutsche.de


Das Handelsblatt hat nun wider Erwarten auch noch einen vernünftigen Artikel über eine Rückabwicklung der Währungsunion zustande gebracht.

Gemeinschaftswährung: So gefährlich ist der Euro-Austritt wirklich - Handelsblatt.de

Ziemlich sachliche Darstellungen der möglichen Risiken und Nebenwirkungen, sowie Luckes Vorstellungen, wie sie einzudämmen sind. In der Tat sehe ich auch in den Spekulanten ein größeres Problem, was die AfD bisher weniger thematisiert.

[Chloe]

"Brüllorgie" zwischen Schäubles Delegation und den Amerikanern auf dem G20-Gipfel:

Wie Finanzminister Schäuble mit den USA über Schulden streitet - SPIEGEL ONLINE

Die Welt verliert die Geduld mit Europa - DIE WELT

Ich kann es der Welt nicht wirklich verübeln.

Noch ein paar Gedanken von Lucke, wie er sich eine Rückabwicklung vorstellt (ich stelle fest, es wird immer konkreter):

Nachgehakt bei: Bernd Lucke: Ein großer Knall mit riesigen Verlusten 20.04.2013 | Nachricht | finanzen.net

In einer Umfrage für den Focus ist die Partei jetzt bei 4 Prozent. Im Grunde hat die Partei ihr Ziel schon erreicht. Das Denkverbot ist durchbrochen, führende Medien machen sich ernsthafte Gedanken über die Möglichkeiten einer Rückabwicklung, was die letzten drei Jahre undenkbar war. Ich bin jetzt gespannt, ob und was die Regierungsfraktionen sowie SPD und Grüne dem inhaltlich entgegenzusetzen haben. Mit "wieder so ein Professor" wird dem auf die Dauer nicht zu begegnen sein.

Wir brauchen einen Plan B, weil eine Fortführung des derzeitigen Kurses mE ethisch nicht mehr, schon lange nicht mehr vertretbar ist. In Griechenland und Portugal grassieren inzwischen wegen der durch Geldmangel verursachten hygienischen Zustände Malaria, West-Nil- und Dengue-Fieber - Zustände wie in Entwicklungsländern, aber nicht wegen Dürren, Naturkatastrophen, religiös motivierten Terrorgruppen oder korrupten Diktatoren, sondern völlig hausgemacht von demokratisch gewählten Regierungen wegen einer desaströsen 'Finanz- und Währungspolitik, die buchstäblich über Leichen geht. Mir ist schleierhaft, wie die Verantwortlichen noch ruhig schlafen können.

Wie DMN schreiben, hat die Desintegration ohnehin bereits begonnen (der Artikel enthält auch einige Anmerkungen zur EZB-Vermögensstudie):

Nach Zypern: Es gibt faktisch zwei Euros in Europa | DEUTSCHE MITTELSTANDS NACHRICHTEN

Ich halte diese Analyse für zutreffend. Hinzuzufügen ist, das ist nicht erst seit Zypern der Fall. Wenn man sich bei Eurostat die Kaufkraftparitäten ansieht, dann ist - bezogen auf einen Normwert von 1 für die Gesamt-Eurozone die KKP in Luxemburg 1,22, in Portugal dagegen 0,80 und in Estland und der Slowakei ca. 0,70. Diese Abweichungen übersteigen bei Weitem die Wechselkursunterschiede zur Schweiz, den USA und Großbritannien! Natürlich wird es innerhalb einer Währungszone immer auch Kaufkraftunterschiede geben, aber bei derartig eklatanten Abweichungen - eine Relation von 1,76 zwei Extremländern!! - kann von einem einheitlichen Währungsraum eigentlich kaum noch die Rede sein.

[lordhasen]

Eine Abschaffung des Euros würde zu einer Katerstrofe führen man kann nicht das Pferd wärend der fahrt weachseln .
Der Euro ist Alternativlos.
2+2 sind nunmal 4 .
man sollte bloß in eine Nacht und nebelaktion vielleicht 1 % aller vermögen in Europa unter kontrolle zu bringen um damit ein Gewaltiges konjuckturpaket zu machen .

Ich habe aber auch einen Kompromiss vorschlag .
Wir führen die Nationalen währungen ein aber der euro bleibt .
Was haltet ihr von der idee

[Liopleurodon]

Wie stark soll die AfD eigentlich werden, damit sie irgendwas bewirkt?
In der momentanen politischen und wirtschaftlichen Lage wird keine der etablierten Parteien mit ihr koalieren.!

Außerdem genügt ja auch ein (1!) ehemaliges (!) NPD-Mitlglied in den Reihen der neuen Partei, um diese als "rechtsextrem" oder "rechtspopulistisch" zu verunglimpfen. Mit den Piraten wurde das ja genauso gemacht.

[Chloe]

Die Piraten sind gescheitert, weil sie sich in prozederalen Experimenten verheddert haben (was übrigens für jeden, der ein Minimum Erfahrung mit politischer Arbeit hat, vorherzusehen war) und weil diverse Funktionäre sich und die Partei vorsätzlich oder mindestens grob fahrlässig in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht haben. Zuviele Fälle eklatant unprofessionellen Verhaltens innerhalb kurzer Zeit. Nicht weil ein paar Rechtsaußen, die man aus der Partei geschmissen hat, entdeckt worden sind.

- - - Aktualisiert - - -

Neue kreative Ideen, um das 6 Milliardenloch in Zypern zu stopfen:

Zypern: Auch Versicherer und Hilfsorganisationen sollen Abgabe zahlen - dradio.de

Zypern will nun doch heimische Versicherer und Hilfsorganisationen sowie Bildungseinrichtungen für das Sparprogramm heranziehen.

Hilfsorganisationen und Bildungseinrichtungen. Wahrscheinlich sind als nächstes die Krankenhäuser dran. Am besten enteignet man gleich das ganze Land.

Hilfsorganisationen zahlen für marode Banken, statt dessen wird ausländischen Großbanken der Rücken freigehalten. Das ist doch krank. Erhöht sicher auch die Spendenbereitschaft für gemeinnützige Zwecke enorm.


@lordhasen. Wenn du irgendwann mal lesen würdest, was hier die ganze Zeit geschrieben wird, dann wüsstest du, dass in der ganzen AfD-Diskussion andauernd von Parallelwährungen die Rede ist.

[Gast]

Eine Abschaffung des Euros würde zu einer Katerstrofe führen man kann nicht das Pferd wärend der fahrt weachseln .
Der Euro ist Alternativlos.
2+2 sind nunmal 4 .
man sollte bloß in eine Nacht und nebelaktion vielleicht 1 % aller vermögen in Europa unter kontrolle zu bringen um damit ein Gewaltiges konjuckturpaket zu machen .

Ich habe aber auch einen Kompromiss vorschlag .
Wir führen die Nationalen währungen ein aber der euro bleibt .
Was haltet ihr von der idee

Da, lies das und gib Ruhe:

Erklärungsansätze, Lösungsvorschläge und Argumentationshilfen:

SF-Junky: Ursachen und Lösungsmöglichkeiten der Eurokrise - eine keynesianische Analyse

Chloe: "Eurokrise: Die Ursachen"

Chloe: "Eurokrise: Was getan werden müsste"

Der europäische Traum und ein schlimmes Erwachen | Flassbeck Economics

Der Fall Zypern oder die Folgen der kollektiven Ignoranz | Flassbeck Economics

Marcel Fratzscher - Euro-Krise: Es liegt nicht am Euro

Dein trotzig-realitätsverleugnerisches Getue ist echt lästig.

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http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_PUBLIC/2-22042013-AP/DE/2-22042013-AP-DE.PDF

In Griechenland, Spanien und Portugal ist das Defizit 2012 ggü. 2011 sogar gewachsen. Wird sind auf einem guten Weg!