Der EURO in der Krise

[Gast]

Wird es einfacher, nächstes Jahr das vierfache, oder in zwei Jahren das sechsfache des Bundeshaushaltes abzuschreiben? Ich glaube nicht.

Ausweichende Antwort.

Gerade bei Italien ist noch nichts zu spät. Das Land hat die industrielle Basis um im Euro zu bestehen und auch Schuldenquoten von 120 bis 140 Prozent des BIP zu bedienen und abzubauen. Aber diese Basis muss man halt auch nutzen und nicht durch rein dogmatisch motivierte Totsparpolitik vernichten. Der haarigste Fall wird Spanien.

[Chloe]

@Pyromancer: Nein, es wäre sicher nicht einfacher. Ich teile aber nicht deine Meinung, dass ein Komplettzusammenbruch der Eurozone nicht vermeidbar ist.

Der Punkt ist einfach, dass die Bürgschaften, die gegeben wurden, bezahlt werden müssen, und die ausgefallenen Forderungen als Verluste gebucht werden müssen. Das bedeutet angesichts des Volumens Staatsbankrott, schlicht und ergreifend. Woher sollen denn Beträge kommen, die um ein Vielfaches höher als der Bundeshaushalt sind? Ja, natürlich kann die Bundesbank anfangen, das Geld einfach zu drucken, wie von irgendwelchen Phantasten dann regelmäßig vorgeschlagen wird. Als ob das die Gläubiger akzeptieren würden.

Wir sitzen einfach bis Oberkante Unterlippe in der Sch..., dank der geballten Inkompetenz von Zentralbankern und Bundesregierungen der letzten zwei Jahrzehnte - und zwar jeder politischen Coleur. Ohne massive Verluste kommen wir aus diesem Debakel nicht mehr heraus. Aber jetzt zu sagen, wir lassen die ganze Eurozone auseinanderbrechen, anstatt zu versuchen, zu retten, was noch zu retten ist, das sehe ich als Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Ganz abgesehen davon, dass eine vorsätzliche Zerschlagung der Währungsunion politisch sowieso nicht durchsetzbar ist.

[Pyromancer]

Ja klar muss man da noch differenzieren.
Italien und auch Spanien sind ja durchaus leistungsfähige Volkswirtschaften. Griechenland ist das halt nicht.

[Gast]

Ja klar muss man da noch differenzieren.
Italien und auch Spanien sind ja durchaus leistungsfähige Volkswirtschaften. Griechenland ist das halt nicht.

Äh gut, da herrscht aber hier nun kein großartiger Dissens.

[McWire]

Das Geld ist weg, schlicht und einfach. Die Frage, die man sich jetzt stellen muss ist doch nur, ob man weiter dem schlechten Geld gutes Geld hinterherwirft und noch ein paar Monate oder ein paar Jahre so tun kann, als bestünde noch eine Chance, dass man das Geld wieder bekommt, oder ob man gleich den Tatsachen ins Auge blickt und es abschreibt.

Das ist die gleiche Situation wie vor zwei Jahren, und wir sehen ja, was die Vogel-Strauß-Taktik uns seither gebracht hat. Wir haben nunmal nur die Wahl zwischen dem großen Kollaps jetzt, und dem größeren Kollaps später.

Es gibt noch eine dritte Taktik. Die Schulden auf mehr Schultern verteilen und wirklich mal abzahlen. Momentan ist es ja so, dass die größten Schulden pro Kopf sehr punktuell verteilt sind. Es muss in einer richtigen Währungsunion halt auch eine Transferunion geben, genau wie in der BRD.

Der Hintergrund ist halt der, dass nicht alle EU-Staaten gleichermaßen wirtschaftlich entwickelt sind. Es fehlt in Südeuropa an Wirtschaftskraft, weil insbesondere Deutschland den ganzen Produktionssektor dominiert. Unser Wachstum ist auf Kosten der Rezession in anderen Ländern, da wir keine ausgeglichene Außenhandelsbilanz gerade zu anderen EU-Ländern haben.

Aus dem Grund ist der große Zusammenbruch früher oder später eh unvermeidbar, es sei denn alle EU-Mitglieder nähern sich einander an, was aber für Deutschland eine Rezession bedeuten würde, da wir unsere Wirtschaft nach unten korrigieren müssten.

[Gast]

Jetzt geht das mit dem Referendum wieder los:

Nach gescheiterter Regierungsbildung - Europer wnschen sich Euro-Referendum in Griechenland - Politik - sueddeutsche.de

Angebliche Volksabstimmung: Verwirrspiel um Merkels Vorstoß zum Euro-Referendum | FTD.de

Glaubt ihr dass an diesen Gerüchten was dran ist? Oder alles eine Ente? Ich tendiere zu letzterem. Sowas hätte man auch im November schon haben können und es ist eh klar dass die Mehrheit der Griechen dagegen stimmen würde.

[McWire]

Äh gut, da herrscht aber hier nun kein großartiger Dissens.

Jo. Im Übrigen sehe ich nicht, dass Griechenland oder Spanien in ihrer aktuellen Verfassung ihre Schulden in dieser Generation überhaupt zurückzahlen können.
Da eine Währung statistisch eh nur 50 Jahre hält, dürften die Schulden dann eh in der nächsten Währungsreform durch Abwertung ausgeglichen werden.

[Chloe]

Glaubt ihr dass an diesen Gerüchten was dran ist? Oder alles eine Ente? Ich tendiere zu letzterem. Sowas hätte man auch im November schon haben können und es ist eh klar dass die Mehrheit der Griechen dagegen stimmen würde.

Kann schon sein, dass Merkel darauf spekuliert, dass die in Umfragen ermittelten 75 Prozent für den Verbleib im Euro stimmen und dafür auch die Sparmaßnahmen in Kauf nehmen. Allerdings dürfte sie schief gewickelt sein, wenn sie glaubt, dass das Problem damit gelöst ist. Die Proteste dürften wieder aufflammen und noch heftiger werden, wenn es mit dem Land weiter abwärts geht.

Ich habe inzwischen den ifo-Bericht gelesen und das bestärkt mich noch weiter in meiner Auffassung, dass ein Austritt das Beste wäre. Ob es dazu kommen wird, bezweifle ich allerdings, da der Verbleib in der Eurozone ja in erster Linie als Prestigeprojekt betrachtet wird.

[McWire]

Was bin ich froh vor einem Jahr mein Sparbuch aufgelöst und mir dafür Gold und andere Edelmetalle gekauft zu haben.

Hab in reinen Geldwerten nur noch maximal 500-1000 Euro auf der hohen Kante, wenn die mal weg sind, kann ich das verschmerzen.

Ich habe das Vertrauen in das liebe Geld schon 2008 verloren.

[Kid]

Was bin ich froh vor einem Jahr mein Sparbuch aufgelöst und mir dafür Gold und andere Edelmetalle gekauft zu haben.

Hab in reinen Geldwerten nur noch maximal 500-1000 Euro auf der hohen Kante, wenn die mal weg sind, kann ich das verschmerzen.

Ich habe das Vertrauen in das liebe Geld schon 2008 verloren.

Wenn die Apokalypse naht und Geld wertlos wird, dann kannste auch deine Edelmetalle vergessen. Kannst dir ja vorstellen wie der Wechselkurs Gold zu Nahrung sein wird.

Nur Nahrung, Wasser und fruchtbarer Boden werden dann von Wert sein.

Und selbst wenn du nur davon ausgehst, dass der Euro schwächer wird, dann sind Edelmetalle auch nur als Plan B gut.

[McWire]

Wenn die Apokalypse naht und Geld wertlos wird, dann kannste auch deine Edelmetalle vergessen. Kannst dir ja vorstellen wie der Wechselkurs Gold zu Nahrung sein wird.

Nur Nahrung, Wasser und fruchtbarer Boden werden dann von Wert sein.

Und selbst wenn du nur davon ausgehst, dass der Euro schwächer wird, dann sind Edelmetalle auch nur als Plan B gut.

Zum Glück besitzt meine Familie Grund und Boden sowie sogar noch etwas Land, was an eine Agrar GmbH verpachtet ist.

Aber es ist einfach toll bissl Gold zu besitzen. Hab ja für das bisschen Geld nicht viel bekommen.

Ich lebe eigentlich nur noch von Monat zu Monat und habe nur eine Haushaltsreserve für Reparaturen und außerplanmäßige Ausgaben. Langfristiges Sparen bringt eh nicht... ok, ich habe eine Riesterrente, ab da zahle ich derzeit nicht viel ein, da ich ja noch in Ausbildung bin.

Ich verlasse mich in Zukunft auf meinen Kopf und meine Arbeitskraft. Geld anzuhäufen ist sinnlos.

[Valdorian]

Nur Nahrung, Wasser und fruchtbarer Boden werden dann von Wert sein.

Waffen und Munition nicht zu vergessen

[Chloe]

Der Guardian hat ein Interview mit dem Syriza-Vorsitzenden Tsipras - das ich einfach mal für die Interessierten hier verlinke:

Greek leftist leader Alexis Tsipras: 'It's a war between people and capitalism' | World news | The Guardian

20.000 laut Polizei in Frankfurt bei der Blockupy-Demonstration.

[Leandertaler]

His aides add in passing that one of his heroes is Venezuelan leader Hugo Chávez, with whom he shares the same birthday.

Da wird man sich bei der Troika aber freuen


Die Vorschlag mit der Volksabstimmung könnte von Schäuble gewesen sein: Euro-Finanzminister drohen Griechenland mit Rauswurf aus Währungsunion - SPIEGEL ONLINE

Und die Welt ist unzufrieden mit den Reformen in Griechenland: Euroschuldner: Reformwille in Athen? Fehlanzeige! - Nachrichten Wirtschaft - WELT ONLINE

[Chloe]

Der Spiegel weiß genauso gut wie die Euro-Finanzminister, dass es keine Möglichkeit gibt, Griechenland "rauszuschmeissen" - was im letzten Satz ja auch steht. Was soll dann der blödsinnige Titel? Langsam habe ich den Eindruck, dass die gesamte deutsche Presse vollends dabei ist, auf dem Stammtisch-Niveau anzukommen.

Was den Referendumsvorschlag betriffft: Irgendwo in einem Artikel einer US-Zeitung habe ich gelesen, dass der tatsächlich von Merkel kam. Der betreffende Journalist war im Büro von Papoulias in Athen, als der Anruf von Merkel kam. Sie brachte das Thema wohl definitiv zu Sprache, hat aber nicht weiter darauf gedrängt. Ich sehe keinen Grund, diese Aussage in Zweifel zu ziehen.