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    An einer Deflation hängt aber noch mehr als die Konsumentenpreise. Niedrigere Preise heißt ja auch niedrigere Kosten. Das geht in einer Wirtschaft mit geringem Fixkapitalstock noch relativ einfach. Mit hoher Kapitalintensität wird es immer schwieriger. Kapitalgüter werden langfristig genutzt, zu einem bestimmten Preis gekauft und die Kosten und Preise der Produkte werden entsprechend kalkuliert. Die Investitionen müssen über die Nutzungsdauer wieder hereinkommen, deshalb können bei einer vorhandenen Anlage nicht so einfach mal eben die Kosten gesenkt werden. Hinzu kommt, Kredite werden zu fixen Nominalzinsen aufgenommen. Wenn die Preise sinken, werden die Realzinsen immer höher. Gleichzeitig sollen die Kosten gesenkt werden, damit man bei sinkenden Preisen konkurrenzfähig bleibt. So einfach ist das alles nicht.

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      Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
      An einer Deflation hängt aber noch mehr als die Konsumentenpreise. Niedrigere Preise heißt ja auch niedrigere Kosten. Das geht in einer Wirtschaft mit geringem Fixkapitalstock noch relativ einfach. Mit hoher Kapitalintensität wird es immer schwieriger. Kapitalgüter werden langfristig genutzt, zu einem bestimmten Preis gekauft und die Kosten und Preise der Produkte werden entsprechend kalkuliert. Die Investitionen müssen über die Nutzungsdauer wieder hereinkommen, deshalb können bei einer vorhandenen Anlage nicht so einfach mal eben die Kosten gesenkt werden. Hinzu kommt, Kredite werden zu fixen Nominalzinsen aufgenommen. Wenn die Preise sinken, werden die Realzinsen immer höher. Gleichzeitig sollen die Kosten gesenkt werden, damit man bei sinkenden Preisen konkurrenzfähig bleibt. So einfach ist das alles nicht.
      Na ja, das ist doch genau der Punkt. Bei einem höheren Realzins müsste man konservativer investieren, Spekulationen wären wenig attraktiv, es gäbe weniger Booms, und damit auch weniger Crashs.

      Natürlich ist es nicht so einfach, aber es ist eben auch komplizierter als "dann gäbe es ja Deflation, und deswegen machen wir das nicht." Inflation ist auch nicht so einfach.

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        Es geht nicht drum, dass der Realzins hoch ist, sondern dass er in einer Deflation langfristig ansteigt - und dies dem Erfordernis der Kostensenkung entgegensteht. Und das trifft langfristige Investitionen in Realkapital, nicht kurzfristige Spekulationen.

        Der Inflation redet doch hier niemand das Wort. Sondern gefragt ist Preisstabilität, und das wiederum steht deiner Idee von Wachstum mit konstanter Geldmenge entgegen.

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          Falls das nicht herausgelesen wurde: Preisstabilität bedeutet Realzins=0, und das ist tatsächlich das erklärte Ziel der Währungshüter. Und der Realzins gilt auch nicht nur für Bonds, das Konzept lautet Rendite-Risiko-Inflation=0 und ist allgemein auf Investitionen bzw. Anlagen bzw. Spekulationen anwendbar.

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            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Der Inflation redet doch hier niemand das Wort. Sondern gefragt ist Preisstabilität, und das wiederum steht deiner Idee von Wachstum mit konstanter Geldmenge entgegen.
            Nur kriegen wir die Preisstabilität mit dem staatlich kontrollierten Fiatgeld auch nicht hin. Die angeblich stabilste Währung der Welt, die D-Mark, hat in 50 Jahren drei Viertel ihres Wertes verloren - und das ist nur die offizielle Zahl!

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              Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
              Ich gebe zu bedenken, dass in der Realität die Finanzmärkte eben nicht im luftleeren Raum existieren, sondern an die reale Wirtschaft gekoppelt sind. Laut Baader rühren diese Boom-Crash-Zyklen auch aus der Diskrepanz zwischen "realem" Zins (also dem, was sich über Marktmechanismen einstellen würde) und dem Zins, der über die Zentralbanken politisch verordnet wird. Demnach ist der Crash auch nur der Korrekturmechanismus eines künstlichen Boomes, der durch die Zinspolitik erst verursacht wurde. Für mich klingt das nachvollziehbar, aber wer letztlich recht hat kann ich nicht beurteilen.



              Das witzige ist ja, dass genau das der Fall wäre, wenn man die Banken einfach nach realwirtschaftlichen Regeln und mit echtem Geld agieren lassen würde. Der aktuelle Monopoly-"Kapitalismus" lässt sich ja nur betreiben, weil eben nur mit Monopoly-Geld gespielt wird. Bedruckte Papierscheine. Zahlen im Computer. Aber vom fiat money will halt auch keiner mehr weg.
              Die Finanzmärkte haben sich mittlerweile so weit abgekoppelt, dass ihre Bewegungen mit dem Geschehen in der Realwirtschaft wirklich (fast) nichts mehr gemeinsam haben, allerdings können Crashes im Kasino der Realwirtschaft stark schaden.

              Die Banken beziehen ihre Liquidität aus der zunehmenden Ungleichverteilung der Vermögen (Reiche haben eine höhere Sparquote. Dieses Geld landet wieder im Casino) und aus ihrer Fähigkeit aus dem Nichts massig Geld zu schöpfen (durch Interbankenkredite). Diese Probleme lösen sich nur durch staatliche Maßnahmen, welche auf Grund der Finanzlobby leider nicht ergriffen werden.

              Zum Thema Geldstabilität: Solange die Inflationsrate in einem gewissen Rahmen bleibt und die Löhne mit der Inflation und der Produktivität ansteigen, ist die Geldstabilität problemlos gewährleistet. Schließlich hat die DM trotz ihrer Entwerung immer noch einen herrvoragenden Ruf und genoß das Vertrauen der Menschen, also wo ist das Problem?
              “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

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                Eine der wesentlichsten Voraussetzungen dafür, dass man von einem effizienten und stabilen Markt sprechen kann, ist doch, dass die Erwartungen stabilisierend sind und nicht destabilisierend. Sprich, dass nach einer Störung das System von selbst zum Gleichgewicht zurück tendiert. Dass auf den Finanzmärkten destabilisierende Spekulation auftritt, kann doch nach der Finanzmarktkrise nun wirklich niemand mehr ernsthaft bestreiten.

                Und allein das ist hinreichend für die Aussage, dass die Finanzmärkte nicht effizient und stabil sind, ganz unabhängig davon, was nun der Auslöser für die Spekulationen gewesen ist.

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                  Wenn ein Haus zusammenstürzt, dann kann das daran liegen, dass es instabil war. Es kann aber auch daran liegen, dass da jemand mit der Abrissbirne dagegengedonnert ist.

                  Interessant wird es halt, wenn der Fahrer der Abrissbirne steif und fest behauptet, dass Haus wäre von Anfang an instabil gewesen. Das kann natürlich wirklich so gewesen sein.

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                    Wenn du physikalische Vergleiche anstellen willst, dann ist der Ausschlag eines Pendels der geeignetere.

                    Der Auslöser einer Störung ist für die Frage, ob ein Marktsystem stabil oder instabil ist, irrelevant. Einzig ausschlaggebend ist, ob das System aus sich heraus die Schwankungen verkleinert oder vergrößert. Vergrößern sich die Schwankungen und entstehen dadurch Abwärts- oder Aufwärtsspiralen und kumulative Effekte, die nicht von allein zu einem neuen Gleichgewicht tendieren, dann ist das System instabil.

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                      Und dann frage ich halt, ob die Politiker, die, wenn das Pendel ein bisschen nach rechts ausschlägt, nach links drücken, und dann, wenn das Pendel weiter nach links ausschlägt, mit Gewalt nach rechts drücken, und dann, wenn das Pendel noch weiter als vorher nach rechts ausschlägt usw usf. wirklich nützlich sind, oder ob es nicht reichen würde, einfach zu warten, bis das Pendel von alleine zur Ruhe kommt.

                      Als Regelungstechniker kann ich dir sagen, dass man auch ein System, das von Natur aus stabil ist, kaputtregeln kann. Und wenn man sich jetzt noch überlegt, dass es in der Realität ja keine Fachleute sind, die da eingreifen, sondern Politiker, dann stimmt mich diese Regelungs- und Regulierungswut nicht gerade optimistisch. Die Regelungstechnik zeigt auch, dass mehr Rückkopplungszweige i.d.R. die Stabilität eines Systemes nicht erhöhen.

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                        "Fear the Boom and Bust" a Hayek vs. Keynes Rap Anthem; - YouTube

                        Zitat von Chloe
                        Und behauptet der, dass deregulierte Finanzmärkte die Lösung der Finanzmarktprobleme bringen?
                        So genau kenne ich seine Positionen nicht, außer dass er ziemlich Anti-Keynes ist. Ausgerechnet den Hayek Reading Course konnte er auch nicht halten, weil er glaub bei der Hayek-Gesellschaft (?) eingeladen war, zu der Hagemann ja nie eingeladen werde

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                          Zitat von Pyromancer Beitrag anzeigen
                          Und dann frage ich halt, ob die Politiker, die, wenn das Pendel ein bisschen nach rechts ausschlägt, nach links drücken, und dann, wenn das Pendel weiter nach links ausschlägt, mit Gewalt nach rechts drücken, und dann, wenn das Pendel noch weiter als vorher nach rechts ausschlägt usw usf. wirklich nützlich sind, oder ob es nicht reichen würde, einfach zu warten, bis das Pendel von alleine zur Ruhe kommt.

                          Als Regelungstechniker kann ich dir sagen, dass man auch ein System, das von Natur aus stabil ist, kaputtregeln kann. Und wenn man sich jetzt noch überlegt, dass es in der Realität ja keine Fachleute sind, die da eingreifen, sondern Politiker, dann stimmt mich diese Regelungs- und Regulierungswut nicht gerade optimistisch. Die Regelungstechnik zeigt auch, dass mehr Rückkopplungszweige i.d.R. die Stabilität eines Systemes nicht erhöhen.
                          Geldpolitik wird aber nicht von Politikern, sondern von Zentralbanken getan. Politiker mögen die Wirtschaft schädigen (im Pendel-Vergleich wäre es dann übrigens passender, zu sagen, die Politiker drücken IMMER nur in eine Richtung...), aber das wird von der zuständigen Zentralbank auch nur als Schock betrachtet, und durch passende geldpolitische Maßnahmen etwas entspannt. Egal in welchem Zustand Wirtschaft und Staatskasse (= das Pendel) gerade stehen, die Zentralbank interessiert sich dafür, die Folgen (also den nächsten Schlag des Pendels) ein wenig abzudämpfen. Für den Regelungstechniker: Im Pendel-Universum bedeutet das: den Reibungswiderstand ein wenig zu erhöhen. Das hat nichts mit drücken zu tun.

                          Geldpolitiker wollen auch kein Wirtschaftswachstum, sie berücksichtigen nur, dass es geschieht.

                          So wie ich das bis jetzt verstanden habe, möchtest Du doch das aktuelle Geld-System kritisieren? Dann klingt Dein, hier von mir zitierter, Text eher so, als wäre Dir dieses Geld-System im Detail nicht genug bekannt. Es hat schon seinen Grund, dass moderne Zentralbanken eine rechtlich abgesicherte Unabhängigkeit geniessen, Unabhängigkeit von der Regierung.

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                            Zitat von Fiesel Beitrag anzeigen
                            Geldpolitik wird aber nicht von Politikern, sondern von Zentralbanken getan. Politiker mögen die Wirtschaft schädigen (im Pendel-Vergleich wäre es dann übrigens passender, zu sagen, die Politiker drücken IMMER nur in eine Richtung...), aber das wird von der zuständigen Zentralbank auch nur als Schock betrachtet, und durch passende geldpolitische Maßnahmen etwas entspannt. Egal in welchem Zustand Wirtschaft und Staatskasse (= das Pendel) gerade stehen, die Zentralbank interessiert sich dafür, die Folgen (also den nächsten Schlag des Pendels) ein wenig abzudämpfen. Für den Regelungstechniker: Im Pendel-Universum bedeutet das: den Reibungswiderstand ein wenig zu erhöhen. Das hat nichts mit drücken zu tun.

                            Geldpolitiker wollen auch kein Wirtschaftswachstum, sie berücksichtigen nur, dass es geschieht.

                            So wie ich das bis jetzt verstanden habe, möchtest Du doch das aktuelle Geld-System kritisieren? Dann klingt Dein, hier von mir zitierter, Text eher so, als wäre Dir dieses Geld-System im Detail nicht genug bekannt. Es hat schon seinen Grund, dass moderne Zentralbanken eine rechtlich abgesicherte Unabhängigkeit geniessen, Unabhängigkeit von der Regierung.

                            Allerdings sind die Zentralbanken auch nicht wirklich unabhängig. Gerade die FED ist extrem eng verwoben mit den Großbanken macht immer wieder eine Politik, welche in deren Interesse liegt und nicht im Interesse der Realwirtschaft. Lucas Zeise hat dazu einiges verfasst: Reaktionär von Format. Warum die Währungsunion scheitert. Zur Verleihung des Aachener Karlspreises an den ­scheidenden Chef der Europäischen Zentralbank, Jean-Claude Tricheton. Von Lucas Zeise | Wolfgang Huste Blog


                            Gerade die alleine Fokussierung der Zentralbank auf Inflation hat immer wieder zu zweifelhaften Entscheidungen geführt (Erinnert sei nur an das Abwürgen des Einheitsbooms durch massive Zinserhöhungen)
                            “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

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                              Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
                              Allerdings sind die Zentralbanken auch nicht wirklich unabhängig. Gerade die FED ist extrem eng verwoben mit den Großbanken macht immer wieder eine Politik, welche in deren Interesse liegt und nicht im Interesse der Realwirtschaft.
                              Na, die bekannte Kritik, dass das aktuell gegebene Geld-System darunter leidet, dass Banken zu groß werden können, teile ich auch. Das hat aber, soweit ich ihn verstanden habe, mit Pyromancer's Aussagen eher wenig zu tun.

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                                tja, das grundproblem liegt doch daran, dass die geldwirtschaft zum großteil am vertrauen der handelnden pateien in einander liegt.
                                die to big to fail problematik erschwert das ganze eigentlich nur zusätzlich.
                                die frage ist, wie radikal will man das system ändern?
                                kleine projects von kumpelz
                                http://trepro.de http://schokig.de
                                Hart, Harder, Gerhard. *g*

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