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    Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
    Richtig, eine Zinspolitik kann schon deswegen nicht funktionieren, weil die Länder sich wirtschaftlich zur Zeit ganz anders entwicklen. Während Deutschland zur Zeit Aufschwung hat, herrscht in Griechenland Rezession, also brauchen beide Länder eine unterschiedliche Geldpolitik.
    Moment. Ist es nicht so, dass eine Mittelwert-Geldpolitik hier das langfristige Gleichgewicht fördert? (Also: der Euro sorgt dafür, dass die Nation mit dem größten Wirtschaftswachstum automatisch etwas mehr von ihrem Wachstum abgibt, als sie es ohne Euro tun würde)


    Probleme ergeben sich doch nur in echten Krisen, eben weil ein Staat, so wie Griechenland, tatsächlich bankrott gehen kann.


    Zumindest habe ich noch keine Kritik gehört, die von einem verstärkenden Effekt ausgeht (Also: Der Euro sorgt für immer mehr Wachstum bei dem der Wachstum schon hat und für immer weniger Wachstum bei demjenigen mit wenig Wachstum)

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      Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
      Ich würde behaupten, dass die Politik der Notenbank, welche sich dogmatisch an den Monetarismus klammert im Laufe der Zeit suboptimal funktioniert hat und dass die Zentralbank eine Zinspolitik macht, welche die Konjunkturpolitik der Regierung unterlaufen (Ära Schmidt; Wiedervereinigung) ist nicht hinnehmbar. Ich bin ebenfalls dagegen, dass die Zinspolitik kurzfristigen Politikinteressen geopfert wird, aber eine gewisse parlamentarische Kontrolle wäre auf jedenfall sinnvoll.
      Ich weiß nicht, was du mit "dogmatisch an den Monetarismus klammern" meinst oder was du unter Monetarismus verstehst. Der Monetarismus geht davon aus, dass die Geldpolitik mittelfristig neutral ist und die Ökonomie sich sowieso im Vollbeschäftigungsgleichgewicht befindet. Ein Trade-Off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit wird ausgenommen in der kurzen Frist negiert. Wenn die Geldpolitik etwas tut, stört sie nur, also soll sie sich raushalten. Die Geldmenge soll stabil gehalten werden und das soll geschehen, indem man die Geldmenge über die Geldbasis steuert.

      Das ist nicht, was die EZB tut oder die Bundesbank getan hat. Die EZB macht diskretionäre Zinspolitik. Ich wüsste auch nicht, wann die EZB oder die Bundesbank jemals den Unsinn von einer vertikalen Philippskurve, der Neutralität der Geldpolitik oder einer natürlichen Arbeitslosenquote verzapft hat. Die Bundesbank hat zeitweise ihre Politik als "monetaristisch" verkauft, als diese Strömung in Mode war, das ist richtig. Getan hat sie aber etwas anderes.

      Wenn du glaubst, monetaristische Geldpolitik bedeute "Preisstabilität" und keynesianische Geldpolitik hätte andere Ziele, dann übersiehst du die grundlegende Prämisse des Monetarismus, die da lautet "die Wirtschaft braucht keine Eingriffe", und du reduzierst keynesianische Politik auf eine Gruppe von Ökonomen, die eine expansive Geldpolitik predigen, die mit Keynes nichts zu tun hat und die selbst unter Keynesianern in einer Außenseiterrolle sind.

      Keynesianismus unterscheidet sich nicht vom Monetarismus durch die Forderung nach expansiver Geldpolitik. Keynesianismus unterscheidet sich vom Monetarismus durch die Prämisse, die Wirtschaft befindet sich nicht automatisch im Vollbeschäftigungsgleichgewicht, es gibt auch langfristig einen Trade-Off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, und vor allem ist Geld nicht neutral. Keynesianismus basiert auf der Annahme einer Hierarchie der Märkte, wobei die entscheidenden Allokationen auf den Finanzmärkten stattfinden und die Güter- und Arbeitsmärkte die nachgeordneten Anhängsel sind. Deshalb ist Geldwertstabilität so wichtig. Nicht weil die Geldpolitik "nur stört", sondern in einer offenen Volkswirtschaft mit internationalen Kapitalmärkten das Vertrauen der Akteure auf den Finanzmärkten in die Währung auch für die realwirtschaftlichen Märkte eminent wichtig ist.

      Das heißt nicht, dass die Bundesbank nicht zeitweise zu restriktive gefahren ist. Aber das hatte nichts zu tun mit klammern an die monetaristische Doktrin.

      In einer Währungsunion sind diese Unterschiede allerdings gravierender, da sie nicht durch Wechselkursänderungen aufgefangen werden können. Allerdings sehe ich hier in unseren Sichtweisen keine großen Unterschiede. Eine einheitliche Wirtschaftspolitik liegt langfristig im Interesse der Menschen und deswegen muss die Politik den Mut aufbringen, dies den Menschen nahezubringen oder die Währungsunion beenden.
      Ich bin nicht sicher, dass es der Politik Aufgabe ist, den Menschen, jedenfalls der Mehrheit, zu diktieren, was langfristig für sie das Beste ist. Erstens bezweifle ich sehr, dass die Politiker das besser wissen als die Menschen (oft genug war das Gegenteil der Fall) und zweitens habe ich da ein anderes Demokratieverständnis. Was den konkreten Fall der einheitlichen Wirtschaftspolitik betrifft, glaube ich nicht, dass sie in jedem Fall das Beste ist. In einigen Fällen ja, in anderen Fällen nicht.

      Es kommt erstens darauf an, was die Menschen wollen. Und es wollen nicht alle Menschen dasselbe. Und zweitens kommt es darauf an, in welchen Ausgangssituationen sie sind und welche Anpassungskosten in der Übergangsphase auf sie zukommen, selbst wenn sie dasselbe wollen. Ich bin mir im Fall Griechenlands nicht sicher, dass die Menschen die einheitliche Wirtschaftspolitik überhaupt wollen. Und es ist sicher nicht die Aufgabe der EU, ihnen vorzuschreiben, sie sollten jetzt gefälligst etwas anderes wollen, weil das langfristig besser für sie ist. So wie es im Moment läuft, sind die Kollateralschäden in der Anpassung dermaßen hoch, dass man sehr bezweifeln darf, das dies langfristig irgendwie gut für Griechenland ist.

      Richtig, eine Zinspolitik kann schon deswegen nicht funktionieren, weil die Länder sich wirtschaftlich zur Zeit ganz anders entwicklen. Während Deutschland zur Zeit Aufschwung hat, herrscht in Griechenland Rezession, also brauchen beide Länder eine unterschiedliche Geldpolitik.
      Na also. Die ist in einer Währungsunion aber per Definition ausgeschlossen.

      Zitat von Fiesel
      Zumindest habe ich noch keine Kritik gehört, die von einem verstärkenden Effekt ausgeht (Also: Der Euro sorgt für immer mehr Wachstum bei dem der Wachstum schon hat und für immer weniger Wachstum bei demjenigen mit wenig Wachstum)
      Wenn man eine einheitliche Geldpolitik bei gegenläufigem Konjunkturverlauf fährt, kommt aber genau das heraus. Bei mindestens einem der beteiligten Länder passt die Geldpolitik nicht zur Konjunkturphase.
      Zuletzt geändert von Chloe; 17.06.2011, 11:13.

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        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        Ich weiß nicht, was du mit "dogmatisch an den Monetarismus klammern" meinst oder was du unter Monetarismus verstehst. Der Monetarismus geht davon aus, dass die Geldpolitik mittelfristig neutral ist und die Ökonomie sich sowieso im Vollbeschäftigungsgleichgewicht befindet. Ein Trade-Off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit wird ausgenommen in der kurzen Frist negiert. Wenn die Geldpolitik etwas tut, stört sie nur, also soll sie sich raushalten. Die Geldmenge soll stabil gehalten werden und das soll geschehen, indem man die Geldmenge über die Geldbasis steuert.
        Ich hatte den Begriff Monetarismus so gemeint, dass die Inflation die Hauptprämisse der Zentralbank ist und andere Aspekte keine Rolle spielen. Damit habe ich Friedmans-Ideen natürlich arg verkürzt dargestellt.

        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        Wenn du glaubst, monetaristische Geldpolitik bedeute "Preisstabilität" und keynesianische Geldpolitik hätte andere Ziele, dann übersiehst du die grundlegende Prämisse des Monetarismus, die da lautet "die Wirtschaft braucht keine Eingriffe", und du reduzierst keynesianische Politik auf eine Gruppe von Ökonomen, die eine expansive Geldpolitik predigen, die mit Keynes nichts zu tun hat und die selbst unter Keynesianern in einer Außenseiterrolle sind.
        Mir geht es nicht, um eine expansive Geldpolitik an sich, sondern, um eine Fiskalpolitik, welche sich im Einklang mit der Konjunkturpolitik der Regierung befindet d.h. vor allem ein gegensteuern der Notenbank gegen die Konjunkturpolitik der Regierung zu verhindern.


        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        Keynesianismus unterscheidet sich nicht vom Monetarismus durch die Forderung nach expansiver Geldpolitik. Keynesianismus unterscheidet sich vom Monetarismus durch die Prämisse, die Wirtschaft befindet sich nicht automatisch im Vollbeschäftigungsgleichgewicht, es gibt auch langfristig einen Trade-Off zwischen Inflation und Arbeitslosigkeit, und vor allem ist Geld nicht neutral. Keynesianismus basiert auf der Annahme einer Hierarchie der Märkte, wobei die entscheidenden Allokationen auf den Finanzmärkten stattfinden und die Güter- und Arbeitsmärkte die nachgeordneten Anhängsel sind. Deshalb ist Geldwertstabilität so wichtig. Nicht weil die Geldpolitik "nur stört", sondern in einer offenen Volkswirtschaft mit internationalen Kapitalmärkten das Vertrauen der Akteure auf den Finanzmärkten in die Währung auch für die realwirtschaftlichen Märkte eminent wichtig ist.
        Diese Macht der Finanzmärkte ist, aber kein Prozess, welcher unabänderlich ist und ich würde sogar behaupten er ist eines der Hauptprobleme unserer Zeit. Ein von mir sehr geschätzter Ökonom fordert unter anderem deswegen eine neue Version des Bretton Woods Systems und eine strenge Regulierung der Finanzmärkte.



        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        Ich bin nicht sicher, dass es der Politik Aufgabe ist, den Menschen, jedenfalls der Mehrheit, zu diktieren, was langfristig für sie das Beste ist. Erstens bezweifle ich sehr, dass die Politiker das besser wissen als die Menschen (oft genug war das Gegenteil der Fall) und zweitens habe ich da ein anderes Demokratieverständnis. Was den konkreten Fall der einheitlichen Wirtschaftspolitik betrifft, glaube ich nicht, dass sie in jedem Fall das Beste ist. In einigen Fällen ja, in anderen Fällen nicht.
        In einer parlamentarischen Demokratie ist es doch öfters der Fall, dass eine Entscheidung gegen die Mehrheit der Menschen getroffen wird. Dies würde ich nicht in jedem Fall gutheißen, aber in Einzelfällen halte ich es für durchaus sinnvoll.

        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        So wie es im Moment läuft, sind die Kollateralschäden in der Anpassung dermaßen hoch, dass man sehr bezweifeln darf, das dies langfristig irgendwie gut für Griechenland ist.
        Die Sparpolitik, welche Griechenland verordnet wird ist auch absoluter Schwachsinn.

        Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
        Na also. Die ist in einer Währungsunion aber per Definition ausgeschlossen.
        Deswegen wird das Ganze auch nicht funktionieren. Eventuell wäre eine Aufspaltung in einen Süd- und einen Nord-Euro eine Lösung. So könnten die wirtschaftlich schächeren Staaten abwerten und eine eigene Fiskalpolitik betreiben.
        “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

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          Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
          Mir geht es nicht, um eine expansive Geldpolitik an sich, sondern, um eine Fiskalpolitik, welche sich im Einklang mit der Konjunkturpolitik der Regierung befindet d.h. vor allem ein gegensteuern der Notenbank gegen die Konjunkturpolitik der Regierung zu verhindern.
          Das wäre schön, wenn die Regierung immer das täte, was im Sinne der Wähler ist. Tatsächlich tut die Regierung aber das, was im Sinne bevorstehender Wahlen ist. Siehe Atommoratorium. Solange auf diese Art Politik gemacht wird, kann man unmöglich die Geldpolitik in parlamentarische Kontrolle geben.

          Diese Macht der Finanzmärkte ist, aber kein Prozess, welcher unabänderlich ist und ich würde sogar behaupten er ist eines der Hauptprobleme unserer Zeit. Ein von mir sehr geschätzter Ökonom fordert unter anderem deswegen eine neue Version des Bretton Woods Systems und eine strenge Regulierung der Finanzmärkte.
          Natürlich ist er eines der Hauptprobleme. Einen der Hauptunterschiede zwischen Keynesianern und Monetaristen sehe ich darin, dass die ersteren die Verhältnisse in einer Geldökonomie so beschreiben, wie sie sind, und nicht Märchen über die allseligmachenden freien Märkte erzählen.

          Mit der Regulierung der Finanzmärkte im Allgemeinen ist das so wie mit der Finanztransaktionssteuer im Besonderen. Solange nicht mindestens die gesamte EU und die USA mitziehen, haben irgendwelche Alleingänge wenig Sinn. Anders als in der Atompolitik kann man da alleine wirklich nichts erreichen. Gibts irgendwas Schriftliches zur Neuauflage von Bretton Woods? Das System ist ja auch nicht grundlos zusammengebrochen.

          Es ist einfach so, dass das, was du von der Geldpolitik gerne hättest, in dem gegenwärtigen System überhaupt nicht machbar ist. Denn Geldpolitik kann unter diesen Verhältnissen keine gestaltende wirtschaftspolitische Kraft sein, ihr bleibt nur permanentes Krisenmanagement.

          In einer parlamentarischen Demokratie ist es doch öfters der Fall, dass eine Entscheidung gegen die Mehrheit der Menschen getroffen wird. Dies würde ich nicht in jedem Fall gutheißen, aber in Einzelfällen halte ich es für durchaus sinnvoll.
          Die Frage ist nur, wer entscheidet, welches diese Einzelfälle sind, in denen Politiker es besser wissen als die Mehrheit. Da begibt man sich in ein gefährliches Fahrwasser. Und was ist, wenn sich hinterher herausstellt, sie wussten es nicht besser.

          Deswegen wird das Ganze auch nicht funktionieren. Eventuell wäre eine Aufspaltung in einen Süd- und einen Nord-Euro eine Lösung. So könnten die wirtschaftlich schächeren Staaten abwerten und eine eigene Fiskalpolitik betreiben.
          Warum willst du den gegenwärtigen Unsinn dann mit Eurobonds in die Länge ziehen?

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            Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
            Wenn man eine einheitliche Geldpolitik bei gegenläufigem Konjunkturverlauf fährt, kommt aber genau das heraus. Bei mindestens einem der beteiligten Länder passt die Geldpolitik nicht zur Konjunkturphase.
            Ist das empirisch, oder gibt es dazu ein Modell? Ein Paper würde mir schon genügen, falls Du mir eine Quelle anbieten kannst.

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              Zitat von Fiesel Beitrag anzeigen
              Ist das empirisch, oder gibt es dazu ein Modell? Ein Paper würde mir schon genügen, falls Du mir eine Quelle anbieten kannst.
              Das ergibt sich doch einfach aus der Logik der gängigen Makromodelle. In Hochkonjunkturphasen mit Inflationstendenzen sollte die Geldpolitik eher restriktiv sein, in einer Rezession eher expansiv. Wenn in dem einen Land Hochkonjunktur herrscht und im anderen eine Rezession, dann kann eine einheitliche Geldpolitik nicht beiden gerecht werden, selbst dann nicht, wenn sie einen Mittelweg fährt. Für das Land in der Hochkonjunktur ist sie zu expansiv, für das Land in der Rezession zu restriktiv.

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                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Das wäre schön, wenn die Regierung immer das täte, was im Sinne der Wähler ist. Tatsächlich tut die Regierung aber das, was im Sinne bevorstehender Wahlen ist. Siehe Atommoratorium. Solange auf diese Art Politik gemacht wird, kann man unmöglich die Geldpolitik in parlamentarische Kontrolle geben.
                Oder was im Sinne der Lobbyisten ist. Allerdings müssen die Notenbänker nicht unabhängiger sein, diese sind auch oft mit den großen Banken verbunden und machen eine Geldpolitik in deren Sinne.

                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Natürlich ist er eines der Hauptprobleme. Einen der Hauptunterschiede zwischen Keynesianern und Monetaristen sehe ich darin, dass die ersteren die Verhältnisse in einer Geldökonomie so beschreiben, wie sie sind, und nicht Märchen über die allseligmachenden freien Märkte erzählen.

                Mit der Regulierung der Finanzmärkte im Allgemeinen ist das so wie mit der Finanztransaktionssteuer im Besonderen. Solange nicht mindestens die gesamte EU und die USA mitziehen, haben irgendwelche Alleingänge wenig Sinn. Anders als in der Atompolitik kann man da alleine wirklich nichts erreichen. Gibts irgendwas Schriftliches zur Neuauflage von Bretton Woods? Das System ist ja auch nicht grundlos zusammengebrochen.
                Sicherlich ist ein solcher Umbau des Finanzsystems kein einfacher Schritt, aber wenn keine Regelungen erfolgen wird es noch mehr und schlimmere Finanzkrisen geben. Die Spekulanten machen schließlich schon ganz ungeniert weiter und bereiten die nächste Katastrophe vor (und tragen auch eine Mitschuld an der derzeitigen Euro-Krise)

                Zum Thema Bretton Woods habe ich folgendes Interview gefunden, welches leider schon einige Jahre auf dem Buckel hat: DER SPIEGEL*42/1998 - Eins auf die Nuß etwas neuer: "Einzige Lösung ist ein Nachfolgevertrag zu Bretton Woods" - G-8-Gipfel - derStandard.at ? Wirtschaft (Geht nicht direkt um Bretton Woods, um ehrlich zu sein, aber es zeigt wie sich Handelsungleichgewichte weltweit zumindetens minimieren liesen)

                Zitat aus dem ersten Interview.

                "SPIEGEL: Der US-Ökonom Jeffrey Sachs sieht nun, wie viele seiner neoliberalen Kollegen, flexible Wechselkurse als Allheilmittel.

                Flassbeck: Es ist erstaunlich naiv, was Sachs dazu vorige Woche im SPIEGEL-Gespräch gesagt hat. Alle Erfahrungen zeigen, daß dies nicht funktioniert. Die Idee in den Lehrbüchern war doch, daß flexible Kurse unterschiedliche Preisentwicklungen in den Ländern ausgleichen. Was dabei vergessen wird: Zum höheren Preisniveau gehören auch höhere Zinsen - und die sorgen dafür, daß ständig neues Kapital in das Land mit den höheren Zinsen fließt. Kurzfristige Anleger interessiert bloß dieser höhere Zinssatz, die höhere Inflationsrate stört sie nicht, denn sie wollen dort keine Waren kaufen. Durch den Kapitalzufluß wird die Währung aber ständig aufgewertet, sie überschießt nach oben - und zwar unabhängig vom Wechselkurssystem. Egal, wie das System ausgestaltet ist, es endet grundsätzlich in einer Währungskrise.

                SPIEGEL: Sie halten also beides für falsch: feste Wechselkurse, aber auch flexible?

                Flassbeck: Ja, nötig ist ein dritter Weg. Wir brauchen eine geordnete, gelenkte Flexibilität - ein System stabiler Wechselkurse, die sich in bestimmten Zielzonen bewegen. Internationale Gremien könnten diese Zielzonen festlegen und das System mehr oder weniger gut lenken.

                SPIEGEL: Wie sieht das im Detail aus?

                Flassbeck: Das ist eine Herkulesarbeit - und es wird sicher Jahre dauern, alles zu klären. Aber das Grundprinzip sollte sein, daß es drei große Blöcke gibt: Euro, Dollar und Yen. Kleine Länder suchen sich eine Leitwährung, an die sie sich ankoppeln. Innerhalb dieser Blöcke muß dann - und das ist das Zentrale - dafür gesorgt werden, daß geordnet ab- und aufgewertet wird. Wenn die drei Blöcke alle eine ähnlich niedrige Inflationsrate haben - und nichts spricht eigentlich dagegen -, dürfen natürlich auch die Kurse von Dollar, Euro und Yen nicht so irre schwanken wie bisher."

                Ausführlich wird es dann in seinem neusten Buch beschrieben.


                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Es ist einfach so, dass das, was du von der Geldpolitik gerne hättest, in dem gegenwärtigen System überhaupt nicht machbar ist. Denn Geldpolitik kann unter diesen Verhältnissen keine gestaltende wirtschaftspolitische Kraft sein, ihr bleibt nur permanentes Krisenmanagement.
                Deswegen wäre ich auch für einen umfangreichen Umbau des Finanz- und Wirtschaftssystems. Allerdings gebe ich gerne zu, dass eine solche Veränderung sicherlich nicht morgen erfolgen wird.


                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Die Frage ist nur, wer entscheidet, welches diese Einzelfälle sind, in denen Politiker es besser wissen als die Mehrheit. Da begibt man sich in ein gefährliches Fahrwasser. Und was ist, wenn sich hinterher herausstellt, sie wussten es nicht besser.
                Solche Einzelfälle gehören zum Wesen der parlamentarischen Demokratie. Sollten die Politiker Unrecht behalten, kann man sie ja immer noch abwählen.

                Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                Warum willst du den gegenwärtigen Unsinn dann mit Eurobonds in die Länge ziehen?
                Als kurzfristige Lösung halte ich Eurobonds durchaus für eine Möglichkeit.
                “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

                Kommentar


                  Flassbecks Ausführungen hören sich an wie die Rückkehr zu fixen Wechselkursen mit Gleitzonen. Das Problem ist, ein solches System ist auch nicht gegen Spekulanten gefeit, und auch nicht dagegen, dass ein Land die Gleitzonen überschreiten muss, wenn es in einer ähnlichen Situation wie Griechenland steckt. Besser als flexible Kurse allemal, aber wie gesagt - Bretton Woods ist auch nicht freiwillig aufgegeben worden.

                  Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
                  Solche Einzelfälle gehören zum Wesen der parlamentarischen Demokratie. Sollten die Politiker Unrecht behalten, kann man sie ja immer noch abwählen.
                  Mir reichen eigentlich Atomlaufzeitverlängerungen oder Stuttgart 21 als Beispiele dafür, was herauskommt, wenn Politiker glauben, dem "einfachen Volk" diktieren zu müssen, was langfristig für sie das Beste ist. Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft ich mir im vergangenen Jahr angehört habe, dass dieses irrsinnige Bahnprojekt langfristig für mich das Beste ist.

                  Und was das abwählen betrifft. Wenn es mal so einfach wäre. Politiker werden nicht wegen einzelner Entscheidungen gewählt, sondern wegen ganzer Programmpakete. Außerdem sind solche Entscheidungen oftmals nicht mehr so einfach reversibel, selbst wenn die verantwortlichen Personen abgewählt sind. Eben wie bei einem gewissen Bahnprojekt.

                  Als kurzfristige Lösung halte ich Eurobonds durchaus für eine Möglichkeit.
                  Inwiefern "Lösung"? Ich sehe nach wie vor nicht, wie das Griechenland aus der Patsche helfen sollte, für mehr als ein halbes Jahr meine ich.

                  Kommentar der FTD zum Thema Rating-Agenturen:
                  Kolumne: Thomas Fricke - Stoppt die Ratingclowns! | FTD.de

                  Kommentar


                    Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                    Das ergibt sich doch einfach aus der Logik der gängigen Makromodelle. In Hochkonjunkturphasen mit Inflationstendenzen sollte die Geldpolitik eher restriktiv sein, in einer Rezession eher expansiv. Wenn in dem einen Land Hochkonjunktur herrscht und im anderen eine Rezession, dann kann eine einheitliche Geldpolitik nicht beiden gerecht werden, selbst dann nicht, wenn sie einen Mittelweg fährt. Für das Land in der Hochkonjunktur ist sie zu expansiv, für das Land in der Rezession zu restriktiv.
                    Achso, darum geht es einfach nur. Da wäre mir ein empirischer Befund ja fast schon lieber gewesen, zumal man diesen Effekt ja - ebenso theoretisch, natürlich - recht einfach ausbessern kann: Immer das Land mit der aktuell besten Konjunktursituation schenkt den anderen Ländern einfach eine genügend große Menge Geld..

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                      Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                      Flassbecks Ausführungen hören sich an wie die Rückkehr zu fixen Wechselkursen mit Gleitzonen. Das Problem ist, ein solches System ist auch nicht gegen Spekulanten gefeit, und auch nicht dagegen, dass ein Land die Gleitzonen überschreiten muss, wenn es in einer ähnlichen Situation wie Griechenland steckt. Besser als flexible Kurse allemal, aber wie gesagt - Bretton Woods ist auch nicht freiwillig aufgegeben worden.
                      Die Spekulanten müssten natürlich auch an die Kette gelegt werden, aber wenn ein solches System durchgesetzt würde, wäre sicherlich auch die Stimmung vorhanden für eine strikte Regulierung der Finanzmärkte.

                      Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                      Mir reichen eigentlich Atomlaufzeitverlängerungen oder Stuttgart 21 als Beispiele dafür, was herauskommt, wenn Politiker glauben, dem "einfachen Volk" diktieren zu müssen, was langfristig für sie das Beste ist. Ich kann gar nicht mehr aufzählen, wie oft ich mir im vergangenen Jahr angehört habe, dass dieses irrsinnige Bahnprojekt langfristig für mich das Beste ist.

                      Und was das abwählen betrifft. Wenn es mal so einfach wäre. Politiker werden nicht wegen einzelner Entscheidungen gewählt, sondern wegen ganzer Programmpakete. Außerdem sind solche Entscheidungen oftmals nicht mehr so einfach reversibel, selbst wenn die verantwortlichen Personen abgewählt sind. Eben wie bei einem gewissen Bahnprojekt.
                      Ich denke nicht mal, dass eine solche Entscheidung explizit gegen den Willen der Menschen getroffen werden müsste, wenn man die Gründe für ein Umsteuern vermitteln könnte.

                      Allerdings gebe ich dir Recht was die Zweifel an der Ehrenhaftigkeit mancher Politiker angeht. Die Verlängerung der Atomlaufzeiten, um die Taschen der Konzerne zu füllen ist da sicherlich ein gutes Beispiel.


                      Inwiefern "Lösung"? Ich sehe nach wie vor nicht, wie das Griechenland aus der Patsche helfen sollte, für mehr als ein halbes Jahr meine ich.[/QUOTE]

                      Weil es nicht lange hilft, wäre es nur eine kurzfristige Lösung, bis weitergehende Schritte durchgeführt werden könnten.

                      Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                      Kommentar der FTD zum Thema Rating-Agenturen:
                      Kolumne: Thomas Fricke - Stoppt die Ratingclowns! | FTD.de
                      Der Mann hat Recht. Ohnehin glänzt die FTD immer wieder mit wirklich guter Wirtschaftsberichterstattung.
                      “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

                      Kommentar


                        Zitat von HerrHorst Beitrag anzeigen
                        Die Spekulanten müssten natürlich auch an die Kette gelegt werden, aber wenn ein solches System durchgesetzt würde, wäre sicherlich auch die Stimmung vorhanden für eine strikte Regulierung der Finanzmärkte.
                        Das ist aber und war seit jeher das Problem, und ist heute schlimmer denn je. Wie legt man die Spekulanten an die Kette?

                        Ich denke nicht mal, dass eine solche Entscheidung explizit gegen den Willen der Menschen getroffen werden müsste, wenn man die Gründe für ein Umsteuern vermitteln könnte.
                        Und wenn die Leute nun trotz Kenntnis der Gründe anderer Meinung sind? Auch das habe ich x-mal gehört. Man muss dieses Projekt XY nur richtig kommunizieren. Translation: Die Leute sind zu blöd, es von selber zu kapieren. Vielleicht sind aber nicht die Leute zu blöd, sondern die Politiker. Was veranlasst dich zu der Annahme, dass die Politiker grundsätzlich die Weiseren sind?

                        Der Mann hat Recht. Ohnehin glänzt die FTD immer wieder mit wirklich guter Wirtschaftsberichterstattung.
                        Die FTD zeichnet sich dadurch aus, dass nicht einfach neoliberales Gewäsch nachgeplappert wird. Eigentlich sollte man meinen, dass sich nach den Erfahrungen der Finanzkrise die VWL und der Wirtschaftsjournalismus im Besonderen endlich aus den Fängen dieser spinnerten Sekte befreien könnte. Eigentlich sollte auch dem Dümmsten klargeworden sein, dass die Finanzsphäre nicht "neutral" ist. Aber es sieht nicht danach aus. Die FTD ist eine löbliche Ausnahme. Man muss sich sehr selten über sie ärgern. Selbst wenn ich ihnen nicht zustimme, ist es in der Regel nachgedacht und nachvollziehbar argumentiert. Der Fricke war gestern auch bei der Illner. Hat jemand die Sendung gesehen?

                        Kommentar


                          Laut der Nachrichtenlage sollen nun auch private Gläubiger beteiligt werden - freiwillig. Oha oha. Das wird ja riesigen Anklang finden!
                          Außerdem glaube ich, dass das in der Praxis lediglich bedeutet, dass der private Gläubiger, der freiwillig auf einen Teil seiner Forderungen verzichtet, eine priorisierte Zurückzahlung seiner Teil-Forderung erhält. Was dann noch an Schulden bei Griechenland übrig bleibt, wird doch der deutsche Steuerzahler zahlen müssen, und das kanns nicht sein.

                          Kommentar


                            Die ganze Debatte um die Beteiligung privater Gläubiger zum jetzigen Zeitpunkt ist doch ohnehin nichts als ein Beruhigungsmanöver, jedenfalls was Deutschland betrifft. Die sog. privaten Gläubiger sind bei uns vor allem noch Landesbanken und HRE. Die anderen haben sich inzwischen längst verdünnisiert. Das hätte man von Anfang an machen müssen. Jetzt ist das nur noch ein Manöver, den Wählern diese unsinnige Politik schmackhaft zu machen.


                            .
                            EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                            Chloe schrieb nach 2 Stunden, 1 Minute und 11 Sekunden:

                            Mindestens in Sachen Rating-Agenturen tut sich was:
                            Mitschuld an Finanzkrise: US-Börsenaufsicht will Rating-Riesen verklagen - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten - Wirtschaft

                            Hoffen wir, dass das auch Konsequenzen hat.
                            Zuletzt geändert von Chloe; 17.06.2011, 20:05. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                              Zitat von Chloe Beitrag anzeigen
                              Der Fricke war gestern auch bei der Illner. Hat jemand die Sendung gesehen?
                              Ja, Gott. Mit Brüderle und Starbatty. Das tue ich mir heute nicht mehr an.

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                                Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                                Ja, Gott. Mit Brüderle und Starbatty. Das tue ich mir heute nicht mehr an.
                                Ich wollte das auch erst wegen Starbatty nicht ansehen, aber er war erstaunlich vernünftig. Ebenso Brüderle. Da war der Kampeter vor ein paar Wochen eine weitaus größere Nervensäge. Außer so einem Banker, der etwas nervig war, musste man sich über niemanden wirklich aufregen.
                                Zuletzt geändert von Chloe; 18.06.2011, 18:16.

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