Der EURO in der Krise

[Ladek]

Heute morgen kam ein, wie ich denke glaubwürdiger, Mensch im Radio zu Wort. Seinen Ausführungen nach wäre es für alle Beteiligten ein Nachteil, würde man Griechenland den Euro nehmen bzw. würde Griechenland von sich aus eine Neo-Drachme einführen. Was Griechenland neben weiteren Krediten helfen würde, wären Investitionen ausländischer Firmen auf griechischem Boden. Mit ihren Generalstreiks verschlimmbessern sie ihre Lage nur noch.

[Gast]

Hat dieser, wie du denkst glaubwürdige, Mensch auch einen Namen?

[Ladek]

EZB Chefvolkswirt Jürgen Stark.

[Uriel Ventris]

Wies weitergehen wird? Auch ohne Währungsunion wird EU ein Wohlstandseiland der Welt bleiben, da ändern weder demographische Entwicklung noch Aufstreben der BRIICs etwas dran.
Die EU hat momentan nur noch eine Bedeutung als Mittel der Friedenssicherung in Europa sowieso zur besseren Ausbeutung der Bevölkerung und Volkswirtschaften durch das internationale, menschenverachtende Großkapital (insofern muss man auch mal abwarten, wie das mit der Wohlstandssicherung bleiben wird, denn immer kleinere Mengen an Personen kumulieren immer größere Mengen des Kapitals Sozialer Sprengstoff für die nächsten 20 bis 30 Jahre).
Was diesen Part angeht kann sie gerne sterben, draufgehen. Das braucht keiner mehr.
Wo wir eine starke EU bräuchten, ist die "außenpolitische" Vertretung gesamteuropäischer Interessen im globalen Maßstab gegenüber USA, China, bald dann Brasilien, Indien. Aber hier versagt die EU, was ausnahmsweise weniger an den Deutschen liegt, sondern eher an den Möchtegern-Großmächten Frankreich und Großbritannien sowie den unwichtigen Furzstaaten wie Polen oder Slowenien.
Ich gebe einem wirklich erfolgreichen europäischen Projekt (also auch mit globaler politischer Wucht) erst in 30 bis 50 Jahren eine Chance - wenn nämlich auch der letzte Ehemals-Kolonialstaat und der hinterste Furzstaat in Mittel-Süd-West-Europistan kapiert hat, dass er alleine gegenüber Brasilien, Indien und China nur noch als Kuhfladenabtreter auftreten kann.

Exakt.

EZB Chefvolkswirt Jürgen Stark.

Und was soll an dieser Aussage jetzt glaubwürdig sein? Der kann schlecht in den Teller Suppe spucken, den er gerade verkaufen will. Das MUSS er fast sagen.

[Chloe]

Die EZB wird natürlich nicht den Ausstieg aus dem Euro von sich aus vorantreiben. Die Banken auch nicht.

Interessieren würden mich die Meinungen der Institutschefs. Leider äußert sich bisher nur der Sinn (hätte nie geglaubt, dass ich mit dem auch mal tendenziell einig bin) und der Straubhaar, und den nehme ich nicht mehr ernst.

[Gast]

Bei Sinn geht mir auf den Wecker, dass der schon wieder alles auf überzogene Schuldenpolitik und Kapitalabzug aus Deutschland durch lümmelhafte Schuldenstaaten reduziert.

Was genau hast du gegen den Straubhaar?

[Chloe]

Der Sinn ist halt ein Populist. Sowas kommt in der Bild und der Welt gut an. Trotzdem bin ich hier mit ihm zumindest soweit einig, dass wir nur die Wahl zwischen verschiedenen Katastrophen haben.

Straubhaar kann allem Anschein nach nicht einmal die Verfassung lesen. Der forderte schon mehr als einmal die komplette und ersatzlose Abschaffung jeder zeitlich unbefristeten Grundsicherung (also aktuell von Hartz IV). Man kann ja marktradikale Ansichten haben, aber man sollte schon noch wissen, dass man in der Bundesrepublik Deutschland lebt.

[Ladek]

Und was soll an dieser Aussage jetzt glaubwürdig sein?

Was soll daran nicht glaubwürdig sein? Griechenlands Schulden würden mit einer Neo-Drachme nicht erlöschen. Wahrscheinlicher ist, dass sie noch wachsen würden, da sie EURO-Schulden mit einer Währung begleichen müssten, deren dauerhafte Kaufkraft anzuzweifeln ist. Des Weiteren erfordert ein Währungswechsel eine etwa zweijährige Vorlaufzeit.

[Uriel Ventris]

Was soll daran nicht glaubwürdig sein?

Die EZB wird natürlich nicht den Ausstieg aus dem Euro von sich aus vorantreiben. Die Banken auch nicht.

Die EZB kann schlecht den Euro retten und dann rumposaunen, dass der Ausstieg Griechenlands die bessere Alternative ist... Ob es nun stimmt oder nicht, das steht auf einem anderen Blatt und müsste ausdiskutiert werden. Aber die EZB muss, zumindest nach außen hin, Pro-Euro eingestellt sein (geht als Zentralbank auch schlecht anders).

[Chloe]

Die Frage ist natürlich auch, die bessere Alternative für wen? Griechenland, die Geber-Länder, die Banken, die EMU?

Ich sehe nicht, wie Griechenland aus dieser Situation rauskommen will. Selbst mit Umschuldung und ohne Umschuldung schon gar nicht. Die Leute dort werden und können sich das nicht ewig gefallen lassen, zumal jetzt ein noch härterer Kurs gefordert wird.

[Eye-Q]

Ich weiss echt nicht was ich davon halten soll. Die gr. Regierung wird komplett aufgerieben. Auf der einen Seite die gr. Bevölkerung, die sie kaum niederknüppeln kann und auf der anderen Seite Brüssel/EU, die sie zwingen will sich komplett auszuziehen. Irgendwie erwarte ich mir ja fast, wenn ich mir so die Berichterstattung anschaue, dass gefordert wird ausländische Panzer nach Griechenland zu schicken...

[Chloe]

Jedenfalls wird es jetzt langsam wirklich Zeit, dass sie zu einer Entscheidung kommen, wie das weitergehen soll.

So jedenfalls nicht:

Schwerverletzter bei Krawallen in Athen: Europa streitet über Griechenland - n-tv.de

In Griechenland kocht der Volkszorn hoch: Hunderttausende beteiligen sich an einem 24-stündigen Generalstreik. In Athen gehen rund 30.000 Menschen auf die Straße, um gegen die Sparpolitik der Regierung zu demonstrieren. Die zunächst friedlichen Proteste eskalieren. Die Partner in Europa sind alarmiert. Wie teuer werden die Hilfen für die Steuerzahler?

Protest gegen Sparmaßnahmen: Verletzte und Festnahmen bei Streiks in Griechenland | Wirtschaft | ZEIT ONLINE

Vor dem Parlament in Athen ging die Polizei mit Schlagstöcken und Tränengas gegen die Demonstranten vor. Einer wurde nach Krankenhausangaben so schwer am Kopf verletzt, dass er operiert werden musste. Berichten zufolge erlitten mindestens 14 Menschen Verletzungen. Die Polizei nahm 24 Menschen fest.

Nicht dass der Sinn noch recht behält mit seinem Bürgerkrieg.

[Seether]

Solange Griechenland nicht aus der Eurozone austritt und/oder den kompletten (!) Schuldenschnitt erklärt, ist es kein souveräner Staat mehr.
De facto ist Griechenland momentan ein Protektorat der EU sui generis. Ich bezweifle, dass die Griechen den Mut aufbringen werden, auf die einzig mögliche Weise (nämlich gewaltsame Beseitigung des derzeitigen herrschenden Systems) ihre Zwangslage zu beseitigen.

[Eye-Q]

Noch würde ich nicht von Protektorat sprechen...aber weit is nicht mehr. Mir kommt mittlerweile so vor als wollte man komplett Griechenland aufkaufen... Ich kann die Regierung nicht beurteilen, aber daher ja meine Meinung, dass sie komplett aufgerieben wird. Bürgerkrieg (wenn die EU ihren Willen durchsetzen will) oder Krieg mit der EU... (die beiden Begriffe bitte nicht absolut sehen, aber um es zu verdeutlichen)

[Chloe]

Mit Demokratie oder gar gleichberechtigter Partnerschaft hat das jedenfalls nicht mehr viel zu tun, was da abläuft. Und abgesehen davon würde mich interessieren, wie das eigentlich rechtlich aussähe, wenn ein Kredithai vom Schuldner Einsicht in die Haushaltsbücher erzwingt, und anfängt, ihm Vorschriften zu machen, wofür er sein Geld auszugeben hat.

Eine vage Hoffnung bleibt, wenn Merkel ihre schwarz-gelben Lakaien nicht mehr hinter sich bekommt, stellt sie vielleicht die Vertrauensfrage und wir kriegen Neuwahlen