"Aghet" - Völkermord an dem Armeniern

[Uriel Ventris]

Versuchte Zensur und Mundverbote sind aber was anderes als Scham und ständige übertriebene Schuldeingeständnisse.

[Eye-Q]

Ja stimmt, die Proteste bei der Ausstellung über die saubere Wehrmacht (Reemtsma) gabs ja nicht und war im Endeffekt tatsächlich nur Nestbeschmutzung.
Und die Doku-Welle kam auch erst ab den 90er Jahren auf (was man wiederum von Knopp hält ist halt ne andere Sache). Davor gab es nur Perlen wie "So war der Landser" (wenn ich das gerade richtig im Kopf habe) aus den 40er bzw. 50er Jahren.
Wie auch immer, eine "distanziertere" Doku Aufarbeitung war halt eben möglich nachdem eine gewisse Zeit verstrichen ist.

Du scheinst mir auch immer zwischen den Seiten rumlavieren zu wollen; machst du aber nicht ungeschickt. Entweder es handelt sich übertriebene Schuldeingeständnisse und Scham oder eben dann wiederum (zu?) wenig, je nach dem wer schreibt und was er schreibt.
Wirklich darauf eingehen kann ich nicht, weil du dich eigentlich immer in der schwammigen Mitte herumtreibst. Ich kann jedenfalls nichts übertriebenes feststellen. Entweder man tritt die Rechtsnachfolge an und "anerkennt" was getan wurde (wobei man sich bei dem was ich nun schreibe e schon zum 65496818149 mal geschrieben und erwähnt wurde) und ohnehin Deutschland, und erst recht Österreich, glimpflich davon gekommen ist. Jedenfalls muss man halt damit leben!
Auf der anderen seite sind jene für die es mal genug sein sollte und es e schon so lange zurück liegt.

[Uriel Ventris]

Ja stimmt, die Proteste bei der Ausstellung über die saubere Wehrmacht (Reemtsma) gabs ja nicht und war im Endeffekt tatsächlich nur Nestbeschmutzung.
Und die Doku-Welle kam auch erst ab den 90er Jahren auf (was man wiederum von Knopp hält ist halt ne andere Sache). Davor gab es nur Perlen wie "So war der Landser" (wenn ich das gerade richtig im Kopf habe) aus den 40er bzw. 50er Jahren.
Wie auch immer, eine "distanziertere" Doku Aufarbeitung war halt eben möglich nachdem eine gewisse Zeit verstrichen ist.

Wie meinst du das jetzt?

Du scheinst mir auch immer zwischen den Seiten rumlavieren zu wollen; machst du aber nicht ungeschickt. Entweder es handelt sich übertriebene Schuldeingeständnisse und Scham oder eben dann wiederum (zu?) wenig, je nach dem wer schreibt und was er schreibt.

Wo hab ich das denn gesagt?

Wirklich darauf eingehen kann ich nicht, weil du dich eigentlich immer in der schwammigen Mitte herumtreibst.

Die Wahrheit liegt selten in den Extremen, sondern in der Mitte. Vielleicht ist das der Grund?

[Liopleurodon]

Ich finde das so herlich.
Diese Meldung von sich geben, aber auf andere zeigen ist dann schnell geschehen:
http://www.scifi-forum.de/off-topic/...ml#post2715990
Wie gut, dass "die Deutschen" (plus Österreicher) dann kein gestörtes Verhältnis zur eigenen Geschichte mehr haben. Denn irgendwann muss es ja mal genug sein und außerdem ist das doch ohnehin schon so lange her...

Nun, die Deutschen insgesamt und auch die offiziellen Stellen haben die Verbrechen in beiden Kriegen wenigstens eingestanden. Auf türkischer Seite ist es bis dahin aber noch ein weiter Schritt.

Diese bisher nicht erfolgte Aufarbeitung der Ereignisse ist auch einer der Gründe, warum das Verhältnis zwischen Armenien und der Türkei immer noch so feindselig ist. Den Armeniern hat sich der Völkermord tief ins kollektive Gedächtnis eingebrannt, gab es damals doch keine armenische Familie, die nicht Angehörige verloren hatte. Was sich die Armenier von türkischer Seite am meisten wünschen ist zumindest das Eingeständnis der Taten und eine Entschuldigung. Aber selbst nach fast 100 Jahren verfallen türkische Stellen ins Relativieren und Runterspielen: Man habe damals aus Sicherheitsgründen die armenische Bevölkerung einiger Gebiete umsiedeln müssen und dabei seien bedauerlicherweise ein paar Menschen gestorben.

Übrigens ist Aghet eine sehr gut gemachte und beeindruckende Dokumentation.

[Liopleurodon]

Hier nochmal die Links aus der anderen Diskussion, falls es jemanden interessiert:

DER SPIEGEL*13/1992 - Wir werden euch ausrotten
DER SPIEGEL*14/1992 - Kampf um Berg-Karabach und der Völkermord an den Armeniern (II)
DER SPIEGEL*15/1992 - Kampf um Berg-Karabach und der Völkermord an den Armeniern (III)

Wie die Artikelserie übrigens unter den Türken ankam, hat die Spiegelredaktion hier zusammengefasst:
DER SPIEGEL*15/1992 - Hausmitteilung Betr.: Boykott

Türken und Deutsche sind Freunde, Türken und Kurden auch - sagen die Türken. Um die einen Freunde mit Nachrichten darüber zu verschonen, was sie den anderen Freunden derzeit antun, stürzten sich Türken in unproduktive Kosten: In Stuttgart und Aalen, Heidenheim, Villingen-Schwenningen und Schwäbisch Gmünd erwarben sie massenhaft den SPIEGEL. Die meisten, rund tausend Exemplare, kauften Türken in Ulm in der Absicht, das unerfreuliche Papier auf dem Münsterplatz zu verbrennen. Der originelle Boykott durch Kauf statt durch Nichtkauf ist laut Ali Demir, Sprecher der Islamischen Vereine in Baden-Württemberg, Protest auch gegen die Serie über Karabach und den Völkermord der Türken an den Armeniern im Ersten Weltkrieg.

Es handele sich aber beileibe um keine koordinierte Aktion, sondern um eine spontane, wenngleich weitverbreitete Unmutsäußerung. Selbiger Unmut erfaßte allerdings auch die Türken in der Türkei. Dort fanden SPIEGEL-Leser in ihren Exemplaren die Kurdenseiten so gut verklebt, daß sie den Artikel nicht lesen konnten. Veli Nergiz, Sekretär des Türkisch-Islamischen Kulturvereins in Ulm, dessen Chef Cahit Ay dem SPIEGEL die teure Beute zeigte, riet der Redaktion in Hamburg: "Schreiben Sie die Wahrheit. Wir sind über tausend Jahre Freunde gewesen." Letzteres zumindest ist geschönt. Denn bekanntlich brandeten Anno 1683 die Heere der türkischen Freunde noch bis vor die deutsche Kaiserstadt Wien.

An den türkischen Reaktionen auf dieses Thema hat sich in der Zwischenzeit nur geringfügig etwas verändert. Erst vor vier Jahren wurde der "Türkentum-Paragraf" im Strafrecht entschärft, von dem vorher jeder bedroht war, der das Thema auch nur öffentlich erwähnte:

Meinungsfreiheit - Türkentum-Paragraf entschärft - Politik - Süddeutsche.de

Lesenswerte Bücher zum Thema des armenischen Völkermordes und wie sich die Geisteshaltung der Jungtürken unter den Gründern der Republik fortsetzte, wären unter anderem diese hier:

Armenian Genocide in Perspective: Amazon.de: Richard G. Hovannisian: Englische Bücher

Unacknowledged Atrocities: The Armenian Genocide: A Critical Perspective of the Definition of Genocide: Amazon.de: Alex Nejadian: Englische Bücher

http://www.amazon.de/Why-Genocide-Armenian-Experiences-Perspective/dp/0813801435/

Besonders lesenswert, weil aus türkischer Feder stammend:
http://www.amazon.de/Empire-Republic-Nationalism-Armenian-Genocide/dp/1842775278/

Sehr gründlich und gewissenhaft recherchiert worden ist dieses Buch:
Tabu Armenien. Geschichte eines Völkermordes. Sachbuch .: Amazon.de: Yves Ternon: Bücher