Ist Kombi-Lohn eine Lösung?
Eben habe ich mir Deinen Link durchgelesen. Der beruf sich ja auf Ifo-Chef Hans-Werner Sinn, ein recht kluger Kopf, will ich meinen.
Ich hatte ihn mal in einer Sendung über sein Modell einer Reform sprechen gehört - wenn man ihn so zuhört, klingt er recht überzeugend.
Das die Arbeitsgelegenheiten (AGH) nicht zum ersten Arbeitsmarkt gehören ist natürlich korrekt, dass ändert aber nichts daran, dass sich diese negativ auf diesen auswirken.
In der TV-Sendung (ich glaube, sie war auf Phoenix und hieß "Am Kamin" oder so) hatte Hans-Werner Sinn sich übrigens sehr kritisch über diese AGHs geäußert. Sinngemäß sagte er: Entweder sind sie überflüssig, dann braucht man sie nicht, oder sie werden nachgefragt, dann vernichten sie Arbeitsplätze auf den ersten Arbeitsmarkt (wie z. B. in der kommunalen Abfallwirtschaft).
Tja, diese beiden Artikel scheinen sich zumindest zu wiedersprechen und beiden liegt eine Logik zugrunde.
Also, erstmal setzt Hans-Werner Sinn voraus, dass der Niedriglohnsektor nicht flächendeckend eingeführt wird, sondern dass der erste Arbeitsmarkt lediglich durch diesen erweitert wird, um so auch gerinqualifizierte Arbeit markfähig zu machen.
Allerdings stört mich z. B. folgende Aussage:
Das BVerfG hatte ja kürzlich festgestellt, dass beim ALG II die gesellschaftliche Teilhabe nicht gewährleistet ist. Daraus folgere ich mal, dass der Regelsatz etwas angehoben werden müsste, um dies zu ermöglichen.
Nun soll aber jemand für 8-Stunden produktive Arbeit nicht mehr als dass bekommen (gegenwärtiges ALG II plus leichte Anhebung)? Ist dass nicht unsozial?
Hans-Werner Sinn argumentierte in der TV-Sendung, dass das Problem mit dem Sozialstaat darin besteht, dass dieser quasi in Konkurrenz zum Arbeitsmarkt tritt. Gemäß dieser Logik fällt der Nieriglohnsektor deswegen weg, weil eine soziale Alternative vom Staat unter der Bedingung garantiert wird, dass man nicht arbeitet (so ähnlich hatte er sich nach meinen Gedächnis ausgedrückt, ist aber frei von mir formuliert).
Wenn man künftig nur noch unter der Bedingung Lohn plus Transferleistungen erhält, wenn man tatsächlich arbeitet, dann muss eine Arbeitstelle auch garantiert sein.
Für den Fall, dass kein Arbeitsplatz zur Verfügung steht, heißt es in den Artikel einfach:
Also müssten die Kommunen Fantasie entwickeln (wie heute bei den AGHs), um nicht nachgefragte Arbeit anzubieten, weil dass ja die Bedingung dafür ist, dass eine erwerbsfähige Person überhaupt Sozialleistungen erhält, was ja aufgrund von Art. 1 GG i. V. m. Art. 20 I GG verfassungsrechtlich garantiert werden muss.
Ganz überzeugen kann mich das Modell an dieser Stelle nicht.
Inzwischen würde über die Hartz-Reform ein Niedriglohnsektor geschaffen, nur weitaus weniger durchdacht, als es Hans-Werner Sinn im Sinn hatte.
Seine Idee beruht IMHO auf der Annahme, dass Arbeit nachgefragt werden würde, sobalt diese finanzierbar wäre - z. B. im Dienstleistungsbereich, wenn ich auch jetzt nicht weiß, genau welche Bereiche da in betracht kommen. Es muss eben all dass sein, was wir gerne in Ansprucht nehmen würden (z. B. eine Haushaltshilfe usw.), auf dass wir aber aufgrund der teuren Lohnkosten verzichten.
Aber dieses Kombilohn-Modell sehe ich recht kritisch.
Viele AGHs sind auch schlichtweg überflüssig und belasten nur den Staatshaushalt. Andere AGHs wirken sich nachteilig auf den Arbeitsmarkt aus, da diese in unfairer Konkurrenz zum ersten Arbeitsmarkt treten. Hier greift der Staat sehr unklug in den Markt ein.
@endar
Zitat von V-o-l-k-e-r
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Ich hatte ihn mal in einer Sendung über sein Modell einer Reform sprechen gehört - wenn man ihn so zuhört, klingt er recht überzeugend.
Das die Arbeitsgelegenheiten (AGH) nicht zum ersten Arbeitsmarkt gehören ist natürlich korrekt, dass ändert aber nichts daran, dass sich diese negativ auf diesen auswirken.
In der TV-Sendung (ich glaube, sie war auf Phoenix und hieß "Am Kamin" oder so) hatte Hans-Werner Sinn sich übrigens sehr kritisch über diese AGHs geäußert. Sinngemäß sagte er: Entweder sind sie überflüssig, dann braucht man sie nicht, oder sie werden nachgefragt, dann vernichten sie Arbeitsplätze auf den ersten Arbeitsmarkt (wie z. B. in der kommunalen Abfallwirtschaft).
Zitat von V-o-l-k-e-r
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Also, erstmal setzt Hans-Werner Sinn voraus, dass der Niedriglohnsektor nicht flächendeckend eingeführt wird, sondern dass der erste Arbeitsmarkt lediglich durch diesen erweitert wird, um so auch gerinqualifizierte Arbeit markfähig zu machen.
Allerdings stört mich z. B. folgende Aussage:
Voraussetzung ist freilich, dass die Kombilöhne das Niveau des ALG II nicht wesentlich überschreiten.
Nun soll aber jemand für 8-Stunden produktive Arbeit nicht mehr als dass bekommen (gegenwärtiges ALG II plus leichte Anhebung)? Ist dass nicht unsozial?
Hans-Werner Sinn argumentierte in der TV-Sendung, dass das Problem mit dem Sozialstaat darin besteht, dass dieser quasi in Konkurrenz zum Arbeitsmarkt tritt. Gemäß dieser Logik fällt der Nieriglohnsektor deswegen weg, weil eine soziale Alternative vom Staat unter der Bedingung garantiert wird, dass man nicht arbeitet (so ähnlich hatte er sich nach meinen Gedächnis ausgedrückt, ist aber frei von mir formuliert).
Wenn man künftig nur noch unter der Bedingung Lohn plus Transferleistungen erhält, wenn man tatsächlich arbeitet, dann muss eine Arbeitstelle auch garantiert sein.
Für den Fall, dass kein Arbeitsplatz zur Verfügung steht, heißt es in den Artikel einfach:
Entsprechende Beschäftigungsmöglichkeiten für all jene, die auch unter den geänderten Bedingungen keine Arbeit auf dem ersten Arbeitsmarkt finden, sollten die Kommunen anbieten.
Ganz überzeugen kann mich das Modell an dieser Stelle nicht.
Zitat von Valdorian
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Seine Idee beruht IMHO auf der Annahme, dass Arbeit nachgefragt werden würde, sobalt diese finanzierbar wäre - z. B. im Dienstleistungsbereich, wenn ich auch jetzt nicht weiß, genau welche Bereiche da in betracht kommen. Es muss eben all dass sein, was wir gerne in Ansprucht nehmen würden (z. B. eine Haushaltshilfe usw.), auf dass wir aber aufgrund der teuren Lohnkosten verzichten.
Aber dieses Kombilohn-Modell sehe ich recht kritisch.
Zitat von Slowking
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@endar
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