Die Tötung von Benno Ohnesorg durch Karl-Heinz Kurras - SciFi-Forum

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Die Tötung von Benno Ohnesorg durch Karl-Heinz Kurras

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    #16
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Diese Argumente kann man in einem kritischen Kontext zum SPIEGEL Artikel durchaus bringen und die stehen (wenngleich nur als Behauptungen, auch Müller gibt ja keine belastbaren Quellen an) durchaus im Raum. Diese Argumente werden aber zu Pseudoargumenten wenn sie für Müllers Hetztiraden gegen den SPIEGEL verwendet werden.
    Sorry, aber er hat eine Meinung geäußert (sinngemäß, das der Spiegel Mist ist) und diese Meinung mit Argumenten untermauert. Da er selbst Teil der 68er-Bewegung war, würde ich ihm da eher trauen, diese Bewegung und ihre Anhänger zu verstehen, als den Spiegel-Autoren, die ja offensichtlich nicht viel Ahnung haben (oder jedenfalls so tun als hätten sie keine, Stichwort "Beginn der Bewegung mit dem Tod Ohnesorgs"). Ich kann nicht ganz nachvollziehen, warum Argumente entwertet werden, wenn sie auch bei der Person, welche sie vorbringt, Emotionen auslösen. Die Argumente stehen, das ist ein Fakt. Wer den Artikel ausschließlich wegen seiner Emotionalität attackiert, drückt sich doch eigentlich nur davor, vernünftige Gegenargumente vorbringen zu müssen.

    Sie belegen weder, dass der SPIEGEL "Gehirnwäsche" als "Kampfblatt" im Auftrag der CDU betreibt. Diese lächerlichen Aussagen machen den ganzen Artikel wertlos.
    Im Gegenteil belegen sie allerhöchstens dass der SPIEGEL kein Kampfblatt für Müllers Ansichten ist, mehr auch nicht.
    Und Müller hat keineswegs behauptet, der Spiegel sei ein Kampfblatt im Auftrag der CDU. Er hat lediglich festgestellt, dass von der Union aus eine gewisse Absicht ausgeht, die sich u.a. auch in der Berichterstattung des Spiegels widerspiegelt (pardon the pun). Ich bezweifle sehr stark, dass Müller damit sagen wollte, die Union hätte diese Berichterstattung in Auftrag gegeben. Was Müller eher meinte war, dass die Union die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf negative Seiten linker Bewegungen richten möchte. Und dies macht der Spiegel hier offensichtlich mit, indem die Autoren völlig grundlos die Ziele und Führer der 68er in Verbindung mit dem DDR-Regime und der Stasi bringt. Ob die Autoren einfach nur unkritisch die von der Union beeinflusste (und von etwa der BILD verbreitete) öffentliche Stimmung aufnehmen und ihren Job aufgrund dieser Kritiklosigkeit nicht richtig machen, oder ob sie tatsächlich Sympathisanten der Unionspolitik sind und den Artikel ganz bewusst so manipulativ geschrieben haben, bleibt offen.
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      #17
      Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
      Niemand hat das. Der Vorwurf war (und ist), dass sich in der Ermordung von Ohnesorg der faschistische Gewaltapparat der BRD manifestiert hat. Den man dann in letzter Konsequenz unter Zuhilfenahme der DDR bekämpfte.
      Die Realität sieht aber nun anders aus.
      Die Realität SAH anders aus. Der SDS in Berlin, der durch diesen Mord massiv Zulauf erhielt, war weder der Meinung, dass die BRD faschistisch sei, noch wurde die DDR positiv gesehen oder gar lies man sich von der DDR unterstützen.

      Die RAF war sehr viel später und entstand nicht aus der Radikalisierung der Studenten, die schon vor dem Mord begann, sondern erst durch den Niedergang der 68er Bewegung.
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        #18
        Du wirst doch nun wohl kaum leugnen, dass die Bew. 2.Juni und die RAF sich auf den Tod Ohnesorgs als Rechtfertigung bezogen und dass die RAF später logistische Unterstützung der DDR in Anspruch nahm, oder?
        können wir nicht?

        macht nix! wir tun einfach so als ob!

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          #19
          Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
          Du wirst doch nun wohl kaum leugnen, dass die Bew. 2.Juni und die RAF sich auf den Tod Ohnesorgs als Rechtfertigung bezogen und dass die RAF später logistische Unterstützung der DDR in Anspruch nahm, oder?
          Der Spiegel berichtet aber von der 68er Bewegung, nicht von RAF und Bewegung 2. Juni. Und wer das nicht unterscheiden kann, sollte nicht als Journalist über die 68er schreiben.

          Hier noch ein Nachtrag des im Eröffnungsthread verlinkten BILDblog-Eintrag:

          BILDblog| Springer hatte mit 1968 nichts zu tun (2)
          Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
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            #20
            Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
            Du wirst doch nun wohl kaum leugnen, dass die Bew. 2.Juni und die RAF sich auf den Tod Ohnesorgs als Rechtfertigung bezogen und dass die RAF später logistische Unterstützung der DDR in Anspruch nahm, oder?
            Die RAF entstand aber nichts deshalb, sondern sehr viel später - und natürlich nahm sie darauf Bezug und erhielt später Unterstützung der DDR. Aber da gibt es ein paar Jahre dazwischen und in diesen Jahren direkt folgend auf den Mord dominierten innerhalb der 68er linke Gruppen, die die DDR als autoritäre Diktatur ablehnten.

            Die RAF wäre auch ohne diesen Mord entstanden - und auch ohne die Unterstützung durch die DDR. Die RAF entstand aus dem Niedergang der 68er Bewegung und war keinesfalls DDR-gesteuert (sondern von einer dümmlichen Ideologie).
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              #21
              Die spätere RAF-Terroristin Gudrun Ensslin forderte unmittelbar nach Ohnesorgs Tod die Aufnahme des bewaffneten Kampfes und belehrte widersprechende Mitglieder des Westberliner SDS, mit der „Generation von Auschwitz“ sei kein Dialog möglich. Wenige Jahre später setzte sie ihre Gewaltfantasien in die Praxis um.
              Quelle: Tötung von Benno Ohnesorg: Der Schuss, der die Bundesrepublik veränderte - Nachrichten Politik - WELT ONLINE

              Die Quelle ist sicher kein reiner Hort Freude für Linke, aber erstens wird hier die SDS erwähnt, und zum zweiten wird auch erwähnt, dass sie konträr zu den Ansichten Ensslins stand. Daran dürfte die Linke kaum etwas auszusetzen haben.

              Vor allem aber sagt diese Quelle aus, dass Ensslin unmittelbar(!) nach dem Mord zu bewaffnetem Widerstand aufrief - und nicht erst Jahre später und nach dem "Niedergang der 68er".

              Damit hat sie die RAF sicher noch nicht gegründet gehabt - aber Ohnesorg ist nicht nachträglich instrumentalisiert worden zur Legitimation einer bestehenden RAF, sondern Teil ihrer gesamten Entstehungsgeschichte.

              Ob diese ohne seinen Tod, der dem faschistischen Schweinestaat angelastet wurde, genau so verlaufen wäre, muss Spekulation bleiben - ich für meinen Teil bezweifele das.
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                #22
                Zitat von LuckyGuy Beitrag anzeigen
                ... Damit hat sie die RAF sicher noch nicht gegründet gehabt - aber Ohnesorg ist nicht nachträglich instrumentalisiert worden zur Legitimation einer bestehenden RAF, sondern Teil ihrer gesamten Entstehungsgeschichte. ...
                Esslin, und viele andere, sind aber nicht durch diesen Mord radikalisiert worden. Sie haben den Tod Ohnesorgs einfach nur benutzt um klarzumachen das Gewalt gegen den Staat legitim ist. Wenn Ohnesorg nicht ermordet worden wäre, dann hätte Esslin sicher andere Begründungen gefunden. Und sie hat ja auch massenweise andere Gründe gefunden ihre Gewaltphantasien in die Tat umzusetzen. Da alles kann man doch nicht hauptsächlich auf Ohnesorgs Ermordung zurückführen. Zudem war Esslin ja nun nicht das einzige Gründungsmitglied der RAF gewesen.

                Der Vietnamkrieg, die Wiederaufrüstung der BRD, die Verstrickung von Teilen von Regierung & Wirtschaft in Naziverbrechen, Aufbruch- und Reformwille, aber auch Gewaltbereitschaft, Revolutionsbereitschaft ... usw, usw... haben doch viel mehr Auswirkungen gehabt als Ohnesorgs Ermordung.
                "Vittoria agli Assassini!"

                - Caterina Sforza, Rom, 1503

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                  #23
                  Wobei man jetzt im Umkehrschluss die Bedeutung von Ohnesorgs Tod nicht kleinreden sollte. Natürlich war er für die Bewegung ein wichtiges Ereignis, aber die Wut auf das System rührte eben nicht unbedingt von Ohnesorgs Tod her, sondern vielmehr die Deckung, die Kurras in der darauffolgenden Zeit aus Politik, Justiz und Medien erhielt. Ich meine, die BILD hatte am 3. Juni ja sogar berichtet, Ohnesorg wäre von anderen Demonstranten getötet worden. Und die Freisprüche von Kurras haben eben die Meinung untermauert, dass das System Gewalt gegen Demonstranten unterstützen würde. Nur ob Kurras nun Stasi-Spitzel war oder nicht hat da keine größere Bedeutung.
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                    #24
                    Zitat von LuckyGuy Beitrag anzeigen
                    Vor allem aber sagt diese Quelle aus, dass Ensslin unmittelbar(!) nach dem Mord zu bewaffnetem Widerstand aufrief - und nicht erst Jahre später und nach dem "Niedergang der 68er".

                    Damit hat sie die RAF sicher noch nicht gegründet gehabt
                    Richtig - damals gab es die RAF eben noch nicht.

                    Dazu sollte man wohl daran erinnern, dass Ohnesorg nicht der einzige linke Demonstrant war, der damals ermordet wurde und es dazu es z.B. auch noch den Mordanschlag auf Dutschke (und einen weiteren auf jemanden, der für Dutschke gehalten wurden)...

                    Auf jeden Fall war es die bundesdeutsche Justiz mit Hilfe der bundesdeutschen Polizei, die Kurras nicht verurteilte - und es war bundesdeutsche Presse (insbesondere Bild), die damals zur Ermordung von linken Studenten aufrief.

                    Dazu gibt es bisher keinen Beweis dafür, dass die Stasi Kurras den Mord befohlen hat - Kurras wurde anscheinend nach dem Mord auch nicht weiter von der Stasi beschäftigt. Kurras war ja ausgerechnet in der Abteilung der Polizei, die Stasi-Spitzel enttarnen sollte, d.h. es machte eigentlich für die Stasi auch keinen Sinn, einen derart gut positionierten Spitzel als Agent provocateur zu benutzen und damit zu riskieren, dass man ihn als Spitzel verliert.

                    Es ist schon eher eine seltsame Fantasie der Konservativen, die sie meinen lässt, dass es 68 in der Form ohne die Stasi nicht gegeben hätte - und im Falle der Bild ist es auch ein erbärmlicher Versuch von der eigenen damaligen Rolle abzulenken.
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