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Thilo Sarrazin - ein Phänomen?

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    Zitat von Oliver Hansen Beitrag anzeigen
    Ich sage ja: Nach deiner Logik müsste man Strafen komplett abschaffen. .
    Nein. Drum sage ich ja: Du bist nicht einmal in der Lage, Beiträge sinnerfassend zu lesen, willst aber über Menschenleben urteilen, und zwar "ungesehen", weil undiffernziert.

    Schau, es hat keine "Logik", strengere Strafen zu fordern und, falls jemand das so nicht pauschalisieren möchte, ihm vorzuwerfen, dass er gar keine haben möchte und das ganze Rechtsystem abschaffen wolle. Seitenlang habe ich dir jetzt schon erwidert, nie war davon zu lesen, ich hab sogar das Gegenteil geschrieben, in klaren, einfachen Sätzen. Immer und immer wieder. Jemand, der nicht einmal Forumsbeiträge halbwegs korrekt rezipieren kann, schwingt sich zum Richter über andere auf? No, thanks.

    Weiter hab ich deinen Text nicht gelesen; glaube, aufgrund der völlig falschen Basis erübrigt sich's.

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      Zitat von VerkorksterKirk Beitrag anzeigen
      Nein. Drum sage ich ja: Du bist nicht einmal in der Lage, Beiträge sinnerfassend zu lesen, willst aber über Menschenleben urteilen, und zwar "ungesehen", weil undiffernziert.

      Schau, es hat keine "Logik", strengere Strafen zu fordern und, falls jemand das so nicht pauschalisieren möchte, ihm vorzuwerfen, dass er gar keine haben möchte und das ganze Rechtsystem abschaffen wolle. Seitenlang habe ich dir jetzt schon erwidert, nie war davon zu lesen, ich hab sogar das Gegenteil geschrieben, in klaren, einfachen Sätzen. Immer und immer wieder. Jemand, der nicht einmal Forumsbeiträge halbwegs korrekt rezipieren kann, schwingt sich zum Richter über andere auf? No, thanks.

      Weiter hab ich deinen Text nicht gelesen; glaube, aufgrund der völlig falschen Basis erübrigt sich's.
      Du hast selbst behauptet, härtere Strafen würden den Druck der Täter auf die Opfer erhöhen. Nun ist es aber Tätern in der Regel bei der Tat egal, wie hoch die Strafe ausfällt. An Strafen wird da in der Regel gar nicht gedacht und wenn, ist von vorneherein jede Strafe ein Grund für den Täter, Druck auf sein Opfer auszuüben damit es schweigt. Gerade bei Sexualstraftaten, vor allem an Kindern. Damit müsste man, folgte man deiner Logik konsequent, jede Straftat legalisieren. Denn dann erst hätten Täter keinen Grund mehr, überhaupt Druck auf ihre Opfer auszuüben, damit es schweigt, weil sie vom Nichtschweigen keinen Vorteil mehr hätten. Die Logik, die du anwendest lautet schlicht, dass Täterschutz auch Opferschutz wäre. Damit würde das Leid des Opfers aber nicht gemindert.

      Du erkennst aber nicht mal deine eigene Logik.

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        Zitat von Oliver Hansen Beitrag anzeigen
        Du hast selbst behauptet, härtere Strafen würden den Druck der Täter auf die Opfer erhöhen.
        Ja. Aber auch den Druck auf das Opfer, das weiß, was es auslöst, wenn es die Tat verrät. Die wollen aber weniger, dass jemand Schaden nimmt, sondern im Gegenteil, dass Leid aufhört. Ihr Leid wird nicht gemildert, indem der Täter - oft ein Vertrauter, wie im genannten Beispiel - ein Leben lang leiden muss. Und das nur, weil es die Tat verraten hat. Also verrät es das Verbrechen lieber nicht, um nicht ein ebenso schlechter Mensch zu werden wie der Vergewaltiger. (Mir ist klar, dass du dir das kaum vorstellen kannst, dass Menschen bzw. Kinder so denken. Akzeptier es einfach, ziehe es zumindest in Erwägung, und bestrafe sie nicht dafür...)

        Nun ist es aber Tätern in der Regel bei der Tat egal, wie hoch die Strafe ausfällt. An Strafen wird da in der Regel gar nicht gedacht
        Ja. Weshalb es hier auch nicht um "Abschreckung" oder Vorbeugung geht.

        Damit müsste man, folgte man deiner Logik konsequent, jede Straftat legalisieren.
        Nein. Nach meiner "Logik" dürfte man nur nicht jede Straftat über einen Kamm scheren und die Bedürfnisse der Opfer ernster nehmen als dein Bedürfnis nach Rache.

        Denn dann erst hätten Täter keinen Grund mehr, überhaupt Druck auf ihre Opfer auszuüben, damit es schweigt, weil sie vom Nichtschweigen keinen Vorteil mehr hätten.
        Wir merken, wir schwierig es ist, Strafen sinnvoll einzusetzen. Denn generell stimmt ja, was du schreibst: Gäb es keine Strafen, wäre es also keine Straftat, dann wäre der Druck, darüber zu schweigen und die Sache aufzudecken, tatsächlich geringer. Vieles, was jetzt im Dunklen ist, käme ans Licht. Erstaunlich.

        Nur ist es aber so, dass wir diese Verbrechen nicht wollen, und uns daher überlegen müssen, wie wir a) davon erfahren, wenn sie passieren und b) dafür sorgen, dass es möglichst nicht mehr dazu kommt.

        Aber welche Rolle spielt deine Rache dabei? Deine harte Strafe sorgt weder dafür, dass wir davon erfahren (weil der Druck auf die Opfer enorm ist, darum auch die Dunkelziffer), noch dass es nicht mehr passiert (du selbst: "Strafen schrecken [bei sowas] nicht ab.").

        Dass mit dem Strafmaß die Gesellschaft auch festhält, was sie nicht will (und in welchem Maß sie das nicht will), ist auch klar. Wenn das, was sie nicht will, dadurch aber nur noch schlimmer wird, muss man sich wohl was einfallen lassen. (Und das passiert sogar: Das Konzept der Amnesie für Steuersünder z.B., die straffrei ausgehen, wenn sie ihre Straftat melden. Das kann sinnvoller sein, als auf dem Dogma der Bestrafung zu beharren.)

        Vor allem kann man einsehen, das Strafe und Justiz nicht die einzige Antwort auf Verbrechen sein darf.
        Die Welt und der Mensch ist komplex. Nichts wird einfacher, nur weil man sich weigert, drüber nachzudenken. Sondern man selbst wird dümmer und die Welt noch grausamer.

        Die Logik, die du anwendest lautet schlicht, dass Täterschutz auch Opferschutz wäre. Damit würde das Leid des Opfers aber nicht gemindert.
        Die Logik, die ich anwende, ist die: Nicht alles, was deiner Rache nutzt, ist gut. Du meinst, das Leid des Opfers wird nicht gemildert, wenn es keine Angst haben muss, selbst Leid zuzufügen? Ich meine, deine harte Strafe mildert das Leid des Opfers erst recht nicht, sondern machts nur schlimmer.

        Kommentar


          Das ganze mit eurer "Rache" ist ja ganz nett und so, aber vielleicht solltet ihr auf den üblicheren Verstand zurückgreifen: "Strafmaß muss die Antwort auf die Frage sein: Wie minimieren wir die Straftaten(bzw. das durch Straftaten entstehende Leiden(Täter ausgeschlossen))?"

          Gerade auf Kinderschändung lässt sich das wirklich super anwenden, da hat man dieses "Der klaut doch nur Brot, weil er nicht verhungern will."-Problem nicht.


          Die Theorie, dass erhöhte Strafe zu schlimmeren Verbrechen führt, halte ich für widersprüchlich: Man muss unterstellen, dass der Täter wirklich keine moralischen Hemmungen hat (sonst kann er "den Druck" nicht maximieren). Das führt aber logischerweise auch dazu, dass er (oder auch sie) jedes Verbrechen ausübt, sobald bei der Kosten/Nutzen-Rechnung etwas positives herauskommt (Der brave Mensch klaut auch dann nicht wenn er ganz sicher nicht erwischt werden würde, weil er moralischen Anspruch an sich selbst hat) - woraus sofort folgt, dass geringeres Strafmaß in jedem Fall zu mehr schlimmeren Verbrechen führt: Wenn er einfach immer sein Risiko, erwischt zu werden, minimiert, ist die Kosten/Nutzen-Rechnung bei niedrigen Strafen öfter positiv.


          PS: die Kosten/nutzen-Rechnung eines rationalen Verbrechers:
          Lebensglück ohne das Verbrechen = L1
          Lebensglück mit dem Verbrechen = L2
          Chance, erwischt zu werden = c
          dann anstehende Strafe = S

          Wenn L1 < L2 - c*S , dann wird das Verbrechen getan.

          Ist im Kern die gleiche Rechnung wie z.B. bei einer Versicherung, oder anderen Arten des Glückspiels.

          Kommentar


            Zitat von Fiesel Beitrag anzeigen
            Die Theorie, dass erhöhte Strafe zu schlimmeren Verbrechen führt, halte ich für widersprüchlich: Man muss unterstellen, dass der Täter wirklich keine moralischen Hemmungen hat (sonst kann er "den Druck" nicht maximieren).
            Bin nicht sicher, worauf du deine Meldung beziehst oder was du sagen willst. Dass es in bestimmten Fällen zu (weiteren) Verbrechen kommt, um einer drohenden Strafe zu entgehen, müsste so oder so jedem klar sein.

            Kommentar


              Dass härtere Strafen es schwieriger machen, sich an Gesetze zu halten, dieser Logik hängt übrigens auch unsere Frau Bundeskanzlerin an. Die meinte mal: "Je schärfer man die Parteiengesetze fasst, umso schwieriger wird es ja, sich daran zu halten."

              Tja, je schärfer man das Jugendstrafrecht fasst, umso schwieriger wird es, Rentner in der U-Bahn nicht zu verprügeln.

              Kommentar


                Zitat von VerkorksterKirk Beitrag anzeigen
                Bin nicht sicher, worauf du deine Meldung beziehst oder was du sagen willst. Dass es in bestimmten Fällen zu (weiteren) Verbrechen kommt, um einer drohenden Strafe zu entgehen, müsste so oder so jedem klar sein.
                Und dann kommen die weiteren logischen Überlegungen. Perspektive:

                statt "wie weit müsste man die Strafe für das erste Verbrechen reduzieren, um das Folge-Verbrechen zu verhindern?"

                kann man genausogut fragen: "wie weit müsste man die Strafe für das Folge-Verbrechen erhöhen, um es zu verhindern?"

                Daraus wird dann eine Grenzwertbetrachtung: "Wann entsteht wohl weniger Leid durch Straftaten(den Täter ausgenommen): Wenn die Strafe sich sehr schnell zu maximaler Folter summiert, oder wenn Strafen nur noch minimale Umstände für den Täter darstellen?"

                Und was da die richtige Antwort ist, müsste ja auch jedem klar sein.


                .
                EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

                Fiesel schrieb nach 1 Minute und 58 Sekunden:

                Zitat von SF-Junky Beitrag anzeigen
                Dass härtere Strafen es schwieriger machen, sich an Gesetze zu halten, dieser Logik hängt übrigens auch unsere Frau Bundeskanzlerin an. Die meinte mal: "Je schärfer man die Parteiengesetze fasst, umso schwieriger wird es ja, sich daran zu halten."

                Tja, je schärfer man das Jugendstrafrecht fasst, umso schwieriger wird es, Rentner in der U-Bahn nicht zu verprügeln.
                Na, hier geht es aber rund. Opfer bis jetzt:

                Mia, das achtjährige Mädchen.

                Bernd, das zwei Tage alte Brot.

                Hunni, der druckfrische 100-Euro-Schein.

                achja, und auch noch Rudi, der nichtmehrganzsorüstige Rentner.
                Zuletzt geändert von Fiesel; 04.01.2011, 15:01. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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                  Zitat von VerkorksterKirk Beitrag anzeigen
                  Ja. Aber auch den Druck auf das Opfer, das weiß, was es auslöst, wenn es die Tat verrät. Die wollen aber weniger, dass jemand Schaden nimmt, sondern im Gegenteil, dass Leid aufhört. Ihr Leid wird nicht gemildert, indem der Täter - oft ein Vertrauter, wie im genannten Beispiel - ein Leben lang leiden muss. Und das nur, weil es die Tat verraten hat. Also verrät es das Verbrechen lieber nicht, um nicht ein ebenso schlechter Mensch zu werden wie der Vergewaltiger. (Mir ist klar, dass du dir das kaum vorstellen kannst, dass Menschen bzw. Kinder so denken. Akzeptier es einfach, ziehe es zumindest in Erwägung, und bestrafe sie nicht dafür...)
                  In meiner Schulzeit gab es mal eine Unterrichtseinheit über dieses Thema. Grundtenor: Das Opfer fühlt sich schuldig, weil der Täter es in diesem Glauben lässt. Ergo: Wenn etwa die Schule, der Kindergarten, der Arzt oder wer auch immer einen klaren Verdacht hat, muss man aufklären, ob da was dran ist. Und dazu muss man den Opfern auch klar machen, dass es nicht die Schuld für das trägt, was den Täter als Strafe erwartet. Nicht das missbrauchte Kind ist schuldig am Zerbrechen der Familie, sondern der, der es vergewaltigt und misshandelt hat.

                  Ja. Weshalb es hier auch nicht um "Abschreckung" oder Vorbeugung geht.
                  Es geht immer auch um Abschreckung.

                  Nein. Nach meiner "Logik" dürfte man nur nicht jede Straftat über einen Kamm scheren und die Bedürfnisse der Opfer ernster nehmen als dein Bedürfnis nach Rache.
                  Dem Opfer hilft es am meisten, wenn der Täter weit weg von ihm gehalten wird und ihm nichts mehr tun kann. Und das für immer und ewig.

                  Nur ist es aber so, dass wir diese Verbrechen nicht wollen, und uns daher überlegen müssen, wie wir a) davon erfahren, wenn sie passieren und b) dafür sorgen, dass es möglichst nicht mehr dazu kommt.
                  Ganz exakt.

                  Aber welche Rolle spielt deine Rache dabei? Deine harte Strafe sorgt weder dafür, dass wir davon erfahren (weil der Druck auf die Opfer enorm ist, darum auch die Dunkelziffer), noch dass es nicht mehr passiert (du selbst: "Strafen schrecken [bei sowas] nicht ab.").
                  Die harte Strafe bewirkt aber vor allem eines: Gerechtigkeit. Dem Täter wird etwas gleichwertiges angetan.

                  Dass mit dem Strafmaß die Gesellschaft auch festhält, was sie nicht will (und in welchem Maß sie das nicht will), ist auch klar. Wenn das, was sie nicht will, dadurch aber nur noch schlimmer wird, muss man sich wohl was einfallen lassen. (Und das passiert sogar: Das Konzept der Amnesie für Steuersünder z.B., die straffrei ausgehen, wenn sie ihre Straftat melden. Das kann sinnvoller sein, als auf dem Dogma der Bestrafung zu beharren.)
                  Ein Steuerhinterzieher hat damit auch niemanden umgebracht, vergewaltigt, misshandelt oder sonstwie am Leib und Leben geschädigt. Er hat den Staat um Steuern betrogen, das ist nicht schön, aber mit Gewalttaten nicht im Geringsten vergleichbar.

                  Vor allem kann man einsehen, das Strafe und Justiz nicht die einzige Antwort auf Verbrechen sein darf.
                  Die Welt und der Mensch ist komplex. Nichts wird einfacher, nur weil man sich weigert, drüber nachzudenken. Sondern man selbst wird dümmer und die Welt noch grausamer.
                  Das mag sein. Dennoch gibt es Verbrechen, die eine Ausstoßung aus der Rechtsgemeinschaft rechtfertigen.

                  Die Logik, die ich anwende, ist die: Nicht alles, was deiner Rache nutzt, ist gut. Du meinst, das Leid des Opfers wird nicht gemildert, wenn es keine Angst haben muss, selbst Leid zuzufügen? Ich meine, deine harte Strafe mildert das Leid des Opfers erst recht nicht, sondern machts nur schlimmer.
                  Das Opfer fügt kein Leid zu, wenn es den Täter anzeigt. Wenn es das glaubt, sollte man eine qualifizierte Therapie als angezeigt ansehen. Man muss ihm aufzeigen, dass es keine Schuld an dem trägt, was nun mit dem Täter passiert. Sondern dass der Täter selbst daran schuld ist.

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                    Zitat von Edward_Grove Beitrag anzeigen
                    Das Weltbild, welches als Basis dieser Beispiele dient, ist eines, welches vom grundsätzlich guten Menschen ausgeht, der nur irgendwie durch äußere Einflüsse auf die falsche Bahn geraten ist.
                    Nein, es geht nicht darum, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, sondern darum, dass kein Mensch gut oder böse ist. Beide Kategorien sind eigentlich Unfug. Jeder Mensch kann "gut" oder "böse" handeln.

                    Bei der Frage, ob man einen Mördern resozialisieren oder nicht soll, ist eher entscheidend, ob man Menschen zutraut sich zu ändern oder nicht. Genauer: ob sie sich noch einmal ändern, nach dem sie zum Mörder geworden sind. Und es spricht nun mal überhaupt nicht dafür, dass grundsätzlich eine solche Änderung nicht möglich ist.

                    Die Behauptung, dass Menschen sich nicht ändern könnten, wird ja als Ausrede für alles mögliche benutzt: von der Klassengesellschaft bis zum Kaputtsparen der Infrastruktur.
                    Resistance is fertile
                    Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                    The only general I like is called strike

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                      Zitat von max Beitrag anzeigen
                      Nein, es geht nicht darum, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, sondern darum, dass kein Mensch gut oder böse ist. Beide Kategorien sind eigentlich Unfug. Jeder Mensch kann "gut" oder "böse" handeln.

                      Bei der Frage, ob man einen Mördern resozialisieren oder nicht soll, ist eher entscheidend, ob man Menschen zutraut sich zu ändern oder nicht. Genauer: ob sie sich noch einmal ändern, nach dem sie zum Mörder geworden sind. Und es spricht nun mal überhaupt nicht dafür, dass grundsätzlich eine solche Änderung nicht möglich ist.

                      Die Behauptung, dass Menschen sich nicht ändern könnten, wird ja als Ausrede für alles mögliche benutzt: von der Klassengesellschaft bis zum Kaputtsparen der Infrastruktur.
                      Es geht nicht darum, ob sie sich ändern können, es geht darum, ob ihre Tat aus menschlicher Perspektive irgendwie "vergebbar" ist. Also ob Menschen die Tat irgendwann abhaken können. Und das ist bei Mord einfach nicht der Fall. Wer einen anderen Menschen absichtlich tötet, hat sich selbst aus jeder Rechtsgemeinschaft hinauskatapultiert. Für den Rest seines Lebens. Die Frage ist die, ob der Betroffene es eben verdient, wieder resozialisiert zu werden. Du kannst ja gern sagen: Er kann sich ändern. Ich sage, dass mir das bei einem Mörder egal ist. Ebenso bei einem Kinderschänder oder ähnlichen Verbrechern.

                      Nehmen wir mal den Fall Magnus Gäfgen als Beispiel. Dieser Mann hat einen 11-Jährigen Jungen, der ihm nichts getan hat, entführt, anschließend erstickt und noch Lösegeld gefordert. Er hat die Eltern von Jakob von Metzler und die Polizei nach seiner Verhaftung glauben lassen, dass der kleine Junge irgendwo in einer vergrabenen Holzkiste oder einem Loch elendig krepiert und hat es soweit getrieben, dass die Polizei sich nicht mehr anders zu helfen wusste als ihm Gewalt anzudrohen, um ihn zu zwingen, den Aufenthaltsort seines Opfers zu verraten (ich stufe das übrigens tatsächlich unter Notwehr/Nothilfe ein, weil es hier nicht um einen üblichen Fall von Folter geht). Dieser Mann hatte dann noch die Stirn, bis zum EuGHMR zu ziehen wegen dem, was man ihm angeblich "angetan" hat. Die Intention ist natürlich klar: Es ging darum, dass sein Lebenslang mit besonderer Schwere der Schuld zu einem einfachen Lebenslang reduziert wird. Das hieße dann nämlich nur 15 statt 20 oder 25 Jahren Gefängnis. Dieser Mensch hat sogar noch vor Gericht um "eine Strafe mit Perspektive" gebeten. Er fordert laufend für sich etwas ein, was er anderen gewaltsam geraubt hat: Würde, Leben, Freiheit.

                      Entschuldigung, aber was genau spricht jetzt dafür, ihn je wieder freizulassen?

                      Das gleiche kann man zum Mörder von Natalie Astner, zum Mörder von Kim Kerkow, von Ulrike Everts oder ganz aktuell auch zu dem von Nina und Tobias aus Bodenfelde sagen. Es gibt keinen logischen Grund, irgendwann zu sagen, dass es genug wäre. Diese Menschen haben so viel Leid und Unglück angerichtet, dass sie es bei bestem Willen und bei Aufbietung aller christlicher Nächstenliebe schlicht nicht verdienen, je wieder freizukommen.

                      Wenn ich von solchen Taten höre, wünsche ich mir, ich könnte an eine Hölle glauben. Aber selbst alle Strafen, die die Bibel so zu bieten hat sind nicht schlimm genug, dass sie diesen Menschen gegenüber angemessen wären. Also muss man sich mit dem begnügen, was wir mit solchen Menschen maximal antun können, ohne selbst böse zu werden. Und das ist eben, sie lebenslänglich hinter Gittern zu halten und dort verrotten zu lassen.
                      Zuletzt geändert von Oliver Hansen; 04.01.2011, 20:42.

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                        Zitat von Oliver Hansen Beitrag anzeigen
                        Es geht nicht darum, ob sie sich ändern können, es geht darum, ob ihre Tat aus menschlicher Perspektive irgendwie "vergebbar" ist. Also ob Menschen die Tat irgendwann abhaken können. Und das ist bei Mord einfach nicht der Fall. Wer einen anderen Menschen absichtlich tötet, hat sich selbst aus jeder Rechtsgemeinschaft hinauskatapultiert.
                        In Deutschland kann sich niemand aus der Rechtsgemeinschaft katapultieren außer er wandert aus und nimmt eine andere Staatsangehörigkeit an. Auch Mörder haben zum Glück Rechte, auch wenn dies nicht in dein radikales Weltbild passt.
                        Define irony: a bunch of idiots dancing on a plane to a song made famous by a band that died in a plane crash.

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                          Zitat von Stargamer Beitrag anzeigen
                          In Deutschland kann sich niemand aus der Rechtsgemeinschaft katapultieren außer er wandert aus und nimmt eine andere Staatsangehörigkeit an. Auch Mörder haben zum Glück Rechte, auch wenn dies nicht in dein radikales Weltbild passt.
                          Das heißt nicht, dass ich das gutheißen oder billigen muss. Als rechtschaffener Bürger habe ich das Recht, eine abweichende Meinung zu äußern. Und ja, ich habe sogar das Recht, mich für eine Wiedereinführung der tatsächlich lebenslänglichen Haftstrafe politisch einzusetzen. Denn das BVerfG hat ja in seinem Urteil von 1977 nur eine "grundsätzliche Perspektive zur Wiedererlangung der Freiheit" zum Recht des Gefangenen erklärt. Nicht, dass er auch tatsächlich wieder freikommt. Es wäre also verfassungsmäßig, grundsätzlich die Strafe lebenslang zu vollstrecken und Bewährung nur in Ausnahmefällen zu gewähren. Es wäre auch verfassungsmäßig, etwa die 5-Jährige Bewährungszeit unbefristet auszudehnen, was ja in England so gehandhabt wird.

                          Apropos England:



                          Der Kindermörder erweist sich als Liebhaber von ekelhaften Bildern gequälter und gefolterterter Kinder. Die Mehrheit der Engländer hatte hier tatsächlich Recht: Man hätte ihn schön im Knast lassen sollen wo er war, auch wenn er bei der Tat erst 10 war. Auch 10-Jährige Mörder sind Mörder.

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                            Zitat von Oliver Hansen Beitrag anzeigen
                            Das heißt nicht, dass ich das gutheißen oder billigen muss. Als rechtschaffener Bürger habe ich das Recht, eine abweichende Meinung zu äußern.
                            Dann bist du nicht besser als der, den du verurteilst und darfst dich selbst wegsperren. In dem Moment wo du jemand anderem seine Grundrechte absprichst bist du nämlich kein rechtschaffener Bürger mehr.
                            Define irony: a bunch of idiots dancing on a plane to a song made famous by a band that died in a plane crash.

                            Kommentar


                              Zitat von max Beitrag anzeigen
                              Nein, es geht nicht darum, dass der Mensch grundsätzlich gut ist, sondern darum, dass kein Mensch gut oder böse ist. Beide Kategorien sind eigentlich Unfug. Jeder Mensch kann "gut" oder "böse" handeln.

                              Bei der Frage, ob man einen Mördern resozialisieren oder nicht soll, ist eher entscheidend, ob man Menschen zutraut sich zu ändern oder nicht. Genauer: ob sie sich noch einmal ändern, nach dem sie zum Mörder geworden sind. Und es spricht nun mal überhaupt nicht dafür, dass grundsätzlich eine solche Änderung nicht möglich ist.
                              Ob ein spezieller Mensch sich ändern wird oder nicht lässt sich nuneinmal wissenschaftlich nicht prognostizieren. Selbst wenn: Welche Wahrscheinlichkeit würde man denn als Restrisiko dulden? Entscheidet man diese Frage demokratisch käme bei Vergewaltigung von Kindern sicherlich 0% raus.

                              Zum Thema "Rache": Die Vergeltung im deutschen Strafrecht hat durchaus einen der Rache ähnlichen Anteil: Ansonsten müssten z.B. reiche Steuerhinterzieher keine hohen Strafen, sondern nur die hinterzogenen Steuern plus Zinsen zurückzahlen.
                              können wir nicht?

                              macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                                Zitat von Stargamer Beitrag anzeigen
                                Dann bist du nicht besser als der, den du verurteilst und darfst dich selbst wegsperren. In dem Moment wo du jemand anderem seine Grundrechte absprichst bist du nämlich kein rechtschaffener Bürger mehr.
                                Dann ist das Grundgesetz, das Grundrechte sogar für verwirkbar erklärt also keine gute Verfassung?

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