Türkei: Generelle und tagespolitische Entwicklung - SciFi-Forum

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Türkei: Generelle und tagespolitische Entwicklung

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    Ach ja, das Gemobbe.

    Als einer der Gemobbten nehme ich dazu mal kurz Stellung: Es ist in der Tat schade, dass dadurch vernünftige Diskussionen und ein rein sachlicher Austausch von grundauf unterbunden werden. Wenn ständig subtile Unterstellungen und aus dem Nichts gezogenes absichtliches Falschverstehen miteinfließen, bleibt Themensachlichkeit außen vor. Stattdessen gibts nen wohldosierten Schuss Gift im Brotteig verabreicht.

    Andererseits ist sowas auch aufschlussreich, drum sollte man es auch ein bisschen genießen. Entlarvt es doch den Menschen hinter dem Mobber wie nichts anderes es könnte.

    Zitat von SF-Junky
    Mir geht es jetzt darum, dass hier darauf hingewiesen wird, dass Algerien nicht so schlimm war wie Armenien und der Erdogan deshalb mal still sein soll. Es stimmt zwar dass in Algerien gewiss kein Völkermord vom Ausmaß wie in Armenien stattgefunden hat, aber das ist kein Grund, nicht darüber zu sprechen. Erdogans Absicht ist natürlich klar. Perfiderweise folgt die "die Franzmänner waren aber nicht so schlimm wie die Türken"-Fraktion damit exakt Erdogans Argumentation, indem sie auf den Zug auch noch aufspringt und mit ihrer Aufrechnerei anfängt.
    Die "die Franzmänner waren aber nicht so schlimm wie die Türken"-Fraktion? Braucht es irgendwelche Fraktionen, um historische Wahrheiten zu benennen? Dass Erdogan hier einen Völkermord erfindet, nur um die Franzosen zu beleidigen, kann man doch zurecht als ganz mieser Stil bewerten. Oder auch als diplomatische Unverschämtheit.

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      Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
      Das ist natürlich ne besch****ne Einstellung und Motivation gar keine Frage seh ich ganz genauso wie Du. Aber es ist eben schon ein Riesenunterschied ob man 6Millionen oder 10000 Tote zu begraben hat!
      Die Grenze dazwischen ist eben sehr dünn und wird schnell überschritten. Daher sollte man doch sehr vorsichtig sein.


      Mir nicht! Aufkläre mich!
      Na, dieselben wie bei Erdogan: Er will wiedergewählt werden.


      Zitat von Gil Grissom Beitrag anzeigen
      Die "die Franzmänner waren aber nicht so schlimm wie die Türken"-Fraktion? Braucht es irgendwelche Fraktionen, um historische Wahrheiten zu benennen? Dass Erdogan hier einen Völkermord erfindet, nur um die Franzosen zu beleidigen, kann man doch zurecht als ganz mieser Stil bewerten. Oder auch als diplomatische Unverschämtheit.
      Ja, schließe dich nur weiter der Argumentationslinie des türkischen Ministerpräsidenten an. Ich mache das nicht, weil ich diesen Herrn für ein nationalistisches, rechtskonservatives Ekel halte. Deswegen würde es mich auch sehr wundern, wenn ich den hier irgendwo verteidigt hätte. Erinnern es getan zu haben, kann ich mich jedenfalls nicht.

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        Wobei ja das Gesetz lediglich aussagt, dass, analog zur Ahndung von Holocaustverleugnung u.ä., wer anerkannten Völkermord leugnet, mit Strafe rechnen muss.

        Die Türkei muss sich, genau wie die Staaten, die geschichtlich am Holocaust an den Juden und Roma... beteiligt waren, mit ihrer Schuld bzw. ihrer Geschichte endlich kritisch und realistisch auseinandersetzen... und dabei geht es nicht nur um den international anerkannten Völkermord an den Armeniern (inklusive des Schuscha Progroms), sondern um den ebenfalls anerkannten Völkermord an den Aramäern, den Massakern, Deportationen, Todesmärschen und schließlicher Vertreibung der Griechen.... Außerdem geht es auch um die bis heute andauernden Übergriffe und deren Billigungen durch den Staat auf die christlichen Minderheiten und die Unterdrückung der Kurden von Seite des Türkischen Staates, der sich selbst laizistisch nennt.... Übrigens ist eine der Bedingungen zum EU- Beitritt der Türkei eben genau diese Anerkennung des Völkermordes an den Armeniern durch die TR.

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          SF-Junky
          Ja, schon nachvollziehbar, denk ich. Trotzdem muss da meiner Meinung nach ein Aufrechnen bzw. ein historisch genaues Betrachten drin sein. Es ist nicht zweckgerecht, wenn Erdogan mal schnell einen Völkermord erfindet, um vom eigenen abzulenken. Drum sehe ich es als durchaus legitim, wenn es eine Fraktion "Die Franzmänner ...... ect." gäbe. Und um nochmal pingelig zu sein: Die Wahrheit sollte gar keine extra Fraktion brauchen. Sie sollte überpräsent sein und man sollte sie immer und überall sagen dürfen.

          Bei dem Verhalten dieses Mannes drängt sich mir jedenfalls die Frage auf, was Erdogan wohl den Engländern alles zur Last legen würde, sollten die mal in ein ähnliches Hort tuten. Oder den Italienern. Letztendlich verrät er sich dadurch schließlich durch die Hintertür.

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            Türkei kritisiert französisches Genozid-Gesetz scharf

            Die Türkei ist wohl das einzige "moderne" Land welches krankhaft versucht die Missetaten der Vergaggenheit - den Völkermord an 1,5 Millionen Armeniern - abzustreiten und zu verharmlosen.

            Die Entscheidung Frankreichs dieses Ereigniss als Völkermord zu klassifizieren und unter Strafe zu stellen belastet das Verhältniss zwischen den zwei Staaten.

            Wieso eigentlich? 1,5 Millionen tote in 3 Jahren ist ein Völkermord - und es ist eigentlich ine Frechheit dass es erlaubt ist dass die Türkei dies abstreiten darf.
            Man stelle sich vor Deutschland würde den Holocaust leugnen oder sich darüber aufregen, dass ein anderes Land diesen als Völkermord klassifiziert.


            Geschichte: Türkei kritisiert französisches Genozid-Gesetz scharf - Ausland - FOCUS Online - Nachrichten

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              Nicht überall ist die Vergangenheitsbewältigung ein wichtiges Thema.

              Ich kenne mich in der türkischen Mentalität jetzt absolut nicht aus, daher kann ich nicht sagen, warum dieses Thema so kensequent ausgeklammert wird. Ist es Schamgefühl? Oder eine Sache mit dem Gesichts- bzw. Ehrverlust beim Schuldeingeständnis? Ich kann mir aber auch vorstellen, dass man einfach die Zeitspanne als zu lang erachtet - immerhin lebt von den Verantwortlichen schon lange keiner mehr.

              Wie auch immer, eine kollektive Verdrängung ist der denkbar schlechteste Umgang mit dem Thema. Aber die Türkei ist hier ja beileibe kein Einzelfall.

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                Polizeigewalt in der Türkei. Nun scheint sie auch im ehemaligen Leuchtfeuer des Miteinanders, nämlich in Istanbul Einzug zu halten.

                Im Türkischen Polizeiapparat läuft es so: Die Beamten prügeln gerne mal auf ihre Opfer ein. Wehrt sich das Opfer, ist das das türkische Äquivalent zum Widerstand gegen die Staatsgewalt. Verklagt das Opfer die Prügelbullen, klagen die zurück, teilweise mit völlig aus der Luft gegriffenen Anschuldigungen. Doch sie wirken. Eine siebenunddreißigjährige Frau, Fevziye Cengiz, wurde festgenommen und dann auf der Wache brutal zusammengeschlagen. Sie hat Anzeige erstattet, woraufhin die beiden Prügelbullen sie wegen angeblicher Beamtenbeleidigung wiederum verklagt haben.

                Und das Resultat: Das Opfer geht jetzt länger in den Knast als die Täter.

                Menschenrechtler kritisieren seit langem, dass türkische Polizisten häufig Gewaltvorwürfe von Festgenommenen mit teilweise absurden Gegenklagen kontern, die aber von der Justiz häufig energischer verfolgt werden als die eigentlichen Misshandlungen.
                Türkei: Von Polizei geschlagene Frau soll lange in Gefängnis - Nachrichten Politik - WELT ONLINE

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                  Zitat von Gil Grissom Beitrag anzeigen
                  Polizeigewalt in der Türkei. Nun scheint sie auch im ehemaligen Leuchtfeuer des Miteinanders, nämlich in Istanbul Einzug zu halten.
                  Wieso Einzug halten, das ist in der Türkei doch seit langen Praxis. Die fehlende Rechtsstaatlichkeit und die Polizeigewalt, wird doch schon seit langen an der Türkei kritisiert.
                  Da du mit dem zitieren des Artikels das Thema aufgegriffen hast. Würde mich jetzt interessieren, was du uns zu diesen Thema zu sagen hast?
                  Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
                  Dr. Sheldon Lee Cooper

                  Kommentar


                    Türkei ist nicht gleich Istanbul. Oder zumidest war das so. Istanbul war von Mitte der Neunziger seit Erdogan nicht mehr Bürgermeister dort ist, bis etwa 2010 ein friedlicher, liberaler, kultureller Schmelztigel, wo alle Religionen friedlich nebeneinander gelebt haben. Von Polizeigewalt in Istanbul habe ich nie etwas mitbekommen und erst recht auch selbst keine erfahren. Hat sich inzwischen geändert, das mit dem Friedefreudeeierkuchen in der Stadt. Erdogan ist dabei, sich Istanbul zurückzuholen.

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                      @Gil Grissom

                      Hast du da für die Entwicklung der Polizeigewalt in Istanbul belastbare Zahlen? Denn aus einem Einzelfall einen Trend zu prognostizieren ist etwas dünn. Solche Fälle von Polizeigewalt in Istanbul, lassen sich auch zu früheren Jahren finden (was bei einer solchen Großstadt auch nicht sonderlich verwundert).
                      Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
                      Dr. Sheldon Lee Cooper

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                        Zur Polizeigewalt nicht. Allenfalls Freunde dort, mit denen ich noch Emailkontakt pflege. Dass sich Istanbul aber nicht wirklich schleichend sondern deutlich wieder isalmisiert und der Laizefairgeist zunehmend unterdrückt wird, ist kein Geheimnis. Wurde einige Seiten früher auch schon mal diskutiert.

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                          Zitat von Gil Grissom Beitrag anzeigen
                          Laizefairgeist.
                          Laissez-faire.

                          Wie geht man in der Türkei eigentlich mit den offensichtlich anti-kemalistischen Taten der Regierung um?

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                            Mittlerweile herrscht in der Türkei ja eine Situation, die frappierend an die arabischen Staaten während des arabischen Frühlings erinnert. Es gibt eine breite Protestbewegung, die zu friedlichen Demonstrationen angesetzt hat, und von Seiten der Regierung reagiert man mit blanker Gewalt. Das heizt die Proteste natürlich noch mehr an. Immerhin hat Erdogan noch nicht wie die arabischen Diktatoren mit Maschinengewehren und Scharfschützen auf die Protestler feuern lassen. Man kann nur hoffen, dass es dazu nicht kommt und dass das innerhalb des türkischen politischen Systems auch nicht möglich ist, auch wenn das Ausmaß an Polizeigewalt schon massiv ist...
                            "Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, dann sind wir alle unwiderruflich gefesselt."
                            -Cpt. Jean-Luc Picard

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                              Es bleibt zu hoffen, dass die Proteste nicht in ähnlicher Weise niedergeschlagen werden wie 1973.

                              Ich war überrascht als ich im aktuellen Spiegel gelesen habe, dass in der Türkei weltweit am meisten Journalisten im Gefängnis sitzen und die letzten Bücher von Scholl-Latour beschrieben auch einer immer stärkere Faschisierung und Islamisierung.

                              Immerhin sind schon deutsche Patriot-Batterien im Lande, da kann man im Zweifelsfall direkt eine Flugverbotszone einrichten
                              “Sag mir, wer dich lobt, und ich sage dir, worin dein Fehler besteht.” - Lenin

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                                Interessant ist ja die Beobachtung, dass die Revolutionswelle zielstrebig im Gegenuhrzeigersinn um das Mittelmeer herum wandert. Ob es demnächst in Griechenland und Spanien losgeht?

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