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Türkei: Generelle und tagespolitische Entwicklung

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    Zitat von Spocky Beitrag anzeigen

    Deutschland hätte damals nichts in einer EU vorloren gehabt, noch viel weniger als die Türkei heute, also sei doch bitte vorsichtig mit deinen Behauptungen, dass die Türkei niemals der EU beitreten dürfe.
    Mhja, zeig mir bitte mehr von deinem fundierten Verständnis europäischer und deutscher Nachkriegsgeschichte. Ich bin gespannt zu welchen interessanten Vergleichen du im weiteren Verlauf der Diskussion kommst.
    Nachkriegsdeutschland = Türkei im 21. Jahhundert. Ja. Auf Basis dieser Analogie ist natürlich jede weitere Diskussion angetan, den inhaltlichen Rahmen des Threads "Nachrichten des Tages" zu sprengen, also schlage ich vor, wir verlegen die tiefergehende Diskussion auf eine Reihe privater Nachrichten. Alles andere könnte sonst zu unterhaltsam werden.
    Edit:
    Sorry, wenn das sehr gehässig klingt, aber deine These ist schon ungeheuer gewagt, und führt zudem am eigentlichen Grund, weshalb die Türkei nichts in der EU zu suchen hat, grundliegend vorbei. Wie gesagt, du hast gerne noch das letzte Wort hier, ansonsten macht die Sache offenbar mehr Sinn im Türkei-Eu-Thread oder via PM.

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      Zitat von Spocky Beitrag anzeigen
      sei doch bitte vorsichtig mit deinen Behauptungen, dass die Türkei niemals der EU beitreten dürfe.
      Dreh- und Angelpunkt der Diskussion wäre die Frage, ob EU und Türkei wirtschaftlich, politisch und kulturell zusammen passen und das sehe ich in allen drei Punkten aktuell und für die absehbare Zukunft nicht gegeben.
      "En trollmand! Den har en trollmand!"

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        Es geht ja auch nicht darum das für immer und ewig auszuschließen, was in der Praxis sowieso nicht funktionieren wird. Die Beitrittsverhandlungen könnten man aber durchaus mal komplett abbrechen anstatt sie nur zu pausieren. Sollte die Türkei dann in 10 oder 20 Jahren Fortschrittte gemacht haben und immer noch an einem Beitritt interessiert sein, kann man immer noch neu anfangen.

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          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
          Mhja, zeig mir bitte mehr von deinem fundierten Verständnis europäischer und deutscher Nachkriegsgeschichte. Ich bin gespannt zu welchen interessanten Vergleichen du im weiteren Verlauf der Diskussion kommst.
          Nachkriegsdeutschland = Türkei im 21. Jahhundert. Ja. Auf Basis dieser Analogie ist natürlich jede weitere Diskussion angetan, den inhaltlichen Rahmen des Threads "Nachrichten des Tages" zu sprengen, also schlage ich vor, wir verlegen die tiefergehende Diskussion auf eine Reihe privater Nachrichten. Alles andere könnte sonst zu unterhaltsam werden.
          Edit:
          Sorry, wenn das sehr gehässig klingt, aber deine These ist schon ungeheuer gewagt, und führt zudem am eigentlichen Grund, weshalb die Türkei nichts in der EU zu suchen hat, grundliegend vorbei. Wie gesagt, du hast gerne noch das letzte Wort hier, ansonsten macht die Sache offenbar mehr Sinn im Türkei-Eu-Thread oder via PM.
          Ich hab hier mit keiner Silbe vom Nachkriegsdeutschland gesprochen, sondern explizit vom Nazideutschland, also bis Kriegsende

          Da die Beiträge inzwischen verschoben wurden, sind wir auch ontopic.
          Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
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            Zitat von Spocky Beitrag anzeigen
            Ich hab hier mit keiner Silbe vom Nachkriegsdeutschland gesprochen, sondern explizit vom Nazideutschland, also bis Kriegsende
            Es ist egal, ob du über NaziDeutschland, NachkriegsDeutschland oder GutmenschenDeutschland redest.
            Weil einfach keine vergleichbare Lage zur Türkei besteht. Es spielt keine Rolle. Es ist irrelevant.
            Die EU (bzw. als ihre Vorgängerorganisation die Montanunion) wurde nicht trotz der Vergangenheit Deutschlands, sondern gerade wegen derselben gegründet.
            Nazideutschlands Existenz ist der vitale, ursächliche Grund für die Existenz der EU.
            Und damit ist jeder Vergleich mit der Türkei schlichtweg deplatziert. Es kommt nicht darauf an, ob man der Türkei etwas vergibt oder "vergisst". Es kommt für neue Mitglieder an der Peripherie nur darauf an, ob sie eine Bereicherung darstellen bzw. wirtschaftlich, politisch und kulturell "gebraucht" werden.
            Die Staaten von Europa - bzw. die USA - brauchten Deutschland ursprünglich im Abwehrkampf gegen die UdSSR, und wollten gleichzeitig durch Integration die Gefahr von abermaligen Kriegen verhindern.
            Die Türkei wird für nichts in der EU gebraucht, was die EU nicht auch über eine priviligierte Partnerschaft, wie sie etwa mit Norwegen oder der Schweiz vorliegt, erhalten könnte.
            Auch ist nicht einleuchtend, wie eine formale Aufnahme der Türkei als Vollmitglied in die EU den Frieden zu sichern hilft; eine priviligierte Partnerschaft mit Handelsabkommen ala Norwegen beendet effektiv jedes Interesse an einem militärischen Konflikt unter den Handelspartnern.
            Naja- außer natürlich,Erdogan erklärt sich nach dem Ende der Beitrittsbemühungen zum neuen Sultan der Türkei und annektiert Rest-Zypen, die griechischen Inseln der Ägäis und die Schwarzmeerküste Bulgariens.

            Nein, ich bleibe dabei. Die Türkei verdient Privilegien, Zugang zum Binnenmarkt, sogar den Zugang zur Schengen-Area. Junge, engagierte Menschen sollen in die EU kommen und hier arbeiten, und Wirtschaftsleute aus der EU sollen in der Türkei investieren und besser mit ihr handeln können.
            Beide Seiten können daraus Gewinn ziehen. Aber auf einen Mufti Erdogan oder einen seiner Nachfolger im Europäischen Rat - darauf kann ich bestens verzichten.
            Zuletzt geändert von Seether; 21.03.2014, 20:23.

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              Die USA haben die Türkei mindestens genauso gebraucht im Kampf gegen die UdSSR. Was meinst du denn, wie es zur Kuba-Krise kam?

              Natürlich würde die Türkei schon rein kulturell eine Bereicherung für die EU darstellen, aber unter diesen Umständen will man sie nicht drin haben. Warum sollte man denn die Türki weniger brauchen als Estland zum Beispiel? Die Türkei könnte viel mehr beitragen.
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                Weil Estland kulturell europäisch ist, die Türkei nicht. Damit muss die Türkei für eine Aufnahme in die EU eben mehr liefern, als Estland es tut. Kann sie nicht, und damit endet es dann auch. Wenn wir die Zugehörigkeit zur EU nur darüber definieren, was eine "Bereicherung" ist, dann können wir auch direkt eine Weltallianz ausrufen.

                Kommentar


                  Schon die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien war ein Riesenfehler. Mit der Türkei müssen wir das auf absehbare Zeit nicht wiederholen.

                  Zitat von Spocky Beitrag anzeigen
                  Natürlich würde die Türkei schon rein kulturell eine Bereicherung für die EU darstellen
                  Das alleine darf kein Kriterium sein, wie Seether schon angemerkt hat. Wir brauchen nicht noch mehr Bereicherung durch das Türkentum. Davon haben wir auch ohne Beitritt schon mehr als genug.

                  Anstatt immer neue pflegebedürftige Länder hinzuzuholen wäre es aus meiner Sicht vernünftiger, die bestehende Runde erst einmal auszubauen und zu konsolidieren.
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                    Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                    Weil Estland kulturell europäisch ist, die Türkei nicht. Damit muss die Türkei für eine Aufnahme in die EU eben mehr liefern, als Estland es tut. Kann sie nicht, und damit endet es dann auch. Wenn wir die Zugehörigkeit zur EU nur darüber definieren, was eine "Bereicherung" ist, dann können wir auch direkt eine Weltallianz ausrufen.
                    Mir sind zig kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und der Türkei. Nicht eine europäische kulturelle Gemeinsamkeit verbindet mich mit Estland. Und nein eine Religion aus Vorderasien, die wir mit Estland teilen ist kein europäisches Kulturgut. Wer der Ansicht ist Griechenland, die Wiege Europas, wäre Estland kulturell näher als der Türkei irrt.

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                      Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
                      Schon die Aufnahme von Bulgarien und Rumänien war ein Riesenfehler. Mit der Türkei müssen wir das auf absehbare Zeit nicht wiederholen.


                      Das alleine darf kein Kriterium sein, wie Seether schon angemerkt hat. Wir brauchen nicht noch mehr Bereicherung durch das Türkentum. Davon haben wir auch ohne Beitritt schon mehr als genug.

                      Anstatt immer neue pflegebedürftige Länder hinzuzuholen wäre es aus meiner Sicht vernünftiger, die bestehende Runde erst einmal auszubauen und zu konsolidieren.
                      Ungarn hat sich viel stärker entdemokratisiert als die von Dir genannten Staaten. Wenn die EU ein Signal sein will und Anreiz für mehr Demokratie, darf die Tür für die Türken auch nach dieser Nummer nicht endgültig zugeschlagen werden; es braucht aber ein deutliches "solche Staaten wollen wir nicht" als Reaktion auf Erdogans neuste Luftnummer.

                      Das Probelm ist auch nicht die Bevölkerung, das Problem sind machtgeile und korrupte Soziopathen in der Politik, Typen wie Erdogan, wie Orban, wie Putin. Ab einer gewissen gefühlten Sicherheit beginnen die nunmal, ihre "Ländereien" wieder gezielt in den Feudalismus zurückzuführen. Und in Deutschland passiert das im Prinzip auch, nur langsamer und vorsichtiger. Wir haben hier viele Diskussionen über Internetzensur, Vollüberwachung usw. Wir haben hier extreme Vorstöße im Kampf gegen Arbeitnehmerrechte, für die vor noch wenigen Generationen noch hart gekämpft wurde, alles zum Erhalt des "Wohlstand des Landes" und im "Kampf gegen die Krise". Hier wehrt sich nur niemand, weil es uns im Vergleich immer noch sehr gut geht, ein Großteil der Bevölkerung ist Gefangener der eigenen Gier - und das, obwohl nachweislich (siehe ungeschnittene Armutsreporte der letzten Jahre) arm immer ärmer und reich immer reicher wird - die Masse der Bevölkerung von dem "Wohlstand" also gar nichts hat. Und in anderen EU-Staaten ist es - sowohl bei Überwachung als auch bei sozialer Schere - teilweise noch schlimmer, besonders, wenn man sich die Staaten ansieht, in denen die Schulden-/Euro-Krisen richtig gewütet haben. Und viele Vorstöße bei zur Einrichtung eines Überwachungsstaates kamen dabei nicht mal aus Deutschland selbst, sondern als Reaktion auf Forderungen unserer "Bündnispartner", sei es die USA im "Kampf gegen den Terror" oder die EU in den Punkten Datenschutz, Internetsicherheit usw.

                      Genau genommen regen sich hier gerade einige darüber auf, daß die Türkei das macht, wogegen sich in Deutschland hauptsächlich Minderheiten seit über einem Jahrzehnt immer wieder mit viel Kraft wehren - und dabei belächelt werden, weil sie ja gar nicht mit dem Extrem der staatlichen Zensur bedroht sind, sondern "nur" wiederholt mit den ersten Schritten in diese Richtung. Hier ist nicht hauptsächlich die Politik gefragt, sondern die Bevölkerung, hier müssen deutliche (aber bitte trotzdem friedliche) Proteste her, die dann über google auf youtube und co gefunden werden können, so daß Erdogan mehr von seinem wahren Gesicht zeigen muss und noch mehr Seiten sperrt. Ausserdem muss eine massive Berichterstattung über seine Rolle im Korruptionsskandal her - liebe Medien, bitte starten sie jetzt!

                      Für die Politik bleibt dann nur noch, Erdogan für den Eingriff in die Meinungsfreiheit und Machtmissbrauch (er schützt nur seine eigene Haut und die seiner Komplizen) vor dem internationalen Gerichtshof abzuurteilen und ihn damit ausserhalb der Türkei zum gejagten Mann zu machen. Diese Sorte Mensch muss aus dem Verkehr gezogen werden. Die richtige Lösung? Ja. Realistisch? Nein - die entrüstete Bevölkerung ist im Internetzeitalter zu faul, um auf die Straße zu gehen, und zu satt, um wirklcih angestachelt zu sein; die Medien haben auf der Krim ein viel besser vermarktbares Szenario mit dem "alten Feind" aus dem Kalten Krieg und mit "Putin ist viel schlimmer" eine sogar schwer wegzudiskutierende Verteidigungsstrategie für ihren Kurs; und in der Politik ist man doch froh, wenn man auf andere Länder zeigen kann mit den Worten:"Das ist Feudalismus, das ist Zensur, das ist Überwachung, begreift doch endlich, wie gut ihr es mit uns habt" - obendrein wird da auch jetzt der eine oder andere sitzen und sich sagen "Geil, der Erdo - so will ich auch mal herrschen".

                      Ergo wird die tatsächliche Reaktion im Endeffekt nur etwas mehr als "nichts" sein - das sprichwörtliche "Machtwort" oder eine Strafe, die mit dem sprichwörtlichen "auf die Finger hauen" vergleichbar ist. Und die EU will kein Signal für mehr Demokratie - die Politiker sind doch genervt genug davon, daß "demokratische Umtriebe" in den letzen Jahren wiederholt Lobby-Vorstöße - an denen man per "Polit-Sponsoring" sicher gut verdient hätte - aufgehalten wurden: im Datenschutz, im Urheberrecht, bei der Privatisierung von Wasser, bei Saatgut....
                      Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                      "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                      Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                        Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                        Nicht eine europäische kulturelle Gemeinsamkeit verbindet mich mit Estland.
                        Ja, dass du dich als Angehöriger einer religiösen Minderheit nicht sonderlich wohl oder in Verbundenheit aufgehoben in der christlich-europäischen Kultur fühlst (ich vermute, daher kommt deine mangeldne Identifikation mit den Esten?), ist ein Zeichen für die Rückständigkeit unserer Gesellschaft, in weiten Teilen. Ich finde das sehr traurig, und würde mir wünschen, dass die deutsche und europäische Gesellschaft mehr tut, damit sich deine und andere kleine Religionsgemeinschaft nicht mehr so ausgegrenzt fühlen müssen. Das ist der modernen aufgeklärten Welt der EU leider nicht würdig. Es kann natürlich nicht sein, dass wir 70 Jahre nach dem Ende des letzten Weltkrieges noch immer Polizeifahrzeuge vor den Gebetshäusern von religiösen Minderheiten Wache schieben lassen müssen, oder dass sich breite Teile der Öffentlichkeit entsetzt äußern, wenn eine Moschee gebaut werden soll.
                        Da verstehe ich natürlich, dass du persönlich keine Gemeinsamkeiten mit den Esten, Letten oder Engländern entdecken kannst.
                        Ich persönlich entdecke jedenfalls keine sonderlich große Übereinkunft zum türkischen Kulturkreis, und das, obwohl ich eine langjährige türkische Freundin habe, die mir immer mal wieder kleine detaillierte Einblicke in deren Alltag spendiert hat.
                        Ich bin mir darüber hinaus sehr sicher, dass der Durchschnittseuropäer eher Estland als kulturell verwandt einstufen würde, als die Türkei. Natürlich gehört der Durchschnittseuropäer keiner Religiösen Minderheit an, sondern ist entweder Christ oder Atheist auf dem Papier oder zumindest entsprechend geprägt. Da mag das eine Erklärung liefern, die dein und mein auseinander fallendes Weltbild zur Türkei erklärt - so bedauerlich das auch sein mag.
                        Oh, noch ein Nachtrag: Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass kulturelle Befindlichkeiten für den Beitrittsstatus der Türkei keine Rolle spielen sollten. Ich persönlich teile diesen Standpunkt aber nicht, eben weil damit zum einen an der Wahrnehmungsrealität ganz vieler Europäer einfach vorbei entschieden wird (was ein hervorragendes Beispiel für die angebliche Demokratie-Ignoranz der Eliten Europas wäre), und weil zum anderen damit der EU in ihrer Ausdehnung überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt sind (wie schon von mir ausgeführt, s.o.), denn mit der Aufnahme Zyperns gilt ja schon das Territorialmerkmal nicht mehr.
                        Zuletzt geändert von Seether; 21.03.2014, 23:22.

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                          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                          Ja, dass du dich als Angehöriger einer religiösen Minderheit nicht sonderlich wohl oder in Verbundenheit aufgehoben in der christlich-europäischen Kultur fühlst (ich vermute, daher kommt deine mangeldne Identifikation mit den Esten?)
                          Um deine Frage zu beantworten: Ich habe über die Esten keine Informationen. Ich glaube das ist ein baltisches Land.

                          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                          Ich finde das sehr traurig, und würde mir wünschen, dass die deutsche und europäische Gesellschaft mehr tut, damit sich deine und andere kleine Religionsgemeinschaft nicht mehr so ausgegrenzt fühlen müssen.
                          Mir ist nicht ganz klar worauf du hinaus willst. Ich selbst sehe das Judentum als eine Weltreligion asiatischen Ursprungs. Das gilt natürlich für alle jüdischen Sekten also auch die katholischen, protestantischen und orthodoxen Glaubenslehren. Kulturell fühle mich in Europa also sehr wohl daheim. Ich bin Europäer.

                          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                          Das ist der modernen aufgeklärten Welt der EU leider nicht würdig. Es kann natürlich nicht sein, dass wir 70 Jahre nach dem Ende des letzten Weltkrieges noch immer Polizeifahrzeuge vor den Gebetshäusern von religiösen Minderheiten Wache schieben lassen müssen, oder dass sich breite Teile der Öffentlichkeit entsetzt äußern, wenn eine Moschee gebaut werden soll.
                          Was die Moschee angeht gebe ich dir Recht. Was die Gebetshäuser angeht sehe ich das nicht als gesellschaftliches Problem. Dabei handelt es sich um Verbrecher, die haben keinen nennenswerten Rückhalt in der Gesellschaft. Und das sage ich obwohl unser jüdischer Friedhof regelmäßig beschmiert wird.

                          Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                          Da verstehe ich natürlich, dass du persönlich keine Gemeinsamkeiten mit den Esten, Letten oder Engländern entdecken kannst.
                          Ich persönlich entdecke jedenfalls keine sonderlich große Übereinkunft zum türkischen Kulturkreis, und das, obwohl ich eine langjährige türkische Freundin habe, die mir immer mal wieder kleine detaillierte Einblicke in deren Alltag spendiert hat.
                          Ich bin mir darüber hinaus sehr sicher, dass der Durchschnittseuropäer eher Estland als kulturell verwandt einstufen würde, als die Türkei. Natürlich gehört der Durchschnittseuropäer keiner Religiösen Minderheit an, sondern ist entweder Christ oder Atheist auf dem Papier oder zumindest entsprechend geprägt. Da mag das eine Erklärung liefern, die dein und mein auseinander fallendes Weltbild zur Türkei erklärt - so bedauerlich das auch sein mag.
                          Oh, noch ein Nachtrag: Man kann sich natürlich auf den Standpunkt stellen, dass kulturelle Befindlichkeiten für den Beitrittsstatus der Türkei keine Rolle spielen sollten. Ich persönlich teile diesen Standpunkt aber nicht, eben weil damit zum einen an der Wahrnehmungsrealität ganz vieler Europäer einfach vorbei entschieden wird (was ein hervorragendes Beispiel für die angebliche Demokratie-Ignoranz der Eliten Europas wäre), und weil zum anderen damit der EU in ihrer Ausdehnung überhaupt keine Grenzen mehr gesetzt sind (wie schon von mir ausgeführt, s.o.), denn mit der Aufnahme Zyperns gilt ja schon das Territorialmerkmal nicht mehr.
                          Für mich ist Europa kulturell ganz entscheidend durch Einflüsse aus dem Mittelmeerraum geprägt.
                          Ich war nie übermäßig religiös. Ich war aber an einem humanistischen Gymnasium. Ich hatte neben Englisch und Französisch eben auch Latein, Altgriechisch (ich beherrsche beides ebensowenig wie hebräisch) und Spanisch. Humanismus ist nunmal eine Besinnung auf das klassische Griechenland. Mein Opa hat mir immer die Sagen des Alterstums vorgelesen, ich habe HTLJ und Xena als Kind geliebt, ich esse gerne Döner, der Türke Aeneas ist für mich als Kind immer der Stammvater Roms gewesen. In meiner Arbeit bzw. im Studium bin ich dann sehr stark geprägt worden durch die Ideen des deutschen Idealismus. Auch das waren Ideen unter hellenistischen Einfluss.
                          Mit England fühle ich mich übrigens sehr verbunden. Ich mag an Deutschland aber sehr, dass es keine eigene Leitkultur hat. Wir sind Mitteleuropa und wir haben mit allen Europäern was gemein. Ich mochte 2006 auch "Welcom to the heart of Europe" das sind wir.

                          Mein Satz über Estland war schlecht. Ich wollte Dich zuerst fragen was uns mit Estland verbindet. Aber ich dachte das würde vielleicht so verstanden werden, dass ich dich bloßstellen wollte. Deshalb ich das dann umformuliert. Aber jetzt guck ich einfach selbst mal was mich mit Estland verbindet.

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                            Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                            Aber jetzt guck ich einfach selbst mal was mich mit Estland verbindet.
                            Ich glaube nichtmal, dass sich die Mühe lohnt. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass man "als Deutscher" eher wenig mit Esten/Estländern gemein hat. Es mag den oben beschriebenen christlichen Kontext und einen gewissen "westlichen Lebensstil" geben, ansonsten wars das vermutlich an Gemeinsamkeiten.

                            Die Frage ist aber auch gar nicht von Bedeutung. Denn es spielt keine Rolle, ob du oder ich was mit Estländern oder Türken kulturell gemeinsam haben oder nicht, sondern - wie bereits kurz erwähnt-, was der durchschnittliche Europäer assoziativ mit dem Stichwort "Estland" bzw. "Türkei" verbindet.
                            Ich behaupte, abermals, dass es eine recht sichere Wette ist anzunehmen, dass bei einer empirischen Untersuchung Estland wesentlich europäischer eingestuft würde als die Türkei. Wir können hier unterschiedlicher Meinung sein, aber an der vermutlich zutreffenden Realität, dass der türkische Kulturkreis nicht als europäisch eingestuft wird, können wir wenig ändern.
                            Auch sind unterschiedliche Kulturen an sich keine Illusionen. Man kann nicht einfach wegleugnen, dass sich Kulturkreise unterscheiden. Auch solche, die seit Jahrhunderten so viel miteinander zu tun gehabt haben wie der europäische und der türkische.

                            In der Bewertung dieser Frage herrscht dann auch ausnahmsweise mal seltsame Einigkeit zwischen den Regierungen der EU und der Mehrheit der Bevölkerungen in den jeweiligen Ländern, zumindest ist das mein letzter Stand. Wer neue empirische Belege in dieser Frage beizusteuern vermag, kann das gerne tun, ich würde das begrüßen.

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                              Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                              Ungarn hat sich viel stärker entdemokratisiert als die von Dir genannten Staaten.
                              Allerdings erst nach der Aufnahme und ein Rauswurf ist in den Verträgen nicht vorgesehen. Die Diskussion kommt auch immer wieder auf, wenn Großbritannien mal wieder in seine Blockadehaltung verfällt, aber nein, man kann sie nicht rauswerfen. Sie müssten aus freien Stücken austreten.

                              Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                              Wenn die EU ein Signal sein will und Anreiz für mehr Demokratie, darf die Tür für die Türken auch nach dieser Nummer nicht endgültig zugeschlagen werden; es braucht aber ein deutliches "solche Staaten wollen wir nicht" als Reaktion auf Erdogans neuste Luftnummer.
                              Bei Bulgarien und Rumänien meinte ich auch die extreme wirtschaftliche und soziale Schieflage verglichen mit dem Rest der Gemeinschaft. Der Profit des Beitritts liegt hier eindeutig bei den beiden Ländern, während sie umgekehrt so gut wie nichts von Wert beisteuern können. Die Entscheidung war falsch und aus diesen Fehlern sollte man lernen.

                              Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                              Um deine Frage zu beantworten: Ich habe über die Esten keine Informationen. Ich glaube das ist ein baltisches Land.
                              Falls Du mit "baltisch" meinst, dass es an der Ostsee liegt, so ist dies korrekt. Sprachlich sind sie ein Ableger der Finnen. Die sprachlichen Balten sind heute nur noch Litauer und Letten. Die baltischen Sprachen gelten als die urtümlichsten indoeuropäischen Sprachen unserer Zeit.

                              Fahr doch mal hin, es sind interessante Länder.

                              Zitat von Seether Beitrag anzeigen
                              Ich glaube nichtmal, dass sich die Mühe lohnt. Tatsächlich gehe ich davon aus, dass man "als Deutscher" eher wenig mit Esten/Estländern gemein hat. Es mag den oben beschriebenen christlichen Kontext und einen gewissen "westlichen Lebensstil" geben, ansonsten wars das vermutlich an Gemeinsamkeiten.
                              Balten und Deutsche waren lange Zeit direkte Nachbarn und viele Städte waren in der Hanse.

                              Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                              Mir sind zig kulturelle Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und der Türkei. Nicht eine europäische kulturelle Gemeinsamkeit verbindet mich mit Estland. Und nein eine Religion aus Vorderasien, die wir mit Estland teilen ist kein europäisches Kulturgut. Wer der Ansicht ist Griechenland, die Wiege Europas, wäre Estland kulturell näher als der Türkei irrt.
                              Nur weil Du die Gemeinsamkeiten sehr einseitig betrachtest bedeutet dies noch lange nicht, dass sie bei den Dir unbekannten Völkern nicht existieren.

                              Ich sage es dann auch einmal aus meiner Sicht: der übersteigerte türkische Nationalismus und die vielfache Weigerung, sich in unsere Gesellschaft zu integrieren sind nicht die besten Werbeträger für einen türkischen EU-Beitritt.

                              Eine türkische Bekannte brachte es mal treffend auf den Punkt: Viele Türken in Deutschland sind in ihren Ansichten noch in der Türkei verankert, so wie sie vor 40/50 Jahren mal war.

                              Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                              Wer der Ansicht ist Griechenland, die Wiege Europas, wäre Estland kulturell näher als der Türkei irrt.
                              Auch die Aufnahme Griechenlands war eine rein politische Entscheidung der obersten Ebenen. Den Beitritt zur Eurozone haben sie sich jedenfalls mit getürkten Statistiken erschlichen. Du hast Recht, Griechenland passt nicht so gut zum Rest der Gemeinschaft, ist aber nun einmal drin und kann nicht mehr abgestoßen werden. Ein Grund mehr, der Türkei gegenüber sehr zurückhaltend zu sein.
                              Zuletzt geändert von Liopleurodon; 22.03.2014, 03:36.
                              "En trollmand! Den har en trollmand!"

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                                Die Türkei liegt zum Teil in Europa, egal, wie klein dieser Teil auch ist. Dementsprechend ist auch ihre Kultur europäisch, ob du das wahrhaben willst, oder nicht.
                                Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
                                endars Katze sagt: “nur geradeaus” Rover Over
                                Klickt für Bananen!
                                Der süßeste Mensch der Welt terra.planeten.ch

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