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(Inhaltliche) Fragen zur Linkspartei

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    #16
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Ja, ja, weil nicht sein kann, was nicht sein darf...
    Kein gutes Argument. Ich könnte dir genauso das selbe vorwerfen Der Markt muss ja immer effizient sein etc. etc.
    Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
    Als ob es möglich wäre, technische Innovation per politischem Dekret zu verordnen.
    Hat das jemand behauptet? Meine Aussage war, dass es eine technische Entwicklung bereits gab und parallel dazu privatisiert wurde. Die damalige Regierung Kohl hat bewusst die Telekommunikationsinfrastruktur Privatkonzernen überlassen, so dass diese mit den neuen Technologien den grossen Reibach machen konnten. Es gibt durchaus die Möglichkeit, dass entsprechende, damals bereits vorhandene Technologien, auch anders eingeführt werden können (wofür es ja durchaus in Nachbarstaaten Beispiele gibt ). Genauso sind die Nutzungspreise in einem staatlichen Netz keine Dinge, die auf Naturgesetzen beruhen, sondern auf einer Kombination aus den technischen Möglichkeiten und politischen Willen. Die technischen Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren massiv verbessert, wodurch die Kosten stark gesunken sind. Der politische Willen, staatliche Infrastruktur billig allen zur Verfügung zu stellen, ist bei Neoliberalen dagegen NULL gegeben. Diese sind ja der Meinung, dass die vollen Kosten möglichst direkt der Nutzer zahlen sollte (gestiegene Kosten bei gesunkenen Leistungen und damit die Folgen neoliberaler Politik kann man ja gut bei anderen Bereichen der noch staatlichen Infrastruktur, z.B. Renten und Gesundheit, sehen).

    Die erwähnte Surf-Geschwindigkeit und Handy-Preise sind übrigens Fakten, die es NACH der Privatisierung gab und nicht DAVOR.
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      #17
      Ja, ja, weil nicht sein kann, was nicht sein darf...
      Als ob es möglich wäre, technische Innovation per politischem Dekret zu verordnen. Akzeptier die Realität! Ohne privatwirtschaftlichen Antrieb würden wir immer noch mit 56K surfen und für ein Handygespräch 89ct/min zahlen!
      Sorry aber das ist Unsinn. Es gibt genug Länder wo die noch staatlich kontrollierte Telekommunikationskonzerne haben und eher schnellere Anbindungen als wir hier haben. Zum Beispiel Südkorea oder Japan (aber auch in den nordeuropaischen Ländern), die haben wohl unbestreitbar den besten Breitbandausbau, und das ohne liberalisiertes Netz (Der Preis für einen synchronen 100Mbit Anschluss liegt in Japan bei umgerechnet <20€ im Monat).
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        #18
        Zitat von max
        Kein gutes Argument. Ich könnte dir genauso das selbe vorwerfen Der Markt muss ja immer effizient sein etc. etc.
        Unsinnige Unterstellung, wie immer. Wo bitte habe ich gesagt, der Markt müsse immer effizient sein? Du hast aber behauptet, dass das nicht der Fall sein könne (komisch, besierte nicht gerade der Sozialismus auf den Fortschritten des Kapitalismus? Und das bei einem Marktsystem, das nix gebacken bekommt, mann, mann)

        Die technischen Möglichkeiten haben sich in den letzten Jahren massiv verbessert, wodurch die Kosten stark gesunken sind.
        Ah, max erklärt die Welt. Ist Dir schonmal der Gedanke gekommen, warum sich die technischen Möglichkeiten verbessert haben? Ein Naturgesetz? Wo kommen denn die ganzen Router, Splitter, Backbones und ausgebildeten Mitarbeiter her?
        Natürlich hätte man auch 1989 basisdemokratisch abstimmen können, ob ein derartiger Fortschritt kommen soll, selbst wenn das Ergebnis positiv ausgefallen wäre, glaubst Du ernsthaft, dass eine Art politischer 10-Jahresplan einen derartigen Quantensprung hätte auslösen können?


        Achja, nur mal so zum Thema Südkorea:

        Mit dieser hohen Breitband-Versorgung setzt sich Seoul und sein Umland weltweit an die Spitze in Sachen Internetversorgung. Dazu trug laut Korea Times auch die Rivalität der beiden konkurrierenden Breitband-Anbieter KT und Hanaro Telecom bei. Hanaro startete schon 1999 mit ADSL.
        Südkorea: Fast jeder hat Breitband-Internet - Golem.de
        können wir nicht?

        macht nix! wir tun einfach so als ob!

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          #19
          Achja, nur mal so zum Thema Südkorea:
          Klar gibts da Provider, allerdings gehört das Netz und damit auch der Netzausbau zu über 50% dem Staat. Genau wie es die EU ja auch beim Stromnetz in Deutschland fördert. Siehe z.B. hier für Japan.
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            #20
            Zitat von blueflash Beitrag anzeigen
            Wo bitte habe ich gesagt, der Markt müsse immer effizient sein? Du hast aber behauptet, dass das nicht der Fall sein könne
            Das ist halt die Frage, was man unter effizient versteht "Der Markt" ist in den meisten Fällen nicht effizient, wenn es darum geht, grundlegende Gütern denen zu Verfügung zu stellen, die sie brauchen. Die Verteilung von Gütern erfolgt nicht nach Bedarf, sondern nach vorhandenen Einkommen.

            Der wesentliche Grund für Preissenkungen in manchen Sektoren ist ein massiver technischer Fortschritt. Ein technischer Fortschritt wird teilweise durch Konkurrenz sicher begünstigt, aber technischer Fortschritt beruht nun mal nicht auf wirtschaftlicher Konkurrenz. Technischer Fortschritt beruht auf entsprechender Forschung und die Umsetzung der jeweiligen Forschungsergebnisse. Ob jetzt diese in neue Produkte umgesetzt werden oder nicht, ist nicht von wirtschaftlicher Konkurrenz abhängig. Ein gutes Beispiel ist die Autoindustrie, die im Wesentlichen technischen Fortschritt blockiert - obwohl hier sich die Kapitalkonzentration wohl kaum von der auf dem Kommunikations- und Elektroniksektor unterscheidet (d.h. in allen drei Fällen beherrschenden ein paar Grosskonzerne den Markt).

            Im Falle der neuen Technologien im Bereich Mobilfunk und Internet waren die Grundlagen für diese bereits vorhanden, als diese Märkte privatisiert wurden. Die Privatisierung war nicht die Ursache für den technischen Fortschritt, sondern durch die Privatisierung hat z.B. die Regierung Kohl diese neuen, bereits vorhandenen Technologien bewusst privaten Konzernen überlassen.

            Natürlich würden solche neoliberale Regierungen nicht viel machen, um technischen Fortschritt selbst in staatlicher Infrastruktur durchzusetzen. Sie würden dies lediglich mittels direkter und indirekter Subventionen machen. Dies liegt an ihrer Ideologie und daran, für wen sie Politik machen. Sie wollen den Staat nicht auf die notwendige finanzielle Grundlage stellen, so dass diese selbst entsprechende Investitionen tätigen kann - sie wollen den Staat zur Umverteilung zu den Reichsten nutzen, wofür sie dann eine gewaltige Verschuldung bewusst in Kauf nehmen (und dann als Ausrede nehmen, um die gleiche Politik fortzusetzen). Dazu wollen sie, dass ihre Auftraggeber die Profite daraus ziehen können. Getreu nach dem Grundsatz: "Gewinne privatisieren und Verluste sozialisieren". Aber diese bewusste Vorgehensweise bestimmter Parteien sagt ja nicht darüber aus, ob bei entsprechenden politischen Willen eine andere Einführung der Technologien möglich wäre.

            Und noch mal: es geht um vorhandene Technologien bzw. vorhandene Grundlagen. D.h. eben nicht darum, dass technischer Fortschritt verordnet wird oder fest eingeplant werden kann! Geplant wird dieser natürlich (wobei natürlich auch die Planung nicht immer umgesetzt werden kann), schliesslich sind Grosskonzerne intern natürlich Planwirtschaften (und nicht planlose chaotische Haufen, die alles der Unsichtbaren Hand des Marktes überlassen).
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              #21
              Leider hat es aber bisher noch keine Planwirtschaft es geschafft, technischen Fortschritt im nennenswerten Sinne an den Endverbraucher "weiterzureichen".

              Technologischer Fortschritt, der auch dem Enverbraucher diente, fand immer zuerst außerhalb von Planwirtschaften statt.
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                #22
                Technologischer Fortschritt, der auch dem Enverbraucher diente, fand immer zuerst außerhalb von Planwirtschaften statt.
                So pauschal kann man das nicht sagen. In 99.9% aller Firmen haben wir nämlich genau das, eine Planwirtschaft mit einem Diktator an der Spitze. Hier klappt das heutzutage hervorragend. Auf staatlicher Ebene sah das bisher in der Tat nicht so gut aus, aber wird das auch in Zukunft zutreffen? Der technische Fortschritt wird in Zukunft Automatisierungsraten möglich machen gegen über die der letzten 20 Jahre dann doch sehr bescheiden sind (ich arbeite bei einem größerem deutschem Maschinenbauer in der Softwareentwicklung und weiß was da in den nächsten Jahren ungefähr bevorsteht). Ist das jetztige System wirklich noch funktionstüchtig, wenn wir nicht wie jetzt 10% Arbeitlose haben sondern dann vielleicht 30%? Ich glaube da werden wir zwangsläufig Kommunistische Elemente in die freie Marktwirtschaft einfließen lassen müssen, sonst fliegt uns das alles um die Ohren.
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                  #23
                  Die ganzen Massnahmen gegen Monopole (Kartellbehörden) funktionieren natürlich nicht.
                  Ich kann mich auch einfach hinstellen und sagen Kommunismus funktioniere nicht, worauf vieles hindeutet. Aber das ist eben etwas einfach. Man muss dafür sorgen, dass politisch unabhängige Strukturen existieren, so dass die Wettbewerbserhaltung funktionieren.
                  Ich bin für einen starken, aber schlanken Staat.

                  In 99.9% aller Firmen haben wir nämlich genau das, eine Planwirtschaft mit einem Diktator an der Spitze. Hier klappt das heutzutage hervorragend.
                  Aber auch hier ist zu beobachten, dass die Effizienz- und Effektivitätsverluste immer weiter ansteigen je größer das Unternehmen wird. Nicht umsonst gliedern viele Großkonzerne Sparten ihres Hauptunternehmens in eigenständigen Betrieben aus oder besinnen sich nach Reinfällen in die abstrusesten Expansionsrichtungen wieder auf ihre Kernkompetenzen.

                  Es ging um Infrastruktur, z.B. das Gesundheitssystem.
                  Beim Gesundheitssystem sehe ich es auch zwiespältig. Das Geschäft mit flächendeckend qualitativ hochwertiger Gesundheit ist stets in der Gefahr reines Defizitgeschäft zu sein und ein Gesundheitssystem nur für Teile der Bevölkerung halte ich nicht für erstrebenswert.
                  Das Problem ist, dass auch ein staatliches Gesundheitssystem irgendwoher Medikamente, Belegschaft und Gerätschaften bezahlen muss, was wiederum der Bürger als einzige Einnahmequelle des Staats tun muss und damit negative Verteilungseffekte zu erwarten sind.

                  Auch bei der Bahn bin ich skeptisch. Ich kann nicht sehen wie sich auf dem Schienenetz eine echte Konkurrenzsituation ergeben kann und andere private Wettbewerber tatsächlich auf Augenhöhe mit der Bahn agieren werden.

                  Man darf aber nicht pauschalisieren, bestimmte Teilbereiche gestalten eine Wettbewerbssituation schwierig, aber das sind eher die Ausnahmefälle.

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                    #24
                    Zitat von newman Beitrag anzeigen
                    Man muss dafür sorgen, dass politisch unabhängige Strukturen existieren, so dass die Wettbewerbserhaltung funktionieren.
                    Das funktioniert aber offensichtlich nicht, wenn man gleichzeitig den Kapitalisten entsprechende Macht zuspricht - und damit natürlich dem Staat abspricht. Der Staat ist heute ein Instrument der Kapitalisten, es ist ein kapitalistischer Staat. Entsprechend wird das Argument, dass man Fusionen braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben, ja auch laufend "akzeptiert".

                    Wenn man will, dass Kapitalisten nicht eine entsprechende Macht aufbauen können, darf man dies halt nicht nur auf eine Beherrschung eines Marktes reduzieren, sondern muss dies allgemeiner sehen und daraus Konsequenzen ziehen. Der Besitz von Produktionsmittel ist zwangsläufig mit Macht verbunden.
                    Zitat von newman Beitrag anzeigen
                    Das Geschäft mit flächendeckend qualitativ hochwertiger Gesundheit ist stets in der Gefahr reines Defizitgeschäft zu sein und ein Gesundheitssystem nur für Teile der Bevölkerung halte ich nicht für erstrebenswert.
                    Richtig.
                    Zitat von newman Beitrag anzeigen
                    Das Problem ist, dass auch ein staatliches Gesundheitssystem irgendwoher Medikamente, Belegschaft und Gerätschaften bezahlen muss, was wiederum der Bürger als einzige Einnahmequelle des Staats tun muss und damit negative Verteilungseffekte zu erwarten sind.
                    Das hängt davon ab, wie man den Staat finanziert. Die letzten Regierungen haben mit ihrer Umverteilungspolitik (massive Steuersenkungen für die Reichen) nicht nur für eine massive staatliche Verschuldung gesorgt, sondern auch dafür, dass die Finanzierung immer mehr von den Einkommen der Arbeiterklasse und der unteren Mittelschichten abhängt - und der Anteil deren Einkommen am Gesamteinkommen sinkt ja dank der Umverteilungspolitik immer mehr.
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                      #25
                      Das funktioniert aber offensichtlich nicht, wenn man gleichzeitig den Kapitalisten entsprechende Macht zuspricht - und damit natürlich dem Staat abspricht. Der Staat ist heute ein Instrument der Kapitalisten, es ist ein kapitalistischer Staat. Entsprechend wird das Argument, dass man Fusionen braucht, um konkurrenzfähig zu bleiben, ja auch laufend "akzeptiert".

                      Wenn man will, dass Kapitalisten nicht eine entsprechende Macht aufbauen können, darf man dies halt nicht nur auf eine Beherrschung eines Marktes reduzieren, sondern muss dies allgemeiner sehen und daraus Konsequenzen ziehen. Der Besitz von Produktionsmittel ist zwangsläufig mit Macht verbunden.
                      Das Problem besteht darin, dass die Macht des Staats national begrenzt ist und das Kapital global sehr flexibel und beweglich gehandhabt werden kann. Was bringt es wenn wir eine tolle Wettbewerbssituation schaffen und der Großkonzern 2 Meilen hinter der Grenze unter ganz anderen Rahmenbedingungen agiert. Wir sind eben keine isolierte Insel.
                      Selbst eine gerechte globale Wirtschaftspolitik hätte allerdings für uns das große Problem der Armut außerhalb der wohlhabenden, westlich kapitalistischen Regionen und würde nicht unbedingt eine Umverteilung zu unserem Gunsten bedeuten.

                      Es ist sicherlich ein Dilemma, auf dass Planwirtschaft aber durch diverse wohlfahrtsmindernde Auswirkungen keine konkrete Antwort stellen kann. Man muss einen Mittelweg irgendwo in der Mittelschicht finden, die derzeit im Gegensatz zu den Großkonzernen die Arbeitsplätze um 1 Million gesenkt hat. Also irgendwo ja auch noch profitabel agiert, sonst gäbe es Kleinunternehmen wie die meines Onkels nicht. Diese konkurrenzfähig halten, den Standort Deutschland attraktiv, aber zeitgleich für eine ausreichende Wettbewerbssituation zu sorgen, Politiker sind bestimmt nicht zu beneiden. Aber wenn man bei sozialistischen Gedankenspielen etwas weiter hinterfrägt, merkt man schnell, dass auch hier die Weisheit irgendwann bald auf eine Grenze der Realität stößt.



                      Das hängt davon ab, wie man den Staat finanziert. Die letzten Regierungen haben mit ihrer Umverteilungspolitik (massive Steuersenkungen für die Reichen) nicht nur für eine massive staatliche Verschuldung gesorgt, sondern auch dafür, dass die Finanzierung immer mehr von den Einkommen der Arbeiterklasse und der unteren Mittelschichten abhängt - und der Anteil deren Einkommen am Gesamteinkommen sinkt ja dank der Umverteilungspolitik immer mehr.
                      Das Problem besteht darin, dass auch noch so tolle Steuererhöhungen für Reiche nicht ausreichend wären alles zu bezahlen. Wir haben bereits ein progressives Steuersystem, aber das Bundesverfassungsgericht hat erklärt, dass nicht mehr als die Hälfte einem Menschen weggenommen werden darf. So enorm viel Spielraum besteht da nicht, wenn ab 250.000 € Nichtgewinneinkünfte bereits 45%, ansonsten 42% anfallen und keine Steuerhöhung durch die Reaktio auf die Aktio je die erwünschten Einnahmen zu 100% erreichen werden.
                      Ein Problem sind sicher auch die vielen durch politische Interessen durchgedrückten Ausnahmen und Sonderfälle, eine Vereinfachung ist hier unbedingt einmal von Nöten, durchgeführt wird allerdings keine, weil dann auch Ausnahmen und Sonderregelungen für die Kleinen gefährdet wären.
                      Auch Unternehmenssteuererhöhungen sind nur auf den ersten Blick immer eine gute Idee, können auf den zweiten aber je nach Marktsituation auch gerne mal wieder vor allem die "Kleinen" belasten, da Unternehmen Teile davon geschickt auf eben diese überwälzen können, oder indirekte Folgen für sie eintreten (z.B. Arbeitsplatzverlust). Hier ist wiederum nur eine Betrachtung im Einzelfall möglich, was aber auch wieder zu viel zu vielen Ausnahmen und damit Ausweichmöglichkeiten führt.

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                        #26
                        Zitat von newman Beitrag anzeigen
                        Das Problem besteht darin, dass die Macht des Staats national begrenzt ist und das Kapital global sehr flexibel und beweglich gehandhabt werden kann.
                        Die Beweglichkeit des Kapitalis ist tatsächlich die Möglichkeit der Kapitalisten, Staaten ihren Bedingungen zu diktieren. Durch die Beweglichkeit über die Grenzen hinweg hat sich hier nichts geändert. Die Situation ist genauso wie zuvor. Die Apologeten des Kapitalismus haben lediglich eine Ausrede mehr, keine Konsequenzen daraus zu ziehen, dass offensichtlich hier wenige Leute über die Mehrheit bestimmen können - und nicht demokratisch entschieden wird.
                        Zitat von newman Beitrag anzeigen
                        Selbst eine gerechte globale Wirtschaftspolitik hätte allerdings für uns das große Problem der Armut außerhalb der wohlhabenden, westlich kapitalistischen Regionen und würde nicht unbedingt eine Umverteilung zu unserem Gunsten bedeuten.
                        Angesichts des vorhandenen globalen Reichtums würde die Mehrheit in den westlichen Industriestaaten sogar eindeutig profitieren! Wir leben nicht in einer Mangelgesellschaft, sondern in einer Gesellschaft mit massiven Überfluss an den meisten Ressourcen und auf jeden Fall in Bezug auf Kapital. Alleine die Kapitalmengen, die täglich verspekuliert werden (nicht investiert werden), übertreffen, wenn ich mich richtig erinnere, sogar den Handel. D.h. dieses Kapital wird momentan nicht einmal investiert, weil es für die Kapitalisten zu wenig profitable Anlagemöglichkeiten gibt. Die Produktion von Gütern für den armen Teil der Menschheit ist ja für Kapitalisten nicht profitabel genug.
                        Zitat von newman Beitrag anzeigen
                        Also irgendwo ja auch noch profitabel agiert, sonst gäbe es Kleinunternehmen wie die meines Onkels nicht. Diese konkurrenzfähig halten, den Standort Deutschland attraktiv, aber zeitgleich für eine ausreichende Wettbewerbssituation zu sorgen, Politiker sind bestimmt nicht zu beneiden.
                        Warum sollte diese tatsächlich gegensätzlichen Ziele überhaupt umsetzbar sein? Was ist das Problem der Kleinunternehmer? Kann dies gelöst werden und gleichzeitig die Situation der Mehrheit der Menschen, die Angehörige der Arbeiterklasse sind, verbessert werden?

                        Ich würde sagen: nein. Kleinunternehmer konkurrieren mit Grosskonzernen. Wenn sie nicht direkt mit ihnen konkurrieren, weil sie ihn Nischen sitzen, dann konkurrieren sie immer noch in Bezug auf Kapital (Kredite) oder sind entweder auf Produkte oder Aufträge von diesen angewiesen. In den meisten Fällen sind sie weniger konkurrenzfähig gegenüber Grosskonzernen und die Grosskonzerne versuchen aus ihnen genauso immer mehr Gewinn herauszuziehen, wie sie es bei der Arbeiterklasse machen. Eine Antwort der Kleinunternehmer ist natürlich, dies an die bei ihnen beschäftigen Arbeiter weiterzugeben.

                        Wenn der Staat ihnen jetzt in Bezug auf die Steuern (wieder) entgegen kommt, wird wohl noch mehr von der Steuer und Abgabenlast auf die Arbeiterklasse abgewälzt als bisher - und die Kleinunternehmer würden eigentlich auch nur sehr kurz profitieren, weil die Grosskonzerne inzwischen ihre Konkurrenzfähigkeit ja auch verbessern. Wenn man ihnen in Bezug in Bezug auf die Arbeitskosten und die Rechte der Arbeiter entgegen kommt, schadet dies offensichtlich direkt den Arbeitern.

                        Es geht hier im Kern nicht um die Globalisierung. Alle diese Probleme wären genauso da, wenn die BRD tatsächlich eine isolierte Wirtschaft wäre (abgesehen davon, dass dann noch das Problem des Wegfalls des Exports hinzu käme).

                        Die Wirtschaft der BRD leidet nicht unter der Globalisierung, sondern hat von dieser massiv profitiert, da so ein Teil des Kapitalüberschusses exportiert werden kann. Nur gilt dies in einer kapitalistischen Gesellschaft eben nicht für alle, da es eine Klassengesellschaft ist.
                        Zitat von newman Beitrag anzeigen
                        Das Problem besteht darin, dass auch noch so tolle Steuererhöhungen für Reiche nicht ausreichend wären alles zu bezahlen. Wir haben bereits ein progressives Steuersystem, aber das Bundesverfassungsgericht hat erklärt, dass nicht mehr als die Hälfte einem Menschen weggenommen werden darf.
                        Wir haben schon lange kein progressives Steuersystem mehr. Die Steuerlast in Bezug auf die Lohnsteuer steigt von den den sehr niedrigen Einkommen auf die durchschnittlichen und knapp überdurchschnittlichen an und fällt danach stark ab. Die Nominalsteuersätze bei den Reichen zahlen von diesen ja nur die wenigsten, da es mehr als genug Möglichkeiten gibt, das Einkommen klein zu rechnen. Die reale Steuerlast bei Niedrigverdienern (also inklusive Verbrauchssteuern) ist relativ zum Einkommen wohl deutlich höher als bei den Reichen. Die letzten Regierungen haben eben die Steuern auf hohe Einkommen, Gewinne und Vermögen real massiv gesenkt - und dafür die Steuern, Abgaben, Gebühren etc. für den Durchschnitt stark erhöht (bei gleichzeitigen Einschränkungen der Leistungen bei Rente, Gesundheit etc.).

                        U.a. deshalb ist die Lohnquote am Gesamteinkommen massiv gesunken. Wesentliche weitere Gründe sind natürlich die ganzen Massnahmen die Löhne zu senken, z.B. die Hartz-Gesetze, die Leute in Billiglohnbereiche zwingen und den "Unternehmern" die Möglichkeit geben, halbwegs gut bezahlte Arbeiter ebenfalls in solche Billiglohnbereiche zu zwingen (s. z.B. der Einzelhandel).

                        Im Endeffekt wird bei diesem ganzen Probleme eines deutlich: das Scheitern der Idee mittels des Staats über Umverteilung nachträglich eine Gerechtigkeit herzustellen. In Zeiten vergleichsweiser niedriger Wachstums- und Profitraten setzen die Herrschenden eine Umverteilung zu ihren Gunsten durch - und daran, dass die anfängliche Verteilung der Einkommen schon den Machtverhältnissen folgt, hat eine staatliche Umverteilung zur Mehrheit selbst in den Zeiten, in denen sie wegen hoher Wachstums- und Profitraten von den Kapitalisten toleriert wurde, sowieso nie etwas geändert.
                        Resistance is fertile
                        Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
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                          #27
                          Dürfte für den einen oder anderen recht interessant sein:

                          Taz.de - Gregor Gysi über die Linken: "Wir wollen es nicht leicht haben" (Interview)
                          Waldorf: "Say, this Thread ain't half bad."
                          Stalter: "Nope, it's all bad."

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                            #28
                            Es geht hier im Kern nicht um die Globalisierung. Alle diese Probleme wären genauso da, wenn die BRD tatsächlich eine isolierte Wirtschaft wäre (abgesehen davon, dass dann noch das Problem des Wegfalls des Exports hinzu käme).
                            Der Unterschied bestände lediglich darin, dass bei einer isolierten Wirtschaft der Staat einen Konzern zerschlagen kann, ohne dass dieser dies verhindern könnte.
                            Das ist bei unterschiedlichen Rahmenbedingungen und faktisch nicht existenten Grenzen nicht möglich.

                            Dass Deutschland nicht profitieren würde, sage ich nicht, ganz im Gegenteil, sie ist das beste, das passieren kann, nur, dass die nationale Politik Macht verliert.

                            Steuern:
                            Die Steuern nähern sich asymptotisch der Höchstgrenze von 50% an, momentaner Höchstsatz bei 45%. Die Superreichen und Einkommensmillionäre werden sich kaum auf unter 250000€ runterrechnen können (was ich übrigens mit der Reaktio unter anderem meinte), das gilt für alle, die nahe der Grenze liegen und die sind dann eben bei 42% (unter 52000€ kommen die niemals). Bei den nicht mehr ganz superreichen Menschen um die 52000 wirds da schon spannender. Selbst eine Anhebung auf die erlaubten 50% würde nicht die gewünschten Zahlenmengen erwirtschaften können, welche die Linken bräuchten.

                            Und dein Post verdeutlich schön, was ich an der Linken kritisiere. Es geht vor allem darum, dass alle und vor allem die Reichen gleich viel leiden. Dass Jemandem mit hohen Einkommen selbst bei 80% mehr bleibt als Jemandem mit niedrigem Einkommen und 20% ist mathematisch ja wohl nichts spektakuläres. Aber mit gleichem Leid für alle kommt man nirgendwo voran.
                            Die zentrale soziale Frage stellt sich anders: Wie bekommen wir es erstens hin, dass alle und vor allem die Kleinen möglichst viel von ihrem Einkommen haben, denn das wächst nicht sonderlich, auch wenn man oben noch 5% oder 8% mehr besteuert. Die MwSt ist auch aus meiner Sicht lediglich zur Schuldenfinanzierung nützlich (die ohne vernünftige Refinanzierung aber weiter ansteigen würde) und für alles andere abträglich.
                            Und zweitens wie bekommt man es hin, dass bei zukünftigen Generationen oder bereits den alten in der Zukunft der Prozentsatz der höheren Einkommen steigt und der Prozentsatz an Menschen in niedrigen Einkommen möglichst stark sinkt.
                            Gerechtigkeit heißt nicht Gleichmacherei, was ich sogar als gegenteilige Wortbedeutung zum Begriff ansehen würde. Gleich sind ohnehin alle nur in der Armut.
                            Wichtig ist die Schaffung von Chancengleichheit, d.h. wer intelligent ist muss eine gute Chance haben aus seiner Intelligenz auch was machen zu können, egal ob er wie ich aus einer Arbeiterfamilie stammt. Und wichtig ist es vor allem "Unten" dafür zu sorgen, dass Jemand das, was er erwirtschaftet, am Ende auch weitgehend auf dem Konto hat, denn Unten ist eh nicht all zu viel zu holen wenn man sich anschaut, dass die obere Hälfte 90% des Steuereinkommens besorgt.

                            Kommentar


                              #29
                              Zitat von newman Beitrag anzeigen
                              ... wenn man sich anschaut, dass die obere Hälfte 90% des Steuereinkommens besorgt.
                              Die obersten 10% der Besserverdienenden (also wohl die TopManager, über die alle schimpfen) erwirtschaften sogar 54% der gesamten Einkommenssteuer.
                              Punkt.

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                                #30
                                Zitat von Gabriel Beitrag anzeigen
                                Die obersten 10% der Besserverdienenden (also wohl die TopManager, über die alle schimpfen) erwirtschaften sogar 54% der gesamten Einkommenssteuer.
                                Die besitzen aber auch rund 60% des Gesammtvermögens...
                                Möp!

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