Der kommende Krieg gegen den Iran - Pfad zum dritten Weltkrieg?

[prince]

Es gibt hier keinen eigenen Thread zur aktuellen Situation im nahen Osten, ich vermute mal weil sich keiner die Finger daran verbrennen will.
Verständlich und ich respektiere das, mir geht es auch mehr um die Folgen.
Denn eins ist ganz klar, nach den Ereignissen vom 7. Oktober wird es zum Krieg mit dem Iran kommen und vermutlich schneller als wir alle glauben.
Die USA bringen sich bereits in Stellung.
So was kann und darf Israel nicht unbeantwortet lassen und allein geht`s nicht.
Persönlich habe ich überhaupt kein Problem damit wenn dieses Regime beseitigt wird (Und keiner der Exiliraner den ich kenne).
Wäre da nicht die aktuelle Weltlage.
Die Sache könnte ganz schnell völlig außer Kontrolle geraten und das macht mir echt Sorgen.
Führende israelische Politiker haben bereits angekündigt das Russland für seine Unterstützung der Hamas zahlen wird und so was ist von deren Seite extrem ernst zu nehmen.
Und China wird auch nicht amused sein wenn es seinen Partner in der Region verliert.

Meine persönliche Einschätzung: Wir waren noch nie so nahe dran wie jetzt.

[pollux83]

Da knallt es sowieso die ganze Zeit. Da kannst du Tagesschau von vor 30 Jahren schauen und Gaza wird da auch bombardiert. Seitdem hat sich nur wenig geändert. Die Bodentruppen sind nur die Konsequenz aus dem Stillstand und werden das Problem höchstwahrscheinlich auch nicht lösen. Also nochmal 30 Jahre die gleichen Nachrichten.

Die Ukraine wird sowieso schon vom Westen unterstützt. Wenn Israel da auch mitmischt, macht das auch keinen Unterschied mehr. Was will Russland überhaupt tun? Jerusalem mit einer Atomrakete angreifen?

Im Iran bahnt sich gerade ein Bürgerkrieg an. Entscheidend ist, ob die USA dann aktiv eingreifen oder nur zusehen. Oder sogar Saudi-Arabien eingreift.

China hat momentan auch mehr als genug Probleme. SIe haben jeden von Japan bis Australien verärgert, bekommen wirtschaftlich Konkurrenz von Indien und Mexiko und das Geld, das in die Seidenstraße geflossen ist, ist spurlos in Ländern ohne Korruptionskontrolle verschwunden. Wer hätte bloß damit rechnen können?

Ganz zu schweigen von den Wirtschaftsblasen, die in China explodieren werden, wenn die Wirtschaft nicht schnell genug wächst.


Keiner, der bei klarem Verstand ist, würde einen Atomkrieg anfangen, und die, die es nicht sind, würden es sowieso tun.

[Cybernetic]

Israel traut sich nicht, mit Bodentruppen entschieden zuzuschlagen. Ihnen fehlt einfach die Erfahrung im Häuserkampf und ein Einmarsch wäre mit extrem hohen Verlusten verbunden. Sie sind es gewohnt, Luftangriffe zu fliegen, ohne Rücksicht auf zivile Opfer. Das ist zwar schon früher immer wieder vorgekommen, doch dieses Mal wird es nicht folgenlos bleiben. Es scheint mir, dass Israel in Hamas' Falle getappt ist und durch seine Reaktion fast die ganze Welt gegen sich aufgebracht hat. Fehlt nur noch, dass die Israelis ihre, aus Reservisten bestehenden, Truppen in die Ruinen von Gaza schicken. Das wäre ein gefundenes Fressen für die Hamas, die mit ihren Angriffen vom 7. Oktober Israel eine beispiellose Schlappe verpasst hat. Dabei haben sie offensichtlich den Tod von tausenden Palästinensern in Kauf genommen, denn sie wussten, wie Israels Vergeltung ausfallen würde. Das sagt auch so einiges darüber, wie sehr die Hamas die Leben ihrer eigenen Leute schätzt. Strategisch haben sie dennoch viel erreicht, wenn man bedenkt, dass es sich um eine Terrororganisation handelt. Die Hamas befindet sich buchstäblich im Untergrund. Sie haben ein komplexes Tunnelnetz errichtet, das für die israelische Luftwaffe unerreichbar ist. Es sterben hauptsächlich Zivilisten und es sollen inzwischen schon über 6000 sein, mindestens 1000 davon Kinder. In den Augen der Weltöffentlichkeit steht Israel wie ein Verbrecherstaat da, was auch die hysterischen Ausbrüche des israelischen UN-Botschafters erklärt. Allein dies ist ein Sieg für die Hamas. Die Israelis werden nicht umhinkommen, ihre Bodenoffensive zu starten, wenn sie die Hamas effektiv bekämpfen wollen. Das ist ein Schritt, der Netanjahu und seinem Armeestab Alpträume bereitet. Netanjahu hat an allen Fronten versagt. Er ist zutiefst korrupt, leistet sich einen Putsch gegen den Rechtsstaat, indem er die Judikative zu seinen Gunsten umzubauen gedenkt, und ist nur auch darin gescheitert, den Israelis das zu gewährleisten, was er seit Jahrzehnten verspricht: mehr Sicherheit. Stattdessen haben sie 1400 tote Israelis zu beklagen. Netanjahu ist politisch ein toter Mann. Retten kann ihn nur der totale Krieg im Nahen Osten, der schnell die ganze Welt in die Katastrophe führen könnte.

Wenn die Israelis in Gaza mit voller Kraft einmarschieren, wird unverzüglich eine zweite Front durch die Hisbollah eröffnet und der Flächenbrand kann kommen. Der vernünftigste Schritt wäre also, mit der Hamas zu verhandeln, allein schon wegen der Geiseln, aber unter einer Bedingung: die Hamas müsste direkt mit Israel verhandeln und nicht über Vermittler wie Katar oder Saudi-Arabien. Das würde bedeuten, dass die Hamas Israel anerkennen müsste, wenn schon nicht in ihrer Charta, aber vor der Weltöffentlichkeit. Netanjahu könnte dann wenigstens nicht nur als korrupter Autokrat in die Geschichte eingehen, sondern auch als jemand, der den Nahen Osten und womoglich die Welt vor einer viel schlimmeren Katastrophe bewahrt hat.

Wenn man über den Iran spricht, muss man ebenso den ganzen Nahen Osten im Blick haben. Seit die so genannten Neocons die US-Außenpolitik diktieren, sorgen die USA nur für Chaos im Nahen Osten. Es ist inzwischen unverkennbar, dass Israel sich der USA bedient, um sich seiner Widersacher in der Region zu entledigen. Der größte und bedrohlichste Widersacher ist der Iran. Es gibt keine israelische Verschwörung, die die Macht in den USA übernommen hat. Das hat einfach mit dem korrupten US-System zu tun, in dem alles und jeder käuflich ist. Die "Anliegen" des Höchstbietenden werden berücksichtigt und die Israel-Lobby (AIPAC) ist nun Mal die zahlkräftigste. Hätten die Palästinenser dieselben finanziellen Mittel, den halben US-Senat zu kaufen, hätten sie schon längst ihren Staat. Jedenfalls ist es Israel gelungen, sich einiger seiner Widersacher zu entledigen (Irak, Syrien). Mit Saudi-Arabien müssen sie sich vertragen, weil Ersteres als Amerikas Tankstelle gilt. Die Saudi-Elite wird gebührend entschädigt und vergisst schnell mal das Leiden ihrer palästinensischen Brüder. Der Iran, aber, spielt in einer anderen Liga. Er ist imstande, die meisten US-Stützpunkte im Nahen Osten anzugreifen und alle Ölfelder in der Region (insbesondere Saudi-Arabien) zu zerstören, wenn es die Amis wagen sollten, ihn anzugreifen. In diesem Szenario würde die ganze Weltwirtschaft binnen kurzer Zeit zusammenbrechen und es dürfte nicht lange dauern, bis die ersten Nuklearbomben flögen. Nur aufgrund seiner Interkontinentalraketen blieb dem Iran eine Invasion à la Irak 2003 erspart.

Der Iran hat eine vergleichsweise junge und gut ausgebildete Bevölkerung, die die Mullahs vermutlich längst weggefegt hätte, wären da nicht ständig diesen Drohungen und Einmischungen aus dem Westen. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Regime Change und einer demokratischen Revolution. So sehr ihnen auch die Mullahs verhasst sind, wollen viele Iraner auch keine Marionette wie es Reza Pahlavi war. Die Exiliraner in den USA bestehen großteils aus Pahlavis Günstlingen, die damals die Staatskasse geplündert haben, um sich alsdann in Los Angeles und anderen Metropolen des Westens abzusetzen. Diese Umsturzversuche des Westens bezwecken genau das Gegenteil, denn diese "Bedrohung von Außen" spielt jedes Mal den Mullahs in die Hände. Würde man jetzt im Westen, oder wo auch immer, versuchen, Netanjahu zu stürzen, würden sich die Israelis wahrscheinlich um ihn scharren und all seine Korruption und sein ganzes Versagen, zumindest vorübergehend, vergessen.

Es gibt Anzeichen, dass hinter den Kulissen Diplomatie auf Hochtouren läuft und man um Deeskalation bemüht ist. Es bleibt allerdings die Frage, wie sehr man auf Israel einreden kann. Netanjahu geht es innenpolitisch an den Kragen und er glaubt jetzt, den starken Mann spielen zu müssen, um sein Gesicht zu wahren, weil er es nicht geschafft hat, den Tod so vieler Israelis zu verhindern.

[Thomas W. Riker]

Der Iran hat heute, Quelle AFP, eine Salman-Rakete mit einer 500 kg schweren Kapsel, die in Zukunft für bemannte Raumfahrt weiter entwickelt werden soll, gestartet und immerhin bis in eine Höhe von 130 km gebracht. Die Rakete weiter zu entwickeln, damit sie in den Orbit gelangt, dürfte wohl ein weiteres Ziel sein.

[prince]

Der Krieg hat wohl heute begonnen. Nach zahlreichen Drohnenangriffen auf amerikanische Stützpunkte im nahen Osten haben die Amerikaner nun mit massiven Angriffen auf die Stellungen der pro iranischen Milizen begonnen. Bisher unbestätigten Gerüchten zufolge soll es auch Explosionen direkt im Iran gegeben haben.

[The Martian]

Gar nichts hat begonnen. Ein paar Angriffe auf Schiitenmilizen bedeuten keinen Krieg und sonderlich massiv waren sie auch nicht und fanden schon gar nicht auf iranischem Territorium statt. Weder die USA noch der Iran wollen einen solchen Krieg und deshalb ist es bis auf weiteres unwahrscheinlich, dass es dazu kommt.

[Infinitas]

Blos weil eine Miliz Pro Iranisch ist und wohl auch vom Iran finanziell unterstützt wird, stellt dieser Sachverhalt noch keinen Krieg gegen den Iran dar. Ziel der aktuellen Nato-Mission ist es, Handelsschiffe gegen Angriffe der Huthi-Miliz im Jemen zu sichern. Im Jemen tobt seit geraumer Zeit Bürgerkrieg und die Huthi-Miliz ist eine Bürgerkriegspartei, aber auch Anti-Israel, wenn man so will. Allerdings bietet das natürlich genügend Zündstoff, der irgendwann in Richtung Krieg gehen könnte, den wohl weder der Iran noch die USA will. Momentan ist das jedoch keineswegs so. Mit viel Fantasie ist es ein kleiner "Stellvertreter"( zugegeben schlimm genug), da die Sicht eines Großteils der islamischen Welt eben nicht unbedingt Israel freundlich, sondern eher pro Palästinensisch ist.

[Achilles]

Ich rechne auch nicht mit einer kriegerischen Auseinandersetzung. Schon deswegen, weil ein derartiger Krieg zu unabsehbaren Folgen – nicht nur für die Protagonisten selbst – führen würde. Die USA wissen zudem, dass der Iran in puncto Truppenstärke und Bewaffnung eine andere Hausnummer darstellt als der Irak, der ja in den Golfkriegen mühelos überrollt wurde. Ich würde die aktuelle Situation eher unter „erweitertes Säbelrasseln“ verbuchen, und am Ende wird’s ausgehen wie das Hornberger Schießen.