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    Kosovo

    Es gibt noch keinen separaten Themenstrang. Deswegen mache ich diesen hier auf.

    Seit März 2007 liegt ein Kompromisspapier herausgegeben vom ehem. finnischen Ministerpräsidenten Ahtisaari vor, dass eine überwachte Unabhängigkeit vorsieht. Trotz des guten Kompromisses der beiden Seiten zufrieden stellen sollte, lehnt die Belgrader Führung dieses Dokument ab, gestützt vom russischen Verbündeten. Die USA haben nun angedroht auch unilateral die Unabhängigkeit durchzuboxen. Länder wie UK werden diesem Beispiel folgen.

    Ich erachte die Unabhängigkeit des Kosovo als die einzig tragfähige Variante den Balkan endgültig zu befrieden. Eine Alternative gibt es nicht. Auch sollten sich die Kosovo-Albaner nicht zur russischen Geisel machen. Es kann nicht angehen, dass Russland den Prozess blockiert ohne einen Gegenvorschlag zu machen und sich als Großmacht aufzuspielen. Die EU ist zwar in der Sache weniger sicher, allerdins sieht auch diese nur die Möglichkeit einer Unabhängigkeit.
    No dictator, no invader can hold an inprisoned population by force of arms forever. There is no greater power in the universe than the need for freedom. Against that power governments and tyrants and armies cannot stand. The Centauri lerned this lesson once. We will teach it to them again. Though it take 1000 years, we will be free. (G'Kar)

    #2
    Zitat von Ragnar Beitrag anzeigen
    Ich erachte die Unabhängigkeit des Kosovo als die einzig tragfähige Variante den Balkan endgültig zu befrieden.
    Warum sollte es den Balkan befrieden? Es gibt dann immer noch Gebiete in Serbien, in denen mehrheitlich Albaner wohnen, während es andererseits eine serbische Minderheit im Kosovo gibt. Dazu stellt sich natürlich sofort die Frage, warum es zwei albanische Staaten geben soll - und ob die albanischen Nationalisten nicht viel eher ein "Grossalbanien" als einen unabhängigen Kosovo im Sinn haben.

    Es gibt auf der Basis der Bildung von Nationalstaaten auf dem Balkan noch sehr viel Konfliktstoff und ein unabhängiger Kosovo wird nicht etwa einen lösen, sondern einen weiteren darstellen.

    Natürlich ist die "Alternative", eine unterdrückte albanische Minderheit in einem serbischen Nationalstaaten, ebenso keine Alternative. Genau sowenig wie eine gemeinsam verwaltete westliche Kolonie Kosovo, einer Kolonie, die für die neokolonialen Mächte keinen Wert hat und die entsprechend behandelt wird.

    Ich befürchte, dass so lange es im Balkan auf der Ebene dieser "Alternativen" bleibt, wird der Balkan zumindest potentiell weiter ein Pulverfass bleiben, dass jederzeit wieder zu Vertreibungen und Völkermord kommen kann.
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      #3
      Ich weiß auch nicht, ob ein unabhängiges Kosovo so viel bringt, denn dann hat man nur wieder andere Minderheiten, die dann in dem neuen Staat irgendwie unterdrückt sind und es entstehen ja irgendwie immer neue Staaten. Vielleicht kommt als nächstes diese Nordprovinz in Serbien dran, die dann viel unabhängig werden will. Letztendlich haben wir zig Kleinststaaten und immer wieder Konflikte mit Minderheiten. Ich denke, man muss irgendwie an die Ursachen für die Konflikte gehen und dafür sorgen, dass den Menschen es besser geht. Von diesem ganzen Nationalismus haben die Menschen doch nicht viel. Teilweise ist das im Balkan ja auch schon sehr obskur.
      Ich habe mal gelesen, dass teilweise die Leute in Montenegro selbst nicht wissen, was einen Montenegriner von einem Serben unterscheidet, bis auf vielleicht Staatsbürgerschaft. Es gab dazu mal Befragungen, in denen sich die Menschen vor der Unabhängigkeit einschätzen sollten, welchem Volk sie angehören und dabei kamen sehr Widersprüchliche Ergebnisse heraus.
      Im Kosovo ist das vielleicht noch etwas eindeutiger, aber letztendlich sollte den Menschen vor Ort doch wichtiger sein, dass sie in Freiheit und Wohlstand leben können, wie sie wollen. Spielt es da wirklich eine Rolle, ob dann die Landesflagge die von Serbien, die von einem unabhängigen Kosovo oder Großalbanien ist?

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        #4
        Nicht unähnlich ist es mit Makedonien. Wurde ja auch erst vor 60 (?) Jahren quasi am Reissbrett von Tito zu Mak(z)edonien gemacht. Davor gab es ein Makedonien nicht wirklich. Nach dem 2. WK musste halt ein Makedonien her, um es vor BG legitieren zu können... (aber einfach serbisch machen konnten sie das Gebiet auch wiederum nicht. An den Grund kann ich mich leider nicht mehr erinnern)
        Also am Balkan geht das schon ziemlich zu mit Nationen und Nationalstaaten - leider :-/ Und das paradoxe ist, wenn man Leute von "unten" hört, dann gibts durchaus ein "wir", "damals" und "schön", aber in anderen Momenten trennen sie sich wiederum schon scharf von den anderen ab. Vor allem kommts mir so vor als gäbe es da einen Bruch zwischen der "guten" Zeit vor 89/90 und eben danach.

        Wohin nun diese Kosovo Lösung führen wird? Man wird sehen. Aber irgendwie denke ich, dass es da unten noch weiter gehen wird... (generell mit Separationsbewegungen)
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          #5
          Zitat von Eye-Q Beitrag anzeigen
          Nicht unähnlich ist es mit Makedonien. Wurde ja auch erst vor 60 (?) Jahren quasi am Reissbrett von Tito zu Mak(z)edonien gemacht. Davor gab es ein Makedonien nicht wirklich. Nach dem 2. WK musste halt ein Makedonien her, um es vor BG legitieren zu können... (aber einfach serbisch machen konnten sie das Gebiet auch wiederum nicht. An den Grund kann ich mich leider nicht mehr erinnern)
          Ja stimmt, davon habe ich auch mal gehört. In Griechenland gibt es ja auch ein Makedonien und in der Antike waren die Makedonen ja auch ein sehr mächtiges Volk in Griechenland und darüber hinaus.
          Ich meine, jetzt gibt es irgendwie slawische Makedonier und griechische. Es gibt dann, glaube ich, sogar Dialekte oder Sprachen dazu.
          Sprache sind ja auch wieder so eine Sache. Jedes neue Nationalvolk hat dann auch eine eigene Sprache. Unter Sprachwissenschaftlern ist das wohl auch sehr umstritten, wo man dann die Grenze zwischen eigener Sprache und Dialekt zieht.

          Irgendwie ist es schon merkwürdig. Vor ca. 150 Jahren versuchten die Mächte in Italien und Deutschland, diese ganze Vielstaaterei auf ihren Gebieten zu beenden und haben jeweils Einheitsstaaten gegründet, die ja heute relativ gut funktionieren und auf dem Balkan und im Kaukasus wird genau das Gegenteil gemacht und ob es was bringt, ist sehr zweifelhaft. Bei einigen hat es ja geklappt, aber bei denen war der Schritt relativ unumstritten (z.B. Slowenien), aber bei dem Rest haben wir ja weiter die Probleme.

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            #6
            Tito hat extra eine eigene Schriftsprache etc ausarbeiten lassen, weil mazedonisch eigentlich als bulgarischer Dialekt betrachtet wird (glaube auch weitgehend so akzeptiert bzw auch "nachgewiesen").

            Die Kleinstaaterei ist wohl ein schweres Erbe des "real-existierenden Sozialismus". Der Überbau der eigentlich immer das Gegenteil prädigte, aber durchaus so handelte (Transferzahlungen etc), förderte paradoxerweise mit der Zeit gerade den Nationalismus.
            Im übrigen war oder ist das doch die Befürchtung Russlands, dass ein eigenständiges Albanien eine Signalwirkung für Gebiete in Russland haben könnte. Daher das "njet".
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              #7
              Glaube auch nicht, dass ein unabhängiger Kosovo wesentlich dazu beitragen wird, um den Balkan zu befrieden. Außerdem werden dass die Serben, die im Kosovo leben, niemals akzeptieren. Wer weiß wohin das noch führen würde, wenn sich dann Albaner und Serben wieder bewaffnen würden. Das wichtigste in der Region ist wohl, dass Albaner und Serben miteinander leben und auskommen, wenn sie das mal schaffen, wird es um ein vielfaches einfacher sein, eine politische Lösung für den Kosovo zu finden.

              Weiß man eigentlich wie Tirana zu einem unabhängigen Kosovo steht?

              Zitat von Ragnar Beitrag anzeigen
              ...lehnt die Belgrader Führung dieses Dokument ab, gestützt vom russischen Verbündeten. Die USA haben nun angedroht auch unilateral die Unabhängigkeit durchzuboxen. Länder wie UK werden diesem Beispiel folgen.
              Ich verstehe nicht, warum der Westen regelmäßig Russland kritisiert, nur weil sie Belgrad unterstützen. Wie du schon sagtest, die USA und ihre Vasallen weichen auch nicht von ihrer Meinung ab und unterstützen die Unabhängigkeit um jeden Preis.
              Die Vorzeichen stehen momentan absolut nicht gut, solange beide Seiten absolut nicht von ihrer Meinung abweichen.
              Meine Beiträge sind genderfrei und das ist gut so

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                #8
                Zitat von Mr.Viola Beitrag anzeigen
                Ich verstehe nicht, warum der Westen regelmäßig Russland kritisiert, nur weil sie Belgrad unterstützen. Wie du schon sagtest, die USA und ihre Vasallen weichen auch nicht von ihrer Meinung ab und unterstützen die Unabhängigkeit um jeden Preis.
                Die Vorzeichen stehen momentan absolut nicht gut, solange beide Seiten absolut nicht von ihrer Meinung abweichen.
                Ich denke, dass der Westen recht empfindlich reagiert, weil Russland wohl wieder eigene Machtinteressen verfolgt und die nicht unbedingt deckungsgleich mit den eigenen sein müssen. Russland unter Jelzin war ja noch irgendwie mehr mit sich selbst beschäftigt und wurde vom Westen deshalb noch nicht so als Bedrohung gesehen, wobei damals auch schon Belgrad unterstützt wurde.
                Unter Putin verfolgt Russland ja doch deutlich offener eigene geopolitische Interessen und der Westen will dies wohl nicht akzeptieren.

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