Zitat von Cmdr. Ch`ReI
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Die Taliban dagegen entstanden erst in Pakistan in den 90er Jahren während des Bürgerkriegs in Afghanistan zwischen den verschiedenen Warlord-Fraktionen, der auf den russischen Rückzug folgte. Während Anfang der 90er Jahre wechselnde Warlord-Fraktionen von den damaligen US-Regierungen auf einem geringen Niveau unterstützt wurden, um Afghanistan zu "stabilisieren", schwenkte Clinton dann auf die Unterstützung der Taliban um. Mit Hilfe von Pakistan wurden versucht die Taliban überall in Afghanistan an die Macht zu bringen. Man erhoffte sich von den Taliban dann, dass sie Afghanistan "stabilisieren" würden. Aus dieser Zeit stammen die Kontakte zu Leuten wie Karsai, also Leuten aus dem Umfeld der Taliban, die dann für US-Energiekonzerne arbeiteten. In der Zeit versuchten US-Konzerne mit Hilfe der Taliban eine Ölpipeline durch Afghanistan zu bauen, in der Zeit besuchten Delegationen der Taliban auch öfters die USA. Diese Politik wurde auch anfangs von Bush fortgeführt, der weiter auf die Taliban setzte, um Afghanistan "zu stabilisieren". Trotz der Marschflugkörper-Angriffe unter Clinton wurden damals nicht die Nord-Allianz unterstützt, sondern die Taliban. Und zwar mit den genau gleichen Argumenten, mit denen du heute die Unterstützung von islamistischen Kriegsverbrechern rechtfertigst: "Stabilität".
Erst 2001 schwenkte man um - als der 11.9. die Gelegenheit bot, selbst direkt militärisch in der Region einzugreifen und das gesamte Kräfteverhältnis zugunsten der USA zu verschieben. Erst dann begann man die Nord-Allianz zu unterstützen.
Die Annahmen, dass die islamistischen Kriegsverbrecher der Nord-Allianz loyal wären, weil sie immer unterstützt worden wären, ist vollkommen falsch. Diese Warlords und Drogenhändler unterstützen die Besatzungstruppen, weil sie durch diese wieder Macht bekommen haben und so sich bereichern können. Aber sie wissen genau, dass die westliche Staaten, in erster Linie die USA und ihre lokalen Verbündeten, seit 1989 mehr als einmal ihre Verbündeten in Afghanistan ausgetauscht haben. Sie wissen genau, dass einmal sie und dann wieder ihre Feinde unterstützt wurden. Deshalb ist es ja in Afghanistan ein beliebtes Mittel, um verfeindeten Warlords zu schaden, die Gegner als Taliban zu bezeichnen - worauf dann die US-Truppen diese bombardieren oder überfallen.
Die Nord-Allianz besteht übrigens nicht nur aus ehemaligen Mudschaheddin, sondern stellt ein Bündnis von ursprünglich verfeindeten Warlords dar, die zuvor auf der Seiten der Russen bzw. gegen die Russen kämpften. Das Bündnis war dadurch geeint, dass ihre Pfründe durch die Taliban bedroht waren. Das bedeutet natürlich auch, dass es in der Nord-Allianz sowohl Islamisten, als auch ehemalige Unterstützer der Stalinisten gab - also frühere Verbündete der USA und frühere Verbündete Russlands, die die 90er Jahre gemeinsam mit russischer Unterstützung überlebt haben. Ein Beispiel ist Massud, der durch Verträge mit Russland deren Rückzug deckte und von diesen dafür im Bürgerkrieg mit Waffen beliefert wurde. Deshalb fuhr die Nord-Allianz ja auch mit russischen Panzern herum.
Zitat von Cmdr. Ch`ReI
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Zitat von Cmdr. Ch`ReI
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Demokratie kann man nicht erzwingen. Richtig. Also kann man sie aber auch nicht später erzwingen ("einführen"). Insbesondere geht dies nicht, wenn man zuvor auf Anti-Demokraten setzt und diese an die Macht bringt.
Zitat von Cmdr. Ch`ReI
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Gulbuddin Hekmatyar war der Gründer einer anderen islamistischen Partei, der "Hizb-e-Islami" und ebenfalls kein Führer eines Stammes. Hekmatyar ist übrigens ein interessantes Beispiel für die wechselnde Unterstützung der Warlords durch die diversen Grossmächte. Er gehörte zu denen, die am meisten während des Kriegs gegen die Russen unterstützt wurden und wurde auch noch anfangs im Bürgerkrieg unterstützt. Letztendlich wurde er von den Taliban (also auch in erster Linie Paschtunen!) in den Iran vertrieben, wechselte aber nach dem US-Einmarsch auf deren Seite.
Sowohl Massud, als auch Hekmatyar verfügten über eigene Truppen, waren also Warlords, weil sie aus ihren rechten islamistischen Parteien Guerilla-Truppen gegen die russischen Truppen und die Stalinisten aufbauten. Diese Truppen bildeten ihre Machtbasis, die Basis ihres Reichtums. Diese Truppen rekrutierten sich zwar mehrheitlich aus "Tadschiken" bzw. "Paschtunen", waren aber keine bewaffneten Stämme. Es waren ursprünglich bewaffnete Milizen von Parteien, dann die Basis für die Macht einer Person.
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