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Beweis für Reichensteuer=Neidsteuer?

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    #16
    Zitat von max
    Aber genau dies zeigt doch deine Umfrage gerade nicht! Dort steht, dass nur 12% "Prominenten" (wer immer das auch ist) ihren Lebensstandard neiden. Die Superreichen in der BRD sind im Gegenteil den meisten Leuten sogar recht unbekannt, also kaum "prominent". Eine grössere Gruppe (40%) ist auf Freunde und Bekannte neidisch - was aber meist dann Menschen aus der gleichen Klasse und meist sogar der gleichen Schicht sind. Also wie kommst du auf Neid?
    Antwort:
    Zitat von matrix089
    Jeder Vierte, so fanden die Meinungsforscher heraus, vergleicht seine Lebenssituation häufig mit der anderer Menschen. Bei mehr als 40 Prozent richten sich die Neidgefühle gegen Freunde und Bekannte. Dagegen missgönnen nur zwölf Prozent Prominenten ihren luxuriösen Lebensstil.
    Ob jetzt 40% oder 12% gegen Promis, Neid ist überall vorhanden. Es reicht ja schon, dass der Nachbar sich einen BMW leisten kann und man selbst nur einen Fiat Punto hat. Generell bemängele ich was für Deutschland typisch ist das viele den Anderen einen finanziellen Erfolg neiden.

    Zitat von max
    Abgesehen davon, dass diese Leute dies natürlich schlimm finden, ist 45% deutlich weniger, als der Steuersatz vor Schröders Steuersenkungen für die Reichen war.
    Ok missverständlich ausgedrückt. Es bleibt den Menschen mit mehr als 100.000 Euro Jahreeinkommen immer noch genug Geld übrig um ein schönes Leben zu führen, auch wenn sie 45% statt 42% zahlen müssen.

    Zitat von max
    Das geht wohl kaum oder? Oder hast du dafür ein Beispiel?
    Naja der Spitzensteuersatz war schon über 50%. Außerdem darf man die Alltagssteuern nicht vergessen, die noch hinzukommen (Tabak, Benzin, Mwst. usw).

    Zitat von max
    Die Reichen zahlen im Vergleich zu Normalverdienern tatsächlich prozentuall sogar deutlich weniger Steuern, da sie weit mehr Möglichkeiten haben, ihr Einkommen für die Steuern klein zu rechnen. Die Belastung mit Abgaben und Steurn auf Einkommen aus Gewinn und Vermögen beträgt durchschnittlich nur ein Drittel der Belastung von Löhnen. Dazu kommt noch, dass der Anteil an den gezahlten Verbrauchssteuern im Vergleich zum Gesamteinkommen bei niedrigen Einkommen sehr viel höher ist, da diese einen viel grösseren Anteil ihres Einkommens verkonsumieren müssen. Kurz: der Staat wird heute grösstenteils von Menschen mit geringen und mittleren Einkommen finanziert, während die Reichen kaum zur Finanzierung beitragen, aber einen erheblichen Teil der Kosten verursachen (u.a. durch die Massenarbeitslosigkeit). Daran wird sich auch durch die "Reichensteuer" nichts ändern.
    Was bringt es wenn Du es prozentual senken kannst, aber immer noch doppelt so viel Steuern zahlen musst wie geringer Verdienende?
    Ansonsten würde mich mal eine nachlesbare und offizielle Quelle interessieren wo man sehen kann, dass das Steueraufkommen von Leuten mit <30.000 Euro Jahreseinkommen höher ist als der des Restes.

    Zitat von max
    Sandswind hat schon recht: diese "Reichensteuer" ist eigentlich nur eine Verarsche, die dazu dient, dass die Regierung Merkel behaupten kann, dass sie nicht nur die Arbeiterklasse und Arme belastet, sondern auch Reiche.
    Wäre sie keine Verarsche, wenn sie von Lafontaine kommen würde? Aber sie ist definitiv ein Ausgleich für diejenigen, die sich an der höheren Mwst. stören und es lieber von den Reichen holen wollen.
    Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
    Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
    Statt 'Gier' sagen wir 'Profitmaximierung', und schon wird aus der Sünde eine Tugend. - Ulrich Wickert

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      #17
      Zitat von matrix089
      Aber sie ist definitiv ein Ausgleich für diejenigen, die sich an der höheren Mwst. stören und es lieber von den Reichen holen wollen.
      Das stimmt und ich halte die Steuer (für Private) auch für okay - kann man gerne machen. Sie ist aber nicht wirklich wirksam, bestenfalls eine Milliarde pro Jahr. Die Mehrwertsteuererhöhung geht darüber weit hinaus, von einem Ausgleich kann man daher nicht sprechen - bestenfalls symbolisch. Ich sehe eben nicht, daß man "es bei den Reichen holt".

      Das hat für mich eher sowas von Besänftigung der Massen: Motto "Hurra, die da oben bekommen endlich auch mal ihr Fett weg". Das paßt dann wieder ganz gut zum Titel, denn wenn das der einzige ernsthafte Grund für das Erheben einer Steuer ist, dann macht sie das meiner Meinung nach ziemlich überflüssig, zumindest aber unsinnig...
      Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
      -Peter Ustinov

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        #18
        Zitat von Sandswind
        Das stimmt und ich halte die Steuer (für Private) auch für okay - kann man gerne machen. Sie ist aber nicht wirklich wirksam, bestenfalls eine Milliarde pro Jahr. Die Mehrwertsteuererhöhung geht darüber weit hinaus, von einem Ausgleich kann man daher nicht sprechen - bestenfalls symbolisch. Ich sehe eben nicht, daß man "es bei den Reichen holt".
        So was in der Art meinte ich auch. Einen symbolischen Ausgleich.

        Zitat von Sandswind
        Das hat für mich eher sowas von Besänftigung der Massen: Motto "Hurra, die da oben bekommen endlich auch mal ihr Fett weg". Das paßt dann wieder ganz gut zum Titel, denn wenn das der einzige ernsthafte Grund für das Erheben einer Steuer ist, dann macht sie das meiner Meinung nach ziemlich überflüssig, zumindest aber unsinnig...
        So sehe ich es auch.
        Just because it is the truth doesn't mean anyone wants to know about it.
        Alle vier Jahre machen die Wähler ihr Kreuz. Und hinterher müssen sie's dann tragen. - Ingrit Berg-Khoshnavaz
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          #19
          Natürlich gibt es Neid. Was ist daran denn so schlimm. Wenn es mir scheiße geht, bin ich natürlich neidisch auf denjenigen, dem es besser geht. So reagieren wohl 99% aller Menschen, weil es einfach menschlich ist. Da kann man IMO niemanden einen Strick drauß drehen.

          Und natürlich dient diese Steuer nur dazu die Massen zu besänftigen. Während sie dann in der BILD lesen, dass der böse, böse Ackermann und Mehdorn auch mal etwas mehr zahlen müssen (nebenbei Summen, die die wohl kaum kümmern) kann man schön hinter den Kulissen irgendwelche Steuern und Abgaben wieder erhöhen, die die Arbeitnehmer treffen. In der Politik ist es wie bei der Zauberei. Du musst die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, damit du deine wahre Agenda durchbringen kannst.
          Nichts anderes ist die Reichensteuer. Sie dient nur zum besänftigen und ablenken.
          Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
          Makes perfect sense.

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            #20
            Zitat von matrix089
            Ob jetzt 40% oder 12% gegen Promis, Neid ist überall vorhanden.
            Na ja, deine eigenes Zitat behauptet doch gerade, dass nur eine winzige Minderheit auf Reiche neidisch ist!
            Zitat von matrix089
            Ansonsten würde mich mal eine nachlesbare und offizielle Quelle interessieren wo man sehen kann, dass das Steueraufkommen von Leuten mit <30.000 Euro Jahreseinkommen höher ist als der des Restes.
            Das ist relativ schwierig nachzuweisen, auch wenn es klar ist, dass die Möglichkeiten das Einkommen niedriger zu rechnen, bei jemand, der von Lohn lebt sehr begrenzt sind, während bei Einkommen aus Gewinn und Vermögen es zahlreiche Möglichkeiten gibt. Die Möglichkeiten die Steuerlast zu senken, wurde in den letzten Jahren gerade für Lohnempfänger drastisch reduziert.

            Mir ist aber keine genaue Studie bekannt, die die Gesamtbelastung (Steuern auf Einkommen, Sozialabgaben, Versicherungen, Verbrauchssteuern, Zuzahlungen) nach Einkommen aufschlüsselt.

            Aber deutliche Hinweise gibt es schon. Der Anteil der Steuern auf Vermögen an den Gesamtsteueraufkommen ist in der BRD 2004 2,5% gewesen - zum Vergleich waren es in Japan 16,2% (OECD zitiert in isw-wirtschaftsinfo 38). Die durchschnittliche steuerliche Belastung auf Einkommen aus Gewinnen und Vermögen war 5,7 % - also deutlich niedriger als der Spitzensteuernsatz von 42%, den Reiche zahlen müssten (Quelle: Wikipedia). Im Vergleich dazu zahlte ich 2003 mit einem Einkommen deutlich unter 30000 Brutto über 10% - Gesamtbelastung war allerdings 31% ohne die zusätzliche Belastung mit Verbrauchssteuern. Durchschnittliche wurde Einkommen aus Vermögen und Gewinnen mit direkten Steuern und Abgaben 2003 mit 9% belastet, Löhne durchschnittlich mit 35,1%.
            Zitat von matrix089
            Wäre sie keine Verarsche, wenn sie von Lafontaine kommen würde? Aber sie ist definitiv ein Ausgleich für diejenigen, die sich an der höheren Mwst. stören und es lieber von den Reichen holen wollen.
            Wenn diese Form der "Reichensteuer" von Lafontaine kommen würde, wäre sie genauso Verarsche und wie Sandswind schon schrieb, wird die Verarsche besonders daran deutlich, wenn man deren Umfang mit der Mehrwertsteuererhöhung vergleicht. Es werden eben wieder einmal bei den Armen und Normalverdienern durch Erhöhung der Verbrauchssteuern abkassiert, während die Reichen laut Merkel ja weiter entlastet werden sollen.
            Resistance is fertile
            Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
            The only general I like is called strike

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              #21
              Zitat von Harmakhis
              Natürlich gibt es Neid. Was ist daran denn so schlimm. Wenn es mir scheiße geht, bin ich natürlich neidisch auf denjenigen, dem es besser geht. So reagieren wohl 99% aller Menschen, weil es einfach menschlich ist. Da kann man IMO niemanden einen Strick drauß drehen.
              Spiegelt aber auch die Oberflächlichkeit der Gesellschaft wieder. Statussymbole und Prestige haben für die meisten mehr Wert als alles andere. Die "Strafe" ist die Verschuldung der Privathaushalte. Leider gibt es dann auch mal für nen Diebstahl bei "XY-ungelöst" mehr Belohnung als für einen Mord. Oder es wird beim Unfall zuerst nachgeguckt ob das Auto einen Lackschaden hat. Die Personen sind ja nicht so wichtig.

              Das ist alles oberflächlich...

              Und natürlich dient diese Steuer nur dazu die Massen zu besänftigen. Während sie dann in der BILD lesen, dass der böse, böse Ackermann und Mehdorn auch mal etwas mehr zahlen müssen (nebenbei Summen, die die wohl kaum kümmern) kann man schön hinter den Kulissen irgendwelche Steuern und Abgaben wieder erhöhen, die die Arbeitnehmer treffen. In der Politik ist es wie bei der Zauberei. Du musst die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, damit du deine wahre Agenda durchbringen kannst.
              Nichts anderes ist die Reichensteuer. Sie dient nur zum besänftigen und ablenken.
              Wie gut das es Leute wie dich gibt die hinter die Fassaden gucken.

              Ich denke schon das die Steuer angebracht ist. Auch wenn nur ein Tropfen auf dem heissen Stein.

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                #22
                Zitat von Harmakhis
                In der Politik ist es wie bei der Zauberei. Du musst die Aufmerksamkeit auf etwas anderes lenken, damit du deine wahre Agenda durchbringen kannst.
                Damit liegst Du sicher richtig, allerdings sehe ich bei der großen Koalition momentan beim besten Willen keine wahre Agenda. Irgendwie sind die ganzen Steuererhöhungsorgien mehr oder minder Selbstzweck. Alles einseitig und sehr ideenlos, keine wirklich nötigen Strukturreformen. Stattdessen die alte Suppe: Kürzungen hier, mehr Einnahmen da.

                Man bräuchte keine Besänftigungsmaßnahmen, wenn man wirklich mal eine "Politik aus einem Guß" betreiben würde und die Leute sehen könnten, wo es hingehen soll.
                Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                -Peter Ustinov

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                  #23
                  @max: Ich habe selbstverständlich nur von direkten Steuern gesprochen, bei anderen Steuern wird es sehr schwer das nachzuvollziehen. Du kannst ja gerne mal nach einer Quelle suchen, die bestätigt, dass der arme Teil der Bevölkerung den Großteil der indirekten Steuern bestreitet.
                  Hier ist jedenfalls eine passende Quelle für die Einkommenssteuer (das schließt AFAIK die Lohnsteuer mit ein) für 2001: http://www.destatis.de/basis/d/fist/fisttab4.php
                  Die Tabelle ist etwas unübersichtlich, aber wenn man die anteilige Steuerlast der Personen mit Einkommen > 75 000 betrachtet (1,8Mio Menschen), dann kommt man auf 45,7 % Einkommensteuer.
                  können wir nicht?

                  macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                    #24
                    Zitat von blueflash
                    Ich habe selbstverständlich nur von direkten Steuern gesprochen, bei anderen Steuern wird es sehr schwer das nachzuvollziehen. Du kannst ja gerne mal nach einer Quelle suchen, die bestätigt, dass der arme Teil der Bevölkerung den Großteil der indirekten Steuern bestreitet.
                    Hier ist jedenfalls eine passende Quelle für die Einkommenssteuer (das schließt AFAIK die Lohnsteuer mit ein) für 2001: http://www.destatis.de/basis/d/fist/fisttab4.php
                    Die Tabelle ist etwas unübersichtlich, aber wenn man die anteilige Steuerlast der Personen mit Einkommen > 75 000 betrachtet (1,8Mio Menschen), dann kommt man auf 45,7 % Einkommensteuer.
                    Das dachte ich mir: eben nur die Einkommenssteuer. Die Steuern auf Gewinn machten 2004 15,1% der Steueraufkommens aus. Die Steuern auf Arbeit und Verbrauch dagegen 76,5% (Quelle BMV, in isw-wirtschaftsinfo 38). In den WSI-Mitteilungen 11/2005 ist dies genauer aufgeschlüsselt. Da steht u.a., dass der Anteil der Einkommensteuer auf Gewinne 2004 nur noch 1,4% (1960 31,1%), der der Körperschaftssteuer 3,2 % (1960 9,5%) und der der Gewerbesteuer 6,5% (1960 10,5%) am gesamten Steueraufkommen ausmachte.

                    Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass 1,8 Millionen Menschen 45,7% der Einkommenssteuer aufbringen, aber der Anteil der Einkommenssteuer auf Gewinne am Gesamtsteueraufkommen eben nur 1,4% beträgt, während der Anteil der Lohnsteuer 30,1% ausmacht. Man kann dies nicht direkt daraus ablesen, aber im Endeffekt bedeutet dies doch, dass die Kapitalisten - die ihr Einkommen aus Gewinn und Vermögen beziehen - sich mit höchstens 1,4% beteiligen. Wobei bei diesen 1,4% auf noch die ganzen Kleinunternehmer enthalten sind, deren Steuern deutlich höher sind als die Steuern, die Grosskonzerne (meist Kapitalgesellschaften) zahlen müssen! Bei den Lohnsteuern erbringen offensichtlich die mit hohen Einkommen einen grossen Anteil, was eben daraus hindeutet, dass hier eben angestellte Angehörige der Mittelschichten stark besteuert werden. Wie gesagt: man kann es nicht direkt herauslesen, aber diese Zahlen (also auch deine!) lassen vermuten, dass die Steuerlast in der BRD glockenförmig verteilt ist: die Kapitalisten erbringen nur einen winzigen Anteil des Gesamtsteueraufkommens, die Ärmsten erbringen nur einen winzigen Anteil und der Grossteil wird von dem noch beschäftigten Teil der Arbeiterklasse und der Mittelschichten aufgebracht.

                    Es gab eben eine massive Umverteilung der Steuerlast zugunsten der Kapitalisten, der wesentlich auf eine Erhöhung der Verbrauchssteuern und Senkung der Steuern auf Gewinne und Vermögen beruht. Deshalb wird heute der Grossteil der Steuern von der Arbeiterklasse und den neuen Mittelschichten (also den angestellten Teil des Kleinbürgertums) aufgebracht.

                    Meine Aussage war übrigens nicht, dass die Ärmsten den Grossteil aufbringen, sondern dass diese insgesamt stärker mit Steuern, Abgaben, Zuzahlungen etc. belastet als Kapitalisten sind. Im Gegensatz zu den Kapitalisten hat diese Last auch direkte Auswirkungen. Eine 90% Steuerlast für jemanden mit einem Einkommen von 10 Millionen pro Jahr bedeutet halt, dass dieser immer noch reich ist, während 10% bei einem Bruttoeinkommen von 12 000 € pro Jahr das sowieso schon geringe Einkommen noch mal empfindlich schmälert.
                    Zitat von Sandswind
                    Man bräuchte keine Besänftigungsmaßnahmen, wenn man wirklich mal eine "Politik aus einem Guß" betreiben würde und die Leute sehen könnten, wo es hingehen soll.
                    Die alte liberale Illusion, dass alles funktionieren könnte? Es könnte sicher besser als heute in der BRD funktionieren, aber Massenarbeitslosigkeit gibt es in jedem heutigen kapitalistischen Staats und war auch typisch für die letzten 100 Jahre mit der Ausnahme von wenigen Staaten in der Zeit von 1950-1970. Geeigente Massnahmen für heute sehe ich auch eher in drastischen Arbeitszeitverkürzungen, Durchsetzung von Tarifverträgen und Mindestlöhnen - also mit einer Umkehr der Umverteilung und damit einer Ausweitung der Binnennachfrage und einer besseren Verteilung der vorhanden Arbeit. Was natürlich bedeutet, dass die Kapitalisten ihre wirtschaftlichen Probleme im Gegensatz zu heute selbst ausbaden müssten.
                    Resistance is fertile
                    Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                    The only general I like is called strike

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                      #25
                      Das dachte ich mir: eben nur die Einkommenssteuer. Die Steuern auf Gewinn machten 2004 15,1% der Steueraufkommens aus. Die Steuern auf Arbeit und Verbrauch dagegen 76,5% (Quelle BMV, in isw-wirtschaftsinfo 38). In den WSI-Mitteilungen 11/2005 ist dies genauer aufgeschlüsselt. Da steht u.a., dass der Anteil der Einkommensteuer auf Gewinne 2004 nur noch 1,4% (1960 31,1%), der der Körperschaftssteuer 3,2 % (1960 9,5%) und der der Gewerbesteuer 6,5% (1960 10,5%) am gesamten Steueraufkommen ausmachte.
                      BMV? Bundesministerium der Verteidigung?
                      Nun würfel mal nicht die direkten und indirekten Steuern zusammen, sonst kannst du alles rauslesen. Wenn du die Verbrauchssteuern auf die Lohnsteuer anrechnest, kannst du auch die Grundfläche der deutschen Bauern mit der Lohnsumme der Schuhmacher (im Quadrat) multiplizieren.
                      Du hast auch immer die Eigenart dir genau die Zahlen rauszupicken, die dir grad so in den Kram passen.
                      Immerhin erwirtschaften die meisten großen Konzerne Gewinn und schütten es dann wieder an die Aktionäre aus, die sich damit zB ihre Riesterrente finanzieren.
                      Sollen die also in Zukunft 30% davon abführen?

                      Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass 1,8 Millionen Menschen 45,7% der Einkommenssteuer aufbringen, aber der Anteil der Einkommenssteuer auf Gewinne am Gesamtsteueraufkommen eben nur 1,4% beträgt, während der Anteil der Lohnsteuer 30,1% ausmacht. Man kann dies nicht direkt daraus ablesen, aber im Endeffekt bedeutet dies doch, dass die Kapitalisten - die ihr Einkommen aus Gewinn und Vermögen beziehen - sich mit höchstens 1,4% beteiligen. Wobei bei diesen 1,4% auf noch die ganzen Kleinunternehmer enthalten sind, deren Steuern deutlich höher sind als die Steuern, die Grosskonzerne (meist Kapitalgesellschaften) zahlen müssen! .
                      1. Konzerne und Einzelpersonen sind ein Himmelweiter Unterschied.
                      2. Der Anteil der Einkommenssteuer auf Gewinne wird nur auf Einzelpersonen erhoben.
                      3. Der Betrag der Einkommenssteuer, den die Bürger mit mehr als 50 000 € zahlen ist definitiv wesentlich größer als der der Lohnsteuer (ich gehe mal davon aus, dass nicht sehr viele Arbeiter 50 000€ und mehr verdienen).
                      4. Die "Kapitalisten, die ihr Einkommen aus Gewinn und Vermögen beziehen" stellen bestimmt nicht mehr als 1% der arbeitsfähigen Bevölkerung. Während es bestimmt noch 50% mit Lohnsteuerkarte sind. Wer kommt also, gemessen an der Häufigkeit in der Bevölkerung, für mehr auf?
                      können wir nicht?

                      macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                        #26
                        Meine Aussage war übrigens nicht, dass die Ärmsten den Grossteil aufbringen, sondern dass diese insgesamt stärker mit Steuern, Abgaben, Zuzahlungen etc. belastet als Kapitalisten sind. Im Gegensatz zu den Kapitalisten hat diese Last auch direkte Auswirkungen. Eine 90% Steuerlast für jemanden mit einem Einkommen von 10 Millionen pro Jahr bedeutet halt, dass dieser immer noch reich ist, während 10% bei einem Bruttoeinkommen von 12 000 € pro Jahr das sowieso schon geringe Einkommen noch mal empfindlich schmälert.
                        Aha. Mit anderen Worten du befürwortest eine künstliche Vermögensobergrenze.
                        können wir nicht?

                        macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                          #27
                          Zitat von blueflash
                          Immerhin erwirtschaften die meisten großen Konzerne Gewinn und schütten es dann wieder an die Aktionäre aus, die sich damit zB ihre Riesterrente finanzieren.
                          Sollen die also in Zukunft 30% davon abführen?
                          Die Hauptaktionäre der großen Konzerne, die bei tatsächlichen Milliardengewinnen kaum Steuern zahlen, sind aber wohl kaum massenhaft arme Arbeiter und Mittelschichtler, die sich ihr Erspartes fürs Alter aufbessern. Hauptprofiteure des Aktienmarktes sind Leute, die sowieso schon vermögend sind, und deren Gewinne aus den Börsengeschäften (also Einkünfte nicht aus Arbeit sondern aus Vermögen) werden eben kaum versteuert.

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                            #28
                            Wie viele Hauptaktionäre sind das denn?
                            Wie viele "Kapitalisten" gibt es denn tatsächlich in Deutschland?
                            können wir nicht?

                            macht nix! wir tun einfach so als ob!

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                              #29
                              Zitat von max
                              Die alte liberale Illusion, dass alles funktionieren könnte?
                              Ich weiß nicht, warum Du das als "Illusion" bezeichnest, wenn Deine Weltsicht noch nicht mal ansatzweise umgesetzt wurde und daher nicht der geringste verifizierbare Beleg für deren Funktionieren besteht - so weit waren wir schonmal, und Du hast genau das zugegeben.

                              Ich sehe bei Dir immer nur ein Beschreiben der gegenwärtigen Mißstände und die Schlußfolgerung, daß man deswegen einfach alles ändern muß - und das soll keine Illusion sein?
                              Es hat schon immer Science-fiction gegeben - die Wettervorhersage im Fernsehen.
                              -Peter Ustinov

                              Kommentar


                                #30
                                Zitat von blueflash
                                Nun würfel mal nicht die direkten und indirekten Steuern zusammen, sonst kannst du alles rauslesen.
                                Die tatsächliche Menge an Steuern, die eine Person zahlt, ergibt sich aus der Summe der direkten und indirekten Steuern. Wenn die indirekten Steuern immer mehr erhöht werden, während die direkten Steuern besonders für die Reichen stark abgesenkt werden, dann ändert sich auch die Verteilung der Steuerlast. Menschen mit niedrigen Einkommen haben einen sehr viel höheren Konsumanteil und damit einen sehr viel höheren Anteil an indirekten Steuern, die sie zahlen müssen.

                                Du kannst eben nicht einfach ignorieren, dass es die Senkung der Steuern auf Gewinne und Vermögen u.a. mit einer Erhöhung der Verbrauchssteuern finanziert wird - was ja u.a. die Regierung Merkel gerade wieder angekündigt hat: die Erhöhung der Mehrwertsteuer 2007 und die Senkung der Steuern auf Gewinne spätestens 2008.
                                Zitat von blueflash
                                Immerhin erwirtschaften die meisten großen Konzerne Gewinn und schütten es dann wieder an die Aktionäre aus, die sich damit zB ihre Riesterrente finanzieren.
                                Nur kassieren diese Gewinne grösstenteils eine winzige Minderheit und nicht Kleinaktionäre und Leute mit Riesterrente (deren Finanzierungsgrundlage ich sowieso für falsch halte).
                                Zitat von blueflash
                                BMV? Bundesministerium der Verteidigung?
                                Entschuldige, dass ist ein Schreibfehler. Ich werde noch mal nachschauen, aber ich gehen davon aus, dass die ursprüngliche Quelle entweder das Wirtschafts- oder Finanzministerium ist.
                                Zitat von blueflash
                                1. Konzerne und Einzelpersonen sind ein Himmelweiter Unterschied.
                                2. Der Anteil der Einkommenssteuer auf Gewinne wird nur auf Einzelpersonen erhoben.
                                3. Der Betrag der Einkommenssteuer, den die Bürger mit mehr als 50 000 € zahlen ist definitiv wesentlich größer als der der Lohnsteuer (ich gehe mal davon aus, dass nicht sehr viele Arbeiter 50 000€ und mehr verdienen).
                                4. Die "Kapitalisten, die ihr Einkommen aus Gewinn und Vermögen beziehen" stellen bestimmt nicht mehr als 1% der arbeitsfähigen Bevölkerung. Während es bestimmt noch 50% mit Lohnsteuerkarte sind. Wer kommt also, gemessen an der Häufigkeit in der Bevölkerung, für mehr auf?
                                Entscheidend für die Verteilung der Steuerlast sollte die Verteilung des Einkommens sein. Wenn Kapitalisten keine 1% der Bevölkerung ausmachen, aber 30% des Einkommens kassieren (diese Zahl dürfte ungefähr stimmen, ist nur aber nur eine grobe Schätzung), dann müssten sie eben auch mindestens für 30% der Steuern aufkommen (das Vermögen ist noch deutlich ungleicher verteilt, da die Mehrheit praktisch kein Vermögen hat).

                                Du ignorierst oben eben, dass Kapitalisten ihre Einkommen und Gewinn und Vermögen beziehen - und der Anteil der Einkommenssteuer auf diese Einkommen ist eben winzig und entsprechend ist die Steuerbelastung der Kapitalisten im Vergleich zu ihren Möglichkeiten auch minimal. Die Steuerbelastung auf Einkommen aus Vermögen und Gewinnen ist eben durchschnittlich nur etwa 6% (5,7% 2003) - also meilenweit von dem offiziellen Steuersatz von 42% entfernt.

                                Das Problem ist doch gerade, dass die winzige Minderheit der Kapitalisten sich ein immer grösserer Teil des produzierten Reichtums aneignet - während der Anteil des insgesamt produzierten Reichtums, von dem der Rest lebt und von dem die Infrastruktur bezahlt wird, immer kleiner wird.


                                @ Sanswind: wir sprechen immerhin von einer Politik und einer Gesellschaftsform, die nachweislich nicht funktioniert. Die Behauptung, dass man mit einer richtigen Politik das Problem der Massenarbeitslosigkeit im Kapitalismus lösen könnte, ist also schon sehr gewagt, weil es eben keine Beispiele dafür gibt, dass im heutigen Stadium eine bestimmte Politik diese Probleme lösen könnte. Du kannst natürlich meinen, dass eine Veränderung, die noch nicht ausprobiert wurde, keine Garantie für eine Verbesserung bietet. Das stimmt auch. Aber Neuheiten sind halt nun mal Neuheiten und müssen erst ausprobiert werden. Wenn man nur an alten Strukturen und Politikformen klebt, die bisher auch nicht funktionieren, wird sich aber garantiert nichts zum positiven verändern. Und: überleg mal, welche Formen mit welchen Aufwand ausprobiert wurden und welche nicht. Wenn du ehrlich bist, müsstest du zugeben, dass die Liberalen, Sozialdemokraten und Neoliberalen über viele Jahrzehnte jede Möglichkeiten ihre Politik umzusetzen und dabei wurde ihnen nicht die Grundlage der Wirtschaft durch eine Invasion von Grossmächten zerstört (wie in Russland 1918). Wenn dir eine sozialistische Gesellschaft (d.h. eine demokratisch organisierter Staat und Wirtschaft und nicht eine staatskapitalistische Diktatur, die von Stalinisten oder Maoisten so genannt wurde) einfällt, die diese Möglichkeiten hatte und trotzdem scheitert, hättest du eine Grundlage für die Behauptung, dass diese Politik gescheitert ist, obwohl sie alle notwendigen Möglichkeiten hatte, diese umzusetzen. Aber ein solches Beispiel wirst du nicht finden, während ich kein Problem habe, dir Beispiele zu bringen, dass Liberale, Sozialdemokraten oder Neoliberale gescheitert sind, obwohl sie alle Möglichkeiten hatten, ihre Politik umzusetzen.
                                Zuletzt geändert von max; 03.05.2006, 16:11.
                                Resistance is fertile
                                Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
                                The only general I like is called strike

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