Da dieses Thema bisher immer verstreut in allen möglichen Threads diskutiert wird und aus dem liberalen und konservativen Lager (heute Teile der SPD und Grüne, FDP und Union) regelmässig Pauschalverurteilungen der Linken wegen der Vergangenheit kommen, aber im Gegensatz dazu aus der gleichen Ecke meist keinerlei Bewusstsein für die Vergangenheit der eigenen politischen Tradition vorhanden ist, also dieses neue Thema.
Es geht mir um die Rolle der bürgerlichen Parteien im Kaiserreich, der Weimarer Republik und bei dem Aufstieg der Nazis, sowie um die Reaktionen dieser politischen Richtungen auf ihre Vergangenheit heute.
Das liberale und konservative Lager ist auf dem ersten Blick ein sehr heterogenes Feld. Tatsächlich reicht z.B. das liberale Lager von Linksliberalen, die viele Gemeinsamkeiten mit Marxisten haben, bis zu Rechtsliberalen, deren Liberalismus sich auf eine neoliberale Wirtschaftspolitik beschränkt. Auch bei den Konservativen ist das Spektrum der Ideen sehr weit. Von christlichen Gewerkschaftlern bis zu Rechtsextremen (z.B. Hohmann). Wenn man aber die jeweiligen Parteien dieser Lager betrachtet und insbesondere Regierungsparteien, dann sind deren politische Ansichten - auch zwischen Liberalen und Konservativen - sehr viel homogener. Linksliberale waren nur in einem sehr kurzen Zeitraum nach der Novemberrevolution und teilweise in den 70ern einflussreich - danach wurden sie jeweils in politische Nischen verdrängt. Gewerkschaftsnahe Politik aus dem konservativen Lager war eine Ausnahme - auch wenn das Zentrum einen bedeutenden gewerkschaftlichen Flügel hatte und auch die Union einen solchen hatte (inzwischen genauso marginalisiert, wie der gewerkschaftsnahe Flügel in der SPD).
Also zu dem eigentlichen Thema:
die Konservativen dominierten den Staatsapparat und die Regierungen des Kaiserreich und waren so für den Kolonialismus, den Ersten Weltkrieg und damit verbundene Verbrechen verantwortlich. Genauso tragen konservative Parteien eine erhebliche Verantwortung für die Nazi-Diktatur, da sie Hitlers Regierungsübernahme mehrheitlich unterstützt haben und sich danach freiwillig gleichgeschaltet haben.
In einem anderen Thread wurde jetzt behauptet, dass die Konservativen nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren früheren politischen Ideen gebrochen haben. Dafür spricht, dass keine einzige bürgerliche Partei unter dem gleichen Namen nach dem Krieg wieder gegründet wurde.
Aber man muss wissen, dass in den 50ern die meisten Deutschen sich als Opfer sahen (des Bombenkriegs und der Vertreibungen) und die Verantwortung für das III. Reich auf wenige Nazi-Grössen - die alle tot waren - abgewälzt wurden. Es herrschte ein sehr reaktionäres Klima (z.B. in Bezug auf die Sexualmoral) und ein starker Antikommunismus. Dies erleichterte der Regierung Adenauer einen Staatsapparat aufzubauen, der sich mehrheitlich aus Funktionsträgern des III. Reichs zusammensetze. Justiz, Polizei, Geheimdienste, Aussenministerium und Militär wurden von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern (in vielen Fällen auch Mitglieder der SS) geleitet. Oder anders gesagt: es erleichtete einen Neuanfang ohne Aufbereitung der eigenen Vergangenheit.
Eine Aufbereitung gab es eigentlich erst ab 68 - und diese ging grösstenteils an den bürgerlichen Parteien vorbei. Die Rolle der Militärs und vieler hohen Beamte und Diplomaten kam erst in den 90ern ans Licht, z.B. durch die Wehrmachtsausstellung oder die aktuelle Debatte über die braune Vergangeheit vieler Diplomaten des Aussenministeriums. Vor diesem Hintergrund erfolgte eine Neugründung der bürgerlichen Parteien unter neuen Namen und Bündnissen in erster Linie um von der eigenen Vergangenheit abzulenken.
Natürlich war der Militarismus und Nationalismus lange in der BRD zurück gedrängt. Aber war dies der Verdienst der bürgerlichen Parteien oder schränkte dies diese ein? Für letzteres spricht eben, dass diese Lager (verstärkt durch die nach rechts geschwenkten SPD und Grüne) versucht (seit 1991 verstärkt) den Militarismus und den Nationalismus zu beleben und regelmässig darüber jammert, dass die Vergangenheit sie dabei einschränkt.
Es geht mir um die Rolle der bürgerlichen Parteien im Kaiserreich, der Weimarer Republik und bei dem Aufstieg der Nazis, sowie um die Reaktionen dieser politischen Richtungen auf ihre Vergangenheit heute.
Das liberale und konservative Lager ist auf dem ersten Blick ein sehr heterogenes Feld. Tatsächlich reicht z.B. das liberale Lager von Linksliberalen, die viele Gemeinsamkeiten mit Marxisten haben, bis zu Rechtsliberalen, deren Liberalismus sich auf eine neoliberale Wirtschaftspolitik beschränkt. Auch bei den Konservativen ist das Spektrum der Ideen sehr weit. Von christlichen Gewerkschaftlern bis zu Rechtsextremen (z.B. Hohmann). Wenn man aber die jeweiligen Parteien dieser Lager betrachtet und insbesondere Regierungsparteien, dann sind deren politische Ansichten - auch zwischen Liberalen und Konservativen - sehr viel homogener. Linksliberale waren nur in einem sehr kurzen Zeitraum nach der Novemberrevolution und teilweise in den 70ern einflussreich - danach wurden sie jeweils in politische Nischen verdrängt. Gewerkschaftsnahe Politik aus dem konservativen Lager war eine Ausnahme - auch wenn das Zentrum einen bedeutenden gewerkschaftlichen Flügel hatte und auch die Union einen solchen hatte (inzwischen genauso marginalisiert, wie der gewerkschaftsnahe Flügel in der SPD).
Also zu dem eigentlichen Thema:
die Konservativen dominierten den Staatsapparat und die Regierungen des Kaiserreich und waren so für den Kolonialismus, den Ersten Weltkrieg und damit verbundene Verbrechen verantwortlich. Genauso tragen konservative Parteien eine erhebliche Verantwortung für die Nazi-Diktatur, da sie Hitlers Regierungsübernahme mehrheitlich unterstützt haben und sich danach freiwillig gleichgeschaltet haben.
In einem anderen Thread wurde jetzt behauptet, dass die Konservativen nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren früheren politischen Ideen gebrochen haben. Dafür spricht, dass keine einzige bürgerliche Partei unter dem gleichen Namen nach dem Krieg wieder gegründet wurde.
Aber man muss wissen, dass in den 50ern die meisten Deutschen sich als Opfer sahen (des Bombenkriegs und der Vertreibungen) und die Verantwortung für das III. Reich auf wenige Nazi-Grössen - die alle tot waren - abgewälzt wurden. Es herrschte ein sehr reaktionäres Klima (z.B. in Bezug auf die Sexualmoral) und ein starker Antikommunismus. Dies erleichterte der Regierung Adenauer einen Staatsapparat aufzubauen, der sich mehrheitlich aus Funktionsträgern des III. Reichs zusammensetze. Justiz, Polizei, Geheimdienste, Aussenministerium und Militär wurden von ehemaligen NSDAP-Mitgliedern (in vielen Fällen auch Mitglieder der SS) geleitet. Oder anders gesagt: es erleichtete einen Neuanfang ohne Aufbereitung der eigenen Vergangenheit.
Eine Aufbereitung gab es eigentlich erst ab 68 - und diese ging grösstenteils an den bürgerlichen Parteien vorbei. Die Rolle der Militärs und vieler hohen Beamte und Diplomaten kam erst in den 90ern ans Licht, z.B. durch die Wehrmachtsausstellung oder die aktuelle Debatte über die braune Vergangeheit vieler Diplomaten des Aussenministeriums. Vor diesem Hintergrund erfolgte eine Neugründung der bürgerlichen Parteien unter neuen Namen und Bündnissen in erster Linie um von der eigenen Vergangenheit abzulenken.
Natürlich war der Militarismus und Nationalismus lange in der BRD zurück gedrängt. Aber war dies der Verdienst der bürgerlichen Parteien oder schränkte dies diese ein? Für letzteres spricht eben, dass diese Lager (verstärkt durch die nach rechts geschwenkten SPD und Grüne) versucht (seit 1991 verstärkt) den Militarismus und den Nationalismus zu beleben und regelmässig darüber jammert, dass die Vergangenheit sie dabei einschränkt.
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