Darf man Hitler als Mensch zeigen?

[endar]

@notsch: Das mit dem Speer müsste ich jetzt nachprüfen. So eine Rekonstruktion ist natürlich immer schwierig. Wenn jetzt z.B. Speer (in seinen Biographien) alleine von dem Gespräch berichtet, ist zumindest ein Fragezeichen angebracht.
Ich kenne das Buch von Fest aber nicht.

[notschefix]

Ja, ist klar, ich würd auch viel schreiben, wenn ich Speer wäre und der Tag lang, das ist schon richtig und er kam in dem Film ja auch als der Gute weg. Wobei ich nicht wirklich glaube, dass Speer einer ist, der versucht im Nachhinein ein besseres bild von sich auf dieser Welt zu hinterlassen, ich denke ihm das zu unterstellen wäre zu einfach (und dafür hätte er dieses Gespräch ja auch nicht erfinden müssen).
Wäre halt nur interessant zu wissen, ob er an dem Tag, an dem das Göring-Fax kam auch in Berlin war oder nicht...wo man das aber rausfinden kann weiß ich natürlich nicht

[endar]

Wobei ich nicht wirklich glaube, dass Speer einer ist, der versucht im Nachhinein ein besseres bild von sich auf dieser Welt zu hinterlassen.

Da wäre er aber in der Tat der einzige.

, ich denke ihm das zu unterstellen wäre zu einfach (und dafür hätte er dieses Gespräch ja auch nicht erfinden müssen)

Einfach bzw. viel zu kurz gedacht ist eher das, was du schreibst.
Es ist eine ganz normale menschliche Eigenschaft, sich selbst immer das beste Licht rücken wollen.
Zudem hatte Speer darüberhinaus ganz handfeste Gründe, sich selbst als "guten Nazi" darzustellen, wie z.B. am Anfang, eine milde Strafe zu erreichen, dann ging es um Gnadengesuche (wieviele Zeit der Haft hat er tatsächlich zu verbüßen) und später natürlich um eine gesellschaftliche Stellung und das Bild der Nachwelt.
Das alles sind handfeste Gründe, warum die Vermutung naheliegt, Speer könne versucht haben, sich zu entlasten.

Und das, was eben in seiner Biographie fehlt, so z.B., dass er Judenwohnungen in Berlin "räumen" ließ (d.h. die Juden in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert), ist ein weiterer Beleg dafür.

[notschefix]

Ja, das ist sicher richtig, trotzdem hätte er das Gesrpräch deswegen nicht erfinden müssen.
Das mit den Judenwohnungen mag stimmen, da gibts ja auch nen ganzes Kapitel in Gitta Serenys Buch, in dem er versucht, das mehr oder weniger abzustreiten. Es ist halt schwierig zu sagen...waren seine Aussagen in Nürnberg nun völlig gelogen um sich reinzuwaschen (was ja auch klappte) oder war das doch das, was er zu dem Zeitpunkt dachte. Einfach zu sagen ist natürlich, er hat das alles nur gesagt um zu überleben, aber ist das auch die Wahrheit? Oder war er geläutert und hat trotzdem nicht alles gesagt um seinen Kopf zu retten?

Ich hab das Buch von Sereny mal angefangen, aber nie zuende gelesen (so bis zur mitte irgendwie, danach keine Zeit mehr), ich hatte beim Lesen einfach das Gefühl, das der Mann doch etwas schwieriger ist, als ihn einfach als Lügner abzustempeln, der nur versucht seine Haut zu retten und sich in einem besseren Licht zu sehen. Aus diesem Gefühl heraus kam im obigen Post meine Aussage. Ich nehme mal an, Du hast da ne andere Meinung...vielleicht sollte ich das Buch mal zuende lesen um ne objektivere Sicht zu bekommen.

[endar]

Ich habe ihn auch nicht als - per se - als Lügner bezeichnet, sondern ich habe gesagt, es sei ein Fragezeichen angebracht. Und das ist schon was anderes.

Du gehst zudem wohl zu stark von heutigen Moralvorstellungen aus. Die Leute vor 60 Jahren hatten aber andere. Womit ich sagen will: Ich kann mir schon vorstellen, dass sich Leute wie Speer ein Weltbild zurechtlegen und dann auch daran glauben. Aber da ist eben immer ein großes Fragezeichen angebracht.

[notschefix]

Natürlich, Fragezeichen sollten immer angebracht sein...ich sag mal so: Bei Speer bin ich wohl etwas blauäugiger als bei anderen Leuten.

[AnamCara]

Also ich betrachte solche Personen sowieso nur im historischen Sinne, daher stellt sich für mich die Frage ob Adolf Hitler als Mensch gezeigt werden darf gar nicht erst da es auf der Hand liegt das er ein fühlender Mensch war wie jeder andere.
Die Geschichte der Menschheit betrachte ich weder als negativ noch positiv sondern als gegeben, ich halte aber absolut nichts von falschen Darstellungen die dazu führen sollen das man eine Person aus der Geschichte hasst oder gar verteufelt.

Die Menschen in der Vergangenheit handelten mehr als heute oftmals nach bestem Wissen und Gewissen mit den damals vorherschenden moralischen und politischen ansichten, der Unterschied zu heute ist nur das früher oftmals Menschenleben eine untergeordnete Rolle spielten, allerdings ist das heute in vielen Fällen noch genauso, nur ist es heute aufgrund der Erkentnisse aus der Geschichte eher ein Verbrechen Krieg zu führen oder Zivilisten egal mit welcher Rechtfertigung zu töten als früher.

Wenn man Hitler als nicht menschlich darstellen will dann müsste man konsequent genug sein das auch mit Winston Churchil, Kissinger, Stalin und anderen Personen aus der damaligen Epoche zu tun welche vom heutigen Standpunkt aus gesehen eindeutig brutalste Kriegsverbrecher waren.

Geschichtsschreibung sollte dazu da sein um aus ihr zu lernen und nicht um gewisse Personen als Sündenbock anzuprangern.
Das Problem ist eben das der Sieger die Geschichte schreibt und so kommt es das man besonders als Deutscher immer damit konfrontiert wird das die Geschichtsschreibung absolut unobjektiv erscheint, das selbe Los trifft aber viele andere Völker und Nationen die Kriege verloren haben.

Bei der Person Adolf Hitler wird oftmals nur ein schreiender brüllender "Mensch" gezeigt der von Hass besessen gegen Juden wettert.
Diese Darstellung ist aber nicht haltbar, da dieser Mann sehr vielseitig war und mehr Seiten an sich hatte als die gezeigten.

Ich habe vor etlichen Jahren an einem Projekt für Geschichtsaufarbeitung mitgewirkt und dabei die Person Adolf Hitler in einem Refferat von 4 Stunden beschrieben, als Vorbereitung habe ich damals nicht nur Mein Kampf gelesen sondern auch diverse Audiodokumente von Reden aus der Wiener Uni bekommen, dabei fiel mir als erstes auf das er bei all seinen Reden von ca. einer Stunde genau mal 2 Minuten schreit und ansonsten ruhig und "angenehm" (wenn man von der Thematik vielleicht absieht) spricht - Daher halte ich die Darstellungen des "Brüllaffen" für eine eher unfaire Personifizierung von Hitler.
Für eine wahre Darstellung dieser Person in der sowohl die guten wie auch die schlechten Seiten gezeigt werden halte ich die Zeit aber für falsch da die Menschen lieber Klischees sehen was diese Person und die dahinter stehende Thematik betrifft, und sagen wir es mal so, wenn alles von damals nur schlecht gewesen wäre dann dürften wir heute weder in Urlaub fahren, Kündigungsschutz beanspruchen, dürften keine Kirchensteuer bezahlen und auch keine VW Autos kaufen geschweige den jeder einen Radio besitzen.

[Spocky]

Ich hab den Film gestern jetzt auch gesehen. ich weiß nicht, was bisher dazu gesagt wurde und ich bin zu faul alles zu lesen, aber ich bin der Meinung, man darf Hitler nicht nur als Mensch zeigen, sondern man muss ihn sogar als Mensch zeigen. Tut man das nicht, macht man aus ihm automatisch eine Art Übermensch, ja gar zu einem Gott - wenn auch einem unheilvollen. Im 3. Reich gabs einige, die zu Hitler gebetet haben, weil sie ihn für Gott hielten.

Außerdem muss man Hitler als Mensch zeigen, um alles richtig zu verstehen und dieselben Fehler in Zukunft zu vermeiden. Wenn wieder mal einer ín Begriff wäre, an die Macht drängen zu wollen und man vernachlässigte die menschliche Seite, dann hält man den "neuen Diktator" anfangs vielleicht auch nicht für einen solchen Unmenchen, weil man eine ganz andere Vorstellung von so einem hat und bis man es dann bemerkt ist es vielleicht schon zu spät.

Es ist heute auch leicht, die Menschen von damals zu verurteilen, man hätte doch was sehen müssen, aber wer von uns kann heute schon mit Sicherheit sagen, dass er sich dagegen aufgelehnt hätte? Alles, was ich sagen kann ist, dass ich mit der Entwicklung, die ich gemacht habe in jedem Fall dagegen wäre, aber meine Entwicklung umfasst nun mal eben das Wissen um das Unheil das Nationalsozialismus...

[endar]

Oh, und noch mal was zum Thema "Authenitzität" des Filmes.

Dass die Goebbels nicht so umgekommen sind, wie in dem Film beschrieben, ist hier vielleicht schon geschrieben worden.
Heute habe ich aber gehört, dass die Auszeichnung der Hitlerjungen nicht am 20. April - wie im Film dargestellt - stattfand, sondern am 20. März.
Und das ist schon ein ziemlicher Patzer. Es gibt da so ein Standardwerk von Max Domarus, in dem für sehr viele Tage nachschlagen kann, was Hitler so gemacht hat und da steht's auch anders drin als im Film.
Ist schon peinlich für einen Historiker wie Joachim Fest, sich so zu vertun und es noch nichteinmal zu bemerken. :-/

[Kapitan]

Hitler als Mensch zeigt grossen Mut und hohen Geist bei der Führunug des verlorenes Krieges. Er nahm die riesige Verantwortlichkeit für das Schicksal des Volkes an sich in kritischen Umständen. Um ihn zu beschätzen, soll man ähnliche Kraft des Geistes haben.

[Nighthawk_]

Wie, die Kraft sich aus der Verantwortung zu stehlen indem man sich eine Kugel in den Kopf jagt nachdem man noch die Selbstzerstörung des eigenes Volkes angeordnet hat??

Hitler war vieles, mit Sicherheit jedoch kein Mensch mit "großen Mut und hohem Geist".
Eher ein machtbessener Wahnsinniger mit einer Handvoll Psychosen.

[max]

Hitler als Mensch zeigt grossen Mut und hohen Geist bei der Führunug des verlorenes Krieges. Er nahm die riesige Verantwortlichkeit für das Schicksal des Volkes an sich in kritischen Umständen. Um ihn zu beschätzen, soll man ähnliche Kraft des Geistes haben.

Er nahm die Verantwortung an? Er befahl die Zerstörung aller Lebensgrundlagen in Deutschland, da er der Meinung war, dass ein "schwaches Volk" kein Lebensrecht hätte und das "deutsche Volk" war ja offensichtlich schwach, da Deutschland ja den Zweiten Weltkrieg verloren hat. Der Selbstmord war unter diesen Umständen doch im Wesentlich ein Versuch der Verantwortung zu entgehen und sich selbst einen grossen Abgang zu inszinieren.

Einen geistigen Primitivling, Unterdrücker und Schwerverbrecher wie Hitler als jemand mit "grossen Mut und hohen Geist" zu bezeichnen, ist schon ein mehr als deutliches Zeichen für Nazi-Ideologie und eine Verherrlichung der Nazi-Verbrechen.

[Chief Engineer]

@max:
Lass Dir mal mehr von Kapitans Beiträgen anzeigen, dann stellst Du keine Frage mehr nach Gesinnung oder ideologischen Wurzeln.......

[Jack Crow]

Daher ist der Mensch ja auch schon gesperrt