Darf man Hitler als Mensch zeigen?

[endar]

Naja, das muss man wohl hinnehmen.
Sachlich ist das wohl nicht begründet. Immerhin bestand das "Dritte Reich" nicht nur aus der Verfolgung von politischen Gegnern und der Judenverfolgung.
Es hat eben auch eine andere Seite: die Seite derjenigen, die nicht verfolgt wurden.
Und diese Seite muss man auch beleuchten, denn nur, wenn wenn man auch diese Seite versteht, versteht man die Verfolgung und Vernichtung.

[succo]

Ausserdem wundert mich das etwas. Er müsste doch zumindest in den ersten Wochen gute Einspielergebnisse haben. Allein schon die ganzen Schulklassen.

Und auch sonst werden sich den doch viele ansehen. Zumindest gibt es ja einen Presserummel wie selten.

Müsste eigentlich sein. ...aber vor einigen Jahren hatte man ja mit Vilsmaiers "Stalingrad" ein ähnlich ehrgeiziges Projekt, das an den Kinokassen aber mehr oder weniger scheiterte.
Ich könnte mir auch vorstellen, das viele diesen Film bewusst boykottieren. Da halten es manche gar nicht für nötig, ihn sich erst mal anzusehen.

Was unser Kino betrifft kann ich nur sagen, dass es seit '97 existiert und die einzigsten deutschen Produktionen die je gezeigt wurden waren die beiden Bully-Filme.
Na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt.

Gruß, succo

[Nicolas Hazen]

Die Kritik von CNN überrascht wohl eher nicht.
Das differenzierte und wirklich ernsthafte Berichterstattung nicht zu den Stärken dieses Senders gehört ist ja nicht gänzlich neu.
IMO ist es unproblematisch, dass der Holocaust in diesem Film keine Rolle spielt. Durch das Setting des Filmes ist einfach eine gewisse Distanz dazu gegeben. Ein VErsuch den Holocaust schwerpunktmäßig zu behandeln würde wohl eher nach übertriebener "political correctness" aussehen.

[EREIGNISHORIZONT]

IMO ist es unproblematisch, dass der Holocaust in diesem Film keine Rolle spielt. Durch das Setting des Filmes ist einfach eine gewisse Distanz dazu gegeben. Ein VErsuch den Holocaust schwerpunktmäßig zu behandeln würde wohl eher nach übertriebener "political correctness" aussehen.

Genau!

Und gerade um diese Distanz, also das Nichtvermögen der Menschen dort im Bunker die Realität wahrzunehmen, ist ja das Herzstück der Geschichte dieses Films. Sehr emotional dazu.

Von einem amerikanischen Freund weiß ich, dass dieser Film dort sehr heiß diskutiert wird in einigen Kreisen.(Er studiert u.a. Germanistik) U.a. wurde in dem Journal seines Colleges darüber geschrieben, wie gelungen der Versuch ist, auch die Zuschauer in den USA anzusprechen. Emotionen und Drama sells!

Mir ist schleierhaft, auch wenn CNN für Oberflächlichkeit bekannt ist, wie dieser Sender so unverfroren diesen Film zerreißt. Übermäßige "politac correctness" kann ich darin nicht erkennen, sondern eher eine Form der Mißgunst gegenüber einer "journalistischen" Genialität in diesem Film, der es schafft eine Botschaft genau adressiert an die Emotionen zu schicken.

[Allvater]

sicher darf man das

solange man ihn bzw sein regime nich verherrlicht darf man alles

[endar]

Ich guck ihn mir jetzt erstmal an.

edit von endar: EINZEILER SIND HIER NICHT GERN GESEHEN!
edit von endar: Oh, sorry, ich werde das nächste Mal drauf achten.
edit von endar: Das will ich dir auch geraten haben!

[endar]

Jaaa, der Film.
Ein bisschen ist es nicht ganz einfach, was dazu zu schreiben. Ich habe auch gestern ein wenig Zeit benötigt, mich auf den Film einzulassen und er ist nicht einfach.
Erstmal ist zu sagen, dass die Schauspieler allesamt ganz ausgezeichnet spielen. Das geht auch runter bis zu den Kurzauftritten. Er ist zudem ein Film, den man sich eigentlich zweimal angucken müsste.
Die Darstellung der Zerstörung Berlins bzw. des "Endkampfs" hielt ich insgesamt für gelungener als die Darstellungen im Bunker, welche auch gut waren, aber in Teilen auch problematisch sind.
Der Film hat eine ziemliche Wucht und zumindest in der zweiten Hälfte ist man dann ziemlich erschlagen und eine Meinung habe ich mir eigentlich immer noch nicht gebildet.

Insofern ist er eindeutig sehenswert!

[Flöckchen]

Den Film will ich auch sehen!

Hab jetz sooo tolles gelesen über den Film. Entlich sieht man das PURE BÖSE. die BESTIE IN MENSCHENGESTALT. Aber nicht menschliches hat der in wirklichkeit an sich.

Das ist auch ganz wichtig, das an dem film nichts, kein wort, kein satz frei erfunden ist. Das ist alles total oton überliefert. Und da verdient Bruno Ganz schon ein Oskar für das drehbuch.

Bis bald

EuEr FlÖcKcHeN

[EREIGNISHORIZONT]

Hab jetz sooo tolles gelesen über den Film. Entlich sieht man das PURE BÖSE. die BESTIE IN MENSCHENGESTALT. Aber nicht menschliches hat der in wirklichkeit an sich.
[...]

Ich bin da anderer Meinung. Wie schon vorher in diesem Thread erwähnt, geht es genau um diesen Nimbus des dämonischen, den dieser Film mit seiner Darstellung eines Menschen Hitlers nimmt. Zudem wird auch das Zusammenspiel Hitlers Begleiter gezeigt, die auf ganz menschliche, damit meine ich das nicht im positivem Sinne, Art und Weise ihre Unfähigkeit und auch Bereitschaft zum Untergang mit Hitler demonstrieren.

@ endar

Genauso habe ich es auch empfunden. Diese Wucht der ersten 40 Minuten oder so etwa. Wenn der Film eines bei mir erreicht hat, dann das Gefühl der Befreiung, als mehr Szenen von dem Kampf in den Straßen Berlin zu sehen waren. Die Enge und diese bedrückende Stimmung im Bunker hat mir meine Kehle zugeschnürt.
Ich fühlte mich erst ziemlich pervers, dass ich an diesen blutigen Szenen in der Stadt eine Art Befreiungsgefühl erleben konnte, aber wie mir ging es vielen. Ich denke, dass genau dieses auch eine Aussage des Filmes ist, nämlich die Erdrückung durch die Surrealität innerhalb des Bunkers und die Befreiung durch die Bilder der Realität. Wir als Zuschauer haben beide Perspektiven im Gegensatz zu den Personen im Film.

Wenn ich noch eines in Erinnerung habe, dann kam mir das Kino beim Verlassen selbst wie eine Art Bunker vor und ich war froh draußen zu stehen. Aber ich muss sagen, dass ich die Straße vorm Kino nun in einem anderen Licht sehe. Manchmal rückt Geschichte ziemlich nah an einem ran.

[endar]

@Eventhorizon: Ich glaube, dass der Beitrag von Flöckchen nicht ganz ernstgemeint ist.

Das mit der Wucht habe ich genau entgegengesetzt empfunden. Ich fand, der Film entwickelte sich erst mit der Zeit.

Die Musik ist übrigens von Purcell: When I am laid in earth aus Dido & Aeneas, falls das jemanden interessiert.

[Rolf_Siebert]

Sehen Sie:

ich bin Professor für Geschichte und habe diesen Film nunmehr schon zweimal gesehen. Nach langen persönlichen Recherchen habe ich die Fähigkeit erworben, mir nun ein absolut objektives Urteil über den Film bilden zu können.
Mein Fazit: Dies ist ein großer Film mit kleinen Schwächen.

Einen schönen Abend noch

Siebert

[Skymarshal]

WOW. Sogar Professoren sind hier.........

Dann werde ich das mal zur Kenntnis nehmen und davon ausgehen, dass der Film historisch gut recherchiert ist.

[Harmakhis]

Komme gerade aus dem Kino...

... also der Film ist schon heftig. Er schlägt ein, wie das Artilleriefeuer im Film selbst. Ich fand ich ebenfalls sehr bedrückend, sogar anrührend. In meinen Augen wurde da tolle Arbeit geleistet das gesamte Geschehen aus der Sicht der Obersten der Oberen mal "objektiv" (d.h. ohne dokumentatorische Werten - die auch unnötig ist) zu zeigen. Mit der Figur der Traudl Junge und dieses SS-Arztes/Professor hat man eigentlich auch gut zwei Figuren gewählt, die etwas durch die Film leiten, auch wenn meistens alle Hauptdarsteller sind.

Was mich etwas schockiert hat bzw. mich selber etwas erschreckt, ist dass der Film es IMHO durchaus schafft, dass man für manche der Leute Mitgefühl empfindet, gar Sympathie - und damit meine ich nicht nur die "unschuldige" Traudl.
Auf der anderen Seite gibt es Szenen, die das Böse doch wieder sehr hervorheben, z.B. wenn Hitler mal wieder ausflippt, über "Darwinismus" philosophiert oder wenn am Ende Goebbels mit erhobenen Hitlergruß, wie der Teufel selber, in die Flamme von Hitler Einäscherung starrt.

Ich weiß nicht ganz, wie ich den Film letztlich bewerten soll - ob er so historisch korrekt ist, wie behauptet, kann ich nicht nachvollziehen, erscheint mir aber logisch angesichts dessen, wieviel der direkt beteiligten aus dem Führerbunker noch bis in dieses Jahrzehnt überlebt haben. So gesehen ein enorm guter Film, der IMHO eindrucksvoll die letzten Tage des Reichs aus einer zwar engen aber umso detailreicheren Perspektive darstellt.
Und stellenweise - ich schähme mich - musste ich sogar lachen. (Vor allem bei dem Saufgelage und dem Warenhauswitz - da frag ich mich, ob das so gut für den Film ist)

[matrix089]

Komme gerade aus dem Kino...

... also der Film ist schon heftig. Er schlägt ein, wie das Artilleriefeuer im Film selbst. Ich fand ich ebenfalls sehr bedrückend, sogar anrührend. In meinen Augen wurde da tolle Arbeit geleistet das gesamte Geschehen aus der Sicht der Obersten der Oberen mal "objektiv" (d.h. ohne dokumentatorische Werten - die auch unnötig ist) zu zeigen. Mit der Figur der Traudl Junge und dieses SS-Arztes/Professor hat man eigentlich auch gut zwei Figuren gewählt, die etwas durch die Film leiten, auch wenn meistens alle Hauptdarsteller sind.

Was mich etwas schockiert hat bzw. mich selber etwas erschreckt, ist dass der Film es IMHO durchaus schafft, dass man für manche der Leute Mitgefühl empfindet, gar Sympathie - und damit meine ich nicht nur die "unschuldige" Traudl.
Auf der anderen Seite gibt es Szenen, die das Böse doch wieder sehr hervorheben, z.B. wenn Hitler mal wieder ausflippt, über "Darwinismus" philosophiert oder wenn am Ende Goebbels mit erhobenen Hitlergruß, wie der Teufel selber, in die Flamme von Hitler Einäscherung starrt.

Ich weiß nicht ganz, wie ich den Film letztlich bewerten soll - ob er so historisch korrekt ist, wie behauptet, kann ich nicht nachvollziehen, erscheint mir aber logisch angesichts dessen, wieviel der direkt beteiligten aus dem Führerbunker noch bis in dieses Jahrzehnt überlebt haben. So gesehen ein enorm guter Film, der IMHO eindrucksvoll die letzten Tage des Reichs aus einer zwar engen aber umso detailreicheren Perspektive darstellt.
Und stellenweise - ich schähme mich - musste ich sogar lachen. (Vor allem bei dem Saufgelage und dem Warenhauswitz - da frag ich mich, ob das so gut für den Film ist)

Ebenso erging es mir. Gerade am Anfang als ich ihn gesehen habe, war es mir schon fast peinlich zu schmunzeln. Damit meine ich die Szene als die Sekretärinen ausgewählt werden und Hitler sagt, "das machen wir jetzt nocheinmal".

Zurück zum Film. Ich finde ihn sehr gut gemacht. Ich glaube aber doch das jeder was anderes von dem Film erwartet hatte und er deswegen auf Kritik stösst. Wer erwartet hat das die deutschen Offiziere in diesem Film reihenweise ihre Fehler eingestehen, der ist eindeutig falsch in diesem Film. Das mussten auch 2 Frauen eingestehen, die nach dem Film vor mir hergegangen sind. Eine von denen war nur noch sauer und meinte immer wieder "nichts gelernt...".

Kurz dieser Film ist eher als Drama um die Beiteiligten der letzten Tage Berlins zu bezeichnen. Die Kinder Goebbels, Traudl, der Professor, die Bevölkerung usw.

[Chief Engineer]

Hallo,

ich habe den Film gestern gesehen.
Ich hatte einen bedrückt machenden, drastischen Film erwartet.
Ich bin dabei nicht enttäuscht worden.

Insebesonderen die Figur Hitlers, der in meiner Schulzeit immer als das Böse in Person dargestellt wurde, erscheint als überforderter, realitätsferner und menscherverachtender Diktator, bei dem man sich fragt, wie er es schaffen konnte ein ganzes Volk in einen solchen Haßstaat zu locken. (Ich sage extra nicht treiben, da das Volk letztlich freiwillig folgte).

Daß auch ein massenmordender Diktator ein Privatleben hat, und sicher auch Familie und Menschen, die ihm wichtig sind, wurde mir erst im Laufe des Filmes klar. Aber auch das relativierte sich, als er alle um sich herum mehr oder weniger direkt zum allgemeinen Freitod aufforderte.

Die Figur der Sektretärin, auf deren dokumentarischen Aufzeichnungen der Film ja auch beruht hat mir am besten gefallen. Auch daß sie, die sicher keine der entscheidenden Entscheidungen zu verantworten hat, sich kritisch mit ihrer Rolle auseinandersetzt, hebt sie deutlich von den Entscheidungträgern ab, die hinterher jede Verantwortung abgestritten haben.

Im Großen und Ganzen möchte ich den Film jedem Empfehlen, da ich den Eindruck habe, daß sich der Film eng an die historischen Fakten hält und die künstlerische Freiheit nicht übermäßig ausgenutzt wurde.