Kann man uns für Verbrechen, die wir nicht begangen haben, verantwortlich machen?

[Khan]

Da kann ich dir nur recht geben, Endar!
Wir haben das Glück in einen der demokratischten Länder zu leben. Daher ist es für uns auch schwer nachvollziehbar wenn es um Dinge wie Unterdrückung, Dikatatur und Erniedrigung geht und wie schwer es ist dabei noch an der Moral und Menschlichkeit festzuhalten.
Eine Tatsache die uns aber nicht daran hindern sollte objektive Kritik zu üben.

[Khan]

Ich habe heute die Antwort vom Bundesministerium wegen der Entschädigungszahlungen bekommen:

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"Auf Ihr Mail vom 9. April 2001 betreffend Entschädigungszahlungen an ehemalige NS-Opfer kann ich Ihnen nach Rückfragen in der zuständigen Budgetabteilung Folgendes mitteilen:

Der österreichische Versöhnungfonds verfügt für freiwillige Leistungen der Republik Österreich an ehemalige Sklaven- und Zwangsarbeiter des nationalsozialistischen Regimes über Mittel im Ausmaß von 6 Mrd. S, wovon seitens des Bundes maximal 3,7 Mrd. S geleistet werden. Der Differenzbetrag soll im Wesentlichen von der Österreichischen Wirtschaft aufgebracht werden.

Weiters leistet der Bund Zahlungen von 150 Mio US-$ (d.s.rd. 2,4 Mrd.S) für die Abgeltung von Vermögensverlusten in den Kategorien Bestandsrechte an Wohnungen und gewerblichen Geschäftsräumlichkeiten, Hausrat und persönliche Wertgegenstände. Hinzu kommt ein primär von der österreichischen Wirtschaft zu dotierender Allgemeiner Entschädigungsfonds in der Höhe von 210 Mio US-$ (d.s. rd. 3,2 Mrd. S), wovon voraussichtlich 60 Mio US-$ (d.s. rd. 920 Mio S) vom Bund bereitgestellt werden.

Darüber hinaus wurde ein Sozialpaket des Bundes im geschätzten Gesamtumfang von 112 Mio US-§ (d.s. rd. 1,7 Mrd. S) und die Naturalrestitution von öffentlichem Vermögen vereinbart. Zusätzlich werden noch finanzielle Leistungen der österreichischen Bundesländer, insbesondere der Stadt Wien, erbracht.

Nähere Informationen über die Leistungsvoraussetzungen des Versöhnungfonds können beim Bundeskanzleramt und über die Leistungsvoraussetzungen des Nationalfonds der Republik Österreich (zuständig für die Abgeltung von Vermögensverlusten und Leistungen des Allgemeinen Entschädigungsfonds) bei der Parlamentsdirektion eingeholt werden. Eine Auskunft über die sich an den Entschädigungszahlungen konkret beteiligenden Firmen muß gleichfalls den vorgenannten Institutionen vorbehalten werden.

Ich hoffe Sie mit meiner Antwort ausreichend informiert zu haben.

Mit freuindlichen Grüßen
Dr. Friedrich Stanzel"
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Insgesamt zahlt der Staat also 8,72 Milliarden Schilling, das sind ca. 1,25 Mrd. Mark!
Also eine rege Beteiligung Österreichs, besonders des Bundes - infolge also auch der Steuerzahler

[Liopleurodon]

"Kann man uns für Verbrechen, die wir nicht begangen haben, verantwortlich machen?"

Eine interessante und auch häufig gestellte Frage gerade im Bezug zum 2. Weltkrieg. Obwohl die heutige Generation nicht an den Taten unserer Vorfahren beteiligt war, so werden wir gelegentlich doch - im Ausland aber auch im Inland von ausländischen Mitbewohner - mit Worten beschimpft, die im unmittelbaren Zusammenhang mit dem 2. Weltkrieg stehen. Man macht uns verantwortlich für Greultaten, die Menschen aus unserem Land noch vor unserer Geburt verichtet haben oder als wir - im Hinblick auf die ältere Generation - noch Kinder waren.

Eine Kollektivschuld zu akzeptieren ist schwierig und eigentlich politisch unvernünftig. Bestenfalls kann der Staat Entschädigungen zahlen und hat dies ja auch ausgiebig und großzügig getan (übrigens immer nur die BRD, nie die DDR).

Ich lasse mir jedenfalls nicht mehr sagen, dass die heute jungen Generationen von Deutschen noch "schuld" seien am Dritten Reich. Betroffenheit, Scham und bestürzte Einsicht sind in diesem Zusammenhang akzeptable Emotionen, aber "Schuld" betrifft nur die damals aktiv beteiligten Personen.

Die Kollektivschuld basiert noch darauf, dass das Dritte Reich, der Krieg und speziell das Kriegsende für alle damals lebenden Deutschen ein sehr traumatisches Erlebnis war. Für viele war es eine Zeit übersteigerter Euphorie und optimistischer Ziele, die dann in der vollständigen Katastrophe endete. Andere waren schon von 1933 an entsetzt über den sich abzeichnenden Weg in die Barbarei. Und natürlich hatten die Nationalsozialisten auch alle nationalen Symbole für ihre Ideologie vereinnahmt, so dass bei allem, was als "typisch deutsch" galt, sofort diese Assoziation wieder da war.

Die Meinung, dass alle Deutschen Monster seien, stammt allerdings von den Kriegsgegnern und war auch die Basis für grausame Racheakte ohne Rücksicht auf individuelle Schuld. Auch die Einstufung der Deutschen insgesamt als "Tätervolk", das möglichst hart und unterschiedslos zu bestrafen sei, wirkte auf das kollektive Bewusstsein nach. In anderen Ländern haben sich die Menschen damit in die Tasche gelogen, dass sie ja gegen die Deutschen gekämpft hätten und somit "Opfer" waren, auch wenn dies in einigen Fällen nur ein paar Wochen betraf. Bestes Beispiel ist Italien. Dort kultiviert man noch heute den Mythos, man sei ja von den Deutschen besetzt worden, obwohl Italien eine der wichtigsten Stützen in Hitlers Krieg war (auch wenn diese Stütze bei jeder Belastung versagt hatte). Ebenso Ungarn, wo man sich noch mit großer Betroffenheit an die deutsche Bombardierung von Budapest 1944 erinnert. Dass es dazu kam, weil Miklos Horthy, Hitlers einstigem Verbündeten, angesichts der drohenden Niederlage der Arsch auf Grundeis ging und er aus dem Krieg aussteigen wollte, wird gerne verdrängt. Ähnliches auch in Finnland. (entsprechend schwer fiel es den Menschen in den genannten Ländern zu akzeptieren, dass sie nach dem Krieg Reparationen zu zahlen hatten; speziell in Finnland empfand man sowohl die geforderten Summen als auch die Vertreibung der finnischen Bevölkerung aus Lappland als tiefe Ungerechtigkeit)

Die Vertreibung von mehr als 14 Millionen Deutschen trug ebenfalls zum Gefühl der Kollektivschuld bei. Die Ostdeutschen wurden lange Zeit nicht nur deswegen ausgegrenzt, weil man in ihnen Konkurrenten um knappe Nahrung und Wohnraum sah, sondern sie galten den meisten Deutschen auch als sichtbarer Beweis der Niederlage.