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Irak außer Kontrolle

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    Zitat von Locksley
    Armut, Folter und Demuetigungen... ich wage mal zu behaupten, dass all diese drei Probleme fuer einen irakischen Polizisten auch unter Saddam Hussein an der Tagesordnung standen. Wieso fanden sich damals Polizisten, jetzt aber nicht?
    Ich vermute mal, dass das daran liegt, dass irakische Polizisten als Kollaborateure verunglimpft und mit Ermordung bedroht werden. *Das* vermindert die irakische Stabilitaet gewaltig, und dafuer koennen die Amerikaner kaum etwas.
    Natürlich gab es dies unter Hussein auch. Aber der Unterschied ist, dass die Invasion eben einen Neuanfang bedeutet. Es besteht die Chance etwas zu ändern, da das alte Terrorregime zerstört wurde und das neue noch nicht fest im Sattel ist. Dazu kommt noch, dass die USA in ihrer Propaganda ja die Befreiung der Iraker behaupten, die deshalb auch eingefordert wird. Wenn du so willst, wurde die Büchse der Pandora geöffnet. Diese Polizisten stehen schon wieder auf der Seite der Diktatoren, was wohl einige nachdenklich macht. Wobei sicher auch religiöse und nationalistische Motive eine nennenswerte Rolle spielen.
    Zitat von Locksley
    Ich vermute mal, dass das daran liegt, dass irakische Polizisten als Kollaborateure verunglimpft und mit Ermordung bedroht werden. *Das* vermindert die irakische Stabilitaet gewaltig, und dafuer koennen die Amerikaner kaum etwas.
    Die Frage ist doch, warum es so schlimm ist ein Kollaborateur zu sein? Wenn jemand mit denen kooperieren würde, die wirklich den Menschen helfen und eine Demokratie aufbauen und dies auch für jeden deutlich wäre, sollte ja überhaupt kein Problem vorhanden sein. Aber offensichtlich werden diese Leute als Kollaborateure mit einem Besatzungsregime gesehen, was in vielen Bereichen sich wie das Saddam-Regime verhält. Wie wirken wohl die Folter-Berichte aus einem Gefängnis, wo schon Saddam foltern liess? Die Iraker dürften schon viel länger davon gewusst haben. Inzwischen hat ja sogar CBS einen entsprechenden Bericht gebracht (siehe den Link oben). Sadr macht übrigens genau mit dem Vergleich Besatzungsmacht und Saddam Propaganda, was offensichtlich Gehör findet. Warum? Weil der Vergleich richtig ist! Dies ändert natürlich nichts daran, dass Leute wie Sadr Vertreter einer reaktionäre Politik sind, die aber nur durch Husseins Diktatur und der US-Besatzung überhaupt Unterstützung gewinnen können.
    Zitat von Locksley
    Haem? Was meinst Du damit? Die Briten haben sich afaik zur Eroberung Indiens regionale Konflikte zu nutze gemacht, die Buergerkriege haben ihnen geholfen, das Land unter Kontrolle zu bringen.
    Als Indien unter Kontrolle war, gab es dort afaik auch keinen wesentlichen Buergerkrieg mehr, dafuer mussten aber Millionen nach dem Abzug der Briten sterben.
    Welchen dieser Aspekte aus 3 Jahrhunderten greifst Du mit deinem Beispiel heraus, oder bin ich irgendwo komplett falsch abgebogen?
    Die britische Kolonialmacht hat sich nicht nur bei der Eroberung regionale Konflikte zunutze gemacht, sondern hat diese auch zur Aufrechterhaltung der Herrschaft genutzt. Ein Grossteil des britischen Militärs in Indien bestand aus Indern selbst. Die Gegensätze wurden bewusst gefördert um einen vereinten Widerstand gegen die Kolonialmacht zu verhindern und sich lokale Unterstützung zu besorgen, in dem einzelne Gruppen gefördert wurden. Heute sehen wir im Irak ähnliches. Z.B. werden kurdische Milizen (und ehemalige Baathisten mit Erfahrung in der Aufstandsbekämpfung von 1991, siehe die "Falludscha-Schutzarmee") in das neue irakische Militär integriert, um gegen sunnitische Aufständische vorzugehen.
    Zitat von Ragnar
    Sie sollen sich nicht an der Aufstandsbekämpfungen beteiligen sondern weitgehend die Sicherheit in den Städten wieder herstellen, den Verkehr regeln, etc..
    Es gibt neben der Verkehrspolizei inzwischen auch ein irakisches Militär, von dem eine ganze Einheit gemeutert hat, als sie gegen Falludscha vorgehen sollten. Im übrigen waren die ersten Kämpfe bei dem Aufstand der Schiiten in Sadr-City zwischen irakischen Polizisten und schiitischen Demonstranten. Aufstandsbekämpfung ist ein Teil der Herstellung der Sicherheit im Sinne der Besatzungsmacht.
    Zitat von Ragnar
    Ich glaube nicht einmal mein kleiner Bruder wiederholt Fragen häufiger als du. Antwort: siehe oben, siehe weiter oben, siehe ganz oben, siehe meinen ersten Beitrag, siehe, siehe.....
    Du schreibst lediglich, dass die Gefahr eines Bürgerkriegs besteht und nicht warum die Besatzung ein Mittel dagegen ist. Dies kann nur sein, wenn sich etwas grundlegendes an der Politik der westlichen Grossmäche geändert hätte.
    Zitat von Ragnar
    Mit Stellvertreterkrieg beim Iran-Irakkonflikt meinte ich, dass der Irak hier stellvertretend für die USA gegen die Mullahs kämpft. War etwas unklar meinerseits.
    Dann verstehe ich dies nicht:
    Zitat von Ragnar
    Sie beruht auf der Annahme, dass es keinen Kalten Krieg mehr gibt und somit es keine Notwendigkeit mehr gibt Stellvertreterkriege auszutragen.
    Es ist war ja nicht so, dass die USA im Kalten Krieg nur andere Staaten (siehe Irak oder auch Afghanistan) für ihre Interessen kämpfen liessen, sondern auch US-Militär wurde selbst eingesetzt, z.B. Korea, Vietnam, Libyen, Libanon, Grenada ... Also warum soll die Besatzung heute humanitäre Ziele dienen? Nur weil es wünschenswert wäre, dass es eine Kraft gibt, die wirklich für Menschenrechte, soziale Gerechtigkeit und Demokratie sich einsetzt, kann man doch nicht jeden Kriegsverbrecher bejubeln, der einen anderen überfallen hat.

    /Edit: Noch was zur Unabhängigkeit und Freiheit des Irak nach dem 30. Juni:
    Der pensionierte General Jay Garner sagte gegenüber BBC-Reporter Greg Palast, dass die amerikanische Regierung bereits im Jahre 2001 detaillierte Pläne für die Privatisierung der irakischen Wirtschaft und ihres Ölreichtums entwickelt habe. Garner sagte, er sei seines Posten enthoben worden, weil seine Forderung nach frühen Wahlen den amerikanischen Plänen zuwiderlief, per Dekret dieses Wirtschaftsprogramm der Plünderung und Aneignung irakischer Ressourcen durchzusetzen.
    Quelle
    Siehe dazu auch General sacked by Bush says he wanted early elections
    Sehr nett ist, dass Powell noch einmal bestätigt, dass der Irak gar nicht wirklich unabhängig werden soll:
    Zitat von Colin Powell
    Es handelt sich um Souveränität, aber sie werden zulassen, dass wir (einen Teil) dieser Souveränität in ihrem Auftrag und mit ihrer Erlaubnis ausüben.
    Quelle: Iraqi Sovereignty; More Lies from the Bush Claque
    Es ist doch schön. Eine Auswahl von Marionetten soll den USA erlauben (wobei natürlich die Anwesenheit der Besatzungstruppen sicherstellt, dass die Erlaubnis auch erteilt wird), weiterhin die Kontrolle auszuüben, die Wirtschaft zu kontrollieren und den Irak als Stützpunkt für die Kontrolle des Nahen Osten zu verwenden.


    Iraq: Torture not isolated - independent investigations vital
    Zuletzt geändert von max; 02.05.2004, 21:11.
    Resistance is fertile
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      Gibt es eigentlich hier jetzt noch jemand im Forum, der meint, dass die Besatzungstruppen nicht systematisch Verbrechen wie Folter begangen haben?

      Das gesamte "Gefängnis-System" in Irak werde geprüft, um sicherzugehen, dass es kein "systematisches Problem gibt", sagte Präsidentensprecher Scott McClellan in Maumee im Bundesstaat Ohio. Bush wolle "die ganze Geschichte" kennen. Er habe Verteidigungsminister Rumsfeld angewiesen, sicherzustellen, dass in Zukunft keine Gefangenen misshandelt würden. Mit den Untersuchungen wurde der Leiter des US-Gefangenenlagers Guantánamo, Generalmajor Geoffrey Miller, betraut.
      Bush ordnet Untersuchung an, taz Nr. 7350 vom 5.5.2004, Seite 2, 81 Zeilen (Agentur)
      Das Ergebnis der Untersuchung dürfte dank ihres Leiters heute schon feststehen. Natürlich gibt es keine systematische Anwendung de Folter, sondern dies ist nur das Werk von Einzelnen. Ganz wie in Guantanamo. Oder wurde Miller deshalb Leiter der Untersuchung, weil er Erfahrung mit Folter hat?

      Dazu auch passend:
      Die Medien - einschließlich der Times - gefielen sich stets darin, Bush zum "Oberbefehlshaber" auszurufen, als handele es sich um eine Art Königstitel. Doch nun ist er plötzlich zur Stimme des "Gewissens" mutiert, der keine Verantwortung für die Taten der Soldaten trägt, die er angeblich kommandiert.

      Man kann getrost davon ausgehen, dass Bush weder schockiert noch empört war. Das Weiße Haus und das Pentagon wissen seit Wochen von diesen Gräueltaten und hatten alles getan, was in ihrer Macht stand, um ihr Bekanntwerden zu verhindern.
      US-Medien erfinden Rechtfertigungen für Folter im Irak
      Es gibt bereits seit Januar interene Untersuchungen im Militär. Iraks Minister für Menschenrechte, Abdel Bassat Turki hat nach auch Bremer schon im November informiert (Quelle, TAZ, siehe oben).

      Interessant in Bezug auf die Entwicklung in Falludscha:
      Abbruch der Belagerung von Falludscha
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        TV-Tipp zu den Folterungen in US-Gefängnissen im Irak:

        Der heutige Monitor-Bericht, der morgen am 7. Mai um 04:45 Uhr auf ARD, um 10:00 Uhr auf RBB Berlin-Brandenburg und um 10:15 Uhr auf WDR Fernsehen wiederholt wird:
        "Folter im Irak: Der moralische GAU der USA" und
        "Interview mit der indischen Bestseller-Autorin und Globalisierungsgegnerin Arundhati Roy zu den Foltervorwürfen im Irak"
        Unbequem sein, irritieren, provozieren - Monitor will Hintergrund liefern, Diskussionen anstoßen, Themen setzen.

        (ab morgen 16 Uhr auch als PDF und RealVideo erhältlich)
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          Der Journalist Seymour Hersh schrieb in The New Yorker über die Folter in Abu Ghraib, wobei er sich auf einen internen Bericht des Major General Antonio Taguba stützte:
          Der Missbrauch der Gefangenen scheint fast Routine zu sein, eine Tatsache im Armeeleben, die kein Soldat meint verbergen zu müssen.
          Siehe: TORTURE AT ABU GHRAIB
          by SEYMOUR M. HERSH
          American soldiers brutalized Iraqis. How far up does the responsibility go?


          Aus einem Brief von 52 ehemaligen britischen Diplomaten an Blair:
          All those with experience of the area predicted that the occupation of Iraq by the coalition forces would meet serious and stubborn resistance, as has proved to be the case. To describe the resistance as led by terrorists, fanatics and foreigners is neither convincing nor helpful.
          Siehe: Doomed to failure in the Middle East
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            Naja schein mich doch geirrt zu haben. Diese Taten sind wohl doch nicht nur einzelnen Soldaten zuzuschreiben. Offizielle Politik kann man es zwar nicht nennen, aber scheinbar war es in höheren Position schon bekannt. Einfach nur eine Schande. Mich wundert es dann nicht mehr wenn es dort Bombenanschläge gibt und die Bevölkerung alles tut um die Besatzer aus dem Land zu vertreiben.

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              @CmE: Ja, das ist mal wieder typisch, dass DU da nicht durchblickst. Aber gottseidank habe ICH das auch nicht für möglich gehalten, dass in DIESEM Ausmaße auf offizielle Anweisung oder mit deren Rückendeckung landesweit gefoltert wird, während man gleichzeitig vor den Fernsehkameras von Demokratie und Freiheit faselt.
              Echt unglaublich.
              Aber WIR glauben eben noch an das Gute im Menschen , im Gegensatz zu der Pessimistenbande...

              Das wäre eigentlich was für das eingeschlafene "Remember" - die Einträge im Irak Thread von vor einem Jahr, die wirken in manchen Punkten heute sicher sehr sonderbar...
              Republicans hate ducklings!

              Kommentar


                Zitat von endar
                Das wäre eigentlich was für das eingeschlafene "Remember" - die Einträge im Irak Thread von vor einem Jahr, die wirken in manchen Punkten heute sicher sehr sonderbar...
                Hmm, wer war da nochmal auch zuständig...?

                Kommentar


                  Zitat von endar
                  die Einträge im Irak Thread von vor einem Jahr, die wirken in manchen Punkten heute sicher sehr sonderbar...
                  Glaube ich nicht Ich hatte auch schon vor Bekanntwerden dieser Bilder über systematische Verbrechen geschrieben, was nur damals niemand geglaubt hat. Was aber nicht an meinem Pessimismus liegt, sondern an fehlender Beschäftigung gewisser Leute mit der Realität im Irak. Die Frage ist halt einfach, was hier eine realistische politische Theorie ist und was naive Träumereien sind. Wenn ich dies mal so arrogant feststellen darf

                  "Das also ist die Demokratie des Westens" - so klingt ab jetzt die programmatische Freitagspredigt an eine Milliarde Muslime: Krieg, Besatzung, Mord und Folter.
                  [...]
                  Dass aber all die Bilder eine bittere, in diesem Ausmaß kaum für möglich gehaltene Wirklichkeit widerspiegeln, dass es sich hier nicht einfach um einzelne bedauerliche, dem Krieg immanente Grausamkeiten und Exzesse handelt, sondern um wohl kalkulierte Aktionen einer politisch verantwortungslosen Kamarilla, das macht das wahre Desaster aus. Es ist nicht nur faktisch und moralisch, sondern vor allem politisch ein Desaster.
                  Das Desaster des Westens
                  P.S. leider komme ich auch nicht dazu neue Einträge für den Remember-Thread zu schreiben, obwohl es sehr viele interessante Ereignisse gab, z.B. der Jahrestag der Niederlage der Franzosen in Vietnam, der Untergang der Cap Arcona ...
                  Zuletzt geändert von max; 12.05.2004, 21:25.
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                    Jaja, da hat das blinde Huhn mal ein Korn gefunden und schon gehört ihm der ganze Futtersack.

                    endar
                    Republicans hate ducklings!

                    Kommentar


                      Zitat von endar
                      jaja, da hat das blinde Huhn mal ein Korn gefunden und schon gehört ihm der ganze Futtersack.
                      Tja, offensichtlich waren die blinden Hühner ein paar andere Leute. Was wohl auch im alten Irak-Thread nachzulesen ist, aber auch zu genügend in diesem Thread selber. Nur gilt für diese blinden Hühner, dass sie nicht mal ein Korn gefunden haben, sondern eben in jeder Hinsicht blind waren (oder noch sind?)
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                        ...und wieder einmal wurde die Tatsache das Gewalt Gegengewalt erzeugt auf perverse Weise bestätigt.

                        RACHE FÜR US-FOLTER

                        Bin-Laden-Vertrauter schneidet Amerikaner den Kopf ab

                        Der Krieg der Bilder wird immer brutaler: Auf einer islamistischen Website wurde ein Video veröffentlicht, auf dem zu sehen ist, wie maskierte Al-Qaida-Terroristen einem gefesselten Amerikaner bei lebendigem Leib den Kopf abtrennen. Bin Ladens Statthalter im Irak, Abu Musab al-Sarkawi, rühmt sich in einer Erklärung der Tat.

                        "Abu Musab al-Sarkawi tötet einen Amerikaner" verkündet der Vorspann des gut fünfeinhalb Minuten langen Mord-Videos, das heute Abend auf einer Internetseite auftauchte, die schon in der Vergangenheit Bekennerschreiben, Videos und Erklärungen des Terrornetzwerks al-Qaida veröffentlicht hatte.

                        Auf den ersten Bildern ist lediglich ein gefesselter Mann in einem orangefarbenen Overall vor einer gelblichen Wand zu sehen. Seine Kleidung erinnert stark an die Gefängniskluft der Insassen des US-Lagers von Guantanamo. Dann beginnt der junge Mann, dem ein vielleicht zehn Tage alter schwarzer Bart im weißen Gesicht steht, zu sprechen: "Mein Name ist Nick Berg, der Name meines Vaters ist Michael, meine Mutter heißt Suzanne", erklärt der Mann. "Ich habe einen Bruder und eine Schwester. Ich lebe in Philadelphia."

                        Im Hintergrund erscheinen nun plötzlich fünf schwarz gekleidete, mit verschiedenfarbigen Tüchern maskierte Männer. Einer von ihnen liest eine mehrseitige arabische Erklärung von Zetteln ab. Berg hört mit schockstarrer Mine zu, an Händen und Füßen gefesselt. Wie ein Lamm sitzt er vor seinen Mördern. Nach der Kommandoerklärung zieht einer der Maskierten ein Messer aus seinem Gewand. Die Vermummten stoßen Nick Berg auf den Boden.

                        Was dann geschieht, ist an Grausamkeit kaum zu überbieten: Unter furchtbaren Schreien, die sich mit dem Flehen des Opfers mischen, schneiden die Mörder dem Amerikaner in mehreren Anläufen die Kehle durch, trennen den Kopf vollständig ab und halten ihn am Ende triumphierend in die Kamera. Kurz vor, während und nach der bestialischen Hinrichtung brüllen die Mörder: Allah u akbar - Gott ist groß.

                        Der Mord fand schon vor einigen Tagen statt; der Tod Bergs ist bereits bestätigt. Der 26-Jährige, Besitzer einer Firma für Kommunikationszubehör, war in den Irak gereist, um beim Wiederaufbau des Landes zu helfen. Seine Mutter sagte heute, ihr Sohn sei bereits seit dem 9. April vermisst gewesen.

                        Blut und Seelen für Abu Ghreib

                        In der Erklärung, die vor der Enthauptung Bergs verlesen wurde, rechtfertigen die Täter den Mord mit den Misshandlungen irakischer Kriegsgefangener in Abu Ghuraib durch Koalitionstruppen. An die Adresse der "Mütter und Ehefrauen der amerikanischen Soldaten" gerichtet erklärte der Sprecher, möglicherweise der Bin Laden-Vertraute al-Sarkawi selbst, der als Schlüsselfigur des Terror im Irak gilt: "Wir teilen Euch mit, dass wir der US-Regierung angeboten haben, diese Geisel gegen einige der Inhaftierten von Abu Ghuraib auszutauchen. Aber sie haben abgelehnt." Die Würde der misshandelten Muslime von Abu Ghuraib könne deshalb nur mit "Blut und Seelen" wiederhergestellt werden.

                        "Ihr werdet von uns nichts als Särge über Särge erhalten", heißt es in dem Statement weiter, das in Auszügen auch auf der Internetseite zu finden ist, auf der das Video veröffentlicht wurde. "Wie kann ein freier Muslim ruhig schlafen, wenn er sieht, wie der Islam abgeschlachtet wird und seine Würde blutet?", heißt es weiter in der Erklärung.

                        An den US-Präsidenten George W. Bush gerichtet, erklärte der Sprecher: "Erwarte schwere Tage! Du und Deine Soldaten werdet bereuen, den Irak betreten zu haben." Den pakistanischen Machthaber Pervez Musharraf, ein Verbündeter der USA, bezeichnete der Rädelsführer als Verräter.

                        Eine Odysee durch den Irak

                        Die Leiche von Nick Berg aus Philadelphia war am vergangenen Samstag von US-Truppen auf einer Autobahnbrücke nahe Bagdad gefunden worden. Die Mutter des Getöteten sagte der Nachrichtenagentur AP, dass ihr die Armee von der Enthauptung berichtet habe. Den Eltern wurde das Video der Enthauptung am Dienstag gezeigt.

                        Der 26jährige Techniker war seit dem 9. April vermisst worden. Damals hatte er sich telefonisch bei seinen Eltern gemeldet und sagte, er wolle sich aus Mossul im Norden des Landes auf dem Weg in die USA machen. In seinem Bagdader Hotel aber kam er nie an.

                        Bisher ist unklar, wie er reiste und wo er von Widerständlern festgenommen worden sein könnte. Allerdings verschwanden genau am 9. April auch mehrere Mitarbeiter der Ölfirma Halliburton, von denen schließlich vier getötet aufgefunden worden waren.

                        Vor seinem Verschwinden hatte Berg eine Odyssee durch den Irak hinter sich. Auf der Suche nach Arbeit war er durch das vom Guerilla-Krieg geschüttelte Land gereist und hatte nach Projekten gesucht. Nach einem ersten Aufenthalt von Dezember bis zum Februar war er im März 2004 in den Irak zurückgekehrt. Laut lokalen Zeitungen aus Philadelphia fand er aber zunächst in Bagdad keine Auftraggeber und reiste deshalb durchs Land.

                        Bei seinen Reisen wurde Berg Ende März auch mehrere Tage festgenommen. Nach Zeitungsberichten hatten ihn die US-Truppen mehrere Tage verhört, da der Grund seines Aufenthalts im Irak unklar war. Das FBI teilte den besorgten Eltern lediglich mit, dass sie den Grund des Aufenthalts von Berg im Irak recherchierten. Gegen die Festnahme und die mehrtägige Inhaftierung hatten die Eltern schließlich vor Gericht protestiert. Kurz darauf war Berg freigelassen worden.

                        Die brutale Hinrichtung Bergs erinnert an die ebenfalls von den Entführern auf Video festgehaltene Ermordung des US-amerikanischen Journalisten Daniel Pearl in Pakistan 2002. Vier militante Islamisten wurden für den Mord an Pearl mittlerweile verurteilt, sieben weitere Verdächtige, darunter der mutmaßliche Haupttäter, sind noch nicht gefasst.

                        Im April dieses Jahres war ebenfalls im Irak ein Italiener Fabrizio Quattrocchi von seinen Entführern getötet worden. Er wurde von einer bis dahin unbekannten Gruppe erschossen, die mit der Drohung, auch die übrigen in ihrer Gewalt befindlichen Geiseln zu töten, den Abzug der italienischen Truppen im Irak erzwingen wollten.
                        Quelle

                        succo
                        Ich blogge über Blogger, die über Blogger bloggen.

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                          Ja, ich suche gerade mal danach.
                          (...) Ist ja sehr schön zu lesen. (...) Dauert ja ewig, bis man die Seite gefunden hat...
                          Oh, am 18.5.2003 schrieb ich tatsächlich, dass es Bush und Blair gut gemeint haben.
                          http://www.scifi-forum.de/showthread...highlight=Irak Beitrag 702
                          Am 29.5. fragte ich, ob Gracia in einen Bühnenschacht gefallen sei.
                          Aber sonst kann ich zu den zehn Beiträgen, die ich in dem Thread geschrieben habe, wohl stehen.

                          Nein, mal ganz im Ernst. Vor einem Jahr sind die doch tatsächlich für den Friedensnobelpreis nominiert worden. Mist, wenn ich das jetzt hier nicht angekündigt hätte, wäre das eine schöne Meldung für "Remember" geworden.
                          Aber es ist aber doch echt unglaublich. Es ist ja nicht so, als ob ich solche Verbrechen nicht für möglich gehalten hätte, aber dass die Amerikaner so dumm und inkompetent sind, Folterungen in halber Öffentlichkeit so durchzuführen, da hätte ich sie dann doch für taktisch geschickter gehalten.

                          Demokratie ist schon übel. Da haben sich die Amerikaner einmal so richtig verwählt (Wahlfälschung hin oder her), aber sie werden an den Früchten dieser Präsidentschaft noch lange Freude haben.
                          Republicans hate ducklings!

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                            Und wieder zeigen sich die Parallelen zu Vietnam. Die totale Entmenschlichung von Krieg in einem unkontrollierbarem Zustand.
                            Ähnlich wie in Vietnam begehen GIs grausame Verbrechen, teilweise aus einem perversem Spaß. Im Gegenzug kommen Rachegrausamkeiten von Seiten der Guerrilla. Die undurchschaubare Situation führt dazu, dass die Besatzungssoldaten unter enormen nervelichen Anspannungen stehen. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Berichte von Drogenabhängigen Besatzungssoldaten die Runde machen....
                            Möp!

                            Kommentar


                              Zudem zeigt sich, dass sich die Gewalt immer weiter aufschaukelt.

                              Als "Vegeltung" für Misshandlungen ein amerikanischer Zivilist geköpft!

                              Das ist nicht Auge um Auge, sondern Mord um Schläge!

                              Das ist keine Vergeltung, sondern "noch-eins-draufsetzen".

                              Wie um alles in der Welt will man verhindern, dass die Mörder, sollten sie jemals gefasst werden, in amerikanischen Gefängnissen nicht misshandelt werden? Jeder wird es als Ehrenamt auffassen, die Schuldigen zu quälen - und in diesem Falle kann ich das sogar nachvollziehen...

                              Das ist ähnlich wie mit Kinderschändern: Die haben auch nichts Gutes im Knast zu erwarten. Weder von den Wärtern, und von den Mithäftlingen schon mal gleich gar nicht.
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                                Ich denke, jetzt ist das Maß voll. So wenig ich auch von den US Praktiken im Irak halte - was sich die radikalen Islamisten da geleistet haben ist an Unmenschlichkeit wohl kaum zu überbieten. Ich verabscheue solche Menschen, und meine Toleranzgefühle für ihre Position als Gefangene im eigenen Land sind mittlerweile vollständig erloschen.

                                Wie kann man einen unschuldigen Zivilisten, der noch dazu im Begriff war, den Irak wieder mitaufzubauen, auf eine derart bestialische Art und Weise abschlachten? Was für Leute sind das? Das ist unfassbar... mir wird richtig schlecht, wenn ich daran denke.

                                Zum Glück bin ich im Augenblick nicht der Präsident der vereinigten Staaten, sonst würde es jetzt im Irak Feuer und Schwefel regnen.

                                Gene
                                Live well. It is the greatest revenge.

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