"Der kommt schon wieder.", dass habe ich noch vor wenigen Tagen über ihn gesagt. Denn er kam immer wieder, rechtzeitig zur nächsten Wahl und ich war mir ganz sicher, dass das diesesmal keine Ausnahme sein würde. Der kommt schon wieder. Der war so oft zurückgekommen, dass Jesus von ihm lernen könnte, auch dass hatte ich mal gesagt. Insofern war ich überrascht zu lesen, dass Jürgen Möllemann jetzt eben nicht wiederkommt. Nie wieder...
Trauer um Möllemann? Nein, das kann ich Gott weiß nicht behaupten. Aber das Gegenteil, eine gewisse Art von Erleichterung oder Freude auch das empfinde ich nicht. Eher eine gewisse Indifferenz zum Tod dieses Mannes. Ich war nie ein Freund von Möllemanns Art, für mich war er immer sowas wie der kleine Bruder von Roland Koch. Wo der eine unverwundbar ist und mit jeder Sauerei durchkommt, da blieb Möllemann an jedem noch so lachhaften Skandal hängen (Einkaufschip-Affäre). Aber durch sein ständiges zurückkehren, dadurch dass er nie aufgab hatte ich auch eine gewisse Art von... nicht Respekt, auch nicht "mögen" per se, aber ich mochte ihn auf eine ähnliche Art wie ich Ronald B. Schill mag, als eine Art "Politclown" der zumindest dafür gut war mir immer mal wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern wenn er einmal mehr in einen öffentlichen Fetteimer getreten war.
Seit der Wahl 2oo2 war Möllemann scheinbar wirklich schwer angeschlagen, schwerer als ich gedacht hatte. Verspielt hatte er durch die "Flugblatt-Affäre", "Karsli-Streit" und "anti-semitische Äußerungen", allerdings habe ich Möllemann nie als Antisemiten gesehen, sondern die ganze Schmierenkomödie damals als dumpfen Opportunismus empfunden. Auch so sah ich Möllemann, als Opportunist. Das war für mich der Versuch zu fischen, aber nicht -wie manche meinten- am "rechten Rand", denn der "rechte Rand" würde auch weiterhin nicht neoliberal wählen. Es war eher ein Fischen in der Mitte, an den Stammtischen und in den Schrebergärten, wo ihm Sprüche wie "Endlich sagt mal einer wie es ist." sicher waren.
Das diese Taktik nicht aufging ist zu begrüßen, allerdings das furchtbare abschneiden der FDP nur an Möllemann festzumachen war verlogen. Daran waren auch FunFunGuidos Auftritte schuld, ebenso wie der Fakt, dass man bis kurz vor der Wahl nicht bereit war Farbe zu bekennen sondern fürchterlich diffus blieb ob man nur mit der CDU oder wenn nötig auch mit der SPD koalieren würde. Aber in diesem Falle war Möllemann der ideale Sündenbock der verhinderte das andere Freie Demokraten ihren Hut nehmen mussten.
Die Folgezeit war keineswegs besser für Möllemann, sein Klartext Buch brachte ihm kübelweise Hohn und Spott ein, unter anderem wegen einer Verschwörungstheorie in der er behauptete der Mossad habe Westerwelle erpreßt damit er Möllemann aus der FDP warf. Ob Möllemann das vielleicht wirklich glaubte, wer weiß?
Inwieweit Möllemann sein Flugblatt illegal finanziert hat weiß ich nicht, wahrscheinlich wird es nie rauskommen. Ich weiß auch nicht wie ich dazu stehe, dass die Ermittlungen nun eingestellt werden. Ob es okay ist, da Möllemann es vorzog das alles selber zu beenden (auch wenn ich den Weg definitiv für falsch halte) oder ob man das volle Ausmaß offenlegen sollte. Wahrscheinlich träfe dies seine Familie und damit die Falschen. Und andere Politiker haben immerhin auch noch Gelddreck am Stecken, nicht wahr Herr Ex-Kanzler?
Es ist auf jeden Fall überraschend. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es Möllemann jemals erwischen würde und schon gar nicht, dass er sein Leben selber beenden würde. In gewisser Weise passt dieser dramatische Abgang zu Möllemanns Leben. So hart es auch klingt, ich muss einem Weblogger zustimmen der das heute titulierte mit: Posing bis in den Tod.
Medien
Die Nachrichtenmedien bekleckerten sich allerdings auch nicht mit Ruhm heute. Schnell wurde schon um 1400h das "Drama um Möllemann" auf n-tv ausgerufen und von da an ging es bergab. Mein erster Gedanke war: wie lange dauert es wohl bis der erste, unpassende und blöde Barschel-Vergleich fällt? Spätestens Peter Limbourg hat ihn dann um 18:38 in SAT1 gebracht. Inzwischen erkennt auch der SPIEGEL auf seiner Website die "Parallele".
n-tvs Frontfrau zeigte auf jeden Fall geballte Inkompetenz die solche schnell geflickschusterten Specials fast immer begleitet. Da wurde der Außenreporter vor Möllemanns Haus gefragt ob er wisse wie sich die Familie von Möllemann jetzt fühle. Aua. Nachdem ihm kurz die Gesichtszüge entgleisten fasste er sich und antwortete mit unterschwelligem Spott: "Wie soll sie sich schon fühlen? Man kann sich ja vorstellen wie es den Mitgliedern einer Familie geht die gerade ihren Vater, bzw. Mann verloren haben."
Derweil war auch schon Uli Klose, embedded correspondent für RTL im Irak-Krieg und immer da wo die Action ist, am Unglücksort wo er aber ebenso wenig Neues zu berichten wusste wie seine Kollegen. Zwischendrin wurde ein Nachruf auf Möllemann gespielt, der wahrscheinlich vorproduziert war (man weiß ja, dass es sowas gibt) und Politiker aller Coleur durften betonen das es, aller Differenzen zum Trotz, "meschlich gesehen schade" wäre.
Der Wirtschaftsexperte, der jetzt schon im Studio sitzt, wird von der n-tv-Moderatorin weiter mit seltsamsten Fragen unter Beschuß genommen. "Kann man jemandem die Schuld am Tod von Jürgen Möllemann geben?"... erstaunen, mediale Selbstkritik? Der Wunsch es auch von anderen zu hören, dass man sich vielleicht daneben benommen hat und gerade wieder tut? Einsicht? Aber sofort Entwarnung, der Nachsatz "...immerhin hat der Bundestag erst heute morgen..." folgt. Danach philosophiert man das Möllemann ein ganz großer hätte gewesen sein können wenn... ja, wenn er nicht gestolpert wäre über Briefköpfe und Flugblätter, wenn er mehr Zeit gehabt hätte, wenn...
Auch eine Form des Nachrufs. SAT 1 um 18:30 greift die Verschwörungstheorien auf, die auch schon im Internet kursieren. "Aber war es wirklich Selbstmord oder wurde an Jürgen Möllemanns Fallschirm herumhantiert? Immerhin gab es vor wenigen Jahren bereits einmal einen Mord in seinem Klub.". Der, wie der Bericht sagt, eventuell Möllemann gegolten haben könnte. Zumindest verzichtet man darauf den Mossad in diese Theorie einzubinden, wie das einige machen die nun wieder auf jene Passagen seines Klartextbuchs verweisen und fragen ob nicht doch etwas dran sein könne...
Zuletzt ist ein Fallschirmexperte bei n-tv. Auch hier hat man inzwischen Gefallen gefunden an der Mord-Theorie und fragt immer wieder nach ob sowas denn Selbstmord sein könnte, ob da nicht zuviele Zufälle zusammenkämen. Der Mann versucht abzuwiegeln, wird aber weiter in diese Richtung gedrückt. Kann man den Fallschirm eigentlich spontan in der Luft ausklinken, immerhin sagte ein Freund von Möllemann, wenn es Selbstmord war, dann wäre es ihm unter heiterem Himmel eingefallen. Möglich wäre es schon, gibt er schließlich zu, aber das würde die Polizei dann schon merken, man müsse auf den endgültigen Bericht warten. Damit gibt sich die Moderatorin zufrieden und dankt dem Experten für seine Anwesenheit.
"Das war's für heute, morgen gibt es ein ausführliches Special zu diesem Thema.".
So wirklich weg ist Jürgen Möllemann eigentlich noch nicht...
Trauer um Möllemann? Nein, das kann ich Gott weiß nicht behaupten. Aber das Gegenteil, eine gewisse Art von Erleichterung oder Freude auch das empfinde ich nicht. Eher eine gewisse Indifferenz zum Tod dieses Mannes. Ich war nie ein Freund von Möllemanns Art, für mich war er immer sowas wie der kleine Bruder von Roland Koch. Wo der eine unverwundbar ist und mit jeder Sauerei durchkommt, da blieb Möllemann an jedem noch so lachhaften Skandal hängen (Einkaufschip-Affäre). Aber durch sein ständiges zurückkehren, dadurch dass er nie aufgab hatte ich auch eine gewisse Art von... nicht Respekt, auch nicht "mögen" per se, aber ich mochte ihn auf eine ähnliche Art wie ich Ronald B. Schill mag, als eine Art "Politclown" der zumindest dafür gut war mir immer mal wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern wenn er einmal mehr in einen öffentlichen Fetteimer getreten war.
Seit der Wahl 2oo2 war Möllemann scheinbar wirklich schwer angeschlagen, schwerer als ich gedacht hatte. Verspielt hatte er durch die "Flugblatt-Affäre", "Karsli-Streit" und "anti-semitische Äußerungen", allerdings habe ich Möllemann nie als Antisemiten gesehen, sondern die ganze Schmierenkomödie damals als dumpfen Opportunismus empfunden. Auch so sah ich Möllemann, als Opportunist. Das war für mich der Versuch zu fischen, aber nicht -wie manche meinten- am "rechten Rand", denn der "rechte Rand" würde auch weiterhin nicht neoliberal wählen. Es war eher ein Fischen in der Mitte, an den Stammtischen und in den Schrebergärten, wo ihm Sprüche wie "Endlich sagt mal einer wie es ist." sicher waren.
Das diese Taktik nicht aufging ist zu begrüßen, allerdings das furchtbare abschneiden der FDP nur an Möllemann festzumachen war verlogen. Daran waren auch FunFunGuidos Auftritte schuld, ebenso wie der Fakt, dass man bis kurz vor der Wahl nicht bereit war Farbe zu bekennen sondern fürchterlich diffus blieb ob man nur mit der CDU oder wenn nötig auch mit der SPD koalieren würde. Aber in diesem Falle war Möllemann der ideale Sündenbock der verhinderte das andere Freie Demokraten ihren Hut nehmen mussten.
Die Folgezeit war keineswegs besser für Möllemann, sein Klartext Buch brachte ihm kübelweise Hohn und Spott ein, unter anderem wegen einer Verschwörungstheorie in der er behauptete der Mossad habe Westerwelle erpreßt damit er Möllemann aus der FDP warf. Ob Möllemann das vielleicht wirklich glaubte, wer weiß?
Inwieweit Möllemann sein Flugblatt illegal finanziert hat weiß ich nicht, wahrscheinlich wird es nie rauskommen. Ich weiß auch nicht wie ich dazu stehe, dass die Ermittlungen nun eingestellt werden. Ob es okay ist, da Möllemann es vorzog das alles selber zu beenden (auch wenn ich den Weg definitiv für falsch halte) oder ob man das volle Ausmaß offenlegen sollte. Wahrscheinlich träfe dies seine Familie und damit die Falschen. Und andere Politiker haben immerhin auch noch Gelddreck am Stecken, nicht wahr Herr Ex-Kanzler?
Es ist auf jeden Fall überraschend. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es Möllemann jemals erwischen würde und schon gar nicht, dass er sein Leben selber beenden würde. In gewisser Weise passt dieser dramatische Abgang zu Möllemanns Leben. So hart es auch klingt, ich muss einem Weblogger zustimmen der das heute titulierte mit: Posing bis in den Tod.
Medien
Die Nachrichtenmedien bekleckerten sich allerdings auch nicht mit Ruhm heute. Schnell wurde schon um 1400h das "Drama um Möllemann" auf n-tv ausgerufen und von da an ging es bergab. Mein erster Gedanke war: wie lange dauert es wohl bis der erste, unpassende und blöde Barschel-Vergleich fällt? Spätestens Peter Limbourg hat ihn dann um 18:38 in SAT1 gebracht. Inzwischen erkennt auch der SPIEGEL auf seiner Website die "Parallele".
n-tvs Frontfrau zeigte auf jeden Fall geballte Inkompetenz die solche schnell geflickschusterten Specials fast immer begleitet. Da wurde der Außenreporter vor Möllemanns Haus gefragt ob er wisse wie sich die Familie von Möllemann jetzt fühle. Aua. Nachdem ihm kurz die Gesichtszüge entgleisten fasste er sich und antwortete mit unterschwelligem Spott: "Wie soll sie sich schon fühlen? Man kann sich ja vorstellen wie es den Mitgliedern einer Familie geht die gerade ihren Vater, bzw. Mann verloren haben."
Derweil war auch schon Uli Klose, embedded correspondent für RTL im Irak-Krieg und immer da wo die Action ist, am Unglücksort wo er aber ebenso wenig Neues zu berichten wusste wie seine Kollegen. Zwischendrin wurde ein Nachruf auf Möllemann gespielt, der wahrscheinlich vorproduziert war (man weiß ja, dass es sowas gibt) und Politiker aller Coleur durften betonen das es, aller Differenzen zum Trotz, "meschlich gesehen schade" wäre.
Der Wirtschaftsexperte, der jetzt schon im Studio sitzt, wird von der n-tv-Moderatorin weiter mit seltsamsten Fragen unter Beschuß genommen. "Kann man jemandem die Schuld am Tod von Jürgen Möllemann geben?"... erstaunen, mediale Selbstkritik? Der Wunsch es auch von anderen zu hören, dass man sich vielleicht daneben benommen hat und gerade wieder tut? Einsicht? Aber sofort Entwarnung, der Nachsatz "...immerhin hat der Bundestag erst heute morgen..." folgt. Danach philosophiert man das Möllemann ein ganz großer hätte gewesen sein können wenn... ja, wenn er nicht gestolpert wäre über Briefköpfe und Flugblätter, wenn er mehr Zeit gehabt hätte, wenn...
Auch eine Form des Nachrufs. SAT 1 um 18:30 greift die Verschwörungstheorien auf, die auch schon im Internet kursieren. "Aber war es wirklich Selbstmord oder wurde an Jürgen Möllemanns Fallschirm herumhantiert? Immerhin gab es vor wenigen Jahren bereits einmal einen Mord in seinem Klub.". Der, wie der Bericht sagt, eventuell Möllemann gegolten haben könnte. Zumindest verzichtet man darauf den Mossad in diese Theorie einzubinden, wie das einige machen die nun wieder auf jene Passagen seines Klartextbuchs verweisen und fragen ob nicht doch etwas dran sein könne...
Zuletzt ist ein Fallschirmexperte bei n-tv. Auch hier hat man inzwischen Gefallen gefunden an der Mord-Theorie und fragt immer wieder nach ob sowas denn Selbstmord sein könnte, ob da nicht zuviele Zufälle zusammenkämen. Der Mann versucht abzuwiegeln, wird aber weiter in diese Richtung gedrückt. Kann man den Fallschirm eigentlich spontan in der Luft ausklinken, immerhin sagte ein Freund von Möllemann, wenn es Selbstmord war, dann wäre es ihm unter heiterem Himmel eingefallen. Möglich wäre es schon, gibt er schließlich zu, aber das würde die Polizei dann schon merken, man müsse auf den endgültigen Bericht warten. Damit gibt sich die Moderatorin zufrieden und dankt dem Experten für seine Anwesenheit.
"Das war's für heute, morgen gibt es ein ausführliches Special zu diesem Thema.".
So wirklich weg ist Jürgen Möllemann eigentlich noch nicht...
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