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Möllemann gestorben

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    #16
    "Der kommt schon wieder.", dass habe ich noch vor wenigen Tagen über ihn gesagt. Denn er kam immer wieder, rechtzeitig zur nächsten Wahl und ich war mir ganz sicher, dass das diesesmal keine Ausnahme sein würde. Der kommt schon wieder. Der war so oft zurückgekommen, dass Jesus von ihm lernen könnte, auch dass hatte ich mal gesagt. Insofern war ich überrascht zu lesen, dass Jürgen Möllemann jetzt eben nicht wiederkommt. Nie wieder...

    Trauer um Möllemann? Nein, das kann ich Gott weiß nicht behaupten. Aber das Gegenteil, eine gewisse Art von Erleichterung oder Freude auch das empfinde ich nicht. Eher eine gewisse Indifferenz zum Tod dieses Mannes. Ich war nie ein Freund von Möllemanns Art, für mich war er immer sowas wie der kleine Bruder von Roland Koch. Wo der eine unverwundbar ist und mit jeder Sauerei durchkommt, da blieb Möllemann an jedem noch so lachhaften Skandal hängen (Einkaufschip-Affäre). Aber durch sein ständiges zurückkehren, dadurch dass er nie aufgab hatte ich auch eine gewisse Art von... nicht Respekt, auch nicht "mögen" per se, aber ich mochte ihn auf eine ähnliche Art wie ich Ronald B. Schill mag, als eine Art "Politclown" der zumindest dafür gut war mir immer mal wieder ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern wenn er einmal mehr in einen öffentlichen Fetteimer getreten war.

    Seit der Wahl 2oo2 war Möllemann scheinbar wirklich schwer angeschlagen, schwerer als ich gedacht hatte. Verspielt hatte er durch die "Flugblatt-Affäre", "Karsli-Streit" und "anti-semitische Äußerungen", allerdings habe ich Möllemann nie als Antisemiten gesehen, sondern die ganze Schmierenkomödie damals als dumpfen Opportunismus empfunden. Auch so sah ich Möllemann, als Opportunist. Das war für mich der Versuch zu fischen, aber nicht -wie manche meinten- am "rechten Rand", denn der "rechte Rand" würde auch weiterhin nicht neoliberal wählen. Es war eher ein Fischen in der Mitte, an den Stammtischen und in den Schrebergärten, wo ihm Sprüche wie "Endlich sagt mal einer wie es ist." sicher waren.

    Das diese Taktik nicht aufging ist zu begrüßen, allerdings das furchtbare abschneiden der FDP nur an Möllemann festzumachen war verlogen. Daran waren auch FunFunGuidos Auftritte schuld, ebenso wie der Fakt, dass man bis kurz vor der Wahl nicht bereit war Farbe zu bekennen sondern fürchterlich diffus blieb ob man nur mit der CDU oder wenn nötig auch mit der SPD koalieren würde. Aber in diesem Falle war Möllemann der ideale Sündenbock der verhinderte das andere Freie Demokraten ihren Hut nehmen mussten.
    Die Folgezeit war keineswegs besser für Möllemann, sein Klartext Buch brachte ihm kübelweise Hohn und Spott ein, unter anderem wegen einer Verschwörungstheorie in der er behauptete der Mossad habe Westerwelle erpreßt damit er Möllemann aus der FDP warf. Ob Möllemann das vielleicht wirklich glaubte, wer weiß?

    Inwieweit Möllemann sein Flugblatt illegal finanziert hat weiß ich nicht, wahrscheinlich wird es nie rauskommen. Ich weiß auch nicht wie ich dazu stehe, dass die Ermittlungen nun eingestellt werden. Ob es okay ist, da Möllemann es vorzog das alles selber zu beenden (auch wenn ich den Weg definitiv für falsch halte) oder ob man das volle Ausmaß offenlegen sollte. Wahrscheinlich träfe dies seine Familie und damit die Falschen. Und andere Politiker haben immerhin auch noch Gelddreck am Stecken, nicht wahr Herr Ex-Kanzler?

    Es ist auf jeden Fall überraschend. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass es Möllemann jemals erwischen würde und schon gar nicht, dass er sein Leben selber beenden würde. In gewisser Weise passt dieser dramatische Abgang zu Möllemanns Leben. So hart es auch klingt, ich muss einem Weblogger zustimmen der das heute titulierte mit: Posing bis in den Tod.

    Medien

    Die Nachrichtenmedien bekleckerten sich allerdings auch nicht mit Ruhm heute. Schnell wurde schon um 1400h das "Drama um Möllemann" auf n-tv ausgerufen und von da an ging es bergab. Mein erster Gedanke war: wie lange dauert es wohl bis der erste, unpassende und blöde Barschel-Vergleich fällt? Spätestens Peter Limbourg hat ihn dann um 18:38 in SAT1 gebracht. Inzwischen erkennt auch der SPIEGEL auf seiner Website die "Parallele".

    n-tvs Frontfrau zeigte auf jeden Fall geballte Inkompetenz die solche schnell geflickschusterten Specials fast immer begleitet. Da wurde der Außenreporter vor Möllemanns Haus gefragt ob er wisse wie sich die Familie von Möllemann jetzt fühle. Aua. Nachdem ihm kurz die Gesichtszüge entgleisten fasste er sich und antwortete mit unterschwelligem Spott: "Wie soll sie sich schon fühlen? Man kann sich ja vorstellen wie es den Mitgliedern einer Familie geht die gerade ihren Vater, bzw. Mann verloren haben."

    Derweil war auch schon Uli Klose, embedded correspondent für RTL im Irak-Krieg und immer da wo die Action ist, am Unglücksort wo er aber ebenso wenig Neues zu berichten wusste wie seine Kollegen. Zwischendrin wurde ein Nachruf auf Möllemann gespielt, der wahrscheinlich vorproduziert war (man weiß ja, dass es sowas gibt) und Politiker aller Coleur durften betonen das es, aller Differenzen zum Trotz, "meschlich gesehen schade" wäre.

    Der Wirtschaftsexperte, der jetzt schon im Studio sitzt, wird von der n-tv-Moderatorin weiter mit seltsamsten Fragen unter Beschuß genommen. "Kann man jemandem die Schuld am Tod von Jürgen Möllemann geben?"... erstaunen, mediale Selbstkritik? Der Wunsch es auch von anderen zu hören, dass man sich vielleicht daneben benommen hat und gerade wieder tut? Einsicht? Aber sofort Entwarnung, der Nachsatz "...immerhin hat der Bundestag erst heute morgen..." folgt. Danach philosophiert man das Möllemann ein ganz großer hätte gewesen sein können wenn... ja, wenn er nicht gestolpert wäre über Briefköpfe und Flugblätter, wenn er mehr Zeit gehabt hätte, wenn...

    Auch eine Form des Nachrufs. SAT 1 um 18:30 greift die Verschwörungstheorien auf, die auch schon im Internet kursieren. "Aber war es wirklich Selbstmord oder wurde an Jürgen Möllemanns Fallschirm herumhantiert? Immerhin gab es vor wenigen Jahren bereits einmal einen Mord in seinem Klub.". Der, wie der Bericht sagt, eventuell Möllemann gegolten haben könnte. Zumindest verzichtet man darauf den Mossad in diese Theorie einzubinden, wie das einige machen die nun wieder auf jene Passagen seines Klartextbuchs verweisen und fragen ob nicht doch etwas dran sein könne...

    Zuletzt ist ein Fallschirmexperte bei n-tv. Auch hier hat man inzwischen Gefallen gefunden an der Mord-Theorie und fragt immer wieder nach ob sowas denn Selbstmord sein könnte, ob da nicht zuviele Zufälle zusammenkämen. Der Mann versucht abzuwiegeln, wird aber weiter in diese Richtung gedrückt. Kann man den Fallschirm eigentlich spontan in der Luft ausklinken, immerhin sagte ein Freund von Möllemann, wenn es Selbstmord war, dann wäre es ihm unter heiterem Himmel eingefallen. Möglich wäre es schon, gibt er schließlich zu, aber das würde die Polizei dann schon merken, man müsse auf den endgültigen Bericht warten. Damit gibt sich die Moderatorin zufrieden und dankt dem Experten für seine Anwesenheit.

    "Das war's für heute, morgen gibt es ein ausführliches Special zu diesem Thema.".
    So wirklich weg ist Jürgen Möllemann eigentlich noch nicht...

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      #17
      Hm ich habs grad im teletext gelesen. Ich kenn mich mit der deutschen Politik nicht so aus (Hurra Deutschland informiert nicht so gut ) aber ich finde es trotzdem immer tragisch, wenn sich jemand das Leben nimmt, sei es aus den versch. Gründen.

      Ich wünsche jedenfalls den Verbliebenen mein Beileid!
      'To infinity and beyond!'

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        #18
        Interessanter Weise sehe ich viele Posts, wo von einem Selbsmord ausgegangen wird.
        Rein faktisch gesehen, habe ich dafür noch keine Anhaltspunkte gefunden und ganz so verkehrt kann ich dabei nicht liegen, wenn selbst die Staatsanwaltschaft keine diesbezüglichen Äuserungen tätigt.
        Da sich die ZEiten von Sender zu Sender mit den aufeinanderfolgenden Ereignissen an diesem Tag noch massiv unterscheiden bleibt abzuwarten, ob dieses ein Selbstmord - geplant oder ungeplant sei dahingestellt - sei, ist für mich noch nicht nachvollziehbar, denn zum Zeitpunkt der Aufhebung seiner Immunität und mit Beginn der Untersuchung scheint er sich ja bereit im Flieger befunden zu haben. Nun könnte man sich darüber auslassen dass er schon im Vornherein gewusst hat, dass seine Immunität augehoben wird bzw. ein massiver rechtlicher Einsatz gegen ihn erfolgt, halte ich nun doch für übertrieben (könnte man auch in die Verschwörungstheorie packen). Der zeitliche Ablauf ist dafür viel zu knapp bemessen.

        Ärgerlich finde ich allerdings Kommentare, wie "Familie mit dem Dreck" alleinelassen oder die von mir während der Autofahrt zu Gemüte geführten kontroversen Diskussion im Radio, ob Möllemann denn nun ein Feigling sei und nicht in der Lage ist, sich den auf ihn zu rollenden Problemen zu stellen. Dieses höre ich hier heraus bzw. lese es zwischen den ZEilen.
        Nun für einen Mann der seit 72 im Bundestag sass, Bildungs- und Wirtschaftsminister und sogar Vizekanzler war, ist diese Einschätzung einfach nur ungerecht und an der Realität vorbei.
        Für mich ehrlich gesagt, war er eine der wenigen noch schillernden und politikbewegenden MEnschen, insbesondere für die FDP. MAssgeblich prägte er dessen Bild genauso wie Genscher oder Lambsdorff und ist keine blasse Figur wie Westerwelle oder Gerhardt in meinen Augen.
        Und in diesem Punkt möchte ich endar auch entschieden widersprechen, denn erst mit Möllemann ist es gelungen die FDP nicht mehr nur als Schusterpartei, als Hilfspartei der regierenden zu formen. Projekt 18 mochte zwar utopisch gewesen sein, aber es war ein Anfang, die FDP aus der Krise zu manövrieren. Die SPitze ist nur allzu dankbar auf diesen Zug aufgesprungen.

        Opportun vielleicht aber machtbesessen nein, warum sollte er dann auch freiwillig zurücktreten als Minister (so massiv war der Druck nun wirklich nicht).
        ICh würde eher behaupten, dass er das war, wie er sich auch gerne dargestellt hat, als Kämpfer und Stehaufmännchen. Und er war vor allem eins - er war ein Politiker der auch mal Antworten aus dem Bauch heraus sagte und sein Handeln konsequent umgesetzt hat, dass er sich damit selbst ins Abseits innerhalb der politschen Bühne geschoben hat, war mit Sicherheit kein Taktisches Manöver - eher ein eklatanter Fehler.

        Ich denke Deutschland insgesamt hat einen sehr fähigen Politiker verloren, der es gut verstanden hat das System zu nutzen und zu benutzen, wer solange im politischen Geschehen tätig ist, kann einfach nicht sauber bleiben und es ist gut für uns "unwissende" Interessierte nicht hinter die Kulissen schauen zu können. Wie sähe es denn aus wenn auf einmal die Hälfte des Bundestages ihr Mandat zurückgibt nur weil sie Annehmlichkeiten nutzt die uns verborgen bleiben.
        Bis jetzt ist für mich die Sache noch ein Unfall. verschliessen kann ich mich den noch offenen Möglichkeiten nicht, aber es wäre schade, wenn jetzt schon jemand verurteilt wird, der es vielleicht nicht verdient hat.


        mfg
        zhardul
        Leiten im Droehnen der Motoren - Zhardul, so peinlich wie die Moral!

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          #19
          Meinung zu Möllemann eines Aussenstehenden (Chäslibewohner):
          Dauern hörte man in unseren Nachrichten, was Möllemann alles schlimmes getan habe und dass ihn alle los haben wollen. Er wurde sogar zum alleinenigen Sündenbock der FDP. (Er hat nicht bedenkt, dass man in Deutschland NIE WIEDER etwas gegen Juden sagen kann, denn die haben ein sehr starke Lobby und sind auch noch nach 60 Jahren in der Deffensive)

          Jetzt, wie das alle wollten, ist er weg und kein Dorn mehr im AUge der FDP. Doch keiner freut sich, Westerwelle war es sogar Leid. Irgendwie wirken alle so lächerlich, aber vielleicht wirkt das von aussen nur so...

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            #20
            Ich war von der Nachricht seines Todes geschockt, auch wenn ich nicht immer seine Ansichten teilte, so war er für mich immer jemand der bereit war die Dinge anders zu betrachten als es von der Politik sonst getan wurde. Und für seinen Mut dies offen kund zu tun, musste er seine Kariere opfern.
            Mit ihm geht ein wichtiger Teil deutscher Politik verloren, aber mein Mitleid gilt seiner Frau und seinen Töchtern!

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              #21
              Auch ich war ziemlich baff. Das ist schon komisch, wenn ein Mensch, der recht regelmäßig im öffentlichen Leben auftauchte, so plötzlich einfach nicht mehr da sein wird.

              Da ich Tote selbstverständlich respektiere, möchte ich nur eine Sache kurz anreißen. Es wird immer wieder gern gesagt, er hätte sich endlich getraut, Israel zu kritisieren, das dürfe man ja sonst nicht. Ich sehe das aber ganz anders. Er hat nicht nur die Politik Israels kritisiert (dazu gibt es zweifelsfrei Gründe), sondern er hat seine Abneigung einem Menschen gegenüber öffentlich ausgetragen und ganz nebenbei auf dessen ganze Religion ausgeweitet. Die Aussage, der Jude Friedmann sei am Antisemitismus schuld ist genauso dumm, wie die Behauptung, Frauen in Jeans sind an Vergewaltigungen schuld. Seit wann sind Opfer von Dummheit an der Dummheit schuld???

              Das sein Leben auf so unschöne Weise geendet hat, ist schon übel. Natürlich seiner Familie mein volles Beileid!
              mfg Oli

              "Die Demokratie ist keine Frage der Zweckmäßigkeit, sondern der Sittlichkeit." Willy Brandt
              "Wir wollen Demokratie, aber nicht auf den Flügeln von B-52-Bombern" Generalsekretär der Arabischen Liga, Amr Mussa

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                #22
                Vermutlich hatte Herr Möllemann halt keine Lust XY Jahre im Gefängnis zu hocken...

                Seine Barschaft reichte dann vielleicht auch nicht aus um sich ins Ausland mal eben auf die Schnelle abzusetzen. Vor allem in ein Land, welches nicht nach Deutschland ausliefert.

                Also macht man halt nochmal einen schönen Fallschirmsprung und das Licht ist aus...

                fertig

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                  #23
                  Mache sehen irgentwann keinen Ausweg mehr, das ist hier wohl passiert.

                  Wir können nur hoffen, daß das keine zweite Barschel-Sache wird. Das wäre echt das schlimmste.....
                  "Die Borg werden zurückkehren - Und dann ist Widerstand wirklich zwecklos."

                  -Tribun

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                    #24
                    Was ich in dem Tod von Möllemann wirklich tragisch finde, ist, dass die deutsche Justiz wiedereinmal einen Vorwand gefunden hat die Ermittlungen wegen der Korruptionsskandale der Kohl-Regierung einzustellen. Dabei scheint Möllemann zumindestens bei den Schmiergeldern für die Panzerlieferungen an Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle gespielt zu haben.

                    Der Verlust von Möllemann ist für die deutsche Politik sicher kein Nachteil. Gut, es ist auch nicht automatisch ein Fortschritt, da es noch genügend Politker der Art von Möllemann gibt. Aber es ist einer der wahrscheinlich korruptesten Politiker der letzten Jahre gestorben. Und einer, der sehr viel dafür gemacht, dass die Politik in der Darstellung gegenüber den Menschen von eigentlichen Politik getrennt wird. Sprich die Menschen verarscht werden.

                    P.S. Ich bin der Meinung, dass es auch ok ist, über Tote schlechtes zu schreiben.
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                      #25
                      Original geschrieben von max
                      Was ich in dem Tod von Möllemann wirklich tragisch finde, ist, dass die deutsche Justiz wiedereinmal einen Vorwand gefunden hat die Ermittlungen wegen der Korruptionsskandale der Kohl-Regierung einzustellen.
                      Ich glaube tragisch ist es erst einmal, dass Möllemann, so streitbar er auch vielleicht mit der einen oder anderen Aktion war, eine Familie hinterlässt, die sich jetzt solche Sprüche anhören darf.

                      Übrigens war auch bis jetzt nicht die Rede davon, die Ermittlungen in dieser Flugblatt-Affäre einzustellen, und auch was die Korruptionsgeschichten der Kohl-Regierung angeht, wird sicher weiter ermittelt gegen die, die für was auch immer auch noch zur Rechenschaft gezogen werden können. Allerdings schließt das glaube ich auch nicht aus, dass nicht in ein paar Monaten doch jemand gerne mal einen Blick in die eine oder andere Akte werfen wird, wenn sich herausstellt, dass es tatsächlich ein Selbstmord war und diejenigen aufgetreten sind, die sagen: "In seiner Situation ist das ein indirektes Schuldeingeständnis". (Überrascht mich fast, dass das bisher noch von niemandem gesagt wurde - speziell von seiner Ex-Partei, die ja vor ein paar Monaten noch sehr flotte Sprüche drauf hatten in Sachen Möllemann, von wegen "Quartalsirrer" und so weiter). Ermittlungsverfahren kann man auch wieder aufnehmen, wenn man das Gefühl hat, dass es noch etwas zu ermitteln gibt.

                      Was die "andere" Politik bzw. das "Dinge anders darstellen, als sie sind" angeht... Das ist mit Sicherheit kein Trend, der mit Möllemann begonnen hat oder ohne ihn enden wird.

                      Ganz davon abgesehen dachte ich eigentlich, dass gerade hier niemand mehr darauf aufmerksam machen muss, dass der Tod eines jeden Menschen schlimm ist und es dafür auch keine Rolle spielt (jedenfalls, wenn andernorts immer beweint wird, wie sehr ENT oder das "neue Star Trek" die Grundsätze von Gene Roddenberry mit Füßen tritt...), was oder wie viel er falsch gemacht hat oder wie unsympathisch er einem persönlich gewesen ist. Ich würde mich mit Sicherheit auch nicht als Möllemann-Fan sehen, aber diese etwas lauen Argumente und das durchschimmernde "Jou, der is wech!" sind aus meiner Sicht nicht unbedingt ein Grund, sich so

                      Original geschrieben von max
                      P.S. Ich bin der Meinung, dass es auch ok ist, über Tote schlechtes zu schreiben.
                      auf die Schulter zu klopfen.

                      Aber ich lerne auch immer wieder ganz gerne was dazu.

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                        #26
                        Original geschrieben von Zhardul
                        Nun könnte man sich darüber auslassen dass er schon im Vornherein gewusst hat, dass seine Immunität augehoben wird bzw. ein massiver rechtlicher Einsatz gegen ihn erfolgt, halte ich nun doch für übertrieben (könnte man auch in die Verschwörungstheorie packen). Der zeitliche Ablauf ist dafür viel zu knapp bemessen.
                        Du bist doch Politologe - welches Prozedere ist eigentlich nötig, um einem Abgeordneten die Immunität zu entziehen?
                        Ich müsste selbst en detail nachsehen, aber ich gehe davon aus, dass genügend Leute dran beteiligt sind, dass ich es eher für unwahrscheinlich halte, dass er nichts davon gewusst habe. Denn so ein Verfahren geht sicher nicht von jetzt auf gleich und selbst wenn er vor dem Verfahrensende den Flieger betreten haben sollte, sicher betrat er ihn NACH dem Verfahrensbeginn(!).
                        Republicans hate ducklings!

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                          #27
                          @Agent D:
                          Ich wollte mit meinem P.S. nur darauf hinweisen, dass ich es seltsam finde, dass manche nach ihrem Tod plötzlich nur noch positiv dargestellt werden (wie auch z.B. JFK oder Djindjic). Und anscheinend jeder meint sein Beileid äussern zu müssen. Warum? Natürlich ist es menschlich eine Tragödie. Aber sprechen alle ihr Beileid wegen dem Tod von weniger Prominenten aus? Nein. Also warum solches heucheln? Autoritätshörigkeit?

                          Genau weil es für die einzelnen schrecklich ist, wenn jemand bekannter stirbt, halte ich es für unangebracht bei dem Tod Möllemanns in Jubelfeiern auszubrechen. Aber ich sehe auch keinen Grund um Möllemann zu trauern.

                          Zu den Verfahren wegen der Korruptionsfälle: der zuständige Staatsanwalt hat die Beendigung der Verfahren gegen Möllemann verkündet. Es wird nur noch gegen Mitarbeiter Möllemanns wegen dem Verstoss gegen das Parteiengesetz ermittelt. Wie schon bei Kohl fallen also die eigentlich wichtigen Punkte unter den Tisch.
                          Resistance is fertile
                          Für die AGENDA 3010! 30-Stunden-Woche mit vollem Lohnausgleich und 10 Euro gesetzlichem Mindestlohn!
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                            #28
                            Möllemann hat kurz bevor er den Flieger betrat erfahren, dass gerade das Verfahren zur Aufhebung seiner Immunität läuft... stand so in der Zeitung.
                            Und er hat bestimmt gewusst wie das ausgeht, also, dass sie die Immunität aufheben und er dann dran ist.

                            Aber trotzdem... ich hab für den Mann kein Mitleid. Nicht weil ich was gegen seine Flugblätter und Aussagen Friedmann gegenüber hätte... Aber der Mann hat so einen politischen Quark geredet und wohl bewusst sich in quasi-kriminelle Machenschaften verstrickt. Und dann diesen Ausweg zu wählen und seine Familie soweas anzutun finde ich persönlich einfach nur verachtenswürdig.
                            Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                            Makes perfect sense.

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                              #29
                              Original geschrieben von max
                              @Agent D:
                              Ich wollte mit meinem P.S. nur darauf hinweisen, dass ich es seltsam finde, dass manche nach ihrem Tod plötzlich nur noch positiv dargestellt werden (wie auch z.B. JFK oder Djindjic). Und anscheinend jeder meint sein Beileid äussern zu müssen. Warum? Natürlich ist es menschlich eine Tragödie. Aber sprechen alle ihr Beileid wegen dem Tod von weniger Prominenten aus? Nein. Also warum solches heucheln? Autoritätshörigkeit?

                              Das man über jemanden der gerade gestorben ist, nicht schlecht redet, hat etwas mit Anstand und mit Rücksicht auf die Verbliebenen zu tun.
                              Was den zweiten Punkt betrifft, so gibt es einen schönen Spruch:
                              "Keep your friends close an your enemys closer."
                              Das gerade viele der Spitzenpolitiker ihr bedauern äussern, liegt wohl eherdaran das Möllemann seit 1972 aktiv in der Politik vertreten war und es gibt wohl keinen ersichtlichen Grund für die Abgeordneten Möllemanns Tod zu ignorieren zumal sie alle mit ihm auf die eine oder andere Art zusammengearbeitet haben.
                              Aber irgendwie ist das für mich auch logisch.

                              ICh kann nur sagen Taktgefühl wie ein Hinkelstein.


                              mfg
                              zhardul
                              Leiten im Droehnen der Motoren - Zhardul, so peinlich wie die Moral!

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                                #30
                                Original geschrieben von max
                                Zu den Verfahren wegen der Korruptionsfälle: der zuständige Staatsanwalt hat die Beendigung der Verfahren gegen Möllemann verkündet. Es wird nur noch gegen Mitarbeiter Möllemanns wegen dem Verstoss gegen das Parteiengesetz ermittelt. Wie schon bei Kohl fallen also die eigentlich wichtigen Punkte unter den Tisch.
                                Es ist aber nun einmal so üblich, dass gegen Verstorbene nicht mehr ermittelt wird. Und tot ist er nun einmal.

                                Außerdem wird, so habe ich es gehört, nur die Ermittlung wegen Steuerhinterziehung eingestellt (Münster). Das Korruptions/Partei-Verfahren läuft in Düsseldorf weiter.
                                Zudem kann man das so schnell wohl kaum sagen, ob und welche Aspekte in diesem Verfahren nun eingestellt werden oder nicht.

                                @Zhardul: Naja, Anstand... Natürlich ist ein gewisser Grad an "Anstand" (was ist das eigentlich - "anständig"???) immer wünschenswert, aber das kann wohl kaum bedeuten, dass man in Diskussionsforen Diskussionen einstellt. ... "Rücksicht auf die Hinterbliebenen": Das ist hier ein öffentliches Diskussionsforum und nicht die Beerdigung.

                                Und ich hege übrigens berechtigte Zweifel daran, dass sich die Familie diesen Thread zu Gemüte führt.
                                Republicans hate ducklings!

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