"All das vergiss bitte nie!" / "Remember" - SciFi-Forum

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"All das vergiss bitte nie!" / "Remember"

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    "All das vergiss bitte nie!" / "Remember"

    Hallihallo.

    In einem leichten Anfall von grober Mißachtung des Arbeitsaufwandes, der sich damit verbindet, habe ich mir gedacht, man könne hier einmal passend zum jeweiligen Datum an historische Ereignisse erinnern. Meine geliebten Kollegen im Off haben bereits voller Begeisterung dem Mehraufwand an Arbeit zugestimmt!

    Dieser Thread soll also dem Zweck der kollektiven Erinnerung dienen. Deshalb ist er auch geschlossen, damit hier nur die postings gesammelt werden, so dass man dann schön alle mal nachvollziehen kann.

    Ganz abgesehen davon, dass man dann feststellen kann, welche Ereignisse dann am eigenen Geburtstag so vor sich gingen, ist das ganze auch als Diskussionsanregung gedacht - die Diskussionen finden dann in neuen Threads statt, die ihr, wenn ihr wollt, passend zum Ereignis eröffnen könnt. Die Links werden dann in diesem Thread eingefügt.

    Vielleicht kommt hier noch mal eine schönere Erklärung hin, aber heute habe ich keine Lust, sondern fange dann einfach mal an...

    Diskussion hier

    Da die Beiträge nicht nur von uns Mods, sondern auch von interessierten Usern erstellt werden (und auch sollten! ), noch eine Klarstellung: Für den Beitrag (und evtl. damit verbundene Wertungen o.ä.) ist allein der jeweilige Verfasser verantwortlich (unter dem Beitrag in Klammern angegeben, wenn verschieden zum Poster).
    Zuletzt geändert von Jack Crow; 29.04.2003, 20:33.
    Republicans hate ducklings!

    #2
    16. Oktober 1978

    Der polnische Kardinal Karol Wojtyla, Erzbischof von Krakau, wird zum neuen Papst gewählt. Papst Johannes Paul II. (geb. 1920) ist seit 455 Jahren der erste nicht-italienische Papst.



    Damit sitzt der gute Mann seit nunmehr 24 Jahren an der Spitze der katholischen Kirche und scheidet, wie schon viele Päpste vor ihm die Geister. In Fragen der Kirchenmoral zeigte sich der Papst umso unerbittlicher, je länger er im Amt war, im Kampf gegen den Kommunismus spielte er eine entscheidende Rolle, da er das Gewicht der katholischen Kirche zugunsten der polnischen Befreiungsbewegung Ende der Siebziger Jahre warf. Auch für die Versöhnung mit den orthodoxen Kirchen setzte er sich ein. Seit dem Attentat auf ihn an vollzog der „eilige Vater“ seine Reisen im „Papamobil“.


    Der Papst auf der Alm.

    Die interessanteste Frage ist aber vielleicht: Wie lange macht er es noch? Schwer an Parkinson erkrankt kann man wohl mittlerweile jeden Tag mit seinem Ableben rechnen (und viele Journalisten haben wohl den Nachruf schon fertig, um schnell reagieren zu können).

    Hier kann über den Papst diskutiert und spekuliert werden.

    Und hier noch ein kleiner Netzfund zum "eiligen Vater"
    (Kurze) Biographie von Johannes Paul II.
    Karol Józef Wojtyla, seit seiner Wahl am 16. Oktober 1978 Papst Johannes Paul II., wurde am 18. Mai 1920 in Wadowice, einer Kleinstadt in der Nähe von Krakau, geboren. Als Papst hat er einen Rekord an Seligsprechungen (1.282) und Heiligsprechungen (456) aufgestellt. I. Sein Pontifikat gilt schon zu seinen Lebzeiten als eines der längsten der Kirchengeschichte
    Karol Wojtyla war der jüngere Sohn von Karol Wojtyla und Emilia Kaczorowska. Die Mutter starb 1929, der älterer Bruder Edmund, ein Arzt, 1932, der Vater, ein pensionierter Offizier, im Jahr 1941.
    Karol Wojtyla absolvierte die höhere Schule in Wadowice und begann 1938 seine Studien an der Krakauer Universität und an einer Schauspielschule. Nach dem Einmarsch der Deutschen wurde die Universität 1939 geschlossen, er musste sich als Fabrikarbeiter seinen Lebensunterhalt verdienen. Zugleich gehörte er einer Theatergruppe an.
    Eintritt ins geheime Priesterseminar
    1942 erkannte er seine Berufung zum Priestertum und trat ins Geheimseminar von Krakau ein, das Kardinal Sapieha eingerichtet hatte. Am 1. November 1946 empfing er die Priesterweihe und studierte dann am Angelicum in Rom weiter. Mit einer Arbeit über ”Glaubensprobleme in den Schriften des Heiligen Johannes vom Kreuz” erwarb Wojtyla 1948 das Doktorat und kehrte nach Polen heim. Für eine Überarbeitung seiner Dissertation bekam er auch ein Doktorat der Universität Krakau. Er wirkte in Pfarren sowie als Studentenseelsorger, ehe er seine Studien wieder aufnahm. 1953 erhielt er für seine Arbeit ”Von der Möglichkeit, auf Max Scheler eine christliche Ethik zu begründen” ein weiteres Doktorat. Neben einem Lehrauftrag für Moraltheologie und Sozialethik am Krakauer Seminar und an der Universität von Lublin entfaltete er eine literarische Tätigkeit.
    Weihbischof, Kardinal, Papst
    Papst Pius XII. ernannte Wojtyla am 4. Juli 1958 zum Weihbischof von Krakau, die Weihe erfolgte am 28. September 1958. Während des Konzils, an dem Wojtyla mit großem Eifer teilnahm, wurde er am 13. Jänner 1964 von Papst Paul VI. zum Erzbischof von Krakau ernannt. Am 28. Juni 1967 folgte die Aufnahme in die Reihe der Kardinäle. Am 16. Oktober 1978 wählten ihn die Kardinäle als ersten Nichtitaliener seit 455 Jahren zum Papst. Er nannte sich nach seinem Vorgänger Johannes Paul II. Den neuen Pontifex zeichneten vor allem sein Charisma im Umgang mit den Medien und eine enorme Reisetätigkeit aus. Bis zum März 2002 hatte er 95 Auslandsreisen und 141 Reisen innerhalb von Italien absolviert und als Bischof 301 der 334 Pfarren Roms besucht.
    Zwei Attentate überlebt
    Dass er ein Schussattentat des türkischen Terroristen Ali Agca am 13. Mai 1981 auf dem Petersplatz knapp überlebte, festigte seine Verehrung für Maria, die an einem 13. Mai in Fatima (Portugal) Hirtenkindern erschienen sein soll. Auf einer Dankwallfahrt nach Fatima genau ein Jahr später entging Johannes Paul II. erneut einem Attentäter, diesmal einem Anhänger des mit Rom in Konflikt stehenden Alterzbischofs Marcel Lefèbvre.
    Ein Papst der Rekorde
    Bis zum März 2002 erschienen von Johannes Paul II. 13 Enzykliken, 13 Apostolische Lehrschreiben, elf Apostolische Konstitutionen und 41 Apostolische Briefe. Neben Büchern aus seiner Zeit in Polen (am bekanntesten ”Liebe und Verantwortung”, 1960) liegen von ihm auch persönliche Werke aus jüngerer Zeit vor, zum Beispiel ”Die Schwelle der Hoffnung überschreiten” (1994) und ”Geschenk und Geheimnis: Zum 50. Jahr meiner Priesterweihe” (1997). Der polnische Papst hat einen Rekord an Seligsprechungen (1.282) und Heiligsprechungen (456) aufgestellt. In acht Konsistorien kreierte er 201 Kardinäle. Sein Pontifikat gilt schon zu seinen Lebzeiten als eines der längsten der Kirchengeschichte, und mit Sicherheit hatte kein Papst bisher mit so vielen Menschen Kontakt via Medien, aber auch persönlich bei Audienzen oder Großveranstaltungen in Rom oder an diversen Reisezielen. Allein im Heiligen Jahr 2000 kamen mehr als acht Millionen Pilger nach Rom.


    Quelle: http://religion.orf.at/projekt02/rel...t_bio_kurz.htm
    Zuletzt geändert von endar; 16.10.2002, 21:14.
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      #3
      17. Oktober 1930
      "Deutsche Ansprache" von Thomas Mann

      Beim heutigen erinnerungswerten Ereignis geht es gleich richtig zur Sache...

      Kurzfassung: 17. 10.1930 Rechtsradikale Demonstranten unterbrechen Thomas Manns "Appell an die Vernunft" im Berliner Beethovensaal. Mann warnte in seiner Rede vor der Ausbreitung des Rechtsradikalismus in Deutschland.

      Langfassung für die Interessierten:
      Einen Monat nach der Reichstagswahl vom 14. September 1930, in der die NSDAP 18,6 % der Stimmen erhielt, hielt Thomas Mann als Reaktion auf sowohl die Machtdemonstrationen der Nationalsozialisten im neugewählten Reichstag als auch auf die Zerstörung jüdischer Kaufhäuser durch SA im Berliner Beethovensaal die „Deutsche Ansprache“.
      Mann, der in seinen „Betrachtungen eines Unpolitischen“ in den Jahren des Ersten Weltkrieges (noch einmal) die konservative deutsche Weltsicht zusammengefasst hatte, hatte sich seit der Ermordung des Außenministers Rathenau ab 1922 zu einem überzeugten kritischen Demokraten und Verteidiger der Republik entwickelt. Anläßlich des 50. Geburtstages von Gerhardt Hauptmann hatte Mann die deutsche Jugend bereits am 14. Oktober 1922 aufgefordert, sich der Republik zuzuwenden und sie konstruktiv zu gestalten, anstatt sie zu bekämpfen.
      Am 17. Oktober 1930 wandte er sich erneut an die Öffentlichkeit. Die „krisenhafte Bedrängnis der Allgemeinheit“ ließ ihn „die spielend leidenschaftliche Vertiefung ins Ewig-Menschliche, die man Kunst nennt“ verlassen, um Stellung zu beziehen. Deutschland werde von der Weltwirtschaftskrise bestimmt und es „heißt wohl zuviel (zu) verlangen, wenn man von einem wirtschaftlich kranken Volk ein gesundes politisches Denken fordert.“ Alle seien „hineingezogen in den Wirbel aus Not und leidvoller Erbitterung, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.“ Der Ausgang der Reichstagwahlen könne jedoch nicht allein mit der wirtschaftlichen Lage begründet werden: „Es ist nicht richtig, das Politische als ein reines Produkt des Wirtschaftlichen hinzustellen.“ Das deutsche Volk sei „nicht radikalistisch.“ Der Ausgang der Reichstagswahlen sei Ausdruck des deutschen „Seelenzustandes“. Neben die Unzufriedenheit mit Weltkriegsausgang und dem Versailler Vertrag träten „unbestimmte und ratlose Zweifel“: „Zweifel (...) daran, ob die im westeuropäischen Stil parlamentarische Verfassung, die Deutschland nach dem Zusammenbruch des feudalen Systems als das gewissermaßen historisch Bereitliegende übernahm, seinem Wesen vollständig angemessen ist, ob sie seine politische Sittlichkeit nicht in gewissem Grade und Sinne entstellt und schädigt.“ Dennoch hielt er an der Republik fest, wenn er weiter anmerkte, daß die „Sorgen einer volkspersönlichen, politischen Sittlichkeit (...) um so quälender sind, als im Grunde niemand konkrete Vorschläge zum Richtigeren und Angemesseneren zu machen weiß und vorderhand kein Schluß übrigbleibt, als der, daß, solange es dem Deutschtum nicht gelingt, aus seiner eigensten Natur in politicis etwas Neues und Originales zu erfinden, man genötigt sei, aus dem Historisch-Überlieferten das Persönlichste und damit Beste zu machen.“
      Mann untersuchte die geistigen Grundlagen des Nationalsozialismus. In den „Neo-Nationalismus unserer Tage“ sei viel eingegangen von einer neuen „Seelenlage der Menschheit, die mit der bürgerlichen und ihren Prinzipien: Freiheit, Gerechtigkeit, Bildung, Optimismus, Fortschrittsglaube, nicht mehr zu schaffen haben sollte.“ Dieser „philosophisch als Abkehr vom Vernunftglauben“ charakterisierte Wandel sei ein „Rückschlag“, der „den Lebensbegriff in den Mittelpunkt des Denkens“ stelle und „die allein lebenspendenden Kräfte des Unbewußten, Dynamischen, Dunkelschöpferischen auf den Schild“ hebe. Der „Geist, unter dem man schlechthin das Intellektuelle verstand“, werde „als lebensmörderisch“ verpönt. Der Nationalsozialismus unterscheide sich „(...) durch seinen orgiastisch naturkultischen, radikal humanitätsfeindlichen, rauschhaft dynamischen, unbedingt ausgelassenen Charakter,“ vom „bürgerlichen, durch stark kosmopolitische und humanitäre Einschläge doch ganz anders ausgewogenen Nationalismus des neunzehnten Jahrhunderts“, dessen Grundsätze Mann vertrat. Der Faschismus leugne „Überwindungen und Befreiungen“ der Menschheit, werde aber durch rückschrittliche „Philologen-Ideologie, Germanisten-Romantik und Nordgläubigkeit“ gestärkt, von „geistigen und pseudogeistigen Zuströmen,“ so daß „diese Bewegung mit der Riesenwelle exzentrischer Barbarei und primitiv-massendemokratischer Jahrmarktsroheit über die Welt geht.“
      Deutlich unterstrich Mann den Wert des ‘Menschenanstandes’, den er wie in den ‘Betrachtungen’ noch immer auf eine emotionale Weise definiert und nicht an Grundrechte, wie z.B. Freiheit bindet. Vielmehr scheint die ‘Freiheit’ zu einem Gegensatz der Humanität geworden zu sein:
      „Alles scheint möglich, scheint erlaubt gegen den Menschenanstand, und geht auch die Lehre dahin, daß die Idee der Freiheit zum bourgeoisen Gerümpel geworden sei, als ob eine Idee, die mit allem europäischen Pathos so innig verbunden ist, aus der Europa sich geradezu konstituiert und der es so große Opfer gebracht hat, je wirklich verlorengehen könnte, so erscheint die lehrweise abgeschaffte Freiheit nun wieder in zeitgemäßer Gestalt als Verwilderung, Verhöhnung einer als ausgedient verschrienen humanitären Autorität als Losbändigkeit der Instinkte, Emanzipation der Roheit, Diktatur der Gewalt.“
      Als Belege dienen ihm Ereignisse in Polen, Rußland, Finnland und Italien. Die Menschheit sei „‘frei’ zu ausgelassener Gemeinheit“ geworden.
      Innenpolitisch wolle der militante Nationalismus die Menschen nach seinen Vorstellungen formen und gegen solche vorgehen, die sich dieser „Zurückführung des Deutschen“ widersetzen würden. Mann fragt, ob „eine solche Zurückführung, gesetzt, daß sie wünschenswert sei, auch nur möglich“ sei:
      „Ist das Wunschbild einer primitiven, blutreinen, herzens- und verstandesschlichten, hackenzusammenschlagenden, blauäugig gehorsamen und strammen Biederkeit, diese vollkommene nationale Simplizität, auch nach zehntausend Ausweisungen und Reinigungsexecutionen zu verwirklichen in einem alten, reifen, vielerfahrenen und hochbedürftigen Kulturvolk (...)?“
      Der Nationalismus wolle „das Fanatische mit dem Würdigen vereinigen; aber die Würde eines Volkes wie des unsrigen kann nicht die der Einfalt, kann nur die Würde des Wissens und des Geistes sein, und die weist den Veitstanz des Fanatismus von sich.“
      Wie sollte sich das Bürgertum verhalten? Thomas Mann gibt die Antwort für den Teil, der nicht in der katholischen Kirche geborgen sei. Das Bürgertum solle die Sozialdemokratie stützen. Er kenne die „weltanschauliche Abneigung wohl, die deutsche Bürgerlichkeit gegen den Sozialismus, gegen das, was man ‘marxistische Gedankengänge’ nennt, von Instinkt wegen hegt: Die Vorherrschaft des Klassengedankens vor denen des Staates, des Volkes, der Kultur (...).“ Die Sozialdemokratie habe „damals, als es einen rechten Weg für Deutschland überhaupt nicht gab, wenigstens doch einen gangbaren Weg eingeschlagen.“ Weiter habe sie am „Rhein den Kampf gegen den Separatismus“ geführt und damit das Reich gerettet. Sie habe die Macht akzeptiert, als die Geschichte sie ihr „aufgedrängt“ habe, in einer Zeit, als sonst keiner da gewesen sei, der sie hätte übernehmen können. Auch das positive Werk Stresemanns habe sich eher auf die Sozialdemokratie, als auf dessen eigene Partei gestützt. Stresemann habe eine „friedliche Revision des Versailler Vertrages mit bewußter Zustimmung Frankreichs und ein deutsch-französisches Bündnis als Fundament des friedlichen Aufbaus Europas“ als Vermächtnis hinterlassen. Manns „deutsches Gefühl“ befürwortet eine Verbindung zwischen den beiden Staaten: „Die beste, die wirkliche Sicherheit Frankreichs ist die seelische Gesundheit des deutschen Volkes.“ Der politische Platz des deutschen Bürgertums sei an der Seite der Sozialdemokratie. Die „geistigen Überlieferungen deutscher Bürgerlichkeit“ seien es, die dem Bürgertum seinen Platz im Sinn einer „inneren und äußeren Einheit“ dort zuweisen würden. Nur eine Außenpolitik, die der deutsch-französischen Verständigung diene, garantiere „eine Atmosphäre im Inneren, in der bürgerliche Glücksansprüche wie Freiheit, Geistigkeit, Kultur überhaupt noch Lebensmöglichkeit“ besäßen.
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        #4
        18. Oktober 1989: Erich Honecker wird entmachtet

        Auf der 9. Tagung des Zentralkomitees (ZK) der SED wird Erich Honecker "auf eigenen Wunsch" von allen Ämtern entbunden. Gleichzeitig verliert unter anderem auch Günter Mittag seine Ämter im Politbüro und im Sekretariat des ZK. Egon Krenz wird neuer Generalsekretär der SED. In einer von den Medien übertragenen Rede räumt Krenz ein, daß die SED in den letzten Monaten die reale Lage verkannt habe. Nun sei aber die "Wende eingeleitet", doch der "Sozialismus auf deutschem Boden" stehe nicht zur Disposition

        Ok, soviel zur nüchternen Nachricht, aber lassen wir den Genossen Ex-Generalsekräter mal selber zu Wort kommen:

        Jenohssen, vohr 13 Joaren worde ich rüchlings von imperialisddischen Varräddern zum Rückdridd jezwungen. Doch jetreu meinem Moddo: Vorwärts imma, Rügwärts nimma! werde ich zurügkehren, um die DäDäÄr wida zu errichden. Um das Volk zu überzoigen habe ich mir ärlaubt ein kleine Biographie zu schraiben. Jenohssen, desweiteren kann überhaupt keine Räde davon sein, dass der real existiernde Sozialismus töd sei, höchstens untöd, so wie ich. Jenüg Jehnossen, ich müss zurüg in meine Gruft.

        So wir danken dem Ex-Generalsekräter des ZK der SED, und Ex-Staatsratsvorsitzendem mit einem Ausschnitt aus einem Nachruf von Wolf Biermann:

        BALLADE VON DEN

        VERDORBENEN GREISEN:

        Hey Honney, du gingst aus
        Gesundheitsgruenden

        Ich glaube dir nichts und auch nicht
        dies
        Die schlimmste Krankheit hattest
        du immer:

        Die stalinistische Syphilis

        Ich hab dich verachtet und hab dich
        gefuerchtet
        Und trotzdem bleibt da ein Rest von
        Respekt

        Es haben dich die verfluchten
        Faschisten
        Elf Jahre in Brandenburg eingesteckt

        Wir wollen dich doch nicht
        ins Verderben stuerzen
        du bist schon verdorben
        genug

        Nicht Rache, nein, Rente
        im Wandlitzer Ghetto
        und Friede deinem
        letzten Atemzug

        Vollständig hier nachzulesen: Nachruf

        Diskussionen hier

        edit von endar: Wir wollen dieses hübsche posting noch mit einem Bild schmücken, leider haben wir keines. Daher bitte eben unseren Wer hat den schönsten Erich? beachten.
        Zuletzt geändert von endar; 17.10.2002, 23:44.
        Möp!

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          #5
          19. Oktober 1977: Hanns-Martin Schleyer wird ermordet aufgefunden


          "Wir haben nach 43 Tagen Hanns-Martin Schleyers klägliche und korrupte Existenz beendet. Herr Schmidt, der in seinem Machtkalkül von Anfang an mit Schleyers Tod spekulierte, kann ihn in der Rue Charles Peguy in Mühlhausen in einem grünen Audi 100 mit Bad Homburger Kennzeichen abholen", so verlautbarte am 19.10.1977 das RAF-Kommando "Siegfried Hausner". Damit ging eine Entführung zu Ende, die im sog. "Deutschen Herbst" den Höhepunkt des Kampfes zwischen der linksterroristischen Vereinigung der Roten Armee Fraktion RAF und der dt. Bundesregierung bildete. Nachdem die Terroristen bereits Generalbundesanwalt Buback und den Bankier Jürgen Ponto ermordet hatten, verschleppte das Kommando "Siegfried Hausner", vermutlich bestehend aus den Terroristen Peter-Jürgen Boock, Brigitte Mohnhaupt, Adelheit Schulz, Rolf Clemens und Stefan Wisniewski am 5.9.1977 den damaligen Arbeitgeberpräsidenten Hanns-Martin Schleyer . Sie töteten dabei den Fahrer Schleyers sowie drei Personenschutzbeamte der Polizei.
          Ziel der Aktion war die Freipressung der im Gefängnis Stuttgart-Stammheim einsitzenden RAF-Gefangenen Andreas Baader, Gudrun Ensslin, Jan-Carl Raspe und Irmgard Möller. Die Bundesregierung unter dem SPD-Kanzler Helmut Schmidt lehnte jedoch jede ernsthafte Verhandlung mit den Entführern ab, um den Staat nicht als erpressbar erscheinen zu lassen. Stattdessen wurde auf Zeit gespielt, um durch eine großangelegte Fahndung Schleyer zu befreien.
          Doch trotz eines beispiellosen Aufwandes unter Anwendung moderner Computertechnik ("Rasterfahndung") konnten die Entführer nicht gefunden werden. Zu Hilfe kam ihnen dabei eine Panne im Polizeiapparat: Ein Hinweis, der auf die von den Entführern benutzte Wohnung geführt hätte, wurde im Dickicht der Informationen und Zuständigkeiten schlichtweg verschlampt. Während der Zeit änderten die Terroristen zudem mehrmals ihr Versteck.
          Am 13.10.1977 erhielten die Entführer Hilfe aus dem Ausland: Arabische Terroristen vom "Kommando Kofre Kaddum" entführten die Lufthansa-Maschine "Landshut" und schlossen sich den Forderungen der Schleyer-Entführer an, allerdings nicht ohne zusätzlich noch 15 Millionen Dollar zu verlangen.

          Nach mehrtägigem Irrflug landete das Flugzeug zunächst in Dubai, dann in Aden, wo der Führer der Hijacker, "Martyr Mahmud" den Flugkapitän Jürgen Schumann erschoß. Am 17.10. flog die Maschine weiter ins somalische Mogadischu. Dort erstürmten am 18.10. um 0.05 Uhr Spezialkräfte der Bundesgrenzschutzeinheit GSG 9 die "Landshut", schalteten die Entführer aus und befreiten die Geiseln.
          Um 0.38 verbreitete der Deutschlandfunk über Radio die Nachricht - am morgen um 7.41 wird zunächst Jan-Carl Raspe schwer verletzt in seiner Zelle aufgefunden, er stirbt im Operationssaal. Es folgen Andreas Baader, der einem Kopfschuss erlag, die erhängte Gudrun Enslin und die schwerverletzte Irmgard Möller, die als einzige überlebt. Jahrelang hält sich der Mythos, die RAF-Gefangegen seien entgegen der offiziellen Selbstmordversion umgebracht worden.
          Beide Ereignise, das Scheitern der Flugzeug-Entführung und der Tod der Stammheimer Häftlinge, besiegeln auch das Schicksal Hanns-Martin Schleyers - er wird vermutlich am Nachmittag des 18.10. erschossen, und am 19.10. in Mühlhausen im Elsaß aufgefunden - heute vor 25 Jahren.

          Diskussionen über die Schleyer-Entführung, den "deutschen Herbst" oder die RAF hier

          Weitere Informationen:
          http://www.rafinfo.de (von dort aus gibt es weitere links)

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            #6
            Auf besonderen Wunsch werden heute mal ein paar Daten des 20. Oktober zusammengetragen.



            20.10.1401 In Hamburg wird der Seeräuber Klaus Störtebecker mitsamt 70 seiner Kumpanen enthauptet. Zur Abschreckung werden die Köpfe auf Pfählen ausgestellt. Erst eine Kriegsflotte hatte die Piraten Anfang des Jahres stellen können. Die Legende erzählt, daß der enthauptete Störtebecker noch an einigen seiner Männer vorbeigelaufen ist, und ihnen so die Hinrichtung ersparte.



            20. 10.1910 In Belfast lief die "Olympic" der britischen White-Star-Linie, zu der auch die Titanic gehörte vom Stapel. Das mit 259 m Länge und 45.000 Bruttoregistertonnen größte Schiff der Welt bot 850 Besatzungsmitgliedern Arbeit und 2.500 Passagieren Platz. In der Maschinenleistung und Höchstgeschwindigkeit blieb der Luxus-Liner jedoch hinter der "Lusitania" zurück.


            20. 10.1942 Zur Gewinnung von Speiseöl wurde die deutsche Bevölkerung zum Sammeln von Bucheckern aufgerufen. So unglaublich es klingt, ist es doch ein Zeichen für den heute schwer nachzuvollziehenden innenpolitischen Irrsinn, der sich besonders in den letzten Jahren des Krieges entfaltete.


            20.10.1967 Das ZDF strahlte die erste Folge der neuen Serie "Aktenzeichen XY ungelöst..." aus In der Sendung wurden unaufgeklärte Kriminalfälle präsentiert und die Zuschauer um Mithilfe gebeten. Besonders aufregend dabei war, als Ede noch dabei war, zu ergründen, ob der Moderator Eduard Zimmermann oder die gruseligen kleinen Filmchen hölzener waren.
            Die folgende Website wird dabei besonders ans Herz gelegt



            20.10.2000 Dem designierten Bundestrainer Christoph Daum (geb. 1963) wird aufgrund einer Haarprobenanalyse Drogen-Konsum nachgewiesen. Der DFB erklärt einen Tag später die Vereinbarung, daß Daum Bundestrainer werden soll, für aufgelöst.
            Zuletzt geändert von endar; 21.10.2002, 15:34.
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              #7
              21.Oktober 1909 Erste Landtagswahlen in Sachsen nach dem Pluralwahlrecht

              Eine wesentliche Stütze zur Stabilisierung des Herrschaftssystems des Kaiserreichs war das Wahlrecht. Das Kaiserreich als halbparlamentarische Demokratie konnte stets auf das politische Schwergewicht der Konservativen bauen, selbst wenn jene nicht die Mehrzahl der Stimmen erhielten. So hatte die SPD z.B. am 20. November 1903 bei den Wahlen zum Preußischen Landtag zwar 19 Prozent aller Stimmen erhalten, jedoch aufgrund des Dreiklassenwahlrechts kein einziges Mandat. Anders als bei gleichen Wahlen besaßen die einzelnen Stimmen der Wahlberechtigten, ein Recht, zu dem Frauen keinen Zugang hatten, nicht dasselbe Gewicht. Nach dem preußischen Dreiklassenwahlrecht wählten die Wahlberechtigten zunächst Wahlmänner, die dann die Abgeordneten wählten. Die Bürger wurden in drei Klassen aufgeteilt. Jede Klasse brachte ein Drittel des Steueraufkommens auf. Wer also wenig Steuern zahlte, befand sich mit dem überwiegenden Teil der Bürger in der „dritten Klasse“. Die Stimme der wenigen am höchsten Besteuerten besaßen also das höchste Gewicht.
              Preußen als der größte Teilstaat des Reiches hatte aber nicht als einziger ein stark unterscheidendes Wahlrecht. Am 21. Oktober 1909 erhielten die Sozialdemokraten bei den Landtagswahlen in Sachsen zwar 53,8 Prozent der abgegebenen Stimmen, jedoch nur 25 von 91 Mandaten im Parlament. Das Wahlergebnis basierte auf dem im selben Jahr eingeführten Pluralwahlrecht, welches ähnlich dm Dreiklassenwahlrecht Wähler mit höherem Einkommen deutlich bevorzugte und deren Stimmenabgabe mehrfach wertete.
              Trotz zahlreicher Proteste und Demostrationen konnte ein gleichberechtigtes Wahlrecht nicht durchgesetzt werden. Stattdessen wurde das Wahlrecht in vielen Teilen eingeschränkt. Mit Einführung eines neuen Zensuswahlrechts im Freistaat Lübeck verlor am 7. Juli 1905 ein Großteil der Bürger seine Wahlberechtigung.
              Auch der erste politische Streik in der deutschen Geschichte hatte das Wahlrecht als Anlaß. Am 17. Januar 1906 streikten rund 80.000 Hamburger Arbeiter erfolglos gegen die Einschränkung ihres Wahlrechts. Am 10. Januar 1908 demonstrierten Zehntausende vor dem Abgeordnetenhaus in Berlin für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts in Preußen.
              Die Sozialdemokratie war auch durch den Zuschnitt der Wahlkreise benachteiligt. Bei den Reichstagswahlen erhielten sie am 25. Januar 1907 mehr Stimmen als bei der Wahl 1903, verloren aber aufgrund der Wahlkreisverteilung 38 ihrer vormals 81 Sitze ein. Trotz massiver Bevölkerungszunahme in vielen Gebieten wurden die 1871 eingeführten Wahlkreise nicht neu verteilt.
              Als politisches Problem wurde das Wahlsystem aber erst zu Beginn des ersten Weltkrieges wahrgenommen. Am 21. Oktober 1914 stellte der Reichskanzler Bethmann Hollweg ein Konzept zur Integration der Arbeiterbewegung und Sozialdemokratie ins monarchistische System vor, welches die Sozialdemokratie einen Tag später mit der Forderung nach Einführung von freien Wahlen beantwortete.
              Formen der Anwendung herrschaftsstabilisierender Wahlsysteme gab es nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich. Am 28. November 1905 demonstrieren mehr als 200.000 Menschen in Wien für die Einführung des allgemeinen Wahlrechts. Zuvor gab es bereits machtvolle Kundgebungen in Prag und Budapest.

              In Österreich wurde jedoch am 1. Dezember 1906 nach monatelangen Debatten die Einführung des allgemeinen, gleichen, geheimen und direkten Wahlrechts für Männer beschlossen. Die Zahl der Wahlberechtigten erhöhte sich damit um 75 Prozent. Frauen besaßen weiterhin kein Wahlrecht.
              Die ersten Wahlen zum Reichsrat nach der Einführung des allgemeinen, gleichen und geheimen Wahlrechts für Männer vom 11. Mai 1907 ergaben nach Beendigung der Stichwahlen am 24. Mai entsprechend eine Mehrheit für die Sozialdemokratie.

              Und dann wurde am 21. Oktober 1969 Willy Brandt zum Bundeskanzler der Sozial-Liberalen Regierung gewählt.

              Damit war die CDU das erste Mal seit Gründung der Bundesrepublik nicht mehr in der Regierung vertreten.
              Zuletzt geändert von endar; 21.10.2002, 15:46.
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                #8
                22. Oktober 1918
                Seekriegsleitung befieht Großoffensive der Flotte

                Es ist schon etwas sonderbar, sich auf die Suche der Gründe der Anweisungen vom 22. Oktober 1918 zu begeben, als die Deutsche Hochseeflotte durch die ihre Leitung den Befehl zu einer Großoffensive am 29. Oktober 1918 erhielt. Mit einer letzten Form von Trotzigkeit wollte die Admiralität mit ihren sinnlos erscheinenden Anordnungen einerseits zeigen, dass das Kaiserreich nicht einfach untergehen werde, andererseits letzten kurzsichtigen taktischen Überlegungen Rechnung tragen. Sie bewirkte, was sie verhindern wollte. Ihre Befehle, erlassen in einer Situation der unmittelbaren Friedesnerwartung, trafen auf ein kriegsmüdes Militär.
                Kaum drei Wochen zuvor hatte General Erich von Ludendorff, den Mann, der – von Verfassung, Kaiser und Reichskanzler gänzlich unbeeindruckt - im deutschen Reich die tatsächliche Macht der Händen in der Hand hielt, am 29. September die Panik erfasst und überstürzt die längst überfällige Parlamentarisierung, Verfassungsreform, Wahlrechtsreform sowie die Entlassung des Kanzlers Hertling und sofortige Waffenstillstandverhandlungen fordern lassen. Vielleicht überraschend für das hinter „Stahl“ und „Junkertum“ seit nunmehr seit über dreißig Jahren politisch entmachtete Bürgertum und die ohnehin politisch einflusslose, aber mittlerweile staatstreue Sozialdemokratie sahen sich beide gesellschaftlichen Kräfte am Ziel ihrer Wünsche, wenn auch unter ungünstigen Bedingungen. Das Reich, welches, wie Max Weber 1915 schrieb, vor dem Frieden mehr Angst als vor einer Fortsetzung des Krieges zu haben schien, bewegte sich. Zu nie ernsthaft für möglich gehaltener Kompromißfähigkeit genötigt, begab sich die Heeresleitung in das „Experiment einer parlamentarischen Monarchie“.
                Am 30. September entließ Kaiser Wilhelm II. den Kanzler und kündigte die Bildung einer Regierung, an welcher, für das Kaiserreich bemerkenswert, die im Reichstag die Mehrheit stellenden Parteien beteiligt werden sollten. Am 3. Oktober wurde der liberale Max von Baden zum Reichskanzler ernannt und auf Druck der Obersten Heeresleitung mit der Übergabe eines Waffenstillstandsgesuches beauftragt. Am 4. Oktober 1918 wurden Gesuche, sowohl von österreichischer, als auch von deutscher Seite an den amerikanischen Präsidenten Wilson abgeschickt. Die Antwort ließ auf sich warten. Bis zum 22. Oktober hatte man aus Washington nichts weiter gehört als die Forderung vom 14. Oktober, den U-Boot-Krieg einzustellen.
                Zudem wurde deutlich, dass die unpräzisen und improvisierten „Oktoberreformen“ nicht die erhoffete Befreiung bringen mochten, da es ihnen an Glaubwürdigkeit mangelte und sie in der Bevölkerung keinen Widerhall fanden. Der nicht mit der Reichsleitung abgesprochene Großoffensiven-Vorstoß der Seekriegsleitung vom 22. Oktober 1918 löste eine zunächst nicht monarchiefeindliche Widerstandsstimmung unter den Matrosen aus, die sich, zu einer Revolution geworden, auf das Heer und das Reich ausbreitete und binnen von drei Wochen die Monarchie in Deutschland beseitigte.
                (von endar)

                "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962


                22.Oktober 1962:
                Ansprache Kennedy´s an die Nation

                In einer Fernsehansprache an die Nation informiert US-Präsident John F. Kennedy am 22.10. die Bevölkerung über die bisher streng geheimen Ereignisse, die zu einer der schwersten Krisen im Kalten Krieg geführt haben.
                Rückblick: Am 14.10. führt ein amerikanisches U2-Spionageflugzeug einen Aufklärungsflug über Kuba durch. Die Insel vor der amerikanischen Ostküste wird seit der kommunistischen Revolution von 1959 von Fidel Castro regiert. Verschiedene Versuche der USA diese Herrschaft zu beenden scheiterten. Der spektakulärste Fehlschlag war die von Exilkubanern und CIA durchgeführte Invasion in der "Schweinebucht" am 17.4.1961, die maßgeblich durch die Verweigerung Kennedys von Luftunterstützung der US-Air Force scheiterte. "Der rote Hund im Vorgarten" der USa blieb ein Dorn im Auge des US-Militärs und ein willkommener Verbündeter der Sowjetunion unter Präsident Chruschtschow. Es war bekannt, daß die Russen Waffen an Kuba lieferten, doch die Aufklärungsbilder der U2 brachten eine neue Qualität ans Licht:

                Die Sowjetunion stationierte ballistische Mittelstreckenraketen auf Kuba, welche die meisten Großstädte der USA innerhalb von 5 Minuten ereichen konnten.
                Kennedy richtete einen Krisenstab ein, das sog. EXCOMM, in dem die wichtigsten und erfahrensten Leute saßen, darunter Johns Bruder Bobby Kennedy, Staatssekretär Dean Rusk und Verteidigungsminister McNamara, sowie Vertreter des Militärs. Zunächst wird strengste Geheimhaltung gewahrt: Man will zuerst wissen, wie man reagieren soll. Schließlich bilden sich drei Optionen heraus: Ein Luftschlag gegen die Raketen, ein Luftschlag mit anschließender Invasion oder eine Seeblockade Kubas, um weitere Waffenlieferungen zu verhindern und die Krise diplomatisch lösen zu können. Trotz massiven Widerstands der Militärs entscheidet Kennedy sich für die letzte Variante. Am 18.10. konfrontiert Kennedy bei einem Treffen mit Botschafter Gromyko die Sowjets mit den Anschuldigungen: Diese Leugnen die Raketenstationierung schlicht. Schon am 19.10. kommen Gerüchte über eine Krise auf: Truppenverlegungen (u.a. eine Übung mit dem vielsagenden Namen "ORTSAC") und Erhöhungen der Einsatzbereitschaft machen die Presse mißtrauisch.
                Am 22.10. informiert Kennedy schließlich die Bevölkerung und die Welt über die Vorgänge und die bevorstehende Seeblockade, welche als "Quarantäne" bezeichnet wird. Er kündigt außerdem an: "Jeder Abschuß einer Atomrakete von Kuba gegen irgenein Land der westlichen Hemisphäre wird als Angriff der Sowjetunion auf die USA gewertet, und hat einen vollen Vergeltungsschlag gegen die Sowjetunion zur Folge". Die Sowjets reagieren mit einem Hinweis auf die Freiheit der Meere und kündigen die Mißachtung der Quarantäne an, die es der US Navy erlauben soll, jedes sowjetische Schiff nach Waffen zu durchsuchen. In der Bevölkerung der USA und der westlichen Hemisphäre löst die Nachricht Angst und Panik aus: Die Kirchen sind überfüllt, Hamsterkäufe werden getätigt - Es droht der 3. Weltkrieg...

                Tja, dies war der Auftackt einer "kleinen Reihe" - wies weiterging erfahrt ihr nach der nächsten Maus, äh, morgen an gleicher Stelle!

                Wer ganz ungeduldig ist, kann sich u.a. hier informieren. Empfehlenswert ist, trotz dem Unterhaltungswert gezollter Dramati- und Personalisierungen, der Film "Thirdteen Days"
                diskutiert werden kann das ganze hier
                (von jack)
                Zuletzt geändert von endar; 22.10.2002, 22:59.

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                  #9
                  23. Oktober 4004 v. Chr.:
                  Erschaffung der Welt

                  Dieses Datum setzte der Erzbischof von Armagh und Primas der anglikanischen Kirche in Irland James Ussher (1581 - 1656) 1650 in seinen Annales Veteris et Novi Testamenti fest. Enthalten waren außerdem u.a die Daten der Vertreibung aus dem Paradies (10.11.4004 v.Chr.) oder das Ende der Sintflut (5.5.1491 v.Chr.).
                  Die Annahme, die Welt sei vor ca. 6000 Jahren von Gott in sieben Tagen geschaffen worden, war bis ins 19te Jahrhundert weit verbreitet und wird auch heute noch von sog. Kreationisten v.a. in den USA gelehrt.
                  (von Jack)

                  23. Oktober 1918
                  Antwortnote Wilsons

                  In seiner Antwortnote an die deutsche Regierung erklärte der amerikanische Präsident Wilson seine Bereitschaft, nur einen solchen Waffenstillstand zu vermitteln, der Deutschland außer Stande setze, die Kampfhandlungen wieder aufzunehmen. Außerdem sei die Parlamentarisierung [vgl. den Beitrag vom 22. Oktober in diesem Thread] noch unzulänglich, und die Macht der Militärs sowie des Königs von Preußen seien noch ungebrochen.
                  Wilhelm II. verfügte eine allgemeine Amnestie für politische Gefangene, bei der auch Karl Liebknecht (USPD) begnadigt wird. Der sozialdemokratische Rechtsanwalt, radikale Pazifist und Gründer des Spartakusbundes im Jahr 1916 war im Laufe seiner politischen Karriere mehrfach wegen Majestätsbeleidigung und Landesverrat inhaftiert worden. Als die SPD 1908 trotz des für sie sehr ungünstigen Wahlsystems sieben Mandate im preußischen Landtag erringen konnte, war Liebknecht einer von den Abgeordneten. Die aktuelle Verhaftung war am 1. Mai 1916 bei einer Anti-Kriegskundgebung erfolgt.
                  (von Tante Hildegunde)

                  23. Oktober 1956
                  Revolution in Ungarn

                  Nach dem Zweiten Weltkrieg schuf sich die Sowjeunion relativ bald aus den teilweise befreiten, aber doch besetzen Ländern Osteuropas die außenpolitische seit den Zwanziger Jahren bereits angestrebte Pufferzone. Diese Form des Imperialismus, die mit dem Export des stalinistischen Systems einherging, provozierte in den Ländern Osteuropas mehrere Aufstände. Der erste Aufstand war der Ost-Berliner Aufstand vom 17. Juni 1953, welcher aber nur den Anfang einer Reihe von Unruhen darstellte, die sich in Folge des Todes des sowjetischen Diktators Stalin ergaben. 1956 kam es im polnischen Posen zu Zusammenstößen zwischen Polizei und Fabrikarbeiten, die ungefähr 100 Todesopfer forderten. In Polen kam es jedoch nicht zu einem sowjetischen Eingreifen, da sich die macht bereits mit einer Revolution in Ungarn auseinanderzusetzen hatte. Studentenunruhen hatten auf Arbeiter, den Mittelstand und selbst auf Armee und Polizei ausgestrahlt und zu Demonstrationen geführt, in denen der Abzug der Russen, die Umbesetzung der Regierung und demokratische Reformen gefordert wurden. Schüsse der Geheimpolizei in die Menge führten zu Kämpfen, bis die russischen Truppen Budapest räumen mussten. Unter Irme Nagy wurde eine Volksregierung gebildet, die die Vereinten Nationen vergeblich zu Hilfe rief. Am 4. November 1956 rollten polnische Panzer in die größeren städtischen Zentren und schlugen Widerstand, der sich besonders in der Haupstadt zeigte, nieder. Unter Janos Kádár wurde eine Regierung installiert und Nagy trotz des Geleitschutzes durch die jugoslawische Botschaft hingerichtet.
                  Die ungarische Revolution hatte trotz ihres raschen Scheiterns dennoch positive Auswirken, da sie die Notwendigkeit von Liberalisierungen vor Augen führten, die unter Kádár vorsichtig umgesetzt wurden. 1963 wurden noch Inhaftierte durch eine Amnestie befreit.
                  (von endar)

                  "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962



                  23. Oktober 1962:
                  Die Organisation Amerikanischer Staaten erteilt der Quarantäne ihr Mandat

                  Bei Abwesenheit des kubanischen Vertreters erteilt die Versammlung der Organisation Amerikanischer Staaten OAS auf Antrag der Vereinigten Staaten ein Mandat für die Seeblockade gegen Kuba. Sie verschafft damit, natürlich auf Druck der USA, diesen einen formell legitimien Hintergrund für ihre Aktion. Präsident Chruschtschow bezeichnet die Blockade als Piratenakt.
                  Unterdessen erteilt Kennedy der Air Force die Erlaubnis für weitere Aufklärungsflüge, diesmal jedoch im Tiefflug, um genauere Bilder für einen evtl. Luftangriff zu erhalten. Dies ist aufgrund der starken kubanischen Luftabwehr recht heikel, da der Abschuß einer Maschine nach den Einsatzvorschriften einen unmittelbaren Vergeltungsschlag gegen die betreffende Luftabwehrstation zur Folge hätte. Glücklicherweise kehren jedoch alle Crusader-Flugzeuge zurück.
                  Zum Ende des Tages haben die amerikanischen Schiffe ihre 800 Meilen vor Kuba liegenden Positionen erreicht - die Blockadelinie steht.
                  (von Jack)
                  Republicans hate ducklings!

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                    #10
                    24. Oktober 1918
                    Als Reaktion auf die Forderung des amerikanischen Präsidenten Wilsons nach einer militärischen Kapitulation forderte Hindenburg vom Heer, "Widerstand mit äußersten Kräften" zu leisten. [vgl. auch gestern. ]
                    (von endar)

                    24. Oktober 1945
                    Gründung der United Nations Organsiation (UNO) mit der Unterschreibung der UN-Charta.

                    Die Organisation der Vereinten Nationen ist Nachfolgerin des Völkerbundes und nahm ihre heutige internationale Rechtspersönlichkeit am 26. Juni 1945 mit der Verabschiedung ihrer Charta an. Zuvor hatten die im 2. Weltkrieg gegen die Achsenmächte kämpfenden Alliierten in der Atlantikcharta (mit deren In-Kraft-Treten am 1. Januar 1942 sich bereits 26 Länder unter dem Namen United Nations zusammengeschlossen hatten), der Erklärung der Vereinten Nationen (1942) sowie in den Moskauer und Teheraner Erklärungen (1943) das Programm für die neu zu schaffende internationale Staatenorganisation entworfen. Über die Charta berieten China, Großbritannien, die UdSSR und die USA vom 21. April bis zum 7. Oktober 1944 in Dumbarton Oaks in der Nähe von Washington D.C. Auf der Konferenz von Jalta vom 4. bis 11. Februar 1945 wurde über letzte Feinheiten Einigkeit erzielt, so etwa über das Abstimmungsverfahren im Sicherheitsrat. Die "United Nations Conference On International Organization", die am 25. April 1945 in San Francisco zusammengetreten war, verabschiedete am 26. Juni desselben Jahres die Charta der Vereinten Nationen.

                    Mitglieder

                    Nach der Charta kann jedes "friedliebende" Land, das die sich aus der Charta ergebenden Pflichten anerkennt, Mitglied der UN werden. Die 50 Nationen, die an der Konferenz von San Francisco teilnahmen, und Polen waren die Gründungsmitglieder der UN. Bis 1971 wurde China von einer Abordnung der nationalistischen Regierung von Taiwan vertreten; im Oktober des gleichen Jahres stimmte die Vollversammlung aber dafür, dass die Volksrepublik China an ihre Stelle treten sollte.

                    Neue Mitglieder werden auf Empfehlung des Sicherheitsrates von der Vollversammlung mit einer Zweidrittelmehrheit aufgenommen. Seit 1945 hat sich die Zahl der Mitglieder mehr als verdreifacht, hauptsächlich durch die Aufnahme neuer afrikanischer und asiatischer Länder, die vorher europäische Kolonien gewesen waren. Anfang 1996 hatten die UN 185 Mitgliedsstaaten.

                    Organisation

                    Die Charta schuf sechs Hauptorgane der UN: die Vollversammlung, den Sicherheitsrat, den Wirtschafts- und Sozialrat, den Treuhandschaftsrat, den Internationalen Gerichtshof und das Sekretariat.

                    In der Vollversammlung sind alle Mitgliedsstaaten vertreten. Sie tritt jährlich einmal zusammen. Auf Verlangen der Mehrheit der Mitglieder des Sicherheitsrates werden zudem Sondersitzungen der Vollversammlung anberaumt. Die Vollversammlung besitzt keine exekutive Gewalt; ihre Beschlüsse haben den Charakter bloßer Empfehlungen. Die Charta erlaubt aber der Vollversammlung, zur Umsetzung ihrer Empfehlungen Behörden einzurichten und Programme zu erstellen, von denen das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP), die Welthandelskonferenz (UNCTAD) und das Weltkinderhilfswerk (UNICEF) zu den wichtigsten zählen.

                    Der Sicherheitsrat, der ständig tagt, ist das zentrale Organ der UN zur Sicherung des Friedens. Der Rat hat 15 Mitglieder, von denen fünf – China, Frankreich, Großbritannien, Russland und die Vereinigten Staaten – ständige Sitze zuerkannt wurden. Es wurden immer wieder Vorstöße unternommen, neue ständige Mitglieder aufzunehmen (z. B. Deutschland oder Japan) und alte zu entfernen (z. B. Frankreich oder Großbritannien), um dem sich wandelnden Kräftegleichgewicht in der Welt Rechnung zu tragen; doch bis jetzt blieben tiefer gehende Änderungen aus. Nichtständige Mitglieder sind für zwei Jahre im Amt; jedes Jahr wählt die Vollversammlung fünf neue Mitglieder. Entscheidungen des Rates erfordern neun Stimmen, die übereinstimmenden Voten der ständigen Mitglieder zu wichtigen Fragen mit eingerechnet.

                    Der Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC), der sich jährlich trifft, hat 54 Mitglieder; 18 Mitglieder werden jedes Jahr von der Vollversammlung auf drei Jahre gewählt. Der ECOSOC koordiniert die wirtschaftlichen und sozialen Aktivitäten der UN und ihrer Fachbehörden, wie der Weltgesundheitsorganisation (WHO); der Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO); der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO); und der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO). In der Praxis sind die Aufgaben des ECOSOC begrenzt, weil jede der Fachbehörden für sich organisiert ist und mittels einer eigenen Satzung von einem gewählten Gremium verwaltet wird; die Behörden legen dem ECOSOC jährliche Berichte vor.

                    Der Treuhandschaftsrat war anfangs für die Aufsicht über elf Gebiete verantwortlich, die am Ende des 2. Weltkrieges unter internationale Treuhandschaft gestellt wurden. Nachdem die Palau-Inseln, das letzte verbliebene Treuhandgebiet, 1994 unabhängig wurden, konnte der Treuhandschaftsrat seine Tätigkeit einstellen. Andere Kolonialfragen wurden der Vollversammlung und eigens dafür geschaffenen Tochterorganisationen übergeben.

                    Der Internationale Gerichtshof in Den Haag (Niederlanden) ist die Rechtsorganisation der UN. Der Gerichtshof hört Fälle an, die ihm von UN-Mitgliedern vorgelegt werden; die UN-Mitglieder behalten sich jedoch das Recht vor, zu entscheiden, ob sie den Spruch des Gerichts als bindend ansehen. Dem Gerichtshof gehören 15 Richter an; sie werden von der Vollversammung und dem Sicherheitsrat auf neun Jahre gewählt.

                    Das Sekretariat ist das Verwaltungsorgan der UN und führt die Programme und die Politik der Organisation durch. Ihm steht der Generalsekretär vor, der von der Vollversammlung auf Empfehlung des Sicherheitsrates ernannt wird. Seit der Gründung der UN waren sechs Generalsekretäre im Amt: Trygve Lie (Norwegen), 1946-1953; Dag Hammarskjöld (Schweden), 1953-1961; U Thant (Birma), 1961-1971; Kurt Waldheim (Österreich), 1972-1981; Javier Pérez de Cuéllar (Peru), 1982-1991; und Boutros Boutros-Ghali (Ägypten), seit dem Jahr 1992.
                    Quelle: http://www.krref.krefeld.schulen.net.../r0147t00.htm, ähnlich übernommen auch hier: http://www.hd69.de/news/aufruf/ziv1.htm
                    (gefunden von Cu)

                    „Kleine Reihe“: Die Kuba-Krise 1962

                    24. Oktober 1962:
                    Die „Quarantäne“ über Kuba tritt in Kraft

                    Die Zeichen stehen auf Konfrontation: 18 Sowjetfrachter nähern sich dem „Walnusslinie“ genannten Blockadering. Sie werden begleitet von vier U-Booten der Roten Flotte, die mit Nukleartorpedos bestückt sind. Ihnen entgegen steht eine amerikanische Flottille von 22 Zerstörern, zwei Kreuzern, einem Flugzeugträger und mehren Fregatten, sowie Jagd-U-booten der Navy. Unter den Schiffen befindet sich auch ein Lenkwaffenzerstörer mit taktischen Atomwaffen – ein kleiner Fehler kann einen nuklearen Schlagabtausch auslösen. Zum ersten und einzigen Mal in ihrer Geschichte lösen die US-Streitkräfte DEFCON 2 aus – im fünf-stufigen DEFense CONdition Alarmstufensystem die letzte Stufe vor DEFCON 1, dem Atomkrieg. Ein beträchtlicher Teil der B-52-Atombomberflotte befindet sich nun ständig in der Luft, die ICBM´s (Interkontinentalraketen) stehen aufgetankt und startbereit in den Silos.

                    Doch die befürchtete Konfrontation in der Karibik bleibt aus: Die sowjetischen Frachter stoppen ihre Fahrt und kehren schließlich um, die Kommandanten der Kriegsschiffe behalten die Nerven. Staatssekretär Dean Rusk kommentiert mit den Worten: „Wir standen Auge in Auge, und der andere hat zuerst gezwinkert“. Die erste Runde scheint für die Amerikaner gewonnen, doch mit der Blockade ist das entscheidende Problem, die Raketen auf Kuba, noch nicht gelöst...
                    (von Jack)
                    Zuletzt geändert von endar; 23.10.2002, 23:34.

                    Kommentar


                      #11
                      "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962

                      25. Oktober 1962
                      Duell im Sicherheitsrat



                      Die unmittelbare Konfrontation auf See wurde abgewendet, aber die Bedrohung besteht weiter: Der Aufbau der Atomraketen auf Kuba geht weiter, die SS-4 "Sandal" werden in wenigen Tagen einsatzbereit sein. Um einen Krieg zu verhindern, startet Präsident Kennedy diplomatische Offensiven:
                      Bei der Sitzung des UN-Weltsicherheitsrats soll US-Botschafter Adlai Stevenson Sowjet-Botschafter Zorin vor der Welt direkt mit dem Raketenprogramm konfrontieren. Befürchtungen, Stevenson sei zu "weich" um mit dem ausgebufften Zorin fertig zu werden, erweisen sich als unbegründet: Auf die Weigerung Zorins, auf Fragen zu antworten ("Ich befinde mich nicht in einem amerikanischen Gerichtssaal"), reagiert Stevenson unerbittlich: "Ich bin bereit hier auf meine Antwort zu warten und wenn dabei die Hölle zufriert!". Auch die anderen Mitglieder des Sicherheitsrates wollen Antworten, und schließlich präsentiert Stevenson die unwiderlegbaren Beweise für die sowjetische Raketenstationierung.
                      Auch Präsident Kennedy selbst agiert: In einem direkten Brief an Staats- und Parteichef Chruschtschow schreibt er: "Sie haben offenbar immer noch nicht verstanden, warum wir uns in dieser Lage befinden". Zum ersten Mal überlegt Chruschtschow nun, die Raketen zurückzuziehen: Bei einer Präsidiumssitzung mit den Spitzen des Apparates äußert er: "Die Amerikaner sagen, man muss die Raketeneinrichtungen demontieren. Vielleicht muss man das auch tun...". Er beabsichtigt nun, einen Handel herauszuschlagen: Demontage der Raketen gegen eine Zusage der USA, Kuba zukünftig nicht anzugreifen. Aber er erkennt den waren Ernst der Situation immer noch nicht: Er will Kennedy "Zeit lassen, damit er sich beruhigt". Doch Kennedy steht unter massivem Druck des Militärs, die unbedingt vor gegebener Einsatzbereitschaft der kubanischen Raketen angreifen wollen. Sie rechnen mit einem rel. leichtem Sieg bei einer Invasion, doch was sie nicht wissen: auf Kuba stehen weit mehr sowjetische Soldaten als erwartet, und sie sind mit taktischen Atomwaffen ausgerüstet. Während also Chruschtschow auf Zeit spielt, läuft Kennedy selbige davon...
                      (von Jack)
                      Zuletzt geändert von Jack Crow; 25.10.2002, 22:26.
                      Republicans hate ducklings!

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                        #12
                        26. Oktober 1918
                        Der Kriegsdiktator geht

                        Ludendorff kritisierte gegenüber Wilhelm II. die Regierungspolitik scharf. Auf den Hinweis des Kaisers, diese Politik sei die Folge des Waffenstillstandsersuchens der OHL, verlangte Ludendorff erregt seine Entlassung. Sein Nachfolger wurde Wilhelm Groener, der als „Politikgeneral“ in der Weimarer Republik noch eine Rolle spielen sollte. Nach einem Appell des Kaisers an Hindenburgs Patriotismus blieb Hindenburg im Amt.
                        (von endar)

                        "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962

                        26. Oktober 1962:
                        Ein Deal zeichnet sich ab

                        Ein CIA-Report vom Morgen bestätigt, dass die Sowjets weiter am Aufbau der Raketen arbeiten und beginnen, sie zu tarnen. Kennedy kommt zu der Überzeugung, dass das Embargo allein den Abzug der Raketen nicht erzwingen kann. Als einzige mögliche Alternative zum Militärschlag erscheint ein politischer Deal: Man könnte im Gegenzug zu einem sowjetischen Truppenrückzug die eigenen, veralteten Atomraketen von Typ Jupiter aus der Türkei abziehen. Dies ist sowieso geplant, doch ein offizielles Abkommen in diese Richtung würde die USA erpressbar und unglaubwürdig in der Öffentlichkeit machen.
                        Da eröffnen unerwartete Sondierungen von Seiten der Russen einen friedlichen Lösungsweg: Alexandr Fomin, offiziell Mitarbeiter des sowjetischen Botschafters, in Wahrheit jedoch ranghöchster KGB-Agent in Washington, nimmt Kontakt mit ABC-Newskorrespondent John Scali auf. Er schlägt vor, die Raketen unter UN-Aufsicht abzuziehen gegen eine offizielle Zusicherung Kennedys, Kuba jetzt und in Zukunft nicht anzugreifen. Zunächst bleibt unklar, ob Fomin tatsächlich im Auftrag Chruschtschows handelt, doch man geht auf den Versuch ein – dies erweist sich als richtig. Einige Stunden später trifft ein Brief ein, offenbar von Chruschtschow persönlich an Kennedy, der denselben Vorschlag enthält, jedoch vager formuliert:
                        You and I should not now pull on the ends of the rope in which you have tied a knot of war, because the harder you and I pull, the tighter the knot will become. And a time may come when this knot is tied so tight that the person who tied it is no longer capable of untying it, and then the knot will have to be cut. What that would mean I need not explain to you, because you yourself understand perfectly what dread forces our two countries possess.

                        I propose we, for our part, will declare that our ships bound for Cuba are not carrying any armaments. You will declare that the United States will not invade Cuba with its troops and will not support any other forces which might intend to invade Cuba. Then the necessity of the presence of our military specialists in Cuba will disappear.
                        Endlich scheint ein diplomatischer Ausweg aus der Krise offenzustehen...
                        (von Jack)


                        26. Oktober 1962
                        Beginn der Spiegel-Affäre.

                        Vor dem Hintergrund der Korea-Krise entfaltete sich der bislang größte Skandal in der Bundesrepublik, welche das autoritäre Kanzlerregime Konrad Adenauers in den Grundfesten erschütterte und eine Politisierung schuf, welche in Deutschland die „68er“-Bewegung vorbereitete.
                        Im Auftrag der Bundesanwaltschaft durchsuchte die Polizei am 26. Oktober 1962 die Redaktionsräume des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel". Anlaß für die Untersuchung ist der „Spiegel“-Artikel „Bedingt abwehrbereit“ vom 10. Oktober1962, indem sich der Chefredakteur Conrad Ahlers kritisch mit der Verteidigungskonzeption der massiven Abschreckung auseinandersetzte. In der Folge wurden der Herausgeber Rudolf Augstein und Conrad Ahlers unter dem Verdacht des Landesverrates verhaftet und monatelang inhaftiert.
                        Die Durchsuchung des „Spiegels“ beschäftigte die Öffentlichkeit monatelang. Verantwortlich für die Durchsuchung zeichnete der seit 1956 amtierende Verteidigungsminister Franz Josef Strauß (CSU). Strauß bemühte sich seit längerem um eine Ausrüstung der Bundeswehr mit Atomwaffen. Obwohl die Regierung Kennedy seit 1961 die Strategie der „flexiblen Abschreckung“ favorisierte (d.h. im Kriegsfall den Atomwaffeneinsatz so lang wie möglich herauszuzögern), blieb die „massive Abschreckung“ (d.h. jegliche Kriegshandlung mit Atomwaffeneinsatz zu beantworten) für das Verteidigungsministerium unter dem CSU-Vorsitzenden bindend. Darüber hinaus thematisierte Strauß auch die Möglichkeit eines „vorbeugenden Schlages“ gegen die UdSSR, falls man meinte, Kriegsabsichten deutlich erkennen zu können.
                        Strauß war, seitdem er im März 1961 zum CSU-Vorsitzenden gewählt worden war, häufig vom „Spiegel“ krisitert worden. Zudem thematisierte das Magazin kleinere und größere Affären des Ministers, der z.B. eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen einen Bonner Verkerhspolizisten eingereicht hatte, nachdem dieser dem Minister nicht schnell genug Vorfahrt gewährt hatte. In dem Artikel vom 8. Oktober, der die Durchsuchung ausgelöst hatte, waren Strauß‘ Äußerungen eines „vorbeugenden Schlages“ als friedensgefährend bezeichnet worden, zudem wurde angezweifelt, ob die Bundesrepublik im Kriegsfalle verteidigt werden könne. 18 Tage später wurden der Spiegel und mehrere Privatwohnungen in der Nacht durchsucht und Material beschlagnahmt. Bundes- und Landesminister, die der SPD, bzw. FDP angehörten, waren über diesen Vorgänge nicht informiert worden. Der Journalist Ahlers hielt sich in Spanien auf, wo er verhaftet wurde. Die Verhaftung war pikanterweise erst nach einem Anruf von Strauß persönlich beim Militärattaché der spanischen Botschft erfolgt, da eine Verhaftung durch Interpol aufgrund internationaler Rechtslage gar nicht möglich war. Auch Ahlers Frau wurde verhaftet. In Deutschland ebenso Augstein, wobei es nicht bei diesen Verhaftungen blieb. Die Redaktionsräume des „Spiegels“ blieben wochenlang blockiert. Insgesamt zeichnete sich das Vorgehen des zuständigen Bundesanwaltes durch Unverhältnismäßigkeit aus. Mehrfache Attacken und Anklagen des „Landesverrats“ von Seiten der Politik gegen den kritischen Journalismus des Spiegels, den man nicht verbieten konnte, führten zu einer Solidarisierung mit dem Magazin. Stück für Stück traten die Details und die Verstrickung des Verteidigungsministers an die Öffentlichkeit, welcher die Beteiligung lange, auch im Bundestag, leugnete. Auch Adenauer und dem Innenminister Höcherl konnten Falschaussagen nachgewiesen werden. Am 19. November 1962 traten die 5 Minister der FDP, die nicht informiert worden waren, von ihren Ämtern zurück, um den Rücktritt von Strauß zu erzwingen. Am 20. November 1962 folgte der Rücktritt der Minister der CDU/CSU. Die Untersuchungen der Staatsanwaltschaft blieben ergebnislos, Adenauer kündigte während der Affäre an, sich in absehbarer Zeit von seinem Amt zurückzuziehen. Zwischen CDU/CSU und FDP entstand ein Bruch, der ihr Verhältnis für die nächsten Jahrzehnte prägen sollte. Der Gewinner der Affäre war die Öffentlichkeit.
                        (von endar)
                        Zuletzt geändert von endar; 26.10.2002, 00:32.
                        Republicans hate ducklings!

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                          #13
                          "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962

                          27.Oktober 1962:
                          Auf Messer´s Schneide

                          Hatte es am vorherigen Tag noch gut ausgesehen, eine diplomatische Lösung zu treffen, brachte der 27.10. mehrere bedrohliche Ereignisse, die die Welt näher an den Rand des Krieges brachten als jemals zuvor.
                          Zunächst gerieht ein U-2 Spionageflugzeug, daß "Routinemessungen" über Alaska durchführte, versehentlich in sowjetischen Luftraum - eine Situation, die leicht als Vorbereitung für einen B-52 - Bombenangriff mißverstanden werden konnte. MiG-Abfangjäger starteten, und der U-2-Pilot rief um Hilfe, woraufhin auch mehrere F-102 - Jäger der Amerikaner abhoben - glücklicherweise konnte die U-2 rechtzeitig den sowjetischen Luftraum verlassen. Diese Ereignis, welches absolut vermeidbar und möglicherweise vom kriegslüsternden Militär provoziert worden war quitierte Kennedy mit den indirekt an das Militär gerichteten Worten:
                          "There is always some son of a bitch who doesn't get the word".
                          Die nächste Hiobsbotschaft traf gegen Mittag ein: Über Kuba war bei einem der Aufklärungsflüge eine U-2 von einer SAM-Stellung angegriffen und abgeschossen worden. Der Pilot, Major Rudolf Anderson, wurde damit das erste Todesopfer der Krise. Der Abschuß war weder von der politischen Führung, noch vom Oberbefehlshaber auf Kuba authorisiert worden, sondern wurde von dem lokalen Luftabwehrkommandanten angeordnet. Gemäß ihren Einsatzvorschriften drängten die Militärs nun noch stärker auf einen baldigen Luftangriff, doch Kennedy entschloß sich, noch zu warten. Er wollte sicher gehen, daß es sich um eine gezielte Eskalation des Kreml handelte und und einen weiteren Angriff vor Vergeltungsmaßnahmen abwarten. Aior Force General Maxwell Taylor aktzeptierte dies in dem Glauben, innerhalb der nächsten Tage ohnehin angreifen zu können - der Angriff mit anschließender Invasion für den 30.10. vorgesehen, sollten sich die Russen bis dahin nicht zurückgezogen haben. Dieser Zwischenfall brachte auch Chruschtschow zu der Überzeugung, die Krise schnell lösen zu müssen, da er befürchten musste, die Kontrolle über seine Streitkräfte auf Kuba zu verlieren.
                          Auch der Hoffnungsstreifen, der sich am Vortag durch den Brief Chruschtschows abgezeichnet hatte, verdunkelte sich, als ein weiteres Schreiben eintraf:
                          You are disturbed over Cuba. You say that this disturbs you because it is ninety miles by sea from the coast of the United States of America. But. . . you have placed destructive missile weapons, which you call offensive, in Turkey, literally next to us. . .

                          I therefore make this proposal: We are willing to remove from Cuba the means which you regard as offensive...Your representatives will make a declaration to the effect that the United States...will remove its analogous means from Turkey. . . . And after that, persons entrusted by the United Nations Security Council could inspect on the spot the fulfillment of the pledges made. . . .
                          Der Stil des Schreibens und die erhöhten Forderungen nach dem Abzug der Türkei-Raketen ließen Ex-Comm spekulieren, daß Hardliner die Macht in Moskau übernommen haben könnten - es war unklar wie man darauf reagieren sollte, zumal den Mitgliedern unklar war, wie die Sowjets auf die Raketen in der Türkei kamen.
                          Was sie nicht wußten: In der Nacht hatte Justizminister Robert Kennedy eine geheime Unterredung mit Sowjetbotschafter Dobrinyn geführt, in der auch die Raketen als möglicher Preis für den Rückzug genannt wurden. Doch diese Regelung war als rein informell gedacht gewesen - auf eine offizielle Aufforderung konnten die USA nicht reagieren, ohne "klein bei zu geben" und die NATO zu gefährden. Es wäre der Eindruck entstanden, Washington würde seine Verbündeten verkaufen.
                          Robert Kennedy war es schließlich, der eine Lösung der verfahrenen Situation entwickelte: Er machte den Vorschlag, einfach chruschtschows erstes Schreiben zu aktzeptieren, und das zweite zu ignorieren - ein Versuch, bei dem zumindest klarwerden würde, ob Chruschtschow in Moskau wirklich noch an der Macht war. Für den Notfall wurden auch die erprobten informellen Kanäle nach Moskau wieder bemüht: Robert Kennedy traf sich mit Botschafter Dobrynin, und John Scali von NBC mit Alexandr Fomin. Kennedy informierte Dobrynin über das Vorgehen der USA und stellet außerdem eine stille Entfernung der ohnehin veralteten Jupiter-Raketen aus der Türkei in Aussicht, allerdings scheinbar
                          unzusammenhängend mit den Ereignissen auf Kuba einige Monate, später. Dies würde es erlauben, daß Gesicht zu wahren. Scali machte Fomin derweil Vorwürfe wegen der zweideutigen Haltung chruschtschows und stellte ohne Absprache mit der Regierung die Invasion auf Kuba für den folgenden Tag in Aussicht.
                          Chruschtschow wurde somit unter Druck gesetzt, den amerikanischen Kompromißvorschlag schnell anzunehmen, um einem Angriff zuvorzukommen.
                          Gegen 20:00 übermittelte Kennedy die offizielle Antwort der USA auf die russischen Schreiben:
                          As I read your letter, the key elements of your proposals--which seem generally acceptable as I understand them--are as follows:

                          1. You would agree to remove these weapon systems from Cuba under appropriate United Nations observation and supervision; and undertake, with suitable safe-guards, to halt the further introduction of such weapon systems into Cuba.
                          2. We, on our part, would agree--upon the establishment of adequate arrangements through the United Nations, to ensure the carrying out and continuation of these commitments (a) to remove promptly the quarantine measures now in effect and (b) to give assurances against the invasion of Cuba.
                          Der Zug war damit bei Chruschtschow - am folgenden Tag würde sich die Krise entscheiden. "We had not abandoned hope," sagte Robert Kennedy, "but what hope there was now rested with Khrushchev... It was a hope, not an expectation. The expectation was a military confrontation by Tuesday (October 30) and possibly tomorrow."

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                            #14
                            "Kleine Reihe": Die Kuba-Krise 1962

                            28.Oktober 1962:
                            Das Ende der Krise: Moskau zieht die Raketen zurück

                            Bei einem Treffen früh am Morgen mit seinen Beratern erkennt Chruschtschow endlich den wahren Ernst der Situation. Während der Nacht erhielt er die Nachrichten von Botschafter Dobrynin und Alexandr Fomin - zudem erhält er die Nachricht, Präsident Kennedy plane für 17:00 eine Ansprache an die Nation.
                            Chruschtschow ist überzeugt, das diese der Information über die Invasion dienen wird. In aller Eile verfasst er ein Antwortschreiben, in dem er Kennedys Vorschlag vom Vortag aktzeptiert. Mit Vollgas wird diese in die Hauptstadt gefahren, und über Radio Moskau ausgestrahlt:
                            Esteemed Mr. President:

                            I have received your message of October 27, 1962. I express my satisfaction and gratitude for the sense of proportion and understanding of the responsibility borne by you at present for the preservation of peace throughout the world...

                            In order to complete with greater speed the liquidation of the conflict... the Soviet Government... in addition to previously issued instructions on the cessation of further work at building sites for the weapons, has issued a new order on the dismantling of the weapons which you describe as "offensive," and their crating.
                            Die Nachricht erreicht Amerika beim Frühstück - um 9:00 Uhr morgens ist die Krise endlich beigelegt. Kennedy verfasst ein Antwortschreiben, in dem er die verantwortungsvolle Entscheidung Chruschtschows lobt: "I think that you and I, with our heavy responsibilities for the maintenance of peace, were aware that developments were approaching a point where events could have become unmanageable".
                            Die Nachwehen der Krise beschäftigen die Staatschefs noch eine Weile, so mussten noch Fragen wie der Abzug sowjetischer Bomber von Kuba geklärt, und Fidel Castro, der sich mehr als nur eine Nicht-Invasions-Zusage der USA erhofft hatte, beruhigt werden.
                            Doch die große Bedrohung war vorbei. Die sowjetischen Raketen, und schließlich auch die IL-28 "Beagle"-Bomber wurden zurück in die Sowjetunion verschifft, und am 21.November hob Kennedy die Quarantäne offiziell auf und stufte die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte auf DEFCON 4 zurück.
                            Die Welt war der nuklearen Vernichtung noch einmal entgangen, und die Dramatik der Krise trug dazu bei, daß sich die Beziehungen zwischen den Vereinigten staaten und der Sowjetunion langsam entspannten:
                            "Having come so close to the edge, we must make it our business not to pass this way again."

                            -National Security Advisor, McGeorge Bundy
                            Eine direkte Folge war etwa die Einrichtung des "Heißen Drahtes" zwischen Moskau und Washington, der es den Führern er Supermächte zukünftig erlaubte, direkt miteinander zu sprechen, war doch die Zeitverzögerung der konventionell übertragenen Briefe eines der größten Hindernisse einer Verständigung 1962 gewesen.
                            Neun Monate später leitete das Abkommen über den Stop von athmosphärischen Atomtests die Abrüstungsverhandlungen ein.
                            Sowohl Kennedy, als auch Chruschtschow wurde allerdings die Verhinderung des Krieges nicht gedankt: Kennedy wurde im November 1963 ermordet, und Chruschtschow elf Monate später von Hardlinern abgesetzt.

                            Wer sich noch weiter und umfangreicher informieren will, dem sei diese Seite ans Herz gelegt: 14 Days in Octobre

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                              #15
                              29. Oktober 1956:
                              Beginn des 2. Israelisch-Arabischen Krieges (Suezkrise)

                              Den 1. Israelisch-Arabischen Krieg, den sog. Unabhängigkeitskrieg, hatte der junge Staat Israel überaschend für sich entschieden und damit zunächst seine Existenz gesichert. Das Land sah sich allerdings weiterhin einer feindlichen arabischen Umwelt gegenüber, die keinen Hehl daraus machte, die Niederlage von 1948/49 schnellstmöglich vergelten, und die damalige Zielsetzung, die Juden aus Palästina zu vertreiben, endgültig durchsetzen zu wollen. Im Jahr 1952 kam in Ägypten Gamal Abdul Nasser an die Macht. Im Februar 1956 erging eine Verordnung an die ägyptische Armee: "Jeder Kommandant hat sich und seine Soldaten für die Schlacht mit Israel vorzubereiten mit dem Ziel [...] Israel zu überwältigen und [...] im Kampf zu zerstören." Im Juni verstaatlichte Nasser den bisher von britischen und französischen Truppen kontrollierten Suezkanal. Dies machte die beiden Staaten zu Verbündeten Israels, das sich einer immer stärker werdenden Bedrohung gegenüber sah. Im Oktober konzentrierte Ägypten von der Sowjetunion neu erworbene Waffen im Sinai und ließ seine Soldaten von russischen Ausbildern daran trainieren. Am 25. Oktober schloß Ägypten mit Syrien und Jordanien ein Militärabkommen gegen Israel.
                              Angesichts dieser Bedrohung begann Israel am 29. Oktober mit einem Präventivschlag gegen Ägypten, dem sog. Sinaifeldzug. Dank der Unterstützung Großbritanniens und Frankreichs und dem hohen Ausbildungsstandes und der Moral der Israelischen Armee konnte die Sinai-Aktion in nur fünf Tagen abgeschlossen werden. Israelische Truppen stießen entlang der Küste des Golfes von Eilat auf Tiran vor, zerstörten die dort stationierten Geschütze und machte so die Zufahrt nach Eilat frei. Weitere Truppen kämpften sich mit Unterstützung von Fallschirmjägern an der Mittelmeerküste und durch das Landesinnere bis zum Suezkanal vor. Engländer und Franzosen flogen Luftangriffe auf ägyptische Militäranlagen und griffen Suez am Süd- und Port Said am Nordende des Kanals an. Die beiden Supermächte USA und UdSSR übten jedoch massiven Druck auf die drei Länder aus. Nach der Verabschiedung einer UN Resolution am 6. November, die den Rückzug der Truppen aus Ägypten forderte, zogen im Dezember die britisch/französischen Truppen aus der Kanalzone ab. Sie wurden durch UN-Truppen ersetzt, die die freie Schiffbarkeit des Suezkanals und des Golfes von Eilat garantierten. Aufgrund dieser Garantie zogen sich die israelischen Truppen im März 1957 hinter die Waffenstillstandslinien von 1949 zurück. Die Suezkrise war damit beendet. Die Nachwirkungen dieses Krieges veränderten das Ansehen Israels in der Öffentlichkeit. Die Welt reagierten mit Erstaunen, die Arabischen Staaten mit Entsetzen auf die militärische Leistung des kleinen Landes. Mit der Freigabe der Schiffahrtswege Suezkanal und Eilat, das zu einem großen Hafen ausgebaut wurde, hatte sich Israel mit Afrika und Asien zwei neue Kontinente und Handelspartner erschlossen. Ein ungeheurer wirtschaftlicher Aufschwung setzte ein, u.a. wurde in Dimona wurde ein Atomforschungszentrum errichtet und der gesamte nördliche Negev urbar gemacht.

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