Zitat von LuckyGuy
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Das ganze fällt unter das Stichwort der Dekontextualisierung. Der Zweite Weltkrieg wird hier auf eine angeblich private Ebene gehoben, um bei den Zuhörern eine Emotionalität zu erzeugen. Unterschwellig werden dabei die Verbrechen des Zweiten Weltkriegs geleugnet.
Nun hat jawohl irgendjemand dieses Lied mit Bildern unterlegt. Beides kann man voneinander trennen. Zunächst zum Text, also dem Lied des rechtsradikalen Liedermachers Marco Laszcz:
Der "Opa" steht hier offensichtlich für alle Wehrmachtsangehörigen. Jeder, der dieses Lied hört, ist angesprochen. Die Textzeile "Egal, was man auch erzählt, du warst ein guter Mann" ist vor diesem Hintergrund eine Bagatellisierung bzw. Leugnung der verbrecherischen Aspekte des Zweiten Weltkrieges bzw. der verbrecherischen Kriegsführung der deutschen Wehrmacht: "Was auch immer die Wissenschaft über die Wehrmacht erzählt, sie war anständig und die Wehrmachtausstellung eine einzige Lüge". Das ist die psychologische Botschaft der recht harmlos erscheinenden Textzeile: "Egal, was man auch erzählt, du warst ein guter Mann"
Die Zeile "Die Oma sagt, du warst ein Held und gabst dein Leben für das Land" ist wiederum etwas, was die NS-Politik nachträglich legitimiert. Diese Zeile suggeriert, dass der Weltkrieg nicht etwa für die größenwahnsinnigen Ambitionen Hitlers und seiner Generalität geführt worden sei, sondern (recht schwammig) für "das Land", also zum Zwecke der Verteidigung. Damit wird der Weltkrieg im nachhinein auch gerechtfertigt.
Das ist die Botschaft, die hinter diesen harmlos kitschigen Liederchen steckt.
Zu den Bildern: Die Auswahl der Bilder, die diesen Text begleiten, setzt dem ganzen nun die Krone auf. Sie zeigt sehr deutlich, dass es demjenigen, der das Video eingestellt hat, nicht um seinen "Opa" geht. Das zeigt sich vor allem daran, was man nämlich NICHT sieht:
Hast du dich mal gefragt, wieso da eigentlich kein Hochzeitsbild oder sonst irgendein privates Bild in der Collage auftaucht. Würde es dem Bildereinsteller wirklich um seinen eigenen Opa gehen, würde er an die gefallenen Soldaten als Menschen und Individuen erinnern, so würde man auch Bilder der Privatheit zeigen: seltene Fotos aus dem Alltag, bei der Arbeit, mit den Kindern, Hochzeitsfotos oder Fotos im Sonntagsanzug. Stattdessen werden aber Bilder von marschierenden Männern in NS-Organisationen gezeigt oder beim Werfen von Handgranaten bzw. mit der Flak in der Hand etc.
Das ist allerdings eine völlig absurde Vorstellung. Die Verharmlosung beginnt schon mit der betont harmlosen Erzählweise, von der Oma, die Kaffee und Kuchen hat und weinend das Schicksal ihres Mannes betrauert und dabei offensichtlich irgendwelche Bilder von marschierenden RAD-Angehörigen an der Wand hängen haben soll oder von Sodalten, die Maschinengewehre abfeuern. Diese Oma, die (offensichtlich 50 Jahre nach Ende des Krieges) trauernd um ihren Mann ihre Wand mit derlei Darstellungen vollhängt, möchte ich sehen.
Kurzum: Hinter dieser angeblich unpolischen Erinnerung an den eigenen "Opa" stecken handfeste revisionistische Botschaften, transportiert über den Text und die Auswahl der Bilder. Wenn du das nicht durchschaust, bist du wirklich naiv.
Das Video mag ja Menschen mit einer eher simplen und konservativ ausgeprägten Grundstruktur ansprechen - aber dafür, es als radikal zu bezeichnen, feht mir hier eindeutig der Aufruf zur Gewalt.
Das schließt natürlich nicht aus, dass die Zielgruppe dieses Videos bevorzugt gerne auch andere Produkte des Kulturschaffens konsumiert, die zur Gewalt aufrufen - das kann ich nicht beurteilen.
Ich kann aber sehr wohl beurteilen, dass dieses Video es nicht tut.
Das schließt natürlich nicht aus, dass die Zielgruppe dieses Videos bevorzugt gerne auch andere Produkte des Kulturschaffens konsumiert, die zur Gewalt aufrufen - das kann ich nicht beurteilen.
Ich kann aber sehr wohl beurteilen, dass dieses Video es nicht tut.
Lieder wie dieses sind ja nur die Einstiegskost, die den Hörer langsam über "unpolitisches" an rechtsradikales Gedankengut heranführen soll. Sie soll den Boden bereiten. Antisemtische Lieder, die dann Lampenschirme aus Menschenhaut besingen und die Opfer des Holocaust verhöhnen, kommen dann später, die werden den Käufern dieser Musik in den einschlägigen Läden dann unter dem Tisch angeboten. Was youtube anbetrifft, so findet man diese Lieder dann, wenn man die Links tippt, die rechts neben dem Video stehen.
Ich denke, das erklärt das nun ausreichend.
edit: Es war übrigens, was ich ganz vergessen hatte, auf fast jedem Kleidungsstück ein Hakenkreuz zu sehen - vor wegen, dass man dort keine finden könne. Die Wehrmacht fügte den "Nazivogel" glaub ich 1934 oder 1935 völlig freiwillig in die Uniformen ein.
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