Zitat von blueflash
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Selbstverständlich kann und muss man von dem Verhalten "der" Generalität im NS-System sprechen und ebenso vom Verhalten "der" Generalität nach dem Krieg.
Man spricht auch von "den" Ärzten bzw. der Medizin im Nationalsozialismus, "den" Juristen bzw. "der" Justiz im Nationalsozialismus. (Ebenso wie von "der" Jugend, "den" Studenten etc.) Es gibt in allen Berufsgruppen, die ich benannt habe, gewisse gruppenspezifische Gemeinsamkeiten, die sich in einer gemeinsamen Mentalität ausdrücken und die jeweiligen Berufsstände haben in ihrer Gesamtheit auch ein gewisses Verhalten an den Tag gelegt. Bei der Reichswehr/Wehrmacht ist dieses sogar besonders ausgeprägt, denn hier war der Korpsgeist besonders stark, Man kann hier ohne weiteres von einem "Milieu" sprechen. Das so festzuhalten, ist nicht "politisch" motiviert, sondern eine ganz einfache Notwendigkeit der Geschichtswissenschaft. Anders kann sie, wie eine Reihe weiterer Wissenschaften auch, gar nicht funktionieren.
Gleichzeitig bedeutet ein Urteil über "die" Generalität nicht - und da hast du schon recht - natürlich nicht, dass aus einer Beschreibung z.B. des Verhaltens "der" Juristen im "Dritten Reich" automatisch auf einen speziellen Amtsgerichtsrat schließen könne.
Aber nun mal faktisch: Wimmeln die Generalsbiographien etwa nicht von "guten Ratschlägen", wie Hitler den Krieg hätte gewinnen können? Trugen sie nicht dazu bei, die Wehrmacht reinzuwaschen? Allein der Titel von Mansteins Werk "Verlorene Siege" ist schon Programm. Ich habe das Buch und blättere gerade darin. Ich darf mal aus dem Vorwort ziteren: "Bewußt habe ich darauf verzichtet, poltische Probleme oder nicht mit den militärischen Ereignissen in unmittelbarem Zusammenhange Stehendes zu erörtern."
Was heißt das auf deutsch? Dass die Verbrechen ausgeblendet werden.
Nenne mir eine einzige Generalsbiographie, die a) zugibt, dass sich die Wehrmacht - in welchem Ausmaße auch immer - an den Verbrechen des Nationalsozialismus beteiligt hat und b) dass der Krieg - nicht nur die Kriegsführung - ein Fehler gewesen ist.
Diese Darstellung, nach der nur und einzig Hitler an allem Schuld gewesen sei, wurde dabei ja auch bereitwillig von der Nachkriegsgesellschaft aufgesogen.
Du hältst dich auch einfach an Fakten fest, die dir genehm erscheinen.
Und zweitens: ich benutze wenigstens Fakten und vergleiche nicht Äpfel mit Birnen, ein Beispiel folgt noch... .
Nehmen wir mal die Nachschubsituation als Erklärung für das Scheitern von Barbarossa. Die wäre den eigentlichen Planungen nach völlig egal gewesen, da man Wochen früher starten wollte. Nur Mussolinis Griechenlandabenteuer hat die Notwendigkeit für die Verschiebung ergeben.
Oder Seelöwe: Warum sollten die von dir aufgezählten Schiffe nicht reichen? Norwegen hat man damit auch erobert. Mit Luftüberlegenheit kein Problem. Die Schlacht um england stand ja auch mehrmals auf der Kippe.
Das kannst du doch nicht ernsthaft miteinander vergleichen wollen...
Im Übrigen muss ich dir Zustimmen, dass der Krieg in erster Linie Hitlers wahnsinnige Träume erfüllen sollte. Dann die von Himmler und einigen anderen Typen. Das ist dann auch der Grund für das Scheitern. Sicherlich hätte die Wehrmachtsführung ganz andere Prioritäten gesetzt und somit einen völlig anderen Krieg geführt.
Siehe hierzu auch die OKW/OKH Anweisungen zum Einmarsch in Weissrussland/Ukraine.
Die Behauptung aber, dass ein Sieg nicht möglich gewesen sei, selbst wenn man ihn als erste Priorität verfolgt hätte scheint mir absurd.
Ehrlich gesagt glaube ich, dass dies eine Rechtfertigung für die pauschale Aburteilung des gesamten Systems von Militärs, Konservativen und allgemein "reaktionären" Kräften ist, die gerne von links kommt.
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