Scharping unter "friendly fire"?
Verwunderung über Heyes Reaktion auf einen Zeitschriftenbericht
fy. BERLIN, 17. Juli. Das von der Frankfurter PR-Agentur Hunziger an Verteidigungsminister Scharping (SPD) gezahlte Geld ist nach Angaben des Ministers ein Honorar für seine Lebenserinnerungen. Scharping sagte der "Bild"-Zeitung, dabei habe es sich um ein 1998 gezahltes Lizenzgeld in Höhe von 80000 Mark im Vorgriff auf das Honorar für sein Buch sowie um eine Zahlung von 60000 Mark im Jahr 1999 gehandelt. Er habe das Geld angenommen, da er die Ansprüche darauf vor seiner Zeit als Bundesminister erworben habe. Die Honorare und Lizenz-Gelder habe er unter anderem für wohltätige und politische Zwecke verwendet. Die Bundesregierung hatte zuvor nach den Worten ihres Sprechers Heye darauf gedrungen, daß Scharping "möglichst rasch" zu der Veröffentlichung der illustrierten Zeitschrift "Stern" über seine Verbindungen zu Hunzinger Stellung nimmt.
Die Erklärung Heyes hat in Regierungskreisen stärkere Beachtung gefunden als der Bericht selbst. In ihm wird mitgeteilt, daß Hunzinger für Scharping im Zusammenhang mit dessen Ernennung zum Verteidigungsminister ein sogenanntes "PR-Konzept" erarbeitet habe. Zweck des Papiers sei es gewesen, Scharping in seinen öffentlichen Auftritten behilflich zu sein und ihn "vermittelbarer" zu machen.
Die Zeitschrift erwähnt auch, daß Hunzinger für Scharping bei dem Kölner Bankhaus Oppenheim unmittelbar vor der Bundestagswahl 1998 ein Konto eröffnet habe, auf das Hunzinger 80000 Mark als Vorschuß für Scharpings Lizenz "im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seiner späteren Erinnerungen" eingezahlt habe. Auch heißt es, Scharping und Hunzinger hätten bei einem Herrenausstatter für mehr als 50000 Mark Kleidung eingekauft; das bestritt Scharping: "Definitiv: nein".
Daß der Regierungssprecher den Minister öffentlich zur Stellungnahme drängt, wird in Berliner Regierungskreisen nicht nur als Ausdruck hoher Nervosität bewertet. Daran knüpft sich auch die Mutmaßung, daß ein Ausscheiden Scharpings aus dem Kabinett noch vor der Bundestagswahl in der Spitze der Regierung als wünschenswert bewertet werden könnte. Als möglich erscheint auch, daß der Kanzler ein Interesse daran haben könnte, durch eine Diskussion über Scharping von anderen Problempunkten seiner Regierungstätigkeit abzulenken. In Berlin spricht man deshalb davon, Scharping gerate offenkundig unter "friendly fire".
Hunzinger sagte dieser Zeitung: "Die vom ,Stern' veröffentlichte Sammlung von Papieren gibt es bei mir im Unternehmen nicht. Offenkundig hat sich jemand die Mühe gemacht, über vier Jahre hin Sachverhalte zusammenzutragen. Der Inhalt des Papiers ist denkbar harmlos. Die Aktion aber ist durchsichtig, denn seit Oktober 2000 wird dieses Material auf dem Medienmarkt angeboten. Das geschah bisher vergeblich. Erst jetzt, pünktlich zur Wahl, findet sich ein Medium dafür." Hunzinger fügte hinzu, in dem Papier seien Redewendungen enthalten, "die nicht die meinen sind". Zum Inhalt sagte er, es gibt nichts, was unter moralischen, unter kaufmännischen und unter gesetzlichen Aspekten mit Fragezeichen zu versehen wäre".
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2002, Nr. 164 / Seite 2
Verwunderung über Heyes Reaktion auf einen Zeitschriftenbericht
fy. BERLIN, 17. Juli. Das von der Frankfurter PR-Agentur Hunziger an Verteidigungsminister Scharping (SPD) gezahlte Geld ist nach Angaben des Ministers ein Honorar für seine Lebenserinnerungen. Scharping sagte der "Bild"-Zeitung, dabei habe es sich um ein 1998 gezahltes Lizenzgeld in Höhe von 80000 Mark im Vorgriff auf das Honorar für sein Buch sowie um eine Zahlung von 60000 Mark im Jahr 1999 gehandelt. Er habe das Geld angenommen, da er die Ansprüche darauf vor seiner Zeit als Bundesminister erworben habe. Die Honorare und Lizenz-Gelder habe er unter anderem für wohltätige und politische Zwecke verwendet. Die Bundesregierung hatte zuvor nach den Worten ihres Sprechers Heye darauf gedrungen, daß Scharping "möglichst rasch" zu der Veröffentlichung der illustrierten Zeitschrift "Stern" über seine Verbindungen zu Hunzinger Stellung nimmt.
Die Erklärung Heyes hat in Regierungskreisen stärkere Beachtung gefunden als der Bericht selbst. In ihm wird mitgeteilt, daß Hunzinger für Scharping im Zusammenhang mit dessen Ernennung zum Verteidigungsminister ein sogenanntes "PR-Konzept" erarbeitet habe. Zweck des Papiers sei es gewesen, Scharping in seinen öffentlichen Auftritten behilflich zu sein und ihn "vermittelbarer" zu machen.
Die Zeitschrift erwähnt auch, daß Hunzinger für Scharping bei dem Kölner Bankhaus Oppenheim unmittelbar vor der Bundestagswahl 1998 ein Konto eröffnet habe, auf das Hunzinger 80000 Mark als Vorschuß für Scharpings Lizenz "im Zusammenhang mit der Veröffentlichung seiner späteren Erinnerungen" eingezahlt habe. Auch heißt es, Scharping und Hunzinger hätten bei einem Herrenausstatter für mehr als 50000 Mark Kleidung eingekauft; das bestritt Scharping: "Definitiv: nein".
Daß der Regierungssprecher den Minister öffentlich zur Stellungnahme drängt, wird in Berliner Regierungskreisen nicht nur als Ausdruck hoher Nervosität bewertet. Daran knüpft sich auch die Mutmaßung, daß ein Ausscheiden Scharpings aus dem Kabinett noch vor der Bundestagswahl in der Spitze der Regierung als wünschenswert bewertet werden könnte. Als möglich erscheint auch, daß der Kanzler ein Interesse daran haben könnte, durch eine Diskussion über Scharping von anderen Problempunkten seiner Regierungstätigkeit abzulenken. In Berlin spricht man deshalb davon, Scharping gerate offenkundig unter "friendly fire".
Hunzinger sagte dieser Zeitung: "Die vom ,Stern' veröffentlichte Sammlung von Papieren gibt es bei mir im Unternehmen nicht. Offenkundig hat sich jemand die Mühe gemacht, über vier Jahre hin Sachverhalte zusammenzutragen. Der Inhalt des Papiers ist denkbar harmlos. Die Aktion aber ist durchsichtig, denn seit Oktober 2000 wird dieses Material auf dem Medienmarkt angeboten. Das geschah bisher vergeblich. Erst jetzt, pünktlich zur Wahl, findet sich ein Medium dafür." Hunzinger fügte hinzu, in dem Papier seien Redewendungen enthalten, "die nicht die meinen sind". Zum Inhalt sagte er, es gibt nichts, was unter moralischen, unter kaufmännischen und unter gesetzlichen Aspekten mit Fragezeichen zu versehen wäre".
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.07.2002, Nr. 164 / Seite 2
Kennt jemand den Bericht des Sterns und kann etwas genaueres dazu sagen?
Kommentar