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    Singer-Songwriter

    Der Begriff "Singer-Songwriter" wird aktuell recht inflationär verwendet. Es scheint eine Art Qualitätssiegel zu sein - so ähnlich wie die "ehrliche, handgemachte Musik". Die deutsche Übersetzung ist "Liedermacher", wobei mir da eher so etwas wie Wolff Biermann in den Sinn kommt.
    Das deutschsprachige Wikipedia definiert den Singer-Songwriter wie folgt: "Künstler, der seine eigenen Texte schreibt, vertont und singt, wobei er seinen Gesang in der Regel mit Gitarre, Klavier oder anderen Instrumenten selbst begleitet." Ich bin mir nicht sicher, ob die wirklich zuerst den Text schreiben und dann die Musik – oder umgekehrt. Oder ist es vielleicht ein iterativer Prozess?
    Treffender ist der englische Wikipedia-Beitrag: "Singer-songwriters are musicians who write, compose and perform their own musical material, including lyrics and melodies."
    Worin genau die Trennlinie zwischen Singer-Songwriter und "normalen" Musikern (z.B. Stevie Wonder, Rod Stewart, Phil Collins, Björk) oder Bands verläuft, weiß ich nicht.

    Ich selber höre mir ja Musik nicht wegen der Texte an. Die überhöre ich und nehme den Gesang nur als ein weiteres Musikinstrument wahr. Dementsprechend bewerte ich auch nur die rein musikalischen Aspekte der Musik. Unter diesem Gesichtspunkt sind mir in den letzten Jahren eine Reihe bemerkenswerter Musikerinnen aufgefallen, die sich unter dem Label "Singer-Songwriter" einordnen lassen - aber auch jenseits dieser Kategorie funkeln.

    Joni Mitchell
    Ok, zugegeben ... die ist nicht wirklich neu. Joni Mitchell macht schon seit Ende der 60er Jahre Musik. Sie gehört zu den ganz großen Musikerinnen überhaupt, obwohl sie nach meiner Wahrnehmung keine richtigen Top-Hits hat, die man aus dem Radio kennt. Dazu ist ihre Musik auch viel zu sperrig - spätestens seit sie gegen Mitte der 70er mit Jazz-Musikern zusammengearbeitet hat. Nichtsdestotrotz: Sollte man mindestens mal zur Kenntnis genommen haben.
    Help Me (1974): https://www.youtube.com/watch?v=sasdHZXNagI
    Strange Boy (1976): https://www.youtube.com/watch?v=xtzCbHp3uAU
    Man From Mars (1998): https://www.youtube.com/watch?v=Kw4aH0PGpMQ

    Natalie Merchant
    Habe ich auch erst vor ein paar Monaten entdeckt, obwohl sie (auch ohne richtigen Hit) schon lange eine große Nummer ist. Vom Stil her geht das in Richtung Soul-Musik mit Hammond-Orgeln und coolem Groove. Wirklich etwas ganz besonderes.
    Carnival (1995): https://www.youtube.com/watch?v=VQ_Wqtnlv4U
    Kind & Generous (1998): https://www.youtube.com/watch?v=L-tt-3hhs5s

    Agnes Obel
    Sollte man auch mal gehört haben. Sehr eingängige aber auch gewagte Musik, weil die Arrangements meist nur aus Gesang, Klavier und einigen wenigen Streichinstrumenten besteht, d.h. keine Drums oder Gitarren. Das Konzept zieht sie schon seit drei Alben durch.
    Riverside (2010): https://www.youtube.com/watch?v=vjncyiuwwXQ
    Fuel To Fire (2013): https://www.youtube.com/watch?v=hqZGvkF00DI

    Anna Ternheim
    Fetzt auch.
    Black Sunday Afternoon (2008): https://www.youtube.com/watch?v=A-V-L5tTXjU
    Solitary Move (2011): https://www.youtube.com/watch?v=OILpJ9UmKww

    Sophie Zelmani
    Ebenfalls hörenswert.
    Got To Stop (1998): https://www.youtube.com/watch?v=We_9e5uDljU
    Fire (1999): https://www.youtube.com/watch?v=KUjP18WQXnY

    Beth Orton
    Die Frau hat's drauf.
    She Cries Your Name (1996): https://www.youtube.com/watch?v=rFZc4ax4tJs
    weils so schön war nochmal als Live-Version: https://www.youtube.com/watch?v=5TnH52SkOdo
    Moon (2016): https://www.youtube.com/watch?v=SjlHOpAzjxM

    Feist
    Am besten finde ich ihr Album "Metals" aus 2011.
    My Moon My Man (2007): https://www.youtube.com/watch?v=ltYq-jalYm0
    Undiscovered First (2011): https://www.youtube.com/watch?v=M35M2iNCB1c

    Laura Mvula
    Zum Schluss noch etwas ganz anderes: eine afro-amerikanische bzw. -britische Singer-Songwriterin. Gemessen am (jungen) Alter der Frau eine ausgesprochen reife Musik mit besonderer Klangästhetik. Da kann man sich noch auf einiges gefasst machen.
    Sing To The Moon (2013): https://www.youtube.com/watch?v=g6B-bGGMaF0
    Green Garden (2013): https://www.youtube.com/watch?v=G-7QK9mZ-w8
    Angehängte Dateien
    Mein Profil bei Last-FM:
    http://www.last.fm/user/LARG0/

    #2
    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Der Begriff "Singer-Songwriter" wird aktuell recht inflationär verwendet. Es scheint eine Art Qualitätssiegel zu sein - so ähnlich wie die "ehrliche, handgemachte Musik". Die deutsche Übersetzung ist "Liedermacher", wobei mir da eher so etwas wie Wolff Biermann in den Sinn kommt.
    Die Bezeichnung Liedermacher trifft es irgendwie schon. Grundsätzlich geht es darum, daß hier Komponist und Texter eine Person sind. Bei Künstlern wie etwa Reinhard Mey, der seine Lieder meist selbst mit der Gitarre begleitet, ist das noch am ehesten nach zu vollziehen. Die Grenzen sind allerdings fließend, sobald z.B. eine Band ins Spiel kommt. Auch wenn diese zeitweise eine feste Besetzung hat, kann es trotzdem sein, daß der Künstler als Singer-Songwriter wahrgenommen wird. Auch wenn einzelne Bandmusiker an der Komposition beteiligt sind. Wie etwa bei Herbert Grönemeyer. Ich persönlich empfinde die Bezeichnung auch eher als "Label" (oder wie Du es nennst: Qualitätsiegel).

    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Das deutschsprachige Wikipedia definiert den Singer-Songwriter wie folgt: "Künstler, der seine eigenen Texte schreibt, vertont und singt, wobei er seinen Gesang in der Regel mit Gitarre, Klavier oder anderen Instrumenten selbst begleitet." Ich bin mir nicht sicher, ob die wirklich zuerst den Text schreiben und dann die Musik – oder umgekehrt. Oder ist es vielleicht ein iterativer Prozess?
    Treffender ist der englische Wikipedia-Beitrag: "Singer-songwriters are musicians who write, compose and perform their own musical material, including lyrics and melodies."
    Worin genau die Trennlinie zwischen Singer-Songwriter und "normalen" Musikern (z.B. Stevie Wonder, Rod Stewart, Phil Collins, Björk) oder Bands verläuft, weiß ich nicht.
    Ich als Amateurmusiker, der selber komponiert und textet befolge da keine festen Regeln. Der Weg zum fertigen Song ist niemals gleich. Mal ist zuerst ein Text da, mal nur eine Melodie oder ein Riff. Schon die Anschaffung eines neuen Instruments oder Geräts beinflußt den kreativen Prozeß. Wie andere Musiker arbeiten erfährt man auch nicht sehr oft und es gibt da manchmal auch regelrechte Legendenbildungen, die der Fantasie der Fans entspringen. Wie etwa gesehen in einer Folge "Anke hat Zeit", in der Herbert Grönemeyer zu Gast war. Er plauderte dort auch etwas über seine Arbeitsweise. U.a. gab er zu, daß bei vielen seiner Hits zuerst die fertige Musik existierte (mit so einer "lalala" Gesangsspur drauf, die er hier Bananentexte nennt). Die endgültigen Texte hat er sich dann erst viel später einfallen lassen. Anke Engelkes enttäuschte Reaktion mag stellvertretend für einige Fans stehen, die immer dachten, daß sei alles gleichzeitig (quasi aus einem Guß) entstanden.

    Videi: Anke hat Zeit ab 26:10min


    Zitat von Largo Beitrag anzeigen
    Ich selber höre mir ja Musik nicht wegen der Texte an. Die überhöre ich und nehme den Gesang nur als ein weiteres Musikinstrument wahr. Dementsprechend bewerte ich auch nur die rein musikalischen Aspekte der Musik. Unter diesem Gesichtspunkt sind mir in den letzten Jahren eine Reihe bemerkenswerter Musikerinnen aufgefallen, die sich unter dem Label "Singer-Songwriter" einordnen lassen - aber auch jenseits dieser Kategorie funkeln.
    Die Wahrnehmung ist eigentlich immer Sache des Hörers. Wie wichtig dem Künstler die transportierten Inhalte sind kann man ja meist leicht an den Texten selbst erkennen. Ich selbst möchte mich nicht als Singer-Songwriter bezeichnen. Auch wenn ich durchaus oft die kreative Arbeit eines solchen mache, sehe ich mich lieber als Teil einer Band oder eines Projekts.
    Zuletzt geändert von Galactus; 11.06.2017, 00:53.
    "Ganz egal wo Ihr hingeht - da seid Ihr dann." (Buckaroo Banzai)

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      #3
      Zitat von Galactus Beitrag anzeigen
      Wie andere Musiker arbeiten erfährt man auch nicht sehr oft und es gibt da manchmal auch regelrechte Legendenbildungen, die der Fantasie der Fans entspringen. Wie etwa gesehen in einer Folge "Anke hat Zeit", in der Herbert Grönemeyer zu Gast war. Er plauderte dort auch etwas über seine Arbeitsweise. U.a. gab er zu, daß bei vielen seiner Hits zuerst die fertige Musik existierte (mit so einer "lalala" Gesangsspur drauf, die er hier Bananentexte nennt). Die endgültigen Texte hat er sich dann erst viel später einfallen lassen. Anke Engelkes enttäuschte Reaktion mag stellvertretend für einige Fans stehen, die immer dachten, daß sei alles gleichzeitig (quasi aus einem Guß) entstanden.
      Danke für den Link. Gut, das aus dem Mund eines Musikers zu hören. Das, was Herbert Grönemeyer beschreibt, ist für mich eigentlich die naheliegendste Arbeitsweise. Man sitzt vor dem Klavier und überlegt sich ein paar aufeinanderfolgende Akkorde, entwickelt dazu Patterns und Melodien. Die verschiedenen Teile eines Stücks Intro, Thema, Variation, Strophe, Refrain, Interlude, Solo usw. werden miteinander verzahnt. Und man macht sich Gedanken, über Artikulation, Phrasierung und Sound. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ein Musiker, der Musik liebt, als allererstes den Text schreibt. Viele Musiker verwenden gar keine Texte in ihrer Musik. Die tun sich schon schwer, ihren Stücken Namen zu geben.
      Herbert Grönemeyer beschreibt das Texten als eine Art notwendiges Übel. Notwendig deshalb, weil viele Hörer Musik ohne Texte nicht akzeptieren. Das ist insofern etwas schräg, weil der Text der Bestandteil von Musik ist, der am wenigsten mit der Musik zu tun hat.

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        #4
        Zitat von Largo Beitrag anzeigen

        Danke für den Link. Gut, das aus dem Mund eines Musikers zu hören. Das, was Herbert Grönemeyer beschreibt, ist für mich eigentlich die naheliegendste Arbeitsweise. Man sitzt vor dem Klavier und überlegt sich ein paar aufeinanderfolgende Akkorde, entwickelt dazu Patterns und Melodien. Die verschiedenen Teile eines Stücks Intro, Thema, Variation, Strophe, Refrain, Interlude, Solo usw. werden miteinander verzahnt. Und man macht sich Gedanken, über Artikulation, Phrasierung und Sound. Es fällt mir schwer, mir vorzustellen, dass ein Musiker, der Musik liebt, als allererstes den Text schreibt. Viele Musiker verwenden gar keine Texte in ihrer Musik. Die tun sich schon schwer, ihren Stücken Namen zu geben.
        Herbert Grönemeyer beschreibt das Texten als eine Art notwendiges Übel. Notwendig deshalb, weil viele Hörer Musik ohne Texte nicht akzeptieren. Das ist insofern etwas schräg, weil der Text der Bestandteil von Musik ist, der am wenigsten mit der Musik zu tun hat.
        Stimmt schon. Zuerst Musik dann Text ist auch bei mir die häufigste Herangehensweise. Daß der Text am wenigsten mit der Musik zu tun hat, darf man einigen Schreibern nicht sagen ( Ich bin da aber nicht so empfindlich. ). Es gibt sogar unter Musikern diese Meinung.
        Ich selbst meine sogar, daß Texte austauschbar sind. Sie sollten jedoch so geschrieben sein, daß sie sich rhythmisch gut singen lassen. Das ist nicht immer so einfach was Satzbau und Silbentrennung betrifft.

        Hier ist mal ein Beispiel (von mir) wo der Text für die schon fertige Musik geschrieben werden mußte. Ich mußte ihn mehrfach umschreiben bis er endlich rhythmisch paßte. Einzelne Wörter und sogar ein ganzer Satz mußten ausgetauscht werden ohne daß der Inhalt verloren ging. Erschwerend kam noch hinzu, daß der Track eine komplizierte Struktur hat.

        The CFC - That`s Rock`N´Roll
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          #5
          Der Link ist zwar schon älter, und was aus ihm wurde, weiß ich auch nicht.
          Es mag ein One-Hit-Wonder gewesen sein; geschrieben aus dem Gefühl von jugendlicher unerfüllter Liebe, Verunsicherung, Schwärmerei... ich finds nach 5 Jahren immer noch ein geniales(!) Lied, bei dem in meinen Ohren wirklich alles passt.

           

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            #6
            Hier ein kleines Update von mir mir. Ich bin in den letzten Monaten noch auf einige weitere von A+++-Musikerinnen aus dem Singer-Songwriter-Spektrum gestoßen. Am besten einfach reinhören. Es könnte sich unter Umständen lohnen.

            Rhiannon Giddens - At The Purchaser's Option


            Julia Holter – Vasquez


            Sarah Jaroz – Run Away


            Karen Elson – Wonderblind


            Angel Olsen - Not Gonna Kill You


            Laura Marling - Howl


            Lucinda Williams - The Ghosts of Highway 20
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              #7
              Hier noch ein kleiner Nachschlag. Habe in den letzten Monaten weitere zum Teil weniger bekannte, aber dafür erstklassige Vertreter aus dem Singer-Songwriter-Spektrum entdeckt. Reinhören könnte sich evtl. lohnen.


              Alela Diane - Emigré


              Cara Dillon - The Hill Of Thieves


              Laura Gibson -– Skin, Warming Skin


              Regina Spektor - Dance Anthem of the 80's


              Sophie Hunger –- Supermoon


              Imogen Heap - Canvas


              Aoife O'Donovan - Magic Hour


              Sara Watkins –- Say So


              Cat Power - You Get


              Anja Garbarek - Lazy Predator
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              Zuletzt geändert von Largo; 28.12.2018, 19:19.
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