@ Cpt Geneva
Ersteinmal verstehe ich natürlich, dass es sehr schwierig ist, zu akzeptieren, dass die eigenen Vorlieben und Handlungen das Resultat von Sozialisationsprozessen oder sozialen Zwängen sein sollen. Denn solche Aussagen stehen ja in krassem Gegensatz zu dem Umstand, dass wir uns selbst (gern) als autonom denkende und handelnde Individuen verstehen (möchten).
Nichtsdestotrotz ist die soziale Welt aber nicht völlig beliebig und individuell, sondern basiert auf bestimmten Regelmäßigkeiten und Gesetzen – auch wenn uns das manchmal großes Unbehagen bereiten mag. Das betrifft nicht nur den Umgang mit Musik sondern z.B. auch kriminelles Verhalten oder Partnerwahl.
Es war ja auch nirgendwo die Rede davon, dass Kinder den Musikgeschmack ihrer Eltern 1:1 übernehmen. Nur, weil sich Deine Eltern vielleicht Roy Black oder Black Sabbath anhören, musst Du ja später nicht genau das gleiche anhören. Nein, gemeint ist eher, dass der allgemeine Umgang mit Musik der Eltern auch den der Kinder beeinflusst. Wenn sich Deine Eltern z.B. regelmäßig eine Schallplatte von Stockhausen auflegen und dieser Musik andächtig lauschen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du später eher zu den Leuten gehörst, die sich auf komplexe Musik einlassen. Hören Deine Eltern Musik nur nebenbei (Radio), dann wird das wahrscheinlich eher nicht der Fall sein.
Ein Paradebeispiel dafür, wie der Umgang mit Musik von Generation zu Generation weitergegeben wird, sind sicherlich Künstlerfamilien. Es ist z.B. einfach kein Zufall, dass die Eltern des Pianisten Esbkörn Svensson (R.I.P.) selbst musikbegeisterte Menschen waren – oder der Vater von Roger Cicero ein erstklassiger Pianist.
Das mag auch vorkommen, aber in der Realität ist häufiger das Gegenteil der Fall: der Freundeskreis übt einen großen Zwang auf den Musikkonsum aus. Wenn sich ein Heavy-Metal-Fan z.B. entscheidet, Hip-Hop oder elektronische Musik zu hören, wird er ein Problem mit seinen Freunden bekommen. Der soziale Zwang wird aber typischerweise so groß sein, dass er erst gar nicht auf den Gedanken kommt, sich etwas anderes als Heavy-Metal anzutun.
Er ist nicht individuell. Sonst würde sich jeder LKW-Fahrer etwas anderes anhören und sonst würde bei den Bayreuther-Festspielen oder Wacken die selbe Art von Mensch rumsitzen wie im Musikantenstadl.
Jo, exakt. Das ist die Kernbotschaft der Studie: Musikgeschmack ist nicht individuell.
Sicher habe ich das ganze Problem etwas überspitzt dargestellt. Selbstverständlich hat auch das Individuum Spielräume, was die Auswahl von Musik angeht. Nicht alles ist fremdbestimmt. Nichtsdestotrotz deutet aber vieles darauf hin, dass der Musikgeschmack in sehr großem Umfang durch externe Faktoren bestimmt wird. Wie sonst könnte man denn z.B. sonst erklären, dass heutzutage Hip-Hop und Rap in den Charts dominieren und vor 10 Jahren elektronische Musik? Müssten denn nicht zu jeder Zeit alle verschiedenen Musikstile zu gleichen Teilen in den Charts zu finden sein?
Ersteinmal verstehe ich natürlich, dass es sehr schwierig ist, zu akzeptieren, dass die eigenen Vorlieben und Handlungen das Resultat von Sozialisationsprozessen oder sozialen Zwängen sein sollen. Denn solche Aussagen stehen ja in krassem Gegensatz zu dem Umstand, dass wir uns selbst (gern) als autonom denkende und handelnde Individuen verstehen (möchten).
Nichtsdestotrotz ist die soziale Welt aber nicht völlig beliebig und individuell, sondern basiert auf bestimmten Regelmäßigkeiten und Gesetzen – auch wenn uns das manchmal großes Unbehagen bereiten mag. Das betrifft nicht nur den Umgang mit Musik sondern z.B. auch kriminelles Verhalten oder Partnerwahl.
Zitat von Captain Geneva
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Ein Paradebeispiel dafür, wie der Umgang mit Musik von Generation zu Generation weitergegeben wird, sind sicherlich Künstlerfamilien. Es ist z.B. einfach kein Zufall, dass die Eltern des Pianisten Esbkörn Svensson (R.I.P.) selbst musikbegeisterte Menschen waren – oder der Vater von Roger Cicero ein erstklassiger Pianist.
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