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Woher kommt der Musikgeschmack?

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    #31
    @ Cpt Geneva

    Ersteinmal verstehe ich natürlich, dass es sehr schwierig ist, zu akzeptieren, dass die eigenen Vorlieben und Handlungen das Resultat von Sozialisationsprozessen oder sozialen Zwängen sein sollen. Denn solche Aussagen stehen ja in krassem Gegensatz zu dem Umstand, dass wir uns selbst (gern) als autonom denkende und handelnde Individuen verstehen (möchten).
    Nichtsdestotrotz ist die soziale Welt aber nicht völlig beliebig und individuell, sondern basiert auf bestimmten Regelmäßigkeiten und Gesetzen – auch wenn uns das manchmal großes Unbehagen bereiten mag. Das betrifft nicht nur den Umgang mit Musik sondern z.B. auch kriminelles Verhalten oder Partnerwahl.

    Zitat von Captain Geneva Beitrag anzeigen
    Der Musikgeschmack lässt sich zu 90@Prozent nicht durch deine Faktoren bestimmen, denn z.B. würde ich die Musik meiner Eltern um keinen Preis anhören.
    Es war ja auch nirgendwo die Rede davon, dass Kinder den Musikgeschmack ihrer Eltern 1:1 übernehmen. Nur, weil sich Deine Eltern vielleicht Roy Black oder Black Sabbath anhören, musst Du ja später nicht genau das gleiche anhören. Nein, gemeint ist eher, dass der allgemeine Umgang mit Musik der Eltern auch den der Kinder beeinflusst. Wenn sich Deine Eltern z.B. regelmäßig eine Schallplatte von Stockhausen auflegen und dieser Musik andächtig lauschen, dann ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du später eher zu den Leuten gehörst, die sich auf komplexe Musik einlassen. Hören Deine Eltern Musik nur nebenbei (Radio), dann wird das wahrscheinlich eher nicht der Fall sein.
    Ein Paradebeispiel dafür, wie der Umgang mit Musik von Generation zu Generation weitergegeben wird, sind sicherlich Künstlerfamilien. Es ist z.B. einfach kein Zufall, dass die Eltern des Pianisten Esbkörn Svensson (R.I.P.) selbst musikbegeisterte Menschen waren – oder der Vater von Roger Cicero ein erstklassiger Pianist.

    Zitat von Captain Geneva Beitrag anzeigen
    Und das mit den Freunden: Aus der Musik ergeben sich die Freunde. Ich hab z.b: durch Musik sehr gute Kumpels kennengelernt, die den gleichen Geschmack haben wie ich. Und manche Freundschaften sind nur durch die Musik entstanden, z. B. in der Schule, hat einer Hip Hop gehört, ich bin zu ihm gegangen und hab ihn danach gefragt und so hats sich ergeben.
    Das mag auch vorkommen, aber in der Realität ist häufiger das Gegenteil der Fall: der Freundeskreis übt einen großen Zwang auf den Musikkonsum aus. Wenn sich ein Heavy-Metal-Fan z.B. entscheidet, Hip-Hop oder elektronische Musik zu hören, wird er ein Problem mit seinen Freunden bekommen. Der soziale Zwang wird aber typischerweise so groß sein, dass er erst gar nicht auf den Gedanken kommt, sich etwas anderes als Heavy-Metal anzutun.

    Zitat von Captain Geneva Beitrag anzeigen
    Und Musikgeschmack ist etwas individuelles.
    Er ist nicht individuell. Sonst würde sich jeder LKW-Fahrer etwas anderes anhören und sonst würde bei den Bayreuther-Festspielen oder Wacken die selbe Art von Mensch rumsitzen wie im Musikantenstadl.

    Zitat von Captain Geneva Beitrag anzeigen
    Und das mit dem Test am anfang des Themas: Das ist nur menschlich. Ich werd mir doch nicht alles noch mal anhören, wenn die Vorgänger bereits das beste herausgesucht haben, oder? Würd ich auch so machen....
    Jo, exakt. Das ist die Kernbotschaft der Studie: Musikgeschmack ist nicht individuell.

    Zitat von maestro Beitrag anzeigen
    Für mich ist der Musikgeschmack schon individuell. Die Faktoren, die aufgezählt hast, beschränken zwar die Musikauswahl aber letztendlich entscheidet das Individuum doch selbst, welche Musik es auswählt und wieviel Zeit es mit Musikhören verbringt.
    Sicher habe ich das ganze Problem etwas überspitzt dargestellt. Selbstverständlich hat auch das Individuum Spielräume, was die Auswahl von Musik angeht. Nicht alles ist fremdbestimmt. Nichtsdestotrotz deutet aber vieles darauf hin, dass der Musikgeschmack in sehr großem Umfang durch externe Faktoren bestimmt wird. Wie sonst könnte man denn z.B. sonst erklären, dass heutzutage Hip-Hop und Rap in den Charts dominieren und vor 10 Jahren elektronische Musik? Müssten denn nicht zu jeder Zeit alle verschiedenen Musikstile zu gleichen Teilen in den Charts zu finden sein?
    Mein Profil bei Last-FM:
    http://www.last.fm/user/LARG0/

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      #32
      Ersteinmal verstehe ich natürlich, dass es sehr schwierig ist, zu akzeptieren, dass die eigenen Vorlieben und Handlungen das Resultat von Sozialisationsprozessen oder sozialen Zwängen sein sollen. Denn solche Aussagen stehen ja in krassem Gegensatz zu dem Umstand, dass wir uns selbst (gern) als autonom denkende und handelnde Individuen verstehen (möchten).
      Das soziale Umfeld ist vielleicht nicht alleine ausschlaggebend, aber es ist einer unter vielen Einflüssen. Wie groß der Einfluss ist, kommt wiederum aufs Individuum an und wie intensiv er dazu bereit ist sich aktiv und bewusst mit der Thematik zu befassen.

      Denn von ganz alleine wird man ohne gigantische Aufwendungen gar nicht an alle Musikstücke herankommen können. Dafür ist der Umfang zur Verfügung stehender Musik einfach zu groß. Bestes Beispiel dafür ist vor allem die Musik fremder Kulturen, arabische oder vielleicht chinesische. Viele werden nie in tieferen Kontakt mit dieser Musik kommen, obwohl ihnen vielleicht sogar das ein oder andere gefallen könnte. Warum? Weil sie in einem sozialen Umfeld leben, in dem diese Art der Musik gar kein Thema ist, sie somit zu Teilen der Musik gar keine Vorlieben aufbauen können, da diesen Vorlieben erst überhaupt das Wissen um deren Existenz vorausgehen müsste.

      Diese erste, "weiche" soziale Fessel schränkt schon einmal ein.

      Dann ist vieles auch mit ein Teil der Prägung, mit wachsendem Alter bilden sich gewisse Denkmuster und Vorlieben heraus, wird man dann wesentlich später mit der Musik dieser fremden Kultur doch noch konfrontiert sind diese Vorlieben vielleisch schon so fix und festgefahren, dass man nicht mehr offen genug ist und sie nicht mehr umstoßen kann. Die neue Musik bleibt fremd. Man wurde aus der Erfahrung heraus geprägt und die Art der Erfahrungen hängt ebenfalls mit vom sozialen Umfeld ab.

      Das heißt aber nicht, dass Autonomie, Veränderungen und Individualität in gewissen Grenzen ganz ausgeschlossen sind. Sie kostet allerdings viel Zeit, die viele nicht bereit sind zu investieren. Denn um sich eine absolut individuelle Meinung bilden zu können müsste man erst einmal auch (im Idealfall) alles kennen und sich min. ein Mal vorurteilsfrei auf alles eingelassen haben.

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        #33
        mann, wenn ich auf einmal sagen wir nur mehr Gothic oder so anhören würde, meine kollegen würden nichts sagen.

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          #34
          Also bei mir hat der Faktor Musikgewohnheiten der Eltern einen sehr hohen Wert! Bei mir kommt der Musikgeschmack zu mindestens 50% von meinen Eltern, mehr von der Mutter, aber auch vom Vater! Wie schon in anderen Threads erwähnt höre ich auch ältere Musik, wie zB die 60's, die 70's, die 80's, die 90's! Aber vlt bin ich ja ne Ausnahme, keine Ahnung!
          Ich hab da ein ganz mieses Gefühl!!!!
          Magierin: Ich sleudere den Fffeuerball dem Drachen entgegen
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            #35
            Das mit dem sozialen Druck kommt darauf an. Wenn sich die Freunde durch die Musik definieren. Also im Prinzip alle Subkulturler, dann kann es zu problemen kommen, wenn man auf einmal andere Musik gut findet. Die anderen fühlen sich dann verraten. meine Freunde meinen zwar auch immer, dass Metal die beste Musikrichtung sei, allerdings identifizieren sie sich nicht so sehr mit dem Metal und dass ich inzwischen hauptsächlich klassische Musik und zur Abwechslung Pop und Hip Hop höre, stört sie nicht. Metal ist nur noch ab und an mal dran. Schade nur, dass ich mit denen nicht so richtig über Musik diskutieren kann, denn die kennen an klassischer Musik nur die Mondscheinsonate und andere bekannte Sachen.

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              #36
              Ja, das mit den Freunden hatte ich nur zur Schulzeit: da gab es dann manchmal das mehrere Schulkameraden auf die gleiche Musik stand und hörte! Und die Mädels ab und zu auch! Das hat mich also neben den Eltern auch beeinflusst, manche Musik erinnert mich dann auch zurück an die Zeit! Heute hab ich nur noch etwa 2-3 Kollegen, wo das auch der Fall ist, wo die Musik verbindet! Ansonsten hab ich noch meine Brüder, da kommen manchmal auch Parallelen hervor, wo die gleiche Musik gehört wird!
              Ich hab da ein ganz mieses Gefühl!!!!
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                #37
                Zitat von Adm.Hays Beitrag anzeigen
                Das mit dem sozialen Druck kommt darauf an. Wenn sich die Freunde durch die Musik definieren. Also im Prinzip alle Subkulturler, dann kann es zu problemen kommen, wenn man auf einmal andere Musik gut findet. Die anderen fühlen sich dann verraten.
                Da muss sich nichtmals jemand verraten fühlen. Man nehme doch nur mal an, man ist Mitglied einer solchen Subkultur-Clique. Man gehört beispielsweise ,wie heißt diese Modeerscheinung von Gammlern nochmal? - Achja, Emus an.
                So lange man die gleiche Musik hört, ist alles schön und gut. Aber hört man irgendwann andere Musik (beispielsweise Elekronische) beginnt das Problem. Die Freunde gehen bestimmt nicht mit in Diskotheken, wo Elektronische Musik gespielt wird, auf Partys fangen sie bestimmt auch an zu murren, wenn man solche auflegt und wenn man voll und ganz in der Subkultur aufgeht, passt man Kleidungstechnisch auch nicht mehr in die Clique hinein. Man wird quasi gezwungen den Musikgeschmack beizubehalten oder sich neue bzw. weitere Freunde zu suchen.
                "Steigen Sie in den Fichtenelch! - Steigen Sie ein!"

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                  #38
                  Zitat von Dr.Bock Beitrag anzeigen
                  Da muss sich nichtmals jemand verraten fühlen. Man nehme doch nur mal an, man ist Mitglied einer solchen Subkultur-Clique. Man gehört beispielsweise ,wie heißt diese Modeerscheinung von Gammlern nochmal? - Achja, Emus an.
                  So lange man die gleiche Musik hört, ist alles schön und gut. Aber hört man irgendwann andere Musik (beispielsweise Elekronische) beginnt das Problem. Die Freunde gehen bestimmt nicht mit in Diskotheken, wo Elektronische Musik gespielt wird, auf Partys fangen sie bestimmt auch an zu murren, wenn man solche auflegt und wenn man voll und ganz in der Subkultur aufgeht, passt man Kleidungstechnisch auch nicht mehr in die Clique hinein. Man wird quasi gezwungen den Musikgeschmack beizubehalten oder sich neue bzw. weitere Freunde zu suchen.
                  Naja sehe ich etwas anders. Klar ist, dass die Freunde den geschmack mit beeinflussen. Aber in meinem Freundeskreis gibt es auch unterschiedliche Geschmäcker. Punk, Metal, HipHop, Elektro. Alles vertreten. Und niemand wird ausgestoßen, weil er andere Musik hört oder sich dann dementsprechend Kleidet. Zum Glück gibt es bei mir in der Gegend, genug Läden, in dem man alles hat^^

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