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...und die Schlangen von Menschen in den immer "sauber" werdendem Stadtteil von Berlin-Mitte, vor immerhin einer der wirklich kultigsten Locations der Club-Szene, werden verschwinden. Das Bild fügt sich so wie es sein soll und der "pseudodeutschurbane Geist" wird zufrieden aufatmen.
Die Jugend wendet sich neuen Interessen zu, die Millionen in den letzten Tagen in Rom zeigen die zukünftige Richtung an. Nicht grottige, mit von der Decke tropfenden Kondenswasser Keller sind angesagt, sondern das Rund vor dem Petersdom mit dem MMS-Handy in der Hand. "Mami, ich war da!"
Nun ja, es gibt sie noch, die Nachtratten, die sich der Nacht hingeben und den Klängen lauschen, welche zu früheren Zeiten des Tresors klar und nüchtern, aber auch mit Botschaften gesegnet, aus Chicago und Detroit Einzug in die junge Raver-Szene hielten und ihr einen mächtigen Boost gaben.
Manche von ihnen haben nicht die letzte Party besucht. Zu viele Menschen, zu grausam das Auswahlverfahren an der Tür. Keine Chance, und so sitze ich hier und mache so meine Gedanken, was die Leute dort wohl so gefühlt und gedacht haben mögen.
Ich beoabachte den beginnenden Tag und erinnere mich an Nächte, wo man ängstlich wie ein Vampir das helle Tageslicht kommen sah und sich möglichst schnell nach der Club-Nacht einen weiter lauschig dunkeln Platz suchen ging. Egal wo, haupsache Musik und angehmes Licht. Gott was habe ich die Lightshows genossen.
Den Tresor habe ich nur 1 mal erlebt, mit einem wunderbaren Freund, der sich den Massen gestern Nacht mit Sicherheit ausgesetz und sicherlich auch genossen hat. Tie Tür wird er mit Sicherheit geschafft haben!
Ich hielt mich damals nicht lange im Globus auf, sonder mich zog sofort die kleine enge Treppe nach unten, in die Gebärmuter der Musik. Dumpfe Bässe und dieses herrliche warme Licht. Werde das meinen Lebtag nicht vergessen!
Als wirklich bekennender Klaustrophobiker hatte ich in dieser Enge keine Probleme und empfand sie sogar als angehm. Das will was bedeuten!
Nun ja, die Zeiten haben sich geändert und ich sitze hier im beginnenden Tageslicht und schreibe diese Zeilen, anstelle unterwegs zu sein. OK, der Vampir bin ich immer noch, aber im Alter geht es auch ein Vampir ruhiger an. Für alle die jezt meinen, dass Vampire nicht altern, Knoblauch esse ich gerne und habe sogar die Live-Übertragung des Papstbegräbnisses verfolgt. Nun ja, ich hatte dabei Kopfhörer auf und genoss dazu Carl Cox.
Also Vampire sind nicht so wie ihr glaubt und so manch einer der das hier liest, sollte sich dessen bewusst sein und feststellen, dass er/sie selbst die Nacht anbetent und beim Vollmond den Drang bekommt diesen anzuheulen. Kann mich erinnern, dieses damals bei einem Besuch im Delhi gemacht zu haben und es war sogar ein blutroter Mond, weil es damals eine totale Mondfinsternis gab.
Der Tresor hat nun seine Türen geschlossen. Ja, er wird jetzt er mal bei "Maria" in´s Exil gehen und dann neueingebuddelt wieder auferstehen. Oder doch nicht?
Ich glaube, dass die Zeiten zu Ende gehen. Immerhin, 16 Jahre bedeutet immerhin die Zeit die es braucht legaler Raucher zu werden.
Was bleibt übrig?
Wie ich bereits erwähnte, ist Berlin-Mitte fast fertig sterelisiert und das heutige Club-Leben auch.
Ein paar Bastionen der Vergangenheit halten den Ansturm der Zukunft stand und gestalten sie hartnäckig mit. Gut so!
Das BRONX sei hier genannt. Buisiness ist auch dort eingekehrt, hat aber nicht das Denken und Fühlen der Betreiber zerstört.
Techno ist Musik der heutigen Zeit, Symbiosen von Rhytmus und Effekten Melodien, die langsam sich durchschleichen und einen einlullen oder auch nostalgisch stimmen. Scheinbar gegensätzliches erscheint in Harmonie. Techno ist nicht tot und zeigt weiterhin, was das Leben bedeutet.
Symbiosen sind machbar und Komerz muss keinen Gefühlstot bedeuten. Manche der heute jungen Raver mögen entgegnen das genau es das ist, was sie jetzt leben und sie mögen damit Recht haben, aber sie bemerken nicht wie etwas verschwindet.
Die Toleranz und das wirkliche Wir-Gefühl macht einer von Drogen benebelten Schlachtwelt der Heuchelei platz. Der Papst mobilisert Millionen, die Loveparade hingegen versucht sich in immer bizarrer werdenden Auferstehungsversuchen. Dr. Motte durfte immerhin dem Begräbnis des Tresors beiwohnen und als Priester auch an die Turntables.
Ich hoffe und ich bete, zu wem oder was auch immer, dass die heutige Jugend erkennen wird, das Toleranz nicht sterben kann. Es verbleibt in einem und macht sich auf den einem oder anderen Weg bemerkbar. Allerdings können diese Wege ziemlich hart werden, wenn man nur in sich verschlossen bemerkt, dass etwas nicht stimmt und Leben so viel mehr sein kann als Karriere und Panik haben vor dem "Anders" sein.
Musik war schon immer ein wertvoller Begleiter der Geschichte.