Zitat von newman
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falsch gedeutet zu haben, beschreibe ich mal meine Schwierigkeit mit Deiner von mir zitierten Aussage:
Ich sehe "selbstlos" und "Selbstverwirklichung" in verschiedenen Kategorien, sie sind nicht gegeneinander ausspielbar - so wie ich diese Begriffe benutze.
"Selbstverwirklichung" bedeutet für mich nicht, dass sich das Ego verwirklicht, und es bedeutet für mich das Gegenteil von Egoismus.
Gerade die Bereitschaft, sich selber nicht zu realisieren und sich stattdessen für bestimmte Ziele und eine bestimmte Gemeinschaft zu opfern - im Extremfall sein Leben zu opfern -, ist ein wesentliches Kriterium für faschistoide Systeme. Die Sehnsucht, sich für andere zu opfern, ist sehr hoch, auch in unserer Gesellschaft. Und wofür es Sinn macht, sich zu opfern - das lässt man sich gerne einreden.
Insofern kann eine reife Gesellschaft nie darauf verzichten, dass die Individuen sich selber verwirklichen, und zwar ihr "Selbst", ihre ureigene Individualität.
Weiß nicht, ob ich mich zu sehr aus dem Fenster lehne, wenn ich sage, dass Menschen, die keine stabile Individualität haben, sondern eine labile, sich eher dazu verführen lassen, das Ego aufzugeben, ihre Individualität auch, und sich einer Gruppe und ihren Zielen total verschreiben.
Eine "selbstlose" Gesellschaft ist für mich also mehr ein Horrorszenarium, lauter Menschen ohne Selbst, die sich leicht von Idealen verführen lassen und diese als "Selbst" in sich implantieren.
Aber, wie gesagt: Mein Problem hier kann an den benutzten Begriffen liegen.
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