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Michael Moore und die bösen Nazi-Schweine

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    Michael Moore und die bösen Nazi-Schweine

    Als ich eben noch einmal den Charlton-Heston-ist-tot-Thread durchlas, stieß ich auf eine fast nebensächliche Bemerkung über Michael Moores merkwürdige Haltung zu Deutschland.

    Es war keine lange Google-Suche notwendig, um einen vielfach zitierten Abschnitt über Deutschland aus dem Buch "Downsize this" zu finden.

    Da mich eure Meinung wirklich interessiert, wollte ich eigentlich einen neuen Thread öffnen. Sicherheitshalber sah ich noch einmal nach und sah, dass es bereits einen gibt - allerdings im Bücher-Forum.

    Mir geht es allerdings nicht um Moores Buch, sondern um seine Äußerungen über Deutschland. Von daher möchte ich diesen Beitrag nicht im Buchbesprechungs-Forum besprechen u. eröffne einfach einen neuen Thread

    Leider wurde im Bezug auf Moores "Deutschen-kritische" Äußerungen nicht so sehr ins Detail gegangen, da hier im Forum die Anzahl der Downsize-me-Leser wohl recht überschaubar ist.

    Aus diesem Grund packe ich entsprechende Zeilen einfach mal hier rein:

    Aus “Downsize this!” (S.91-97)

    Deutschlands Sünden sind nicht bezahlt

    Habe ich den aufregendsten Moment versäumt, als der 50. Jahrestag der Beendigung des Zweiten Weltkriegs gefeiert wurde? Den Moment, als alle Deutschen auf die Knie sanken und um Vergebung baten, als sie in Viehwaggons stiegen, um ihr Mitgefühl zu zeigen, und versprachen, jede Woche einen Tagesverdienst an einen Überlebenden des Holocaust abzutreten.
    Mann, das muß ein toller Anblick gewesen sein! Habt ihr ihn auch versäumt? Bin ich ein bißchen zu hart mit einem Land, das doch bereits Reue gezeigt hat und von dessen Bürgern die meisten noch gar nicht geboren waren, als der Massenmord begangen wurde? Nun ja. Werfen wir mal einen Blick auf die Anzeigetafel.

    6 Millionen Juden ermordet.
    3 Millionen katholische Polen ermordet.
    500000 Zigeuner ermordet.
    12500 Homosexuelle ermordet.

    Und dazu noch jede Menge Kommunisten, Zeugen Jehovas und andere Mißliebige, das macht eine Gesamtsumme von fast 10 Millionen wehrlosen Menschen, die im Holocaust abgeschlachtet wurden. Nicht mitgerechnet sind die 400 000 Amerikaner, die in diesem Krieg starben (im Kampf gegen Deutschland und seine Verbündeten Japan und Italien), die 25 Millionen Sowjetbürger, die getötet wurden oder verhungert sind, und die Millionen anderer Europäer, Afrikaner und Asiaten, die von Menschen eines Volkes umgebracht wurden, das damals für die gebildetste, zivilisierteste und fortschrittlichste Nation der Welt gehalten wurde. Und das alles ist gar nicht so lange her. Wir müssen heute noch mit den Folgen dieser Tragödie leben. Alle unsere Familien, ob jüdisch oder nicht jüdisch, wurden irgendwie durch sie in Mitleidenschaft gezogen. Der Bruder meines Vaters, Lawrence, wurde in der Nähe von Manila getötet. Die Weltkarte ist durch den Zweiten Weltkrieg für immer verunstaltet, und gleichgültig, ob es in Bosnien knallt oder im Nahen Osten oder ob Skinheads die Bürger von Idaho terrorisieren, all diese Konflikte haben ihre Wurzeln in den Taten der Deutschen.

    Und wie wurde Deutschland für diese Sünden bestraft? Es wurde eines der reichsten Länder der Welt! Und das in nur drei Jahrzehnten! Wie um alles in der Welt konnten wir das zulassen? Heute genießt der durchschnittliche Deutsche einen Lebensstandard, der schlicht einmalig ist. Ein Fabrikarbeiter in Westdeutschland verdiente letztes Jahr durchschnittlich 29 Dollar die Stunde. In den USA verdiente derselbe Arbeiter 19 Dollar. Der amerikanische Arbeiter muß pro Jahr fast 200 Stunden länger arbeiten als der deutsche. Das sind die fünf Vierzig-Stunden-Wochen, die die Deutschen bezahlten Urlaub kriegen, und dabei verdienen sie auch noch doppelt soviel wie wir Amerikaner. Und obwohl Deutschland nur ein Fünfundzwanzigstel der Fläche der USA hat und die USA fast vier Mal so viele Beschäftigte haben, ist sein
    Bruttoinlandsprodukt pro Kopf der Bevölkerung fast so groß wie das der USA.

    Könnt ihr euch vorstellen, daß der Großmutter eines heutigen Juden auf dem Weg zur Gaskammer in Auschwitz ein Engel erschien und sagte: »Keine Sorge, die Deutschen werden vom Rest der Welt mit so viel Reichtum belohnt, daß sie gar nicht mehr wissen, was sie mit dem Geld anfangen sollen.« Versteht mich nicht falsch. Ich bin nicht der Ansicht, daß es besser gewesen wäre, Deutschland wie nach dem Ersten Weltkrieg zu behandeln, als wir die Deutschen demütigten, um sie zu unterwerfen, und sie fast verhungern ließen. Diese Bedingungen waren zweifellos ein Grund, warum so viele Deutsche Hitler wählten. Außerdem haben nach dem Krieg viele Deutsche ihr Leben damit verbracht, ihre Eltern für deren Verbrechen anzuklagen. Tatsächlich sind die jungen Deutschen von heute – wenn sie sich nicht gerade den Schädel kahlrasieren und ausländische Arbeiter zusammenschlagen; sehr progressive, pazifistische Menschen guten Willens, die ohne eigenes Verdienst einfach ein gutes Leben führen. Vielleicht sieht es so aus, als sei dieser lange zurückliegende Krieg nur das Werk von wenigen bösen Nazis gewesen, aber laut Daniel Goldhagen, dem Autor von Hitlers willige Vollstrecker, hat die deutsche Regierung über 330000 normale Durchschnittsdeutsche registriert, die direkt an den täglichen Judenmorden beteiligt waren. Tausende von diesen Deutschen sind heute noch am Leben. Tatsächlich leben noch über 12 Millionen Deutsche, die im Zweiten Weltkrieg 15 oder älter waren.

    Und was haben diese Deutschen getan, um in irgendeiner Form Reparationen für ihre Sünden zu zahlen? »Wir nennen es nicht Reparationen«, sagte die Frau am Telefon des deutschen Informationszentrums, »sondern Wiedergutmachung.« Okay, dann fragen wir eben: Wieviel »Wiedergutmachung« ist nach Ansicht der Deutschen das Leben jedes einzelnen Ermordeten wert? Nun, laut ihrer eigenen Aussage eigentlich gar nichts. Für die Toten wird keine »Wiedergutmachung« geleistet, wie man mir erklärte. Aber es gibt auch eine gute Nachricht: Alle Besitztümer, die Juden verloren haben, werden ersetzt. Wenn ihr also im Holocaust ein paar Kerzenleuchter verloren habt, könnt ihr euch melden und Deutschmark kassieren. Ihr habt nur euer Leben verloren? So ein Pech. Dann gibt es kein Geld für eure Lieben. Aber; wenn ihr beweisen könnt, daß ihr »mindestens sechs Monate in einem Konzentrationslager« oder »in einem Ghetto interniert« wart oder euch »mindestens acht Monate verstecken« mußtet, dann bezahlen euch die großzügigen Deutschen etwa 350 bis 600 Dollar für jeden dieser qualvollen Monate. Ihr sagt, ihr wärt nur 5 Monate und 29 Tage in Dachau gefoltert worden? Pech gehabt! Verklagt die Deutschen, dann kriegt ihr vielleicht eine einmalige Entschädigung von 3000 Dollar. Bis heute hat Deutschland 68,3 Milliarden Dollar »Wiedergutmachung« geleistet. Wieviel ist das, wenn man es auf alle Menschen umrechnet, die im Holocaust getötet wurden? Die Antwort lautet: 6831 Dollar pro Person. Das ist alles, 6831 Dollar für jede Mutter, jeden Säugling, jeden Jungen und jedes Mädchen, das sie vergasten, verbrannten, erschossen oder lebendig begruben. Meiner Ansicht nach sind 6831 Dollar für das Leben eines unschuldigen Menschen nicht genug. Nicht daß irgendeine Summe »genug« wäre, aber mein Leben und euer Leben sind ein bißchen mehr wert als 6831 Dollar. Ich weiß, daß einige von euch jetzt sagen: »Hey Mike, die Überlebenden konnten sich nach dem Krieg immerhin in Israel niederlassen. War das kein Ausgleich für sie, daß man ihnen dieses Land gegeben hat?« Also, ich bin nicht der Ansicht, daß ihnen Israel wirklich »gegeben« wurde. Die Briten regierten das Land (das damals Palästina hieß), und plötzlich kamen all diese Überlebenden des Holocaust, die nirgendwo anders hinkonnten, und das hat den Briten überhaupt nicht gefallen. Aber sie hatten nicht die Energie, gegen die jüdischen Guerilleros zu kämpfen, nachdem sie gerade erst den größten Teil ihres Weltreichs verloren hatten, also zogen sie einfach ab und sagten: »Na gut, wenn ihr das Land haben wollt, dann gehört es euch.« Von den arabischen Einwohnern wurde allerdings keiner nach seiner Meinung gefragt.

    Ich habe nie verstanden, warum es so ein großartiges Geschenk war, den Überlebenden des Holocaust Palästina beziehungsweise Israel zu überlassen. Seid ihr je dort gewesen? Es ist eine verdammte Wüste! Es gibt überhaupt nichts dort! »Wir haben die Wüste zum Blühen gebracht!«, sagen die Israelis gerne. Angeblich rationalisieren sie damit ja nur etwas; Aber ich sage euch, es sind wirklich 100 Prozent Sand und Fels und noch mehr Sand. Wie konnten wir bloß glauben, es sei eine Entschädigung für sie, daß wir sie in diese schrecklichen Gefilde brachten, für die sie in weiteren Kriegen weitere Menschenleben opfern mußten? Weil es in der Bibel steht? Seit wann richtet sich die Welt nach diesem Buch? Wenn wir wirklich das Richtige tun und obendrein die Deutschen hätten bestrafen wollen, hätten wir den Überlebenden Bayern geben sollen. Bayern ist wirklich ein schönes Land! Und es hätte die Deutschen sehr geschmerzt, Bayern zu verlieren. Daß die Juden Palästina bekamen, tat den Deutschen überhaupt nicht weh. Aber wenn diese Schweinehunde Bayern an die Juden verloren hätten, das hätten sie wirklich gespürt. Israel hat nur 28 076 Quadratkilometer, Bayern hat über 72 000! Israel hat kaum natürliche Ressourcen; Bayern ist reich an Mineralen, Wald und Wasser.

    Die Israelis sind seit dem Zweiten Weltkrieg von Feinden umgeben, die sie umbringen wollen, Bayern hingegen ist von den herrlichen Alpen umgeben, und die sind nur von ein paar Ziegen und diesen drei dicken Saunabadern aus der Ricola-Werbung bevölkert. Leider ist es vermutlich zu spät, um diesen Fehler noch zu korrigieren, indem wir Tel Aviv nach München verlegen und die Deutschen probieren dürfen, ob sie auch die Wüste zum Blühen bringen können. Ich meine, die Deutschen sind wirklich glimpflich davongekommen. Nur 20 Prozent der Deutschen Kriegsverbrecher kamen überhaupt vor Gericht. Viele, die im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben, leben noch. Und was glaubt ihr, wo die heute alle sind? In Florida! Wirklich! Zehntausende von Deutschen, viele so alt, daß sie noch im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben könnten, sind für immer nach Florida gezogen. In den letzten fünf Jahren sind die deutschen Investitionen in Florida um 200 Prozent gestiegen.

    Laut der Tampa Tribune stellen die Deutschen in Florida zusammen mit den Briten 50 Prozent aller Arbeitsplätze in der verarbeitenden Industrie zur Verfügung. Sie haben über 1,8 Milliarden Dollar in den Bundesstaat investiert. Drüben an der Südwestküste, allein in den Countys Collier, Lee und Charlotte, leben immerhin 86000 Deutsche. Als ich kürzlich in den Südwesten Floridas reiste, landete ich auf dem Flughafen in Fort Myers. Die Start- und Landebahn ist verlängert worden, damit dort unablässig Jumbos aus Deutschland starten und landen können. Ich sah deutsche Fahnen auf Wohnhäusern flattern. Wohin ich auch kam, hingen deutsche Schilder, »RAUCHEN VERBOTEN« zum Beispiel. Die Speisekarten in den Restaurants waren englisch und deutsch. Die Deutschen kaufen Grundstücke und Geschäfte, um hier ein behagliches Leben zu führen. Und immer mehr Freunde aus dem »Vaterland« schließen sich ihnen an. Ich bin innerlich gespalten, wenn ich diese deutsche Invasion in Florida beobachte. Einerseits hasse ich Florida. Es wimmelt von Ungeziefer, ist unangenehm feucht und voller Idioten, die mit Gewehren in der Gegend herumrennen. Und dann sind auch noch diese verrückten Exilkubaner dort. Wenn es eine Schere gäbe, die groß genug wäre, dann würde ich den Staat am liebsten vom Rest des Landes abschneiden, an dem er sowieso bloß mit einem Zipfel hängt. Einer der Seelen in meiner Brust gefällt es, daß all diese Ex-Nazis nach Florida ziehen und die Bewohner terrorisieren. Geschieht ihnen recht. Rechtsextreme Kubaner gegen Greise von der SS in einem Kampf auf Leben und Tod. Das würde ich mir sogar im Pay-TV anschauen. Andererseits ist es eine Ironie des Schicksals, daß ausgerechnet in Südflorida auch Tausende Überlebende des Holocaust wohnen. Ist es richtig, daß diese jüdischen Männer und Frauen, die den Massenmord der Deutschen mit viel Glück überlebt haben, nun deutsche Speisekarten lesen müssen, damit sich ihre neuen »Nachbarn« wohler fühlen? Ich bin nicht dieser Ansicht.

    Ich habe eine Lösung. Wir alle wissen, daß Florida für die Morde an deutschen Touristen berüchtigt ist. Ich glaube, dieses Phänomen hat nichts mit Bandenkriminalität zu tun. Ich glaube vielmehr, es hat etwas mit Vergeltung zu tun. Einer nach dem anderen werden die Überlebenden von der verdienten Rache ereilt. Jemand mit Gerechtigkeitsgefühl hat die älteren Bürger von Miami Beach bewaffnet und sie Richtung Fort Myers geschickt, wo sie die alten Rechnungen begleichen sollen. Wer hätte je gedacht, daß die Deutschen es den Rächern so einfach machen würden und so dumm wären, in eine Gegend zu ziehen, wo mit Ausnahme von New York die meisten Juden leben? Was haben sich diese Krauts gedacht? Daß die Familie Moskowitz »leben und leben lassen« und »die andere Wange hinhalten« würde? Offensichtlich haben diese Deutschen die Anzeigetafel vergessen.

    Ich sage, bewaffnet sämtliche Bingospieler südlich von Fort Lauderdale, und dann feiern wir das wirkliche Ende des Zweiten Weltkriegs. Also, RENN´ UM DEIN LEBEN, KLAUS! Und einen glücklichen 50. Jahrestag!

    #2
    Hast du ne Frage dazu? Mir ist nicht klar worauf du hinaus willst.

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      #3
      Aus meiner Sicht übersieht Moore, dass Deutschland und die Deutschen sehr wohl sehr hart bestraft wurden. Die Abtrennung bevölkerungsreicher und industriell wichtiger Gebiete, die Vertreibung der deutschen Bevölkerung und die damit einhergehende Vernichtung der Lebensleistung ganzer Generationen sind nur ein Aspekt der Bestrafung. Er hätte ruhig besser recherchieren können.
      "En trollmand! Den har en trollmand!"

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        #4
        Zitat von Krabat Beitrag anzeigen
        Mir geht es allerdings nicht um Moores Buch, sondern um seine Äußerungen über Deutschland. Von daher möchte ich diesen Beitrag nicht im Buchbesprechungs-Forum besprechen u. eröffne einfach einen neuen Thread
        Für den Anfang wäre deine Meinung dazu ganz nett, nur Mut. Oder du liest das Buch ganz. Zur Info es ist eine überzeichnete bitterböse Satire.
        Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
        Dr. Sheldon Lee Cooper

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          #5
          Zitat von Enas Yorl Beitrag anzeigen
          Zur Info es ist eine überzeichnete bitterböse Satire.
          So wie alle seine Werke.
          "En trollmand! Den har en trollmand!"

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            #6
            Man muss mehrere Dinge bedenken:

            Zum einen war es sein erstes Buch, damals hate er kaum die Mittel wirklich ordentlich zu recherchieren.

            Zum anderen war das Buch wohl auch nie für Deutsche Leser gedacht. Es wurde erst einige Jahre später übersetzt, nachdem er mit anderen Büchern bereits Erfolg bei uns hatte. Er hatte vor, so viele Menschen, wie möglich (in den USA) zu erreichen und das schaft man am besten damit, dass man polarisiert.

            Das Buch ist inzwischen fast 20 Jahre alt und ich denke, man sollte wenn, dann schon seine atuelle Meinung zu dem Thema einholen.
            Für meine Königin, die so reich wäre, wenn es sie nicht gäbe ;)
            endars Katze sagt: “nur geradeaus” Rover Over
            Klickt für Bananen!
            Der süßeste Mensch der Welt terra.planeten.ch

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              #7
              Für eine Satire geht mir das ganze etwas zu weit.

              Genauso könnte ich jeden Menschen als Dreckschwein, Arschloch, miese Sau usw. bezeichnen, geradezu zum Hass gegen ihn aufrufen und dann sagen: "Das war lediglich Satire."

              Für mich wirft natürlich ein nicht so prächtiges Bild auf Michael Moore. Für Leser überall auf der Welt wirft das aber mit einiger Wahrscheinlichkeit eher ein unschönes Bild auf Deutschland.
              Der Völkerverständigung dient diese Hetze sicherlich nicht unbedingt.
              Nebenbei war mir so - zumindest nach "Bowling for Columbine", als wäre er so ein Waffengegner.

              In einem Dialog mit ihm könnte ich mich rausreden, da ich selber zu einer damals verfolgten Minderheit gehöre - aber sowas ist natürlich Blödsinn.

              Moore zeigt gerne mit dem Finger auf Leute - und nicht all seinen Aussagen würde ich widersprechen. Dennoch sehe ich hier viel billigen Populismus.

              Es würde mich nicht wundern, wenn viele Leser in anderen Ländern nach dieser Lektüre von Deutschen ähnlich angeekelt sind, wie es Zuschauer nach dem Bowling-Film von Charlton Heston waren.

              Ich würde schon unterstellen, dass diese Meinungsmache oder Hetze funktioniert. Dazu gibt es viel zu viele unreflektierte Leute überall.
              Da gibt es bestimmt so manchen Spinner, der nach den Zeilen am liebsten gleich in Deutschland einmarschieren würde, um es uns heimzuzahlen.

              Finde das einfach nur unglaublich. Nicht, dass mir dumme Äußerungen und Verallgemeinerungen fremd sind. Das begegnet einem viel zu häufig.

              Dennoch ertappe ich mich auch selber, wie ich bei derartigen Äußerungen (z.B. in seinen Filmen - aber auch anderswo) ebenfalls den gewollten Ärger etc. aufbaue.
              Betrifft es nicht einen selber, sticht einem der Murks möglicherweise nicht sofort derartig ins Auge.
              Sicherlich ein guter Grund, allgemein kritischer zu werden.

              Übel ist bei derartigen "Dokumentationen" oft das enthaltende Halbwissen und das Schüren bestimmter Gefühle.

              Geht man mit bestimmten Aussagen von vorneherein d'accord, könnte es z.B. einem Filmemacher nur umso leichter fallen, einen selbst bei der Hand zu nehmen und in eine Richtung geschoben zu werden.
              Ich bin fast ein wenig erschüttert, wie leicht es doch manchmal ist, Menschen bei ihrem persönlichen Standpunkt abzuholen und zu radikalisieren.

              Ich gelobe, kritischer zu werden!



              edit:
              Möglich, dass sich Moores Meinung mit der Zeit geändert hat. Allerdings sollte es ihm dann auch möglich sein, eine derartige Hetze mit einer überarbeiteten Auflage geradezurücken.
              Es sei denn, ihn interessiert sein (immer noch umherschwirrender) Scheiß von vorgestern nicht.

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                #8
                Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
                Aus meiner Sicht übersieht Moore, dass Deutschland und die Deutschen sehr wohl sehr hart bestraft wurden. Die Abtrennung bevölkerungsreicher und industriell wichtiger Gebiete, die Vertreibung der deutschen Bevölkerung und die damit einhergehende Vernichtung der Lebensleistung ganzer Generationen sind nur ein Aspekt der Bestrafung. Er hätte ruhig besser recherchieren können.
                "Sehr hart" ist eine seltsam gewählte Formulierung, wenn man bedenkt, dass Mord mit materiellem Verlust vergolten wurde, Deutschland ist für das was von unseren Vorfahren an Verbrechen verübt wurde sehr gut weggekommen. Fast so als müsse ein Serienmörder, 3 seiner 9 Mehrfamilienhäuser an die Familien seiner Opfer abgeben.
                Man sehe sich nur mal an wie Politiker heute angegriffen werden wenn man Verbündeten (Griechenland etc.) hilft, nach dem Krieg haben es die Westalliierte ihren Bürgern tatsächlich abgerungen, dass man uns also dem Feind dem Nachfolger eines grausamen Versprecherstaats hilft. Von "uns" wurde schließlich die Welt in Brand gesetzt und millionenfach gemordet.
                Die Reaktion der Welt nach dem Niedergang des Naziregimes war keine harte Strafe, sie war größtenteils klug und angemessen. Klar kamen Nazis ohne Strafe davon, klar wurden gerade in Osteuropa auch Unschuldige misshandelt, beraubt und vertrieben.
                Im Großen und Ganzen können wir Deutschen uns aber kaum beschweren, die Welt sei mit uns zu hart ins Gericht gegangen.

                - - - Aktualisiert - - -

                Zitat von Krabat Beitrag anzeigen
                [...]
                Moore zeigt gerne mit dem Finger auf Leute - und nicht all seinen Aussagen würde ich widersprechen. Dennoch sehe ich hier viel billigen Populismus.
                [...]
                Nicht, dass mir dumme Äußerungen und Verallgemeinerungen fremd sind. Das begegnet einem viel zu häufig.

                Dennoch ertappe ich mich auch selber, wie ich bei derartigen Äußerungen (z.B. in seinen Filmen - aber auch anderswo) ebenfalls den gewollten Ärger etc. aufbaue.[...]
                Geht man mit bestimmten Aussagen von vorneherein d'accord, könnte es z.B. einem Filmemacher nur umso leichter fallen, einen selbst bei der Hand zu nehmen und in eine Richtung geschoben zu werden. [...]
                Ich weiß immer noch nicht was du meinst. Du sprichst ganz allgemein, darüber wie dumm verallgemeinern ist und schreibst diffus über bestimmte Äußerungen. Um welche Äußerungen geht es dir denn nun konkret?

                Zitat von Krabat Beitrag anzeigen

                Ich gelobe, kritischer zu werden!
                Konkreter wäre mir lieber.

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                  #9
                  Da mir gerade ein wenig die Zeit wegläuft, muss ich ein wenig detailliertere Aussagen leider etwas hinten anstellen

                  Im Groben erinnere ich mich aber, zumindest bei zwei seiner Filme (BfC und mindestens noch ein weiterer), dass mir die Richtung der Filme (z.B. seiner anti-Waffen-Aussagen) ganz allgemein gefiel, dass mir an einem bestimmten Punkt fast vor Fassungslosigkeit ob der geschilderten Verhältnisse der Mund offen stehen blieb - und dass seine Kritik (an was auch immer) ähnliche Gefühle bei mir aufbaute, wie man es von Antagonisten in einer fiktiven Spielhandlung kennt.

                  Es ist irgendwo eine Mischung aus dem dokumentarischen Stil und dem gezielten Aufbauen/Manipulieren von Gefühlen, der bei mangelnder Vorsicht schonmal dazu führt, dass einzelne Thesen unkritisch geschluckt werden.

                  Ich muss dabei spontan an Tageszeitungen denken, deren Artikel ich als Kind oder junger Jugendlicher unkritisch geschluckt habe.

                  Als ich später zunehmend selber Gegenstand einiger Berichte wurde - oder Zeuge der Berichterstattung über Leute innerhalb meines Umfeldes, konnte ich erstmalig richtig zuschauen, welcher Murks in den Artikeln verzapft wurde.
                  Ein Drittel wurde vom Journalisten völlig verdreht, ein Drittel wurde von der Person gefällig in Szene gesetzt, um die sich der Artikel drehte - und das letzte (wichtige) Drittel wurde aus Platzgründen weggekürzt.

                  Ich kenne wirklich einen ganzen Haufen Zeitungsartikel, bei denen ich zumindest soweit Insider war, um den Inhalt wohlwollend als absolute Scheisse bewerten zu können.

                  Lieschen Müller aber liest das in der Zeitung und hat keinen Grund, daran zu zweifeln. Ich rede dabei nicht von Aufreißern in der Blöd.

                  Bereits Anfang der 90er löste das bei mir eine ziemliche Desillusionierung aus.
                  Da schoss mir die Frage durch den Kopf, was man überhaupt glauben kann, wenn SO Nachrichten gemacht werden.

                  Ich sollte meinen, dass solche Erfahrungen ausreichen, um wirklich kritisch an Inhalte heranzugehen. Offenbar gibts aber bei mir doch eine Menge blinder Flecken.

                  Im Falle dieser "Deutschlandkritik" mögen wir die Insider sein, während viele amerikanische oder fremdländische Leser die Rolle von Lieschen Müller innehaben.

                  Ohne mich nun direkt an die einzelnen Punkte zu erinnern (ich werde aber nachschauen), so weiß ich noch, dass ich mich geraume Zeit nach dem Ansehen seiner Filme ertappt habe, selber in Lieschen Müllers beeinflussbarer Position gewesen zu sein.

                  Propaganda bedient sich mitunter der selben Technik der Stimmungsmache.

                  Ich weiß noch, dass ich - ohne weitere Hintergrundinfos als Moores Kommentar - regelrechten Groll auf irgendwelche seiner Feindbilder geschoben habe, weil das innerhalb des Filmes ganz schlüssig schien.
                  Erst später stieß ich auf differenziertere Meinungen und war in Anbetracht meiner eigenen Beeinflussbarkeit ziemlich geschockt.

                  Wie gesagt: es ist Jahre her. Ich weiß nicht mehr, worum es genau ging. Das finde ich aber möglicherweise raus.

                  Dieser Text hier macht es in meinen Augen allerdings noch einmal sehr deutlich.

                  Unkritisch betrachtet können wir Deutschen dem einen oder anderen Leser tatsächlich als wahre Teufel erscheinen.

                  Ich denke, dass es weitaus unreflektiertere und unkritischere Leute als mich gibt - aber auch das Gegenteil.
                  Dennoch maße ich mir eine Behauptung an: wenn ich populistischem Geschwätz manchmal auf den Leim gehen kann, dann mag ich mir kaum vorstellen, wie viele andere Leute alles tatsächlich für bare Münze nehmen.

                  So mancher Moore-Fan - auch in Deutschland - hält ihn für die einzige Stimme der Vernunft; so eine Art Licht in der Finsternis.
                  Wie bei einem fanatischen evangelikalen Prediger wird alles mit einem Halleluja abgenickt.

                  Für solche Leser in unserem Land mag es von Vorteil sein, beim Lesen solcher Zeilen aus der offenbarenden Moore-Erfahrung zu erwachen u. hochzuschrecken.


                  Würde gerne mal wissen, wie seine Art von "Wiedergutmachung" aussieht. Offenbar soll das "Tätervolk" bis zum letzten Tropfen ausbluten.




                  Aber vielleicht sieht es ja noch jemand anders/differenzierter als ich
                  Zuletzt geändert von Krabat; 03.01.2014, 21:05.

                  Kommentar


                    #10
                    Welche Aussagen aus dem von dir eingangs zitierten Text findest du denn nun ganz konkret störend?

                    Kommentar


                      #11
                      Ich finde solche Satire klasse. Vor allem wenn es gegen Leute mit Stock im Arsch geht wie die Deutschen. Herrlich wie auch hier im Thread schon wieder ein paar ganz nervös sind.
                      Zuletzt geändert von Gast; 04.01.2014, 11:42.

                      Kommentar


                        #12
                        Henryk Broder hat ebenfalls mal (satirisch) vorgeschlagen, den Juden ein deutsches Bundesland zu geben, in einem vielleicht 2 Jahre alten Spiegel-Artikel. Moore und Broder dürften in etwa das gleiche Maß politischer Tiefgründigkeit besitzen, nämlich das eine Pfütze, wobei Ersterer zumindest konsequent sein Weltbild verteidigt, während der Andere lieber selbstdarstellerisch auf öffentlich beachtete Züge aufspringt.
                        I reject your reality and substitute my own! (Adam Savage)

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                          #13
                          Zitat von Krabat Beitrag anzeigen
                          Für eine Satire geht mir das ganze etwas zu weit.
                          Moore ist ein ziemlicher Grobmotoriker was Satire und Kritik angeht. Denn kann man auch schnell in den falschen Hals bekommen, wenn man etwas empfindlich ist.
                          Ich finde deine Empörung doch etwas übertrieben, schon in deinen Zitat wird klar, das Moore seine eigene Argumentation über Deutschlands nicht bezahlte Schulden hintertreibt. Klar das ist Satire mit dem Vorschlaghammer, aber auch klar als solche zu erkennen.
                          Aber vielleicht gefällt dir Stephen Colbert besser: Colbert Nation
                          Well, there's always the possibility that a trash can spontaneously formed around the letter, but Occam's Razor would suggest that someone threw it out.
                          Dr. Sheldon Lee Cooper

                          Kommentar


                            #14
                            Zitat von Krabat Beitrag anzeigen
                            Für eine Satire geht mir das ganze etwas zu weit.
                            Was ich bisher von ihm gesehen und gelesen habe ist aber alles in sehr ähnlichem Ton geschrieben. Das ist sein persönlicher Stil, mit dem er bekannt geworden ist.

                            Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                            "Sehr hart" ist eine seltsam gewählte Formulierung, wenn man bedenkt, dass Mord mit materiellem Verlust vergolten wurde, Deutschland ist für das was von unseren Vorfahren an Verbrechen verübt wurde sehr gut weggekommen. Fast so als müsse ein Serienmörder, 3 seiner 9 Mehrfamilienhäuser an die Familien seiner Opfer abgeben.
                            Der Staat hat den Krieg geführt, nicht der einzelne. Von daher sind Kollektivstrafen schon ziemlich problematisch und in sehr vielen Fällen ungerecht.

                            Zitat von Tibo Beitrag anzeigen
                            Die Reaktion der Welt nach dem Niedergang des Naziregimes war keine harte Strafe, sie war größtenteils klug und angemessen.
                            Der Wiederaufbau der westlichen Hälfte war von US-Seite auch von Anfang an vorgesehen und eine strategische Entscheidung. Demgegenüber war der Morgenthau-Plan nur die Phantasie eines rachsüchtigen alten Mannes und zu keinem Zeitpunkt Bestandteil der offiziellen Außenpolitik.
                            "En trollmand! Den har en trollmand!"

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                              #15
                              Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen
                              Der Staat hat den Krieg geführt, nicht der einzelne. Von daher sind Kollektivstrafen schon ziemlich problematisch und in sehr vielen Fällen ungerecht.
                              Das ist fraglos richtig. Verglichen mit Versailles und Brest-Litowsk und ähnlichen Abschlüssen dieser zeit, ist das was mit Deutschland angesichts der Verbrechen der Deutschen, gemacht wurde ein moderater Frieden gewesen.
                              Sich mit Feinden auszusöhnen ist absolut begrüßenswert. Deswegen sind moderate Friedensschlüsse sinnvoll. Der Umgang des Westens mit Deutschland nach 45 war sicher überwiegend zu unseren Gunsten und im Großen und Ganzen auch angemessen.
                              Die Leistungen die Deutschland als Entschädigungen zahlte und zahlt, machen den Schaden und das Leid der Opfer der Deutschen nicht wieder gut, das können sie auch niemals. Man muss aber akzeptieren, dass die Höhe der Leistungen kritisiert wird. Für 600$ wollte ich nicht einen Monat im KZ verbringen.

                              - - - Aktualisiert - - -

                              Zitat von Liopleurodon Beitrag anzeigen

                              Der Wiederaufbau der westlichen Hälfte war von US-Seite auch von Anfang an vorgesehen und eine strategische Entscheidung. Demgegenüber war der Morgenthau-Plan nur die Phantasie eines rachsüchtigen alten Mannes und zu keinem Zeitpunkt Bestandteil der offiziellen Außenpolitik.
                              Morgenthau ging es weniger um Rache als darum, dass er Angst hatte. Man kann die Bedrohung durch einen Feind dauerhaft nur durch die Vernichtung oder Aussöhnung beseitigen. Schön, dass der Westen sich für die Aussöhnung entschieden hat. Deutschland hätte es verdient gehabt, dass man den Staat vernichtet.

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