Ist Hartz IV zu niedrig?

[Bethany Rhade]

Die meisten Firmen wollen Fachkräfte, keine Quereinsteiger und niemand bekommt eine Umschulung, nur weil er gerne eine machen möchte. Was nützt also einem die eigene, geistige Flexibilität, wenn das bürokratische System um einen herum völlig unflexibel ist. Außerdem gehören zum Jobwechsel immer zwei. Der, der den Job möchte und der, der ihn vergibt. Es geht also nicht nur darum, was man sich selbst zutraut, sondern auch darum, was andere einen zutrauen. Und diese Anderen teilen nun mal oft nicht die eigene geistige Flexibilität.

Na ja, die wollen ja Leute haben, die das geforderte bereits beherrschen und nicht erst ewig angelernt werden müssen. Das finde ich schon okay so, dass die Zahl der Quereinsteiger in den meisten Berufen so gering bzw. gar nicht vorhanden ist.

Das ist z.B. etwas, wo die USA uns Äonen voraus ist. Quererinsteiger habens dort wesentlich leichter als hier in Deutschland. Auch besteht dort viel mehr Interesse am Menschen an sich. In Deutschland zählen hauptsächlich die Noten - der Part im Lebenslauf über Interessen dient vor allem zur Belustigung der deutschen Personaler.

Und wofür macht man dann eine Ausbildung und eignet sich die Kenntnisse an? Damit die hinterher nix wert sind und Quereinsteiger genommen werden? Na schönen Dank auch.

Und ich würde lieber das System USA hier nicht anpreisen. Da gibts so viel Armut, davon sind wir zum Glück noch ein Weilchen weg.

[Taanae]

Dass wir hier in Deutschland Fachkräftemangel haben, daran mag ich nun nicht glauben. Es wird wohl eher so sein, dass Fachkräfte aus dem Ausland teilweise billiger sind und ein Teil unserer Fachkräfte hingegen dann wahrscheinlich in ein Ausland gehen, wo eben mehr bezahlt wird.

[Bethany Rhade]

Nein, nicht unbedingt. Aber die Firmen hier wollen billige Fachkräfte aus dem Ausland, weil da auch nicht unsere Arbeitszeitgesetze gelten bzw. diese weiter ausgehölt werden können.

Also billiger und mehr arbeiten für weniger Geld.

[Gast]

Dass wir hier in Deutschland Fachkräftemangel haben, daran mag ich nun nicht glauben.

Ich glaub das nicht, deswegen kann das nicht sein. Immer ein super Argument.

Es wird wohl eher so sein, dass Fachkräfte aus dem Ausland teilweise billiger sind und ein Teil unserer Fachkräfte hingegen dann wahrscheinlich in ein Ausland gehen, wo eben mehr bezahlt wird.

Also was jetzt, sind Fachkräfte im Ausland billiger oder besser bezahlt. Beides gleichzeitig geht schwer.

Und du weißt schon, dass es für ausländische Arbeitskräfte gesetzliche Mindestverdienstgrenzen gibt? Dieses Stammtischargument, dass Ausländer hier zum halben Preis arbeiten wird auch durch dauerndes Wiederholen nicht richtiger.

[Bethany Rhade]

gesetzliche Mindestverdienstgrenze ungleich Tariflohn

[Chloe]

Vor fünf Jahren hatte man Ähnliches unternommen in der brandenburgischen Partnerstadt Neustrelitz: „Wir brauchen Sie!“, hieß die Anwerbe-Aktion im Juli 2007. Sie war ein Fehlschlag, trotz der hohen Arbeitslosigkeit im Nordosten. Damals kamen keine zehn Bewerber.

Fachkräftemangel: Tausende Portugiesen kommen nach Schwäbisch Hall | Wirtschaft- Frankfurter Rundschau

Kommentar erübrigt sich.

[Stargamer]

Fachkräftemangel: Tausende Portugiesen kommen nach Schwäbisch Hall | Wirtschaft- Frankfurter Rundschau

Kommentar erübrigt sich.

Neustrelitz in Brandenburg?

Da braucht mal dringend jemand eine Fachkraft im Bereich Geographie.

[DJSun1981]

WAS für Fachkräfte werden eigentlich gebraucht?

Aber mich wunderts nicht, dass es einen "Fachkräftemangel" gibt, weil die WIRKLICH guten "Fachkräfte", die pfeiffen auf Deutschland, Österreich und die EU,

die WIRKLICH guten Fachkärfte gehn in ein Land, in dem ihre Fachkraft zu schätzen gewusst wird, dass heißt, das sie anständig bezahlt werden und nicht mehr als die Hälfte dem Staat schenken müssen für nichts ohne Gegenleistung...

[Bethany Rhade]

WAS für Fachkräfte werden eigentlich gebraucht?

Aber mich wunderts nicht, dass es einen "Fachkräftemangel" gibt, weil die WIRKLICH guten "Fachkräfte", die pfeiffen auf Deutschland, Österreich und die EU,

die WIRKLICH guten Fachkärfte gehn in ein Land, in dem ihre Fachkraft zu schätzen gewusst wird, dass heißt, das sie anständig bezahlt werden und nicht mehr als die Hälfte dem Staat schenken müssen für nichts ohne Gegenleistung...

Yap, hier werden Studienabgänger nicht eingestellt und genutzt, sondern als Praktikanten missbraucht. Jobs kriegen sie keine, um den angeblichen Fachkräftemangel auszugleichen.

Andererseits werden Fachkräfte ab 40 in die Arbeitslosigkeit abgeschoben, weil sie für die Unternehmen zu "alt" sind. Es muss halt alles jung sein... und kostenlos.

[ChronoWerx]

... und nicht mehr als die Hälfte dem Staat schenken müssen für nichts ohne Gegenleistung...

Für die abgeführten Steuern bekommt man keine Gegenleistung?
Das ist in der Tat was neues..........

[newman]

@Hypofaralkus

Arbeit und Geld ist alles? Nein, Unabhängigkeit ist alles. Arbeit wird nur hingenommen wegen des Geldes und ist nichts anderes als Zwang.

Nana, sei mir jetzt kein schlechter Christ.
So ist das nun auch nicht.
"Man arbeitet nicht allein, dass man lebe, sondern man lebt um der Arbeit willen, und wenn man nichts mehr zu arbeiten hat, so leidet man oder entschläft." - Zinzendorf
"I look upon it (work) as the greatest blessing we have and almost every day of my life thank my stars that I have enough work to occupy all my spare time" - Winslow Taylor

Ich finde das Gespräch hier toll. Müsste ich mir eigentlich ausdrucken. Donnerstag darf ich was zur protestantische Arbeitsethik vortragen (puritanisch in den USA, pietistisch bei uns im Ländle) . Der Gesprächsverlauf hier passt da wunderbar, ein Musterbeispiel zum Einfluss Religion -> Kultur -> Wirtschaft/Politik.


Ich denke wir müssen etwas mehr Verständnis füreinander aufbringen. Wie Hypofaralkus sagte: Wir sind alle Individuen. Jeder tickt anders. Jeder hat andere Bedürfnisse und Wünsche. Der eine bildet nur lose emotionale Bindungen mit seiner Umwelt oder kann sie rasch wieder überwinden oder es genügt ihm bereits ein kurzer Email-Kontakt mit dieser Umwelt, der andere bildet sehr starke emotionale Bindungen und Verflechtungen mit seiner sozialen Umwelt und braucht diese, um "happiness" erreichen zu können (der er ja in einer freien Gesellschaft nachjagen sollen darf) . Das eine ist nicht besser als das andere. Menschen sind halt einfach nur unterschiedlich gestrickt. Und in einer Gesellschaft braucht es von jedem Typ Mensch jemanden, sowohl den Dynamischen/Flexiblen wie auch den Nestbauer.

[succo]

Na ja, die wollen ja Leute haben, die das geforderte bereits beherrschen und nicht erst ewig angelernt werden müssen. Das finde ich schon okay so, dass die Zahl der Quereinsteiger in den meisten Berufen so gering bzw. gar nicht vorhanden ist.



Und wofür macht man dann eine Ausbildung und eignet sich die Kenntnisse an? Damit die hinterher nix wert sind und Quereinsteiger genommen werden? Na schönen Dank auch.

Und ich würde lieber das System USA hier nicht anpreisen. Da gibts so viel Armut, davon sind wir zum Glück noch ein Weilchen weg.

Der Standpunkt vieler Arbeitgeber ist zum Teil ja auch nachzuvollziehen, bloß die Agenturen und auch viele Mitmenschen tun halt immer so, als wäre es einzig und allein die eigene Schuld, wenn es einen nicht gelingt, in anderen Branchen Fuß zu fassen.

Ein Quereinsteiger soll auch keiner Fachkraft etwas wegnehmen, sondern eher die Alternative sein, falls eine solche nicht zu finden ist.

Man darf auch Quereinsteiger nicht zwangsläufig mit "Laien" gleichsetzen. Oft haben sie sich die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten in Eigeninitiative angeeignet und verfügen über jede Menge Erfahrung, nur besitzen sie halt keinen offiziellen Schein.

Gruß, succo

[Scotty]

Man darf auch Quereinsteiger nicht zwangsläufig mit "Laien" gleichsetzen. Oft haben sie sich die nötigen Kenntnisse und Fähigkeiten in Eigeninitiative angeeignet und verfügen über jede Menge Erfahrung, nur besitzen sie halt keinen offiziellen Schein.

Genau … Ich hab mal (Möbel)Tischler gelernt, aber da nie was nach der Lehre gearbeitet, weil es einfach nichts gab, also nix mit Holzwurm, jetzt bin ich Mausschubser...

[TimeGypsy]

Ist es nicht "herrlich"? In ner Stadt in der Region schließt zum Monatsende ein Krankenhaus (das einzige der Stadt) und so können sich pünktlich zum 1. April 75 Mitarbeiter arbeitslos melden...

Ich hab das Gefühl, das ist jetzt so langsam der endgültige Todesstoß für die "Stadt".

[Aquila82]

Na wie passend! Da sind die Leute zumindest nicht in der Quartalssstatistik für das 1. Quartal drin und bis zum Ende des zweiten kann man sich ja noch was einfallen lassen. Einfach unglaublich!