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Tiefgründige Unterhaltung - was ist das ?

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    #31
    Gut (und tiefgründig) sowie dramatisch wird Xena erst ab der dritten Staffel. Die beiden davor pflegen noch überwiegend dás Bad-Guy-of-the-week-kriegt-Dresche-Prinzip.

    Kommentar


      #32
      Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
      Wer ist denn die "deutsche Kritik" ? Gibt es dazu auch Namen ?
      Die Presse.

      Wirf mal einen Blick in diverse Zeitungen, wenn es um die Rezension phantastischer Stoffe geht und ich meine keine spezialisierten Genrezeitschriften. In den 80ern gab es zum Beispiel im Zug der Veröffentlichung von Michael Endes "Die unendliche Geschichte" jede Menge Kritik an dem Roman im Speziellen und phantastischer Literatur im Allgemeinen, wobei das Schlagwort "Fluchtliteratur" gerne die Runde gemacht hat.

      Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
      Eine interessante Frage, ob dies wirklich so ist. Wie war es denn vor der Zeit des Internets? Wie haben da die Leute ihrer Tiefgründigkeit Ausdruck verliehen ?
      Ich kann dir nicht ganz folgen, was das Internet damit zu haben soll. Wer verleiht denn im Netz seiner Tiefgründigkeit Ausdruck?

      Ob das tatsächlich so ist sei mal dahin gestellt. Ich nehme es zumindest so wahr. In Sachen Fernsehunterhaltung - und darum ging es ja hier - mache ich es daran fest, dass den Zuschauern heute vermehrt nahezu inhaltslose, schablonenhafte Billigproduktionen wie diverse Doku-Soaps oder Casting-, Ranking- oder Kochshows vorgesetzt werden und dabei auch noch hohe Quoten erzielen.

      Gleichzeitig versinken die Quoten intelligenter Serien, wie sie ähnlich in den 70ern - 90ern durchaus noch populär waren, heute in den Keller. Dass Sachen wie Doctor Who oder Life on Mars hier gnadenlos gefloppt sind und Lost dank sinkender Quoten demnächst auf Kabel1 verschoben wird ist in meinen Augen ein Armutszeugnis, sowie ein Zeichen dafür, dass viele Zuschauer nicht mehr in der Lage sind, sich auf eine vom Alltag abweichende, etwas komplexere oder gar (ach du Schreck) phantasievollere Serie einzulassen.

      Das ist an Oberflächlichkeit nicht zu übertreffen.

      Und dass Star Trek heute nur noch dann eine Chance hat, wenn es jeglichen Anspruch über Bord wirft, spricht auch nicht gerade für ein Publikum, dass in dem, was es sich ansieht, nach tieferen Sinninhalten sucht.

      Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
      Na, dann bring doch mal eine Top Ten besonders tiefgründiger B5-Folgen, um Deine Behauptung zu stützen .
      Och, das ist einfach .

      Ich greif da einfach mal spontan 10 Folgen - allerdings ohne Rangfolge - heraus, denen ich besagte Tiefgründigkeit unterstelle:

      Erste Staffel:

      - Deathwalker
      - Die Gläubigen

      Zweite Staffel:

      - Confessions and Lamentations
      - Comes the Inquisitor

      Dritte Staffel:

      - A Day in the Strife
      - Exogenesis

      Vierte Staffel:

      - The Illusion of Truth
      - The Face of the Enemy
      - Intersections in Real Time

      Fünfte Staffel:

      - Day of the Dead
      - Sleeping in Light

      Was an diesen Folgen tiefgründig ist, darf jetzt jeder Interessierte mal versuchen für sich selbst herauszufinden .

      Auf den kompletten Storyarc gesehen, würde ich verschiedene Elemente besonders hervorheben:

      - Warnung vor den ersten Anzeichen für die Enstehung faschistoider Staatssysteme
      (Clarkes Machtergreifung, Nightwatch, die Ministerien mit verklärenden Aufgabenbezeichnungen etc.)

      - Kritik an Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten
      (Die Homeguard, das PSI-Corps etc.)

      - Kritik an überkommenen Mythen und Traditionen
      (Die ganze Vorlonen-Schatten-Thematik dient der Entmystifizierung althergebrachter religiöser Vorstellungen von Engeln und Dämonen und endet in einer neuen Mündigkeit des modernen Menschen)

      - Auseinandersetzung mit verschiedenen Weltanschauungen und Philosophien
      (Vor allem G'Kars Wandlung und seine philosophischen Lebensbetrachtungen)

      Diese Liste ließe sich noch eine Weile weiterführen, aber ich habe auch keine Lust die ganze Nacht an einem Forenbeitrag zu sitzen . Meine Posts sind ohnehin schon immer viel zu lang.

      Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
      So gesehen sind auch Wolken am Himmel tiefgründig, weil man alles Mögliche hineininterpretieren kann.
      So einfach ist es ja nun auch wieder nicht.

      Bei der Wolke hätten wir schonmal das Problem, dass sie ein nicht-intentionales Gebilde ist. Bei einem künstlich geschaffenen Text (und Filme zählen im weiteren Sinne auch als "Text", schon allein, weil sie immer auf einem solchen beruhen) kann man allerdings zunächst einmal grundsätzlich von einer gewissen Intentionalität ausgehen.

      Diese muss dem Künstler selbst nicht einmal bewusst sein, denn unter Umständen sind einige Dinge, die ihn beim Schreiben bewegt haben, ohne gezielte Absicht in den Text eingeflossen. Kaum ein literarischer Text ist vollkommen Aussagefrei.

      Prinzipiell gilt deshalb für jede Literaturinterpretation, dass alle Deutungen zulässig sind, die sich schlüssig am Text belegen lassen. Das heißt, ich kann nicht einfach irgend etwas in eine Geschichte hineindeuten, sondern ich muss mich schon intensiv damit beschäftigen und mich an das halten, was mir der Text anbietet.

      Würde ich beispielsweise aus der Luft gegriffen behaupten, die Vorlonen - Schatten - Thematik stünde metaphorisch für den Kalten Krieg, wobei die Schatten die Russen und die Vorlonen die Amis wären, müsste ich diese Behauptung an verschiedenen Merkmalen belegen und damit aufkommenden Fragen standhalten können.

      Das wäre bei diesem Beispiel vermutlich nicht so einfach, denn schon an Fragen wie "War denn Russland viele Jahre lang inaktiv?" oder "Warum wirken Schatten und Vorlonen so weltentrückt und mystifiziert? Passt das zu Sowiets und Amerikanern?" und "Warum stehen beide über der eigentlichen Politik und für wen stünden dabei die Menschen?" etc. würde diese Interpretation scheitern.

      Zitat von transportermalfunction Beitrag anzeigen
      Tatsächlich ? Wo ? Aber bitte jetzt nicht einfach auf die griechische Mythologie verweisen.
      Ich kram mal im "Xena"-Thread. Das hatten wir schon . Am Besten liest du ab hier:

      Buffy & Angel, 24, Lost, Akte X, The 4400, Charmed, Herkules, Xena, ... und was es sonst noch so im TV gibt!


      oder hier:

      Der Herr der Ringe, Harry Potter, Indiana Jones, James Bond, Jurassic Park...und was es sonst noch so auf der Leinwand und im TV gibt!


      Zitat von Sinclair_ Beitrag anzeigen
      Gut (und tiefgründig) sowie dramatisch wird Xena erst ab der dritten Staffel. Die beiden davor pflegen noch überwiegend dás Bad-Guy-of-the-week-kriegt-Dresche-Prinzip.
      Stimmt schon, ab der Dritten kommt die Serie erst so richtig in Fahrt, aber die Tendenzen sind schon vorher da.

      Ein Teil der Tiefgründigkeit ergibt sich schließlich bereits aus der Figurenkonstellation Xena-Gabrielle, einerseits die Kriegerin mit dunkler Vergangenheit, die sozusagen für ihre grausamen Taten Buße tut und auf der anderen Seite die sprichwörtliche Unschuld vom Lande, die ihr folgt.

      Allein dieser Kontrast geht bereits über andere, oberflächlichere Heldengeschichten - wie etwa in der Ursprungsserie Hercules - hinaus. Dazu kommt dann ab Ende der Ersten auch noch Callisto als Xenas Nemesis, die für alles steht, was sie einmal war und noch hätte werden können, wenn sie sich nicht "bekehrt" hätte.

      Daraus ergeben sich etliche Spannungen, ethische Fragestellungen und der rote Faden um den Umgang mit Schuld und Vergebung, der sich durch die gesamte Serie zieht.

      Zitat von newman Beitrag anzeigen
      Echt?
      Ich hab Xena bisher eigentlich überhaupt nur auf Grund der hübschen Hauptdarstellerin wahrgenommen und eigentlich nie weiter darauf geachtet, da ich es auch für sehr leichte Kost hielt und das in einer Umgebung spielend, die mir im Gegensatz zu vergleichbarer leichter Scifi Kost auch noch weniger zusagt.
      Naja, dann wäre da ja noch Hoffnung für Star Treks Zukunft. An Xena waren doch unter anderem die damals noch recht jungen Orci/Kurtzman beteiligt?
      Natürlich will diese Serie, wie die meisten anderen auch, in erster Linie unterhalten, aber es verbirgt sich doch auch noch so Einiges unter der Oberfläche, wenn man mal genauer hinsieht.

      Orci/Kurtzmann waren tatsächlich als Autoren für Xena tätig, wenn auch eigentlich als alleinige Schreiber nur an einer Folge voll beteiligt. Darüber hinaus waren sie in der umstrittenen fünften Staffel an der Produktion mitbeteiligt, weil die kreativen Köpfe der ersten vier Staffeln, die glücklicherweise in der Sechsten zurückkehrten, zeitweilig ersetzt wurden.

      Allerdings muss ich zugeben, dass durchaus einige Scripts mit ihren Namen assoziiert sind, die wirklich Klasse haben. So waren sie verantwortlich für die selbstironische und wirklich sehr witzige Hercules-Folge "Yes Virginia, there is a Hercules".
      Zuletzt geändert von Logan5; 11.11.2009, 18:11. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

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