Zitat von EREIGNISHORIZONT
In dem Sinne also, daß jemandem seine Schuld genommen wird.
Das geht bei einem Mörder natürlich nicht.
Um Vergebung zu bitten assoziiere ich hingegen zumindest mit Unterwerfung (bei Anerkennung der eigenen Schuld), was aber auch durch den Sprachgebrauch motiviert sein mag.
"Entschuldigung!" sagt man halt mal so ganz locker, um Vergebung bittet man aber selten.
Daher assoziiere ich Vergebung auch mit dem, was du weiter unten geschrieben hattest - ein Loslassen des Hasses bzw. der Wut auf die Person, der man vergibt.
Vergebung ist also m.E. die Einsicht, daß die betreffende Person auch ein Mensch mit Gefühlen und Motivationen ist, letztlich auch nur eine einsame Seele, die durch welche Umstände auch immer zu ihrer Tat oder ihren Taten getrieben wurde.
Das ist natürlich sehr schwer, gerade wenn man Betroffener ist.
Sowas tun zu können, zeugt meiner Ansicht nach von Größe, umso mehr hat es mich bewegt, als der alte Mann in dem angeführten Video in GUTER christlicher Manier dem Mörder seine Vergebung mitgeteilt hat.
Wenn mehr Menschen das tun könnten, wäre die Welt sicher ein besserer Ort.
So tingeln viele Menschen in die Kirchen ihrer Religion und hoffen auf Vergebung von einer höheren Macht, die sie in all ihrer Winzigkeit sieht und ihnen daher ihre Verirrungen nachsieht, während die Menschen sich untereinander bekriegen, weil sie zu Vergebung nicht bereit oder nicht in der Lage sind.
Vergebung ist, um es nochmal zu sagen, daher aber von Entschuldigung unterschiedlich, weil es nicht um die konkrete Tat geht, sondern um die Wahrnehmung dieser Tat bei den von ihr direkt oder indirekt Betroffenen.
Entschuldigung ist genau genommen das Nehmen einer Schuld, womit der Betreffende nicht mehr schuldig ist und Vergebung nicht mehr nötig.
Vergebung hingegen ist ein Anerkennen der Schuld des Betreffenden, und ihm diese bestehende Schuld dennoch zu verzeihen.
Im Übrigen bin ich der Meinung, daß das nichts mit Religion oder Religiöstät zu tun haben muß.
Zwar ist Vergebung z.B. in der christlichen Lehre ein zentraler Begriff, dennoch sind offenbar nur sehr wenige Christen dazu wirklich in der Lage.
Während ich die Fähigkeit zur Vergebung, ganz losgelöst von der Anerkennung der Existenz bzw. der Verehrung eines höheren Wesens, für eine, milde gesagt, "gute Sache" halte.
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