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Gibt es eine Moral ohne Gesellschaft?

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    #16
    Zitat von BongoMercury Beitrag anzeigen


    Induviduum

    - Rechtsempfinden

    - Empathiefähigkeit

    - Gewissen
    Ich versteh nicht, heißt das, dass ein Lebewesen was keine Empathie hat, nicht als Individuum angesehen wird. Was ist es denn dann?

    Ich denke das unsere Empathiefähigkeit und das Gewissen entscheidende Faktoren für eine sozialen Umwelt mit Moral sind. Erst da drauf wurde alles weiterentwickelt. Ich denke auch das dieses eine Weiterentwicklung des "einfachen" Sozialverhaltens im Tierreich ist. Genetisch.
    Für mich ist Moral etwas, was sich ständig verändert. Je nachdem wo, wann und wie man lebt. Im Mittelalter war viel mehr erlaubt als heute. Da hätte sich niemand aufgeregt, heute schon. Und wer weiß, was in 100 Jahren alles erlaubt ist oder nicht.
    Ohne Signatur lebt sichs doch am besten

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      #17
      Zitat von Rebellion666 Beitrag anzeigen
      Ich versteh nicht, heißt das, dass ein Lebewesen was keine Empathie hat, nicht als Individuum angesehen wird. Was ist es denn dann?
      Es heist wohl das diese Fähigkeiten Notwendig sind um ein Moralisches System zu entwickeln.

      Für mich ist Moral etwas, was sich ständig verändert. Je nachdem wo, wann und wie man lebt. Im Mittelalter war viel mehr erlaubt als heute. Da hätte sich niemand aufgeregt, heute schon. Und wer weiß, was in 100 Jahren alles erlaubt ist oder nicht.
      Stimmt ja auch, Moral ist nicht unveränderlich sie endwickelt sich immer weiter.

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        #18
        Zitat von Rebellion666 Beitrag anzeigen
        Für mich ist Moral etwas, was sich ständig verändert. Je nachdem wo, wann und wie man lebt. Im Mittelalter war viel mehr erlaubt als heute. Da hätte sich niemand aufgeregt, heute schon. Und wer weiß, was in 100 Jahren alles erlaubt ist oder nicht.
        Die Aussage von BongoMercury ist IMO trotzdem korrekt und meint etwas anderes: damit Individuen gesellschaftlich zusammenleben können, braucht es gewisse Voraussetzungen. Zum Beispiel die Fähigkeit zur Empathie, sich in den anderen hineinversetzen zu können.

        Nur wenn gewisse kognitive Fähigkeiten auf biologischer Seite gegeben sind, kann sich eine soziale Struktur entwickeln. Salopp gesagt entwickeln Bakterien keine sozialen Strukturen, weil sie zu blöd dazu sind.

        Moral als Verhaltensnormal ist dann ein ganz natürliches Phänomen. Eine Gemeinschaft muss immer Regeln haben, schon per Definition. Die Ausgestaltung dieser Regeln ist dann aber natürlich abhängig von den teilhabenden Individuen und der Gruppendynamik (u.a.) und kann deshalb sich ja fast beliebig verändern.
        Ich glaube dabei nicht, dass es feste "Basisnormen" gibt, die dem Menschen oder einem Tier "einprogrammiert" sind. Es gibt keine natürliche Definition von dem was erlaubt sein sollte und was nicht. Das ergibt sich immer aus der jeweiligen Dynamik innerhalb der Gruppe - sei sie ein Rudel, ein Stamm, eine Nation oder gar eine ganze Spezies.

        Schlechtes Gewissen ist dabei kein Hinweis auf abstrakte, natürliche Normen, die man verletzt. Das merkt man schon daran, dass Menschen bei unterschiedlichen Dingen ein schlechtes Gewissen bekommen, obwohl sie sehr eng verwandt sind. Es kann also nicht natürlichen Ursprungssein. Vielmehr handelt es sich dabei um eine unterbewusste Abprüfung der eigenen Handlungen mit den Werten und Normen, die man aufgrund seiner Sozialisation verinnerlicht hat.
        Freud würde ich übrigens mal schön in der Mottenkiste lassen, wo er hingehört.

        Und, wie gesagt, wäre ich bei Tieren vorsichtig. Die regelmäßig Unterstellung Moral wäre etwas rein menschliches ist sehr gewagt. Soziale Tiere haben ganz eindeutig Handlungsnormen an die sich ein Einzeltier halten sollte, will es in der Gruppe akzeptiert werden und überleben. Nur weil Delphine keine für uns verständlichen Grundrechtekatalog formulieren, heißt das nicht, dass sie so etwas nicht vielleicht doch besitzen. Wenn die Verhaltensforschung der letzten Jahrzehnte eins gezeigt haben, dann dass Tiere sehr viel mehr auf dem Kasten haben, als wir es uns vorstellen können und vor allem auch ganz andere Formen von Intelligenz und Interaktion haben.
        Ich erinnere mich da immer gerne an Kolkraben. Diese haben Selbstbewusstsein, Namen (ja, ohne Scheiß, die krähen sich mit spezifischen Namen an) und kommunizieren sogar über "Bevölkerungskontrolle" (also das z.B. in einem Wäldchen die Paare nur soviele Junge auf die Welt bringen, wie auch durchgebracht werden können - in Schleswig-Holstein nachgewiesen). All das spricht für eine enorme Abstraktionsfähigkeit und für die Fähigkeit sich selbst als Teil einer Gruppe und die Dynamik innerhalb einer Gruppe wahrzunehmen. Es gibt dabei sogar Nachweise kultureller Eigenheiten. Dies ist also nicht nur auf Meeressäuger und Menschenaffen beschränkt, sondern in der Natur weiter verbreitet.

        Die menschliche "Moral" ist also nur das Ende... nein, besser ein spezieller Seitenast eines großen Baumes des Sozialverhaltens.
        Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
        Makes perfect sense.

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          #19
          Zitat von Harmakhis Beitrag anzeigen
          Ich erinnere mich da immer gerne an Kolkraben. Diese haben Selbstbewusstsein, Namen (ja, ohne Scheiß, die krähen sich mit spezifischen Namen an) und kommunizieren sogar über "Bevölkerungskontrolle" (also das z.B. in einem Wäldchen die Paare nur soviele Junge auf die Welt bringen, wie auch durchgebracht werden können - in Schleswig-Holstein nachgewiesen).
          Das Intressiert mich aber Jetzt, gibts dazu ein Link oder so? Wann wurde das Beobachtet? Das Raben Inteligente Tiere sind habe ich gewusst aber das sie sich über etwas unterhalten hm, nicht.

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            #20
            Zitat von GGG Beitrag anzeigen
            Das Intressiert mich aber Jetzt, gibts dazu ein Link oder so? Wann wurde das Beobachtet? Das Raben Inteligente Tiere sind habe ich gewusst aber das sie sich über etwas unterhalten hm, nicht.
            Naja, "unterhalten" ist ja auch ein sehr vermenschlichter Begriff. Jedenfalls kommunizieren sie wohl irgendwie über die Gelegegröße.

            Ich hab den Artikel auf die Schnelle nicht mehr gefunden, aber dafür ein paar andere. Aber dann sollten wir wohl wieder mehr ontopic werden.
            Intelligenzbestien: Schmarotzen machte Raben schlau - Wissenschaft - SPIEGEL ONLINE - Nachrichten auf YouTube folgenden Beitrag: YouTube - Joshua Klein: The amazing intelligence of crows


            Hmm... ich muss mir solche Sachen echt immer abspeichern.
            Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
            Makes perfect sense.

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              #21
              Naja, ich will mich dann doch mal äußern. Die Frage dieses Threads ist leider wenig sinnreich.

              Erstmal vorweg: Es ist immer problematisch, einen Begriff mit einem anderen Begriff zu definieren. Von einer Gesellschaft, um das hier mal klarzustellen, spricht man immer dann, wenn sich menschliche Wesen zu bestimmten Zwecken organisieren, vorzugsweise wenn es viele Menschen sind und die Organisation von längerer Dauer ist. Es gibt den "Gesellschaftsbegriff" nun sehr eng (die Dorfgemeinschaft) und sehr weit (die westliche Gesellschaft / die Weltgesellschaft).
              Das ist eine allgemeingültige Definition, die natürlich je nach wissenschaftlichem Fachbereich andere Schattierungen erhält. Wie auch immer, in diesem Zusammenhang gilt: Wann und wo immer Menschen zusammenlebten, hat man eine Gesellschaft (die Biologen mögen meinetwegen auch von der "Gesellschaft" von Tieren sprechen, ich lass das hier außen vor).

              Die Gesellschaft braucht keinen "Staat" und die es ist für auch keine Gewaltenteilungen notwendig, denn auch das absolutistische Frankreich war eine Gesellschaft. Institutionen wie Kindergärten/Schulen/Heime sind für die Existenz einer Gesellschaft ebenso überflüssig, denn auch wenn keine Institutionen vorhanden sind oder zusammenbrechen, wie z.B. in der deutschen Nachkriegszeit 1945, bleibt die Gesellschaft bestehen.
              Und was die "Familie" als Keimzelle der Gesellschaft anbetrifft: Auch das, was wir heute als "Familie" begreifen, ist nur ein historisch gewachsenes Konstrukt, keine Selbstverständlichkeit. Unter "Familie" versteht man heute die Kleinfamilie "Mutter und Vater kommen aus Liebe zusammen und zeugen Kind um Kind". Diese romantische Vorstellung ist allerdings kaum 200 Jahre alt. Nimmt man z.B. mittelalterliche Familienverbände wie die "frereche", dann zeigen sich da ganz andere Ordnungsmodelle. Nichts destotrotz gibt es auch hier eine Gesellschaft.

              Gesellschaft ist also jedes dauerhafte menschliche Zusammenleben. Dieses Zusammenleben folgt logischerweise gewissen Regeln, da das Zusammenleben z.B. Arbeitsteilung benötigt. Die "Moral" ist dabei das Mittel, das Zusammenleben zu organisieren. Man müsste jetzt die Moral im Sinne einer Sittlichkeit vom Gesetz unterscheiden, ich hebe diese Unterscheidung aber mal auf.

              Die Frage, ob es eine Moral ohne Gesellschaft gibt, ist also, nichts anderes als die Frage, ob es Regeln ohne Zusammenleben gibt. Und das ergibt keinen Sinn. Wer alleine lebt bzw. existiert, also z.B. ein Schiffsbrüchiger auf der sprichtwörtlichen einsamen Insel, der braucht keine Regeln. Es gibt also keine Moral ohne Gesellschaft. Auf wen, wenn das Gegenüber fehlt, sollte man bitte schön moralische Regeln anwenden? Oder andersherum: Wessen Regeln sollte der Schiffsbrüchige folgen?

              Die Frage müsste deshalb korrekt lauten: Gibt es Gesellschaften ohne Moral? Gesellschaften ohne juridische bzw. auch codifizierte Regeln? Nein. Es gibt sie nicht und es gab sie nicht. Ich wiederhole hier mal: Unsere herrschende Moral, wie man sie gemeinhin versteht, ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das sich historisch entwickelt hat. Freilich gab es unzählige Gesellschaften mit einer anderen Moral, als die, die gerade ihre Wirkungsmächtigkeit entfaltet.

              Für mich ist Moral etwas, was sich ständig verändert. Je nachdem wo, wann und wie man lebt. Im Mittelalter war viel mehr erlaubt als heute. Da hätte sich niemand aufgeregt, heute schon. Und wer weiß, was in 100 Jahren alles erlaubt ist oder nicht.
              Was war denn im Mittelalter erlaubt, was heute "verpönt" ist? (nur aus Interesse gefragt)

              Davon abgesehen: Ja, das stimmt. Das, was wir heute als "moralisch" empfinden, ist eben nur ein historisches Konstrukt, mehr nicht. Und die Moral ändert sich selbstverständlich.

              "Moral" ist schließlich ein Mittel der Machterhaltung und der Kontrolle. Moral schafft Ordnung und ist deswegen ein Herrschaftsmittel. Wie das funktioniert, kann man bei Foucault nachlesen (wenn man Masochist ist). Das ist gar nicht nur negativ zu bewerten, weil jedes Zusammenleben Regeln bedarf. Deswegen muss man definieren, von welcher "Moral" man spricht.

              Zunächst einmal die Moral, die den Eingang in Gesetze gefunden hat. Das Tötungsverbot ist z.B. ein schönes Beispiel, auch wenn sich hier wieder die Unsinnigkeit der Frage zeigt: Gäbe es eine biologische/genetische Tötungsschranke, warum dann überhaupt ein Verbot? Offensichtlich, das zeigt selbst der oberflächlichste Blick in die Geschichte, gibt es diese Tötungsschranke beim Menschen nicht. Auch Vergleiche mit dem Tierreich sind nicht erkenntnisfördernd. Was hat denn die "Gesellschaft" der Pelikane oder der Ameisen mit der unseren zu tun? Solche Vergleiche fallen unter das Stichwort des Biologismus, d.h. die Begründung von menschlichen Verhaltensweisen mit angeblich biologischen Wurzeln. Dasselbe gilt für andere Bereiche der Kriminalität. Die Kriminologie befand sich übrigens jahrzehntelang auf der Suche nach biologischen Ursachen für das Verbrechertum, was sich heute noch im "geborenen Verbrecher" wiederspiegelt. Vor hundert Jahren hat man massenweise Verbrechergehirne gewogen, vermessen etc. Eine biologische Verankerung der Kriminalität hat man dabei nicht finden können.

              Dann die sog. "Sexualmoral": Diese ist ebenso herrschaftsrelevant, besonders wenn man in die Religionsgeschichte schaut. Frank Wedekind (Frühlings Erwachen) hat das sehr schön auf den Punkt gebracht: Moral ist das Mittel, anderen Leuten zu verbieten, was man sich selbst nicht traut, aber gerne tun würde. Wird durch die "Moral" bzw. die "Sitte" das sexuelle Verhalten kanalisiert und gesteuert, dann kann auch Kontrolle ausgeübt werden. Die Menschen folgen einem festen, vorgegebenen Weg und unterwerfen sich freiwillig Zwängen und Regeln.

              Als drittes nenne ich noch mal die "bürgerliche Moral": An diesem diffusen Begriff wird es am augenscheinlichsten: dass Katholiken jeden Sonntag in die Kirche gehen sollen, Protestanten hingegen zu Hause bleiben dürfen, kann nun wirklich nicht biologistisch hergeleitet werden.

              Fazit: Es gibt keine angeborene Moral. Welche Instinkte der Mensch mitbringt, mögen die Anthropologen erläutern, dabei von Moral zu sprechen ist in jedem Fall falsch. Vergleiche mit dem Tierreich sind irreführend, weil wir unsere eigenen Regeln haben, die nicht mit denen der Frösche, Bienen, Schimpansen etc. übereinstimmen.
              Republicans hate ducklings!

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                #22
                Zitat von endar Beitrag anzeigen
                ....
                Die Frage, ob es eine Moral ohne Gesellschaft gibt, ist also, nichts anderes als die Frage, ob es Regeln ohne Zusammenleben gibt. Und das ergibt keinen Sinn. ....
                Wenn ich an so was wie die Genfer Konventionen denke, haben wir sogar Regeln für das Gegeneinander-Leben ....
                Karl Ranseier ist tot. Der wohl erfolgloseste Foren-Autor aller Zeiten wurde heute von einem Bus auf der Datenautobahn überfahren.

                "Ich mag meine Familie kochen und meinen Hund" - Sei kein Psycho. Verwende Satzzeichen!

                Star Wars 7? 8? Spin-Offs? Leute, das Haftmittel für meine Dritten macht bessere Filme!

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                  #23
                  Zitat von Karl Ranseier Beitrag anzeigen
                  Wenn ich an so was wie die Genfer Konventionen denke, haben wir sogar Regeln für das Gegeneinander-Leben ....
                  Was soll das denn sein? Eine Andeutung auf Krieg? Auch Krieg ist eine Form von Zusammenleben. Dieses muss ja nicht zwangsläufig friedlich sein.
                  Was endar sagen wollte ist, dass Regeln nur dann Sinn machen und dann auch zwingend sind, wenn mindestens zwei Menschen aufeinandertreffen und miteinander klarkommen müssen. Im "Naturzustand" à la Locke & Co. (der aber IMO eh eine Utopie ist), in dem der Mensch alleine ist, braucht es auch keine Regeln, keine Moral.
                  Christianity: The belief that some cosmic Jewish zombie can make you live forever if you symbolically eat his flesh and telepathically tell him that you accept him as your master, so he can remove an evil force from your soul that is present in humanity because a rib-woman was convinced by a talking snake to eat from a magical tree.
                  Makes perfect sense.

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                    #24
                    Die Frage, ob es eine Moral ohne Gesellschaft gibt, ist also, nichts anderes als die Frage, ob es Regeln ohne Zusammenleben gibt. Und das ergibt keinen Sinn. Wer alleine lebt bzw. existiert, also z.B. ein Schiffsbrüchiger auf der sprichtwörtlichen einsamen Insel, der braucht keine Regeln. Es gibt also keine Moral ohne Gesellschaft. Auf wen, wenn das Gegenüber fehlt, sollte man bitte schön moralische Regeln anwenden? Oder andersherum: Wessen Regeln sollte der Schiffsbrüchige folgen?
                    Rein theoretisch wäre schon ein Konstrukt möglich.
                    Ein von und für sich selbst bzw. Nachkommen erstellter Kodex im Umgang mit der Natur und Umwelt, z.B. im Umgang mit Tieren.
                    Aber wie gesagt rein hypothetisch gesprochen, ein grobes Konstrukt, das mehr Fragen als Antworten aufwirft.

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                      #25
                      Ja, z.B. die Frage, mit wem ein einzelner Schiffsbrücher auf seiner einsamen Insel Nachkommen zeugen sollte.
                      Republicans hate ducklings!

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                        #26
                        Zitat von endar Beitrag anzeigen
                        Naja, ich will mich dann doch mal äußern. Die Frage dieses Threads ist leider wenig sinnreich.

                        Erstmal vorweg: Es ist immer problematisch, einen Begriff mit einem anderen Begriff zu definieren. Von einer Gesellschaft, um das hier mal klarzustellen, spricht man immer dann, wenn sich menschliche Wesen zu bestimmten Zwecken organisieren, vorzugsweise wenn es viele Menschen sind und die Organisation von längerer Dauer ist. Es gibt den "Gesellschaftsbegriff" nun sehr eng (die Dorfgemeinschaft) und sehr weit (die westliche Gesellschaft / die Weltgesellschaft).
                        Das ist eine allgemeingültige Definition, die natürlich je nach wissenschaftlichem Fachbereich andere Schattierungen erhält. Wie auch immer, in diesem Zusammenhang gilt: Wann und wo immer Menschen zusammenlebten, hat man eine Gesellschaft (die Biologen mögen meinetwegen auch von der "Gesellschaft" von Tieren sprechen, ich lass das hier außen vor).

                        Die Gesellschaft braucht keinen "Staat" und die es ist für auch keine Gewaltenteilungen notwendig, denn auch das absolutistische Frankreich war eine Gesellschaft. Institutionen wie Kindergärten/Schulen/Heime sind für die Existenz einer Gesellschaft ebenso überflüssig, denn auch wenn keine Institutionen vorhanden sind oder zusammenbrechen, wie z.B. in der deutschen Nachkriegszeit 1945, bleibt die Gesellschaft bestehen.
                        Und was die "Familie" als Keimzelle der Gesellschaft anbetrifft: Auch das, was wir heute als "Familie" begreifen, ist nur ein historisch gewachsenes Konstrukt, keine Selbstverständlichkeit. Unter "Familie" versteht man heute die Kleinfamilie "Mutter und Vater kommen aus Liebe zusammen und zeugen Kind um Kind". Diese romantische Vorstellung ist allerdings kaum 200 Jahre alt. Nimmt man z.B. mittelalterliche Familienverbände wie die "frereche", dann zeigen sich da ganz andere Ordnungsmodelle. Nichts destotrotz gibt es auch hier eine Gesellschaft.

                        Gesellschaft ist also jedes dauerhafte menschliche Zusammenleben. Dieses Zusammenleben folgt logischerweise gewissen Regeln, da das Zusammenleben z.B. Arbeitsteilung benötigt. Die "Moral" ist dabei das Mittel, das Zusammenleben zu organisieren. Man müsste jetzt die Moral im Sinne einer Sittlichkeit vom Gesetz unterscheiden, ich hebe diese Unterscheidung aber mal auf.
                        Du hast schon Recht das die Definition einer Gesellschaft wohl eine andere ist. Aber ich bin vom modernen (Rechts)Staat ausgegangen. Und da sind es die Instanzen und Institutionen welche wohl am meisten sozialen und vor allem pädagogischen Einfluß nehmen.

                        Die Frage, ob es eine Moral ohne Gesellschaft gibt, ist also, nichts anderes als die Frage, ob es Regeln ohne Zusammenleben gibt. Und das ergibt keinen Sinn. Wer alleine lebt bzw. existiert, also z.B. ein Schiffsbrüchiger auf der sprichtwörtlichen einsamen Insel, der braucht keine Regeln. Es gibt also keine Moral ohne Gesellschaft. Auf wen, wenn das Gegenüber fehlt, sollte man bitte schön moralische Regeln anwenden? Oder andersherum: Wessen Regeln sollte der Schiffsbrüchige folgen?

                        Die Frage müsste deshalb korrekt lauten: Gibt es Gesellschaften ohne Moral? Gesellschaften ohne juridische bzw. auch codifizierte Regeln? Nein. Es gibt sie nicht und es gab sie nicht. Ich wiederhole hier mal: Unsere herrschende Moral, wie man sie gemeinhin versteht, ist ein gesellschaftliches Konstrukt, das sich historisch entwickelt hat. Freilich gab es unzählige Gesellschaften mit einer anderen Moral, als die, die gerade ihre Wirkungsmächtigkeit entfaltet.
                        Nein. Die Umformulierung der Frage wäre falsch weil ich das nicht damit gemeint habe. Ich hätte auch schreiben können "ist die Fähigkeit Moral zu entwickeln mehr genetisch determiniert oder eher gesellschaftlichen Ursprungs?". Kann man etwas ausschließen/abgrenzen oder eher nicht? Und wie liegen wohl die Gewichtungen?

                        Es geht mir nicht darum ob es eine Gesellschaft ohne Moral gibt oder geben könnte. Auch nicht ob ein einzelner Mensch ein Moral bräuchte, was an sich ja schon absurd ist. Nur in wie weit wir "von alleine" solche oder ähnliche Vorstellungen/Konstrukte rein genetisch/biologisch, von Vernunftswegen und intutitiv entwickeln würden. Unabhängig einer (äußeren) Sozialisation.



                        Fazit: Es gibt keine angeborene Moral. Welche Instinkte der Mensch mitbringt, mögen die Anthropologen erläutern, dabei von Moral zu sprechen ist in jedem Fall falsch. Vergleiche mit dem Tierreich sind irreführend, weil wir unsere eigenen Regeln haben, die nicht mit denen der Frösche, Bienen, Schimpansen etc. übereinstimmen.
                        Dennoch glaube ich das gewisse angeborene Fähigkeiten der Grundstein dafür sind. Bzw. waren und es sich danach dann vom gesellschaftlichen Denken anders-, weiterentwickelt und polarisiert hat. Mir ging es nur darum ob es eine Trennung gibt und ob man es überhaupt trennen kann. Das die Gesellschaft uns am meisten beeinflusst steht ausser Frage.

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                          #27
                          Zitat von endar Beitrag anzeigen
                          Was war denn im Mittelalter erlaubt, was heute "verpönt" ist? (nur aus Interesse gefragt)

                          .
                          Kleinigkeiten zum Beispiel wie, ich spucke irgendwo hin oder benehme mich daneben. Heutzutage wird man bei jeder Kleinigkeit bestraft.Immer gibts irgenein Gesetz oder man wird schief angeschaut oder irgend einer hebt den Finger und will einen abmahnen. Früher haben sie darüber hinweggesehen, da war das moralisch zu vertreten. Und Selbstjustiz war damls glaube ich auch moralisch anerkannt, aber das weiß ich nicht so genau.
                          Aber BM meinte ja was ganz anders.

                          Zitat von BongoMercury Beitrag anzeigen
                          Es geht mir nicht darum ob es eine Gesellschaft ohne Moral gibt oder geben könnte. Auch nicht ob ein einzelner Mensch ein Moral bräuchte, was an sich ja schon absurd ist. Nur in wie weit wir "von alleine" solche oder ähnliche Vorstellungen/Konstrukte rein genetisch/biologisch, von Vernunftswegen und intutitiv entwickeln würden.
                          Wie soll man sowas denn heraus inden??? Außerdem ist das völlig egal. Es ist so, dass wir unsere Moral erlernen oder abgucken und dann danach leben oder wenn wir wollen, dagegen verstoßen. Was nützt es dir zu wissen, ob das genetisch vererbt wird.
                          Ohne Signatur lebt sichs doch am besten

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                            #28
                            Zitat von Rebellion666 Beitrag anzeigen
                            Kleinigkeiten zum Beispiel wie, ich spucke irgendwo hin oder benehme mich daneben. Heutzutage wird man bei jeder Kleinigkeit bestraft.Immer gibts irgenein Gesetz oder man wird schief angeschaut oder irgend einer hebt den Finger und will einen abmahnen. Früher haben sie darüber hinweggesehen, da war das moralisch zu vertreten. Und Selbstjustiz war damls glaube ich auch moralisch anerkannt, aber das weiß ich nicht so genau.
                            Aber BM meinte ja was ganz anders.
                            Im Mittelalter wars nicht so wie du denkst das Leben der Bauern und Bürger war sehr stark reglementiert, etwa durften Bauern nur Grau oder Braune Kleider tragen selbst Bürger durften nur eine begrenzte Meterzahl Stoff für ihre Kleidung verwenden. Wenn du im Mittelalter öfentliche Unruhe verursacht hättest währst du schnell an der Schandgeige Gelandet Dan hätten dich die Passanten mit Faulem Gemüse und Steinen beworfen.

                            Selbstjustitz? Neee wenn man ein Problem hatte musste man zum Gerichtsherren (Lehensherren) und ihm sein Problem schildern. Wenn man Glück hatte dann bekamm man recht wenn nicht... dan Pech. Gegen Adelige hatte man sowieso keine Chance alsn icht Adeliger.

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                              #29
                              Zitat von Rebellion666 Beitrag anzeigen
                              Kleinigkeiten zum Beispiel wie, ich spucke irgendwo hin oder benehme mich daneben. Heutzutage wird man bei jeder Kleinigkeit bestraft.Immer gibts irgenein Gesetz oder man wird schief angeschaut oder irgend einer hebt den Finger und will einen abmahnen. Früher haben sie darüber hinweggesehen, da war das moralisch zu vertreten.
                              Das stimmt so nicht ganz. Du hast ganz Recht, wenn du sagst, dass sich die Moral und einzelne Regeln verändert haben. Das tun sie ständig, das tun sie auch heute noch. Was aber "spucken" etc. anbetrifft, so hatte das neben Weinen, mit dem Fuß aufstampfen etc. auch eine rituelle politische Bedeutung. Zumindest in der "großen" Politik. Wenn z.B. ein Erzbischof beim Treffen angefangen hat, zu heulen, dann war das kein Ausdruck von Hysterie , sondern die Äußerung eines politischen Anspruchs.
                              Gegen das Spucken (oder das Wegwerfen von Zippen) gibt es heute übrigens auch kein Gesetz, sondern nur eine Verordnung. Und das auch nur da, wo die Städte pleite sind.

                              Und Selbstjustiz war damls glaube ich auch moralisch anerkannt, aber das weiß ich nicht so genau.
                              Ja, es gab im Mittelalter ein ausgeprägte Fehdewesen, besonders in Zeiten, als es keine Ordnungsmacht gab. Aber auch das war nur anfänglich "spontan", später wurde es sehr reglementiert. Das musste unter gewissen Umständen und Vorzeichen vonstatten gehen. Kirche und "Staat" wollten das dann eindämmen, daher kommt auch der Landfrieden(sbruch).
                              Republicans hate ducklings!

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                                #30
                                Zitat von endar Beitrag anzeigen
                                Ja, z.B. die Frage, mit wem ein einzelner Schiffsbrücher auf seiner einsamen Insel Nachkommen zeugen sollte.
                                Zellteilung im großen Stil ^^
                                Ich dachte eher an eine alternative Entwicklung des Menschen als Einzelgänger, der nur zur Paarung mit anderen seiner Art zusammenkommt, also keine Gesellschaft bildet. Man muss in der Hypothese nur die Gesellschaft ausklammern und nicht gleich den Rest der Menschheit.

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