hier:
taz, die tageszeitung :: Artikelseite
Witzig und bemerkenswert finde ich daran vor allem zwei Punkte:
Erstens mal wieder die Tatsache, dass fast jede Sekte und religiöse Gruppierung so ähnlich anfängt, wie das Christentum vor 2000 Jahren: Ein charismatischer Führer, der sich einbildet, er stünde in besonderer Beziehung zum lieben Gott, versucht eine Abspaltung von der etablierten Religion, und gerät dabei in Konflikt sowohl mit dem Staat als auch mit den Verantwortlichen der Religion. Wenn eine solche Sekte früh genug niedergedrückt wird oder keinen Erfolg hat, ist jedem Menschen sonnenklar, dass es sich um Spinner handelt. Andernfalls kann es leicht mal passieren, dass daraus eine Weltreligion wird Und die guten Katholiken, die sich über die verrückte Häresie dieser Nonnen aufregen, bemerken gar nicht, dass sie sich genauso verhalten wie die Juden, die vor 2000 Jahren die Köpfe über die Christussekte geschüttelt haben.
Zweitens das hier:
"Ewa Czaczkowska, eine Kirchenexpertin, erklärte, dass der Vatikan nur selten Marien- oder Jesus-Erscheinungen anerkenne. "Eine solche Revolte hat die katholische Kirche Polens noch nicht erlebt. Auf die einstigen Nonnen wartet nun eine lange psychotherapeutische Behandlung"."
Ist das nicht unglaublich?!! Man will doch sogleich fragen: Wie weit soll die Therapie denn gehen? Sollen die Damen nur von der Wahnvorstellung geheilt werden, sie hätten eine Privat-Leitung zum heiligen Geist oder auch von der Wahnvorstellung, ein allmächtiges Wesen würde rund um die Uhr ihre Gedanken lesen und sie würden einmal pro Woche das Fleisch dieses Wesens verschlingen?
Ich finde das hochgradig bemerkenswert: Dieselben Menschen, die an Jungfrauengeburten, dreifaltige Götter, Marienerscheinungen und Transsubstantiation glauben, finden es vollkommen selbstverständlich, dass der Glaube dieser Nonnen einer Psychotherapie bedarf!
Das erinnert mich stark an eine hübsche Anekdote aus dem Buch "Der Gotteswahn" von Dawkins. Darin erzählt ein Anthropologe (Pascal Boyer), von dem abenteuerlichen Aberglauben eines Volkes in Kamerun, das er erforscht hat. Und nachdem er fertig ist, meint ein am Tisch anwesender katholischer Theologe: "Genau das macht die Ethnologie so faszinierend und zugleich so schwierig. Sie muss erklären, wie Menschen an solch einen Unsinn glauben können."
amüsierte Grüße,
3of5
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Witzig und bemerkenswert finde ich daran vor allem zwei Punkte:
Erstens mal wieder die Tatsache, dass fast jede Sekte und religiöse Gruppierung so ähnlich anfängt, wie das Christentum vor 2000 Jahren: Ein charismatischer Führer, der sich einbildet, er stünde in besonderer Beziehung zum lieben Gott, versucht eine Abspaltung von der etablierten Religion, und gerät dabei in Konflikt sowohl mit dem Staat als auch mit den Verantwortlichen der Religion. Wenn eine solche Sekte früh genug niedergedrückt wird oder keinen Erfolg hat, ist jedem Menschen sonnenklar, dass es sich um Spinner handelt. Andernfalls kann es leicht mal passieren, dass daraus eine Weltreligion wird Und die guten Katholiken, die sich über die verrückte Häresie dieser Nonnen aufregen, bemerken gar nicht, dass sie sich genauso verhalten wie die Juden, die vor 2000 Jahren die Köpfe über die Christussekte geschüttelt haben.
Zweitens das hier:
"Ewa Czaczkowska, eine Kirchenexpertin, erklärte, dass der Vatikan nur selten Marien- oder Jesus-Erscheinungen anerkenne. "Eine solche Revolte hat die katholische Kirche Polens noch nicht erlebt. Auf die einstigen Nonnen wartet nun eine lange psychotherapeutische Behandlung"."
Ist das nicht unglaublich?!! Man will doch sogleich fragen: Wie weit soll die Therapie denn gehen? Sollen die Damen nur von der Wahnvorstellung geheilt werden, sie hätten eine Privat-Leitung zum heiligen Geist oder auch von der Wahnvorstellung, ein allmächtiges Wesen würde rund um die Uhr ihre Gedanken lesen und sie würden einmal pro Woche das Fleisch dieses Wesens verschlingen?
Ich finde das hochgradig bemerkenswert: Dieselben Menschen, die an Jungfrauengeburten, dreifaltige Götter, Marienerscheinungen und Transsubstantiation glauben, finden es vollkommen selbstverständlich, dass der Glaube dieser Nonnen einer Psychotherapie bedarf!
Das erinnert mich stark an eine hübsche Anekdote aus dem Buch "Der Gotteswahn" von Dawkins. Darin erzählt ein Anthropologe (Pascal Boyer), von dem abenteuerlichen Aberglauben eines Volkes in Kamerun, das er erforscht hat. Und nachdem er fertig ist, meint ein am Tisch anwesender katholischer Theologe: "Genau das macht die Ethnologie so faszinierend und zugleich so schwierig. Sie muss erklären, wie Menschen an solch einen Unsinn glauben können."
amüsierte Grüße,
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