Zitat von Sandswind
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Mir geht es übrigens nicht darum, ob die Attentate gerechtfertigt seien oder nicht. Ich betrachte Morde und die Bombenattentate etc. grundsätzlich als nicht gerechtfertigt. Die Nonne hat überhaupt nichts mit den Äusserungen des Papstes zu tun, aber das ist gar nicht die Frage.
Aber wenn man sich der Frage zuwenden möchte, wie die subjektive Bereitschaft zu diesen Attentaten entsteht und welche "Steilvorlagen" der Westen bietet, muss man sich mit diesem Komplex auseinandersetzen bzw. ihn zur Kenntnis nehmen.
Eine bessere Propaganda als Abu Ghraib können sich radikale islamische Kräfte nicht wünschen, auch wenn du sagst, dass das nicht sein dürfe.
Das ist richtig, und "der Westen" muss sich meiner Meinung nach ja auch ernsthaft fragen, ob er sich solche Bilder leisten kann - und die Antwort kann nur ganz eindeutig nein lauten.
Man muss die Verantwortlichen für Abu Ghureib (und damit meine ich nicht nur die Ausführenden) zur Verantwortung ziehen. Aber das geschieht unabhängig von den Aktionen / Reaktionen der islamistischen Fanatiker, und kann vor allem nicht als Erklärung dafür dienen.
Zweitens ist neben den eigentlichen Tätern "das System" verantwortlich. Verantwortlich für Abu Ghraib sind Herr Bush und direkter Herr Rumsfeld. Bush hat das politische Klima geschaffen, das die Misshandlungen ermöglichte und Rumsfeld trägt für die organisatorischen Voraussetzungen die politische Verantwortung. Du glaubst doch wohl nicht wirklich, dass sie zur Verantwortung gezogen werden.
Ob Frau England sieben oder zehn Jahre Gefängnis bekommt, ist belanglos, solange Herr Rumsfeld poltisch nicht die Verantwortung übernehmen musste. Ganz im Gegenteil: die Vorfälle wurden bagatellisiert und aus Frau England und Mittätern perverse Einzeltäter gemacht. In einem rechtsstaatlich einwandfreien Umfeld hätten sie aber niemals derart brutal handeln können.
Viele Moslems wissen nicht, was der Papst gesagt hat, haben auch niemals die Mohammed-Karrikaturen gesehen - und sind trotzdem zutiefst empört. Wie kann das sein?
Das mag ja nun "unfair" sein, aber so ist es eben. Das muss man, wenn man vernünftig handeln möchte, berücksichtigen. Politische Stimmung entsteht nicht dadurch, dass Millionen Menschen über weltpoltische Zusammenhänge sinnieren. Politische Stimmung entsteht viel stärker im Bauch und orientiert sich an äußerlichen Zeichen, Symbolen, Grundsätzlichkeiten. Ein gutes Beispiel ist der Kniefall von Willi Brandt, mit denen er die Opfer des Warschauer Aufstandes geehrt hatte.
Wo bleibt denn da die Dialogbereitschaft und wenigstens eine Spur von Objektivität und Bereitschaft, die Emotionen zurückzunehmen? Im Gegenteil werden diese Emotionen von radikaler Seite geschürt und für politische Zwecke ausgenutzt.
Es ist auch nicht wahr, dass diese Emotionen von radikaler Seite geschürt würden. Sie sind vorhanden, Wut und Hass entstehen automatisch beim Betrachten der Bilder von Abu Ghraib. Die radikalen Kräfte verstärken sie höchstens. Man muss also dafür sorgen, dass die radikalen Kräfte diese Emotionen nicht mehr nutzen können.
Ich habe nun auch kein Rezept, wie das geschehen kann - man hätte bereits 2001 auf Verständigung setzen müssen, was von Bush leider versäumt wurde. Nun ist es schwierig.
Nein, über die Fehler des Westens muss man genauso reden. Das habe ich doch nie bestritten. Ich habe nur ein Problem mit pauschalen Aussagen nach dem Motto "das haben wir nun davon".
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