Zitat von Spocky
Es ist sehr schwierig über den Inhalt von Glaubensrichtungen zu diskutieren. Und wenn man es schon tut, gibt es nur zwei Möglichkeiten - die theologische Betrachtungsweise und die philosophische. Mit Naturwissenschaft ist nichts, Glauben braucht keinen Beweis und muss auch keinen liefern. Es heißt ja nicht umsonst Glauben.
Die theologische Betrachtungsweise setzt Glauben voraus. Gottes Existenz wird gar nicht erst in Frage gestellt. Was in Frage gestellt wird, ist lediglich die Auslegung seines Willens. Die Bibel ist eine Sammlung historischer Dokumente und Aufzeichnungen. Sie ist nur teilweise original und wurde ständig verändert. Zum einen aufgrund machtpolitischer Gründe der Kirche, zum anderen, weil die Original-Texte ständig neu interpretiert werden, da sich die Gesellschaft in einem ständigen Wandel befindet. Es macht heute z.B. einfach keinen Sinn mehr von einem "Teufel" zu sprechen, sondern heute ist "das Böse" eher abstrakter zu sehen, in Form von Korruption oder Gewalt. Übrigens lehnt die Kirche heute die Vorstellung des Widersachers oder der Hölle sogar ab. Niemand kommt mehr in die Hölle.
Die philosophische Betrachtungsweise stellt die Frage nach der Existenz Gottes. Beweise wurden schon von vielen Philosophen aufgestellt (Descartes, Leibnitz) und ebenso häufig widerlegt. Es gibt nicht den Gottesbeweis und wird es auch nie geben. Das muss jeder mit sich selbts ausmachen. Aber bereits die Beschäftigung mit einigen Kernaussagen o.g. Philosophen öffnet ein wenig die Augen. Ich hab mich in letzter Zeit viel damit beschäftigt und muss sagen es gibt einige Aussagen, die sich sehr zum Nachdenken angeregt haben. (Ich bin nicht getauft und habe auch keinen speziellen Glauben, aber schon agnostisch eingestellt).
So sagt Leibnitz, das Gott uns gar nicht "perfekt" erschaffen konnte, und auch nicht wollte. Nach Leibnitz' Argumentation ist Gott perfekt. Wenn Gott uns perfekt erschaffen hätte, hätte er im Grunde nur wieder sich selbst erschaffen. Um etwas zu "schöpfen" muss man aber kreativ sein, und etwas anderes als sich selbst schaffen, also als etwas was es schon gibt. So musste er also etwas nicht perfektes schaffen, um überhaupt etwas zu "schaffen". So sind wir nicht perfekt, und werden Perfektion wohl wuch niemals erreichen.
Was Jesus' Tod am Kreuz angeht, hatte dieser Tod ja gerade eine Bedeutung. Nur seines qualvollen Todes wegen, wurde eine Religionsgemeinschaft gegründet, die die Menschen zur gegenseitigen Liebe aufgefordert hat. Und zwar einer völlig uneigenützigen Liebe. Regeln des allgemeinen Zusammenlebens wurden aufgestellt, die bis heute Bestand haben und universelle Menschenrechte sind. Was wäre geschehen hätte er einfach mit dem Finger geschnippt? Gar nichts! Wir hätten gar nichts gelernt, keine Botschaft wäre bei uns angekommen. Ein Tod, der Milliarden Leben rettet, hat Sinn!
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