Zitat von Bynaus
Wir in Europa und Amerika können uns freilich entscheiden, solche Kräfte in Ruhe zulassen. Nur wird das die Welt auf die Dauer nicht verbessern sondern noch viel tiefer ins Chaos stürzen. Wenn Mächte mit Expansionsgelüsten erkennen das wir uns passiv verhalten und sie tun und lassen können was sie wollen, wird es plötzlich viel mehr Leid und Krieg geben als wenn wir solche Mächte bekämpfen. Das kann mit friedlichen Mitteln manchmal möglich sein, manchmal schafft es die Unterdrückten alleine, aber manchmal bestehen diese Möglichkeiten nicht.
Du kannst die Mächtigen da draußen die gegen uns sind nicht einfach ändern oder ignorieren. Sie sind da, teilweise sind wir dran schuld (mehr dazu weiter unten) und werden auch für viele weitere Generationen noch da sein. So schön es wäre, es gibt da kaum Möglichkeiten an dieser „Ordnung der Dinge“ (ja es ist eine verdammt schlechte Ordnung) was zu ändern. Wir können freilich anfangen die „Waffen niederzulegen“ aber das wird den Rest der Welt nicht ändern. Wenn du eine Idee hast, wie so was zu bewerkstelligen ist, bitte poste es umgehend, ich wäre froh wenn ich sagen könnte, das es funktionieren würde.
Mit einem Vergewaltiger lässt sich die Situation in der Welt wirklich nicht vergleichen. Die Gegenmaßnahme ist da einfach. Du sperrst den Typen ein und wenn Therapie nichts hilft bleibt er halt drinnen. Nur versuch das mal auf die Welt zu übertragen.
Zitat von Bynaus
Ja, freilich wäre es aus heutiger Sicht besser gewesen sich nicht mit Saddam und den Taliban einzulassen. Aber was daraus wurde konnte man damals nun mal nicht wissen. Wie schon so oft gesagt, es war damals wichtiger den Einfluss der Sowjetunion zu schmälern, nicht Jagd auf irgendwelche Diktatoren zu machen. Frei nach dem Motto der Feind meines Feindes ist mein Freund. Es war nun mal wichtiger z.B. die UdSSR aus Afghanistan rauszuhalten um ihr den Zugang zu eisfreien Häfen am Indischen Ozean zu verwehren (ja ich weis, Afghanistan liegt nicht am Meer, aber durch das Land muss man halt durch). Dieses Ziel der Amerikaner und des Restes der Westlichen Welt kann ich nachvollziehen, aber ich bin nicht mit allen Einverstanden was im Zuge solcher Operationen alles gemacht wurde.
Ingesamt ist das aber heute nicht mehr der Punkt. Klar wurden diese Probleme von "uns" verursacht, es wäre rückblickend besser gewesen wir wären an die Sache anders rangegangen. Das kann aber nicht die Begründung sein, das wir das was wir damals selber erzeugt haben einfach in Ruhe lassen. Im Gegenteil, wir sind sogar verpflichtet "unsere" Fehler von damals wieder gutzumachen. Wenn wir Diktatoren und Terroristen großgemacht haben, dann irgendwann erkennen das es zwar damals notwendig bzw. nützlich war, heute aber falsch ist, sind wir IMO verpflichtet die Sache wieder einigermaßen hinzubiegen.
Zitat von Bynaus
Osama: Nun, es ist wichtig das er „kaltgestellt“ wurde. Töten muss man ihn nicht unbedingt, das ist schon richtig. Auch kann ich mir persönlich gut vorstellen, das ihn das NSC bewusst am Leben gelassen hat. In der jetzigen Situation wie er irgendwo in den Bergen sitzt und nichts mehr von sich hören lässt kann er wirklich nicht mehr viel anstellen. Das man ihn weiter in Afghanistan hätte hocken lassen wäre aber nach dem 11.09 wirklich keine Option gewesen. Bleibt die Frage: Wie stellst du einen Osama kalt ohne seine Machbasis militärisch anzugreifen? Fällt dir eine friedlichere Lösung ein?
Saddam: Klar wäre vielleicht machbar den Kerl mit einer "Eliteeinheit" um die Ecke zu bringen. Der Job wäre zwar höchst riskant und der Ausgang ungewiss aber vielleicht machbar. Nur hat die ganze Sache mindestens zwei Haken: Erstens hat der Kerl einige Doppelgänger gehabt, die man mit um die Ecke hätte bringen müssen, und zweitens:
Was wäre Nach Hussein gekommen?
Demokratie, Frieden und Freiheit?
Wohl kaum.
Bestenfalls wären die Machtverhältnisse so geblieben und das Militär hätte kleinere Aufstände zusammengeschossen.
Viel wahrscheinlicher wäre ein echter Bürgerkrieg gewesen (nicht nur ein paar Bombeanschläge wie sie täglich stattfinden) der das Land und die ganze Region komplett ins Chaos gestürzt hätte.
Am Ende hättest du dann zusehen dürfen wie die Türkei, Iran und Jordanien intervenieren und sich jeder ein Stück vom Kuchen sichert. Ein blutiger Krieg mit Hunderttausenden Toten ist vorprogrammiert. Natürlich ist auch noch ein Gottesstaat unter Iranischer Kontrolle möglich. V.a. auf die Ölrouten im Persischen Golf bezogen wäre diese Aussicht auch nicht gerade rosig.
Das wären dann die Alternativen zu einer Invasion gewesen. Wenn dir diese Alternativen lieber sind, als die Möglichkeit eines freien Irak, bitte. Natürlich kann man das ganze auch so lassen wie es gewesen ist. Damit verschiebt man das Problem aber nur um ein paar Jahre.
Hättet ihr vielleicht noch eine andere Lösung anzubieten? Eine, wobei der Westen nicht in den Irak einmarschiert und das ganze trotzdem einigermaßen stabil bleibt?
Im übrigens ist die Tötung eines Ausländischen Staatschefs auch nicht viel besser als ein Befreiungskrieg.
Zitat von Bynaus
Im übrigen wird das Öl aus dem Irak nicht einfach nach Amerika verschifft. Das wird ganz normal auf dem Ölmarkt angeboten und jeder muss dafür zahlen. Klar es wird mit Hilfe von amerikanischen Firmen gefördert, aber alleine wären die Iraker nun mal nicht dazu in der Lage. Das Geld kommt den Irakern zu gute und wird primär für den Wiederaufbau verwendet. Freilich reisen sich da ein paar Unbefugte ein Stück ab, aber das passiert überall. Wir Menschen sind nun mal recht habgierig.
Und selbst, wenn der Irakkrieg den USA ihre Vormachtstellung ein paar weitere Jahrzehnte sichert (was ich eher nicht glaube): Wäre das denn so katastrophal? Wäre es dir lieber, das China und Russland „Weltpolizei“ spielen und ihre Expansionsgelüste befriedigen? Das einzige was China im Zaum hält ist die Angst vor den USA. Fällt diese Bedrohung weg, kriegen wir im Pazifik und im Indischen Ozean ein echtes Problem. Das wird uns dann direkt betreffen, wenn sich die Chinesische Flotte im Persischen Golf einnistet und die VBA ein paar Expansionskriege in alle Himmelsrichtungen führt. Ich weis, das passiert nicht morgen und ist auch nur ein kleiner Teil dessen was passiert wenn es die „Weltpolizei USA“ nicht mehr gibt, aber unwahrscheinlich ist so was ganz und gar nicht. Europa ist zwar stark, doch politisch recht unentschlossen. Wir werden noch für viele Jahre die USA brauchen um nicht zuletzt unseren Status in der Welt (natürlich auf lange Sicht gesehen) zu sichern. Fällt die USA als letzte Supermacht weg und wir sind nicht in der Lage als „Friedensbewahrer“ in ihre Fußstapfen zu treten wird die Welt noch viel tiefer ins Chaos sinken.
Zitat von Bynaus
Ich hab auch gar nicht vor diese Politiker zu verteidigen, es ist halt ihre Meinung, die man teilen kann oder auch nicht. Ich kann manche Aussagen nachvollziehen, andere nicht.
Genauso wenig bin ich mit allen einverstanden was Bush macht.
Zitat von max
Wenn es so einfach ist, musst du doch in der Lage sein auch mal ein paar ganz konkrete Vorschläge zu machen.
Kommentar