Zitat von blueflash
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2.) Ist die Besatzungsherrschaft hier überhaupt ein Mittel gegen einen Genozid? Dazu muss man sagen, dass die US-Verwaltung im Irak von Anfang auf ethnische Teilung gesetzt hat, in dem sie z.B. die Regierungspositionen nach ethnischen Kriterien vergeben wollte. Wie man am Balkan oder diversen Kriegen in Afrika sieht, sind solche Kriterien keine Garantie für einen Frieden, sondern nur diese fördern ethnische Gegensätze und politische Organisation nach ethnischen Kriterien.
3.) Du erwähnst den Zustand der irakischen Polizei. Abgesehen davon, dass diese sich schon wieder durch Menschenrechtsverletzungen auszeichnet (man kann jetzt darüber streiten, ob sie Folter von den US-Truppen gelernt haben oder noch aus der Zeit des Hussein-Regimes Erfahrungen als Folterknechte hatten) und Teile der Polizei von Aufständischen unterwandert ist, versuchen die schiitischen und kurdischen Parteien ihre Milizen zu Militär- und Polizeieinheiten umzubenennen (siehe hier). Unter diesen Umständen dürfte - wenn du mit deinem Genozid-Argument recht hast - die neu aufgebaute Polizei und Armee das Mittel der Völkermörder werden. Dies bedeutet dann im Klartext - wenn du recht hast - das der Irak zu einer US-Kolonie auf ewig werden muss, weil der Keim für den Genozid ja immer weiter existiert und gefördert wird.
4.) Das bringt uns zu der Perspektive des Iraks: die US-Herrschaft über den Irak stützt sich auf drei Gruppen: ehemalige Funktionäre des Hussein-Regimes, die der ehemalige Baathist, Terrorist und CIA-Agent Allawi organisiert hat; kurdische Seperatisten, die als Ziel einen eigenen kurdischen Staat haben; schiitische Fundamentalisten um Sistani, die einen Gottesstaat wollen (siehe hier). Obwohl es diese Schiiten waren, die überhaupt den damaligen US-Statthalter Bremer zu Wahlen gezwungen haben, hat keine diese Gruppen eine demokratische Vergangenheit und auf keine diese Gruppen kann sich eine demokratische Entwicklung stützen. Diese durch die Besatzungsmacht zusammengehaltene Koalition hat viel zu viele interne Gegensätze und kann so niemals den Zusammenhalt des Iraks sichern. Wahrscheinlicher ist es, dass von diesen Gruppen selbst der Zerfall des Iraks ausgehen wird. Was es braucht sind politische Alternativen jenseits der ethnischen Parteien und es ist mehr als zweifelhaft, dass diese unter den Bedingungen der Besatzung entstehen. Wie gesagt: wenn deine Argumente stimmen, darf es deiner Meinung nach nie einen freien und unabhängigen Irak geben. Über diesen Punkte haben aber offensichtlich die, denen es um die Eroberung der zweitgrössten Erdölvorräte der Erde ging, nicht nachgedacht, weil sie auch nie einen freien und unabhängigen (also auch von ihnen unabhängig!!) wollten.
Zitat von Cmdr. Ch`ReI
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