Körperwelten - Kunst oder Geschmacklosigkeit?

[endar]

So, Schlange stehen die Leute bei ihm?

Ich finde es schon sehr sonderbar, auch wie einige hier ganz locker über die Berichte hinweggehen und das durch saloppe Sprüche abtun.
Heutzutage braucht man für jeden Elfenbeinlöffel einen Herkunfs-Nachweis aus Gründen des Tierschutzes, nur bei den Leichen des Herrn von Hagen ist das nicht nötig.

Ob die Leute da Schlange stehen? Ich wage das ja zu bezweifeln.

Einige finden das vielleicht im Moment ganz reizvoll und willigen vielleicht auch ein, aber das wird doch bei den meisten eher ein Spleen sein. Außerdem: leider sterben die ja nicht sofort, sondern leben unter Umstände noch MONATE, wenn nicht sogar JAHRE oder - Gott behüte - noch JAHRZEHNTE!

Und wenn eine Busladung frischer und kräftiger 20-jähriger sich so gern nach dem Tod als Industrie-Rohstoff verarbeiten lassen möchte, nutzt das recht wenig, denn man braucht doch JETZT frischen Nachschub und nicht 2070.
Denn dann ist er ja wahrscheinlich schon selbst zurechtgemacht - vielleicht als Nosferatu. Das wäre doch ganz passend.

[succo]

Original geschrieben von Ezri Chaz
Ich will Dir nicht zu nahe treten, aber den meisten Männern ists wurscht, was aus ihrem Sperma mal wird...

Nun, du wirst schon deine Gründe für diese zynische Reaktion haben, trotzdem behaupte ich mal, dass es den meisten Männern nicht wurscht ist und mir auch nicht.

succo

[Mr. Sebastian]

Wenn sich Leute wärend ihrer Existenz dafür entscheiden ihren Körper zur Forschung zur Verfügung zu stellen, dann ist das völlig in Ordnung. Doch wie schon erwähnt, für solche Präperierungen zu töten wäre unakzeptabel und abschreckend. Wo würden wir denn da hinkommen, für 'Kunst' zu töten.

Ich war auch auf Körperwelten, und fande es sehr interessant wie der menschliche Körper von innen Aussieht.

[Jack Crow]

Original geschrieben von succo

Eine wie von Jack Crow geforderte seriösere Variante wäre wohl, wenn man solche Präparate speziell für eine Universität , mit dem Einverständnis der Toten hergestellt hätte, die dann ab und zu einen Tag der offenen Tür veranstaltet.

Nun, die Form einer permanent der Öffentlichkeit zugänglichen Ausstellung finde ich nicht prinzipiell schlecht - eine universitäre Sammlung wie in Heidelberg, in die man einmal im Jahr reinkommt, verbleibt letztlich im Elfenbeinturm. Da steckt man natürlich in einem Dilemma - das der Öffentlichkeit nahebringen der Anatomie (prinzipiell wünschenswert) versursacht eben zu deckende Kosten, und schon kommt auf eine schiefe Ebene. Ich denke aber, daß sich dies kontrollieren ließe, wenn man von vorneherein ein "pädagogisches" und wissenschaftliches Konzept entwickelt, die Profitabsicht verneint, und das ganze dann einem seriösen Träger (z.B. einer Stiftung) übergibt. DAs Problem hierbei war nur - vor Hagens ist eben auf sowas keiner gekommen...

[Ezri Chaz]

Mit welchem Mass wird hier denn gemessen?

Irgendwelche Mumien werden aus ihren Gräbern geholt, seziert und in Museen ausgestellt. Man hat ihre ewige Totenruhe gestört, aber niemanden juckts.

Da fragt keiner nach Pietät.

Salzburg - Naturkundemuseeum - Zu sehen gibt es Baby's in Formalin eingelegt, ob die alle tot geboren wurden, oder erst nach der Geburt verstaben, wen interessierts.
Wurden denn ihre Mütter gefragt?
Eher nicht, wenn man mal bedenkt, wie alt diese "Exponate" tatsächlich sind.

Das Hähnchen aufm Grill, gerade hat es sich noch mühsam aus dem Ei gekämpft...

Achtung, Realsatiere!
Neulich im OP: Chirurg: "Boah, hat der hässliche Krampfadern."
OP-Schwester: "Und stinken tut er auch."
Anästhesist: "Vielleicht sollte ich seine Achseln mit narkotisieren."

Ja Leute, was meint Ihr denn?

Warum sollte ich mich aufregen, wenn einem Toten beim Transport der Arm abgeknickt wird, er ist so tot, wie das Stück Fleisch in meiner Pfanne.
Er merkt davon nix mehr.

Retour zu den Museen: Der einzige Unterschied zwischen den Museen und Körperwelten: Museen erreicht meist weniger Leute und sind weniger spektakulär.
Museen, da geh nur alte Leute hin, so spricht die Jugend.

Schon mal drüber nachgedacht, was mit Fehlgeburten passiert? Oder mit der Plazenta einer Frau nach der Entbindung?

Wird die Mutter gefragt, ob sie zustimmt, dass damit noch rumexperiementiert wird?

Tot ist tot.

Ich würde es niemals gutheissen, wenn man für eine solche Ausstellung extra Leute töten würde.

Es wird Geschrei gemacht, dass chinesische Delinquenten möglicherweise in der Ausstellung als Exponate stehen, aber keiner macht Geschrei, dass sie in ihrem Land hingerichtet wurden.

Was für eine seltsame Moral *kopfschüttel*

[endar]

Diese Moral ist überhaupt nicht seltsam. Seltsam ist hingegen dein realitätsferner Ansatz.
Es geht hier nämlich nicht um einen abstrakten Begriff der "ewigen Totenruhe".
Eine Mumie hat normalerweise keine Angehörigen, auf deren Gefühle Rücksicht genommen werden müsste.
Mumien (Moorleichen etc.) werden zudem wissenschaftlich untersucht, so dass auch ein tatsächlicher wissenschaftlicher Nutzen gezogen werden kann.

Leider, zahlreichen glaubwürdigen Dokumenten folgend, sieht es aber so aus, dass verstorbene Menschen ohne ihre persönliche Einwilligung als Rohmaterial für die Ausstellung missbraucht wurden. Anders als "Ötzi" z.B. sind diese Personen aber nicht Tausende von Jahren tot, sondern erst einige Monate.

Schließlich bleibt festzustellen, dass der wissenschaftliche Nutzen dieser Ausstellung gleich Null ist. Es wird nämlich kein Wissen geschaffen, allerhöchstens vermittelt - wenn überhaupt.
Wenn du nicht in Museen gehst, dann ist das dein Ding, aber das gilt sicherlich nicht für alle.

Es wird Geschrei gemacht, dass chinesische Delinquenten möglicherweise in der Ausstellung als Exponate stehen, aber keiner macht Geschrei, dass sie in ihrem Land hingerichtet wurden.

Was soll das denn bitte? Du machst es dir wirklich sehr einfach und dir ist wohl nichts zu schade, um den Hagen zu verteidigen. Dich stört offensichtlich weder das eine noch das andere.
Wenn wir jetzt gegen Hinrichtungen in China demonstrieren, bemängelst du, dass wir nicht gegen Hinrichtungen in Chile demonstriert haben und so weiter.
Unrecht mit Unrecht zu rechtfertigen: Entschuldige, aber solche Bemerkungen sind ziemlich dumm und menschenverachtend.

Das Hähnchen aufm Grill, gerade hat es sich noch mühsam aus dem Ei gekämpft...

Ich möchte dich gerne sehen, wenn ein Familienmitglied von dir plötzlich irgendwo als Exponat auftauchen würde und ob dir deine flotten Hähnchen-Sprüche dann nicht im Halse stecken bleiben würden, wenn herauskommen würde, dass deine Schwester bei Herr von Hagen in der Vitrine liegt, während du eine Packung Marlboro beerdigt hast.
Aber das kann dir ja nicht passieren, es betrifft ja nur Chinesen und Iraner, das ist ja weit weg und ob hier ein Hähnchen gegrillt wird oder ob in China Menschenrechte verletzt werden, ist doch alles dasselbe.

Aber auf dem Niveau diskutiere ich nicht mehr mit dir weiter.

[Ezri Chaz]

Original geschrieben von endar

Aber auf dem Niveau diskutiere ich nicht mehr mit dir weiter.

Warum haste denn dann geantwortet?

Und was heißt hier: Die sind ja schon ein paar tausend Jahre tot, die Exponate nicht?

Nimmst Du jetzt den Faktor Zeit, um zu sagen, daß eine ist legitim, das andere nicht?

Mit welchem Recht?

Tot ist tot, und wenn einer meiner Anverwandten da ausgestellt wäre, so sind auch diese tot, ob nun unter der Erde, verbrannt oder sonstwas, es ist "nur" totes Fleisch und Knochen, nicht mehr und nicht weniger...

Meine Anverwandten leben in meiner Erinnerung weiter, bis auch ich sterbe....

Bis auf wenige Ausnahmen "existiert" man maximal zwei Generationenn weiter in der Erinnerung, danach ist man nur ein anonymer Name auf irgendeinem Grabstein.
Alles was Deine Persönlichkeit ausmachte ist tot, wenn die letzte Person die Dich persönlich kannte ebenfalls verstorben ist.

Ich nehm den Hagen nicht in Schutz, nur mal so nebenbei, ich versuch hier nur hinter die seltsame Moral zu steigen.

Weint lieber um die Lebenden

[Jack Crow]

Original geschrieben von Ezri Chaz

Tot ist tot, und wenn einer meiner Anverwandten da ausgestellt wäre, so sind auch diese tot, ob nun unter der Erde, verbrannt oder sonstwas, es ist "nur" totes Fleisch und Knochen, nicht mehr und nicht weniger...

Meine Anverwandten leben in meiner Erinnerung weiter, bis auch ich sterbe....

Ja, das ist deine persönliche Einstellung, die als solche sicherlich legitim ist. Aber du wirst es doch anderen Menschen schon zugestehen, daß sie dies anders sehen, insbesondere in anderen Kulturkreisen wie Kasachstan oder China.
Wenn ein geliebter Mensch denn schon hingerichtet wurde, ist es doch wohl verständlich, daß man ihn wenigstens begraben und Abschied nehmen möchte, und nicht mit einem "Tja, sorry, der ist uns irgendwie weggekommen" abgespeist wird (zumal die Anwohner dort zumindest ahnen dürften, was denn da in der Plastination Inc. Fabrik verarbeitet wird). Glücklicherweise dürfte sich bei den relevanten Personen das ethisch noch härtere Problem des "guck mal, der ulkige Schachspieler dahinten war dein Papi" eher weniger stellen.

[Ezri Chaz]

Stimmt, es ist meine persönliche Einstellung, ich habe sie dargelegt, um auch mal andere Denkweisen ins Spiel zu bringen...

In Südost-Asien ißt man Hunde und hier kuschelt man mit ihnen...

Menschen sind verschieden...

Auch ihre Art, mit Toten umzugehen ist verschieden...

Für die einen muß es eine Pyramide sein, für die anderen ists der Ofen und dann die Urne und wieder andere werden ausgestellt...

Über die Freiwilligkeit kann ich nichts sagen und ich denke, andere auch nicht...

[succo]

Für die einen muß es eine Pyramide sein, für die anderen ists der Ofen und dann die Urne und wieder andere werden ausgestellt...

Über die Freiwilligkeit kann ich nichts sagen und ich denke, andere auch nicht...

Es gibt nun aber mittlerweile genügend Anhaltspunkte, um etwas über die Unfreiwilligkeit zu sagen.

succo

[max]

Original geschrieben von Ezri Chaz
Menschen sind verschieden...

Auch ihre Art, mit Toten umzugehen ist verschieden...

Für die einen muß es eine Pyramide sein, für die anderen ists der Ofen und dann die Urne und wieder andere werden ausgestellt...

Über die Freiwilligkeit kann ich nichts sagen und ich denke, andere auch nicht...

Es geht hier nicht um Traditionen, wie mit Toten umgegangen wird. Es geht darum, dass es viele Hinweise gibt, dass viele der ausgestellten Körper nicht von Freiwilligen stammen. Es gibt entsprechende Untersuchungen in Russland und die Hinweise darauf, dass Hingerichtete aus China benutzt wurden.

Ich finde, dass das Konzept der Ausstellung zumindest teilweise sinnvoll ist und dazu dienen kann, Kenntnisse über Anatomie und Krankheiten wie Krebs, Herzinfarkte etc. zu vermitteln. Teilweise sind die Ausstellungsstücke zwar zu komisch aufgemacht, was meiner Meinung nach eher ablenkt.

Das Problem besteht darin, dass von Hagen die Ausstellung betreibt um sich selbst zu bereichern und hierfür offensichtlich bereit ist sich kriminell Körper von Verstorbenen anzueignen und die Verhältnisse in Unrechtsregimen (wie China) auszunutzen.

[Janiy]

Die Ausstellung ist sehr sehr interessant.... jetz weis ich wenigstens wie meine lunge später aussieht.....

spass bei seite..

für alle die denken das das was dort ausgestellt ist ekelig oder sonst der gleichen ist den muss ich entäuschen..... viele bei uns dachten das auch und als wir dann dort waren hat keiner gekotzt......

es is wirklich interessant und ich hoff das ich die mglk. hab mir das ganze noch einmal anzuschaun..... momentan is es ja in frankfurt....

[Ductos]

Ich habe es mir nun doch angeschaut, aber um ehrlich zu sein, war ich am Ende sogar enttäuscht. Der Eintrittspreis rechtfertigt net was man sieht. Es ist IMO viel zu wenig. Kennt man ein Plastinat, kennt man alle anderen auch.
Mag ja ganz nett sein, aber noch mal muss ich da net hin.

[Mr. Sebastian]

Zu meinem schon erwähnten ist noch hinzuzufügen:

Also die Ausstellung wo ich war vom netten Herrn Haagen war vor 3Jahren in Oberhausen. Da gab es eine Ausstellung von Säuglingen und Missbildungen. Da habe ich dann es doch seien lassen und bin daran vorbei gegangen, weil mir das ziemlich ans Gemüt ging.

[Nash]

Körperwelten habe ich 2001 in Berlin besucht und ich muß sagen das ich total begeistert war. Ich finde es sehr interressant mal zu sehen wie der Menschliche Körper "in echt" von innen etc. aussieht.
Ob die Leute da freiwillig plastiniert worden sind oder nicht weiß ich nicht, aber ich bereue es nicht da hin gefahren zu sein