Zitat von V-o-l-k-e-r
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Darüber hinaus halte ich - bei aller lobenswerter Belegfreudigkeit deinerseits - ein paar gewonnene internationale Preise für einzelne deutsche Fernsehsendungen - darunter viele Emmys - noch lange nicht für ein ernst zu nehmendes Argument, um dem deutschen TV damit ein qualitativ hochwertiges Gesamtprogramm zu bescheinigen, das den Programmen anderer Länder überlegen wäre.
Schon gar nicht dann, wenn du ein paar Absätze weiter selbst davon sprichst, dass es äußerst schwer zu sagen wäre, ob die deutsche TV-Landschaft letztendlich qualitativ besser oder schlechter wäre als die Britische, wobei du dann gewisse Vorgehensweisen bei der Emmyverleihung - wo es deiner Argumentation gerade dienlich ist - wiederum in Frage stellst.
Zusätzlich wirfst du in deiner Liste dann auch noch Fernsehproduktionen und Kinofilme in einen Topf, wobei es sich gerade bei den in Cannes nominierten Filmen um Streifen handelt, die in der Regel lediglich in Programmkinos zu sehen sind, weil sie von deutschen Kinobetreibern ihrer geringen "Massentauglichkeit" wegen - auf die ja heute überall mehr denn je größten Wert gelegt wird - gar nicht erst ins Programm genommen werden.
Und was deine ständige Kritik daran angeht, dass man Star Trek und andere SF-Serien unmöglich als Bildungsfernsehn deklarieren könne, möchte ich noch einmal darauf hinweisen, dass von meiner Seite aus auch niemals die Rede davon war, es würde sich dabei um hochintellektuelles Bildungsfernsehn (diesen Begriff hast bisher immer nur du in diesem Zusammenhang verwendet) handeln, geschweige denn, dass ich je einen bildungsautoritären Ansatz verfolgt hätte.
Ich habe gesagt, dass sich Serien wie Star Trek im Zweifelsfall durchaus in Bildungsnähe rücken ließen und da besteht immer noch ein kleiner Unterschied. Die bildenden und bildungsanregenden Potentiale einer Star Trek - Folge liegen ohne Zweifel höher, als in Sendungen wie Frauentausch, Germany's Next Top Model, DSDS, Marienhof, GZSZ etc..
Auch habe ich nicht behauptet, dass alle SF-Serien kategorisch eine Nähe zu solchen Bildungspotentialen aufweisen, aber es wäre ja nicht das erste Mal, dass du eine meiner Aussagen grob verkürzt und mir Verallgemeinerungen unterstellst, die ich gar nicht vorgenommen habe. Trotzdem ist eine gewisse Bildungsnähe, schon allein der häufig in diesem Genre vertretenen sozialen, philosophischen, ethischen oder hin und wieder auch aufklärerischen und theologischen Anliegen wegen, SF-Serien nicht gerade selten immanent.
Du brauchst jemanden, der nun mittlerweile einige Semester Germanistik studiert und während dessen auch einige Seminare zu Themen wie Filmanalyse, allgemeine Phantastik und Phantastik in Film und Fernsehn belegt und erfolgreich abgeschlossen hat im Übrigen auch nicht darüber zu belehren, wie diverse Serien zu interpretieren sind und über welche Metaebenen sie funktionieren.
Wenn du in den meisten Star Trek - Folgen nicht mehr sehen kannst, als in einer Episode von Captain Planet - fein, dann ist das für dich eben so. Wenn man wirklich analysiert, zeigt sich darüber hinaus beim Großteil der Folgen dann aber doch wesentlich mehr und es ist auch nicht gerade so, dass das allein auf meinem Mist gewachsen wäre, sondern es gibt ausreichend Sekundärliteratur zum Thema Star Trek oder auch zu SF-Filmen und Serien im Allgemeinen, die sich auch mit dem Subtext und der Mythologie solcher Stoffe befassen.
Und weil du ja immer Quellen möchtest, empfehle ich dir mal das Standardwerk "Science Fiction: Geschichte und Mythologie des Science-Fiction-Films, Band 1 und 2" von Fernand Jung und Georg Seeßlen und den zweiten Teil der Enzeklopädie des phantastischen Films, in dem es speziell um Fernsehserien geht, wo sich u.a. auch sehr detailiert mit den ST-Serien auseinander gesetzt wird. Wenn du es etwas knapper haben möchtest kannst du aber auch gerne zu Ralph Sanders "Das Star Trek - Universum" greifen. Da werden auch teilweise kurze Interpretationen geliefert.
Zitat von V-o-l-k-e-r
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Ich will insgesamt ja überhaupt nicht abstreiten, dass es gute, deutsche TV-Produktionen gibt und manche davon schaffen es tatsächlich über den nach wie vor einfallslosen Standard einer durchschnittlichen Tatort-Folge hinaus zu kommen, aber diese Sendungen sind ja wohl alles andere als die Regel.
Serien wie Marienhof, Verbotene Liebe, In aller Freundschaft, Lindenstraße usw. kommen selten über mehr als eine Kameraeinstellung pro Szene hinaus - von richtigen Kamerafahrten mal ganz zu schweigen. Welchen Blumentopf soll man denn damit gewinnen?
An dieser Stelle wäre ich ja jetzt wirklich mal gespannt auf Quellen und Belege, die empirisch nachweisen können, wie originell, innovativ und hochwertig hier produziert wird. Dass es dass einmal in höherem Maß als heute wurde, steht auf einem anderen Blatt.
Und wo wir gerade bei den allseits beliebten Belegen sind, deren Fehlen du meinen Beiträgen ja so gerne unterstellst, hätte ich dann auch gleich noch gerne einen Beweis für die von dir und Focus aufgestellte Behauptung bezüglich des großen Abwechslungsreichtums der deutschen TV-Landschaft, von der ich seltsamerweise so wenig bemerke.
Zitat von KennerderEpisoden
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Zugegeben, ich vermisse nicht, was die deutsche Synchro teilweise an ausländischen Filmen und Serien verbrochen hat und auch diverse Schneide- und Auslassungspraktiken der Öffentlich-Rechtlichen wünsche ich mir keinesfalls zurück. Zu Anfang konnte man sogar froh über das Privatfernsehn sein, weil dort manche Serien teilweise zum ersten Mal vollständig und in richtiger Reihenfolge liefen.
Was aber meiner Meinung nach stärker vorhanden war, waren Sendungen mit sozialkritischen, aufklärerischen Inhalten, einem höheren Sprachniveau, einem größeren Informationsgehalt, teurerer Produktion, originellen und eigenständigen Ideen, wesentlich gepflegteren Umgangsformen und größerem Respekt vor den Zuschauern.
Heute, wo die Quote und der Werbekunde den einzelnen Zuschauer in seiner Relevanz längst überholt haben, ist von besagtem Respekt nicht mehr viel übrig geblieben.
Das fängt bei so Kleinigkeiten wie der höflichen, persönlichen Anrede durch diverse FernsehansagerInnen an. So banal das erscheinen mag, aber in Zeiten, wo beim älteren Publikum um Verständnis für eine Jugendsendung wie den BeatClub gebeten wurde, hätte man es niemals gewagt, einfach einen Filmabspann oder gar die letzte Szene wegzuschneiden oder einem die ganze Nacht über lächerliche Pseudoquizshows zu präsentieren, die dem anrufenden Zuschauer das Geld aus der Tasche ziehen wollen.
Ich denke aber auch gerne die ganzen liebevoll produzierten Kinderserien - ziemlich oft Adaptionen von Kinder- und Jugendliteratur und auch immer mit gezieltem Hinweis auf die Buchvariante - die heute noch ihresgleichen suchen oder eben an die großproduzierten Adventsvierteiler und Weihnachtsserien, in denen meist Abenteurstoffe überaus stilvoll adaptiert wurden.
In den 90ern gab es eine ziemlich große Genrevielfalt - durchaus auch dank der Privaten. Man konnte neben neuen Serien auch Wiederholungen alter Sachen sehen und vom Western bis zur SF-Serie, die ja in den 90ern bei uns recht vielfältig ausgestrahlt wurden, gab es jedes Genre zu sehen.
Spätestens seit der ersten Big Brother-Staffel kamen die Sender darauf, dass man keine teuren Serien mehr einkaufen muss, sondern genauso gut billigsten Schrott selbst produzieren kann, denn die Leute schalten trotzdem ein.
Das hat die Lavine ins Rollen gebracht und während in England nach wie vor Abenteuerserien á la Robin Hood und in den USA Westernserien wie Deadwood produziert werden, werden solche Sachen hier mittlerweile nicht einmal mehr eingekauft. Statt dessen schießt eine Doku-Soap nach der anderen aus dem Boden.
Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht auf Quotenmeter oder in den TV-Foren eine neue Reality-Show angekündigt wird und jeder macht es dem anderen nach. Innovation ist längst nicht mehr gefragt. Da von Qualtiät und Abwechslungreichtum zu sprechen, halte ich nach wie vor für zynisch.
Wie gesagt, früher war sich nicht alles besser, aber es gab bereits gewisse Produktionsstandards und ein großes Kontingent an eingekauften Serien aller Ausrichtungen, hinter dass wir mittlerweile bizarrerweise meilenweit zurück gefallen sind.
Darüber hinaus wurde Innovation weitaus größer geschrieben. Leute wie Hans Rosenthal oder Rudi Carell haben sich noch selbst Showkonzepte ausgedacht. Heute macht das im Grunde nur noch Stefan Raab, wenn man von so einem unsäglichen Blödsinn wie Promi-Mensch-ärgere-dich-nicht oder Schiffe versenken XXL mal absieht.
Mir fehlt die Initiative der Öffentlich - Rechtlichen, Sendungen zu produzieren und einzukaufen, wie sie bei den Privatsendern nicht laufen, statt denen ihren Blödsinn auch noch nachzumachen.
Zitat von KennerderEpisoden
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