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Kabelfernsehen und HDTV - warum ist das eigentlich so ein Drama?

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    Kabelfernsehen und HDTV - warum ist das eigentlich so ein Drama?

    Liebe Freunde,

    immer wieder gibt es Diskussionen darüber, warum in den deutschen Kabelnetzen nicht alle technisch verfügbaren HDTV-Programme eingespeist werden.

    Nehmen wir zum Beispiel dieses hier:



    Seit sechs Monaten und drei Wochen ist dieses Programm auf Sendung.

    Gerüchteweise hört man, dass Deutschlands grösster Kabelnetzbetreiber, die Firma Kabel Deutschland, diesen Sender nächste Woche einspeisen wird ...

    ... mit sieben Monaten Verspätung!



    Die gleichzeitig gestarteten Film-Sender Sky Action HD und Sky Cinema Hits HD wird es bei Kabel Deutschland weiterhin nicht geben.

    Noch schlimmer ist die Lage bei Deutschlands zweitgrösstem Kabelnetzbetreiber, der Firma Unitymedia. Hier gibt es nur Sky Sport HD 1. Alle Filmsender fehlen komplett, Sky Sport 2 HD fehlt, Discovery HD fehlt, Disney Cinemagic HD fehlt usw.

    Lediglich NGC HD kann man bei Unitymedia noch bekommen, wenn man einen neuen, zusätzlichen Vertrag abschliesst. Sollte man Sky-Kunde sein, zahlt man dann doppelt.



    Warum machen wir diesen Quatsch eigentlich mit?

    High Definition bedeutet schöneres Fernsehen.

    Weltweit hat HDTV Einzug in die Wohnstuben gehalten. Flachbildschirme mit grossen Bild-Diagonalen liefern erst mit HDTV schöne Bilder.

    ARD und ZDF senden im HDTV-Regelbetrieb, genau wie die benachbarte BBC.

    Unsere deutschen Privat-Sender RTL, Sat-1 und Pro 7 haben inzwischen ebenfalls einen hohen Anteil von HDTV-Programmen im Angebot, allerdings findet dies weitgehend unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

    Weder Kabel Deutschland noch Unitymedia noch die Deutsche Telekom speisen RTL HD oder Pro 7 HD ein.

    Fehlanzeige.

    Im Sat-Bereich versucht die Firma Astra / S.E.S. ein neues Entgelt-Modell durchzusetzen und ködert die beteiligten Privatsender damit, die Zuschauer würden mehr Fernseh-Werbung gucken, wenn sie durch technische Tricks (im Klartext: Gängelung) daran gehindert würden, digital verlustfrei aufzuzeichnen und in diesen Aufzeichnungen beliebig vorzuspulen.

    Nach meiner Auffassung hat sich RTL HD über Satellit bisher zu einem Rohrkrepierer entwickelt - auffällig ist das Schweigen bei Astra / S.E.S. über die tatsächliche Zahl der Verlängerungen bei HD+.

    Mr. Sullivan von Sky Deutschland soll es nun richten. Die RTL-Group und die Pro7 Sat1 Media AG sind offenbar damit einverstanden, dass ihre hochauflösenden Fernsehprogramme künftig auch auf Smart Cards der Firma Sky Deutschland freigeschaltet werden.

    Die genauen Einzelheiten der geplanten Kooperation sind bisher nicht bekannt.

    Bleiben wir deshalb erst mal bei dem, was man heute mit einer Smart Card von Sky schon sehen kann, wenn man

    a) Satelliten-Kunde ist und
    b) das Geld bezahlt, dass Sky verlangt.

    Sky Sport 2 HD ist Bestandteil eines Pay-TV-Paketes, das jeder Deutsche offiziell abonnieren kann.

    Andererseits sollte man dabei durchaus im Auge behalten, dass die deutschsprachigen HDTV-Sender nur ein kleiner Teil dessen sind, was in Mitteleuropa an hochauflösenden Fernsehprogrammen tatsächlich ubiquitär vorhanden ist bzw. "durch den Äther schwirrt"



    HD - Eurobird 1 & Astra 2A/2B/2D at 28.2°E - LyngSat

    Unter diesem Link findet Ihr eine Liste mit lauter HD-Programmen, die alle in meinem Garten ankommen.

    Diese Liste habe ich nicht erfunden. Alle diese HDTV-Programme gibt es wirklich.

    Das Angebot ist beeindruckend:

    Allein zwölf Spielfilm-Sender in HD-Qualität.

    Sky Deutschland hat drei, davon gibt es über das Unitymedia-Kupferkabel insgesamt null.

    Im Vergleich zu verschiedenen EU-Partnerländern darf man deshalb das HDTV-Angebot in Deutschland als sehr rückständig bezeichnen.

    Aber selbst die wenigen, speziell für den deutschen Binnenmarkt bestimmten HDTV-Sender, die es bereits gibt, entwickeln sich oft zum Zankapfel zwischen Mietern und Vermietern.

    Die Firma "Sky Deutschland Fernsehen GmbH & Co KG" hat für ihre Produkte einen Vertriebsweg gewählt, mit dem sie 99% der Häuser in der Bundesrepublik Deutschland erreichen.

    Ich habe zum Beispiel ein Haus mit Garten, das in der kreisfreien Stadt Hagen steht (190 000 Einwohner). Alle Produkte der Firma Sky kommen - in verschlüsselter Form - in meinem Garten an.

    Ich stehe als Hausbesitzer im Grundbuch der Stadt Hagen und kann mir deshalb innerhalb meines Grundstücks ganz nach Belieben unzählige Stellen aussuchen, wo ich die Fernsehsignale der Firma Sky aufsammeln könnte.

    Das muss ich mit niemandem absprechen, weil ich der alleinige Eigentümer dieser kleinen Parzelle Land am Rande des Ruhrgebiets bin.

    Ich habe mich dafür entschieden, dass ich das auf meiner Terrasse tue. Unmittelbar vor der grossen Fensterscheibe zum Wohnzimmer. Das Ding, mit dem ich die Signale aufsammele, ist mindestens zehn Jahre alt. Ich habe es aus meiner vorigen Wohnung mitgebracht, wo es jahrelang auf dem Balkon stand. Dann gehe ich mit vier Kabeln zu dem nächstgelegenen Lichtschacht eines Kellerfensters, und dann mit vier Fensterdurchführungen in den Hobbyraum bzw. in den Keller hinein.

    Ich weiss nicht, ob mein Freund Discone hier mitliest. Meine "Sammelstelle" liegt - blitzschutztechnisch gesehen - im Schutzbereich des Wohnhauses. Dieser Schutzbereich reicht von der Hauswand einen Meter fünfzig nach vorne - und, mit Verlaub, das Ding steht auf dem Fussboden.

    Auf eine Erdungsleitung habe ich deshalb verzichtet.

    Ich zahle jeden Monat 28 € an Sky Deutschland. Das Empfangsequipment, das ich für die schönen HDTV-Programme von Sky verwende, steht preislich in keinem Verhältnis zum monatlichen Abio-Geld.

    Meine Billig-Blech-Schüssel für 19 Grad Ost kostet weniger als eine Monatsrate.

    Dazu kommt dann noch das Quattro-LNB. Das kostet ungefähr so viel wie eine Monatsrate.

    Die Fensterdurchführungen waren auch nicht umsonst, und im Keller steht ein Multischalter für zwei Orbitpositionen. Für den habe ich 200 DM bezahlt. Der ist so alt, dass er aus einer Zeit stammt, wo wir alle noch mit D-Mark bezahlt haben.

    Kürzlich traf ich in einem anderen Forum einen User, der High-Tech-Equipment liebt und sich eine Dreambox gekauft hat. Allerdings eine Dreambox für Kabel.



    Dieser User hat sich in jenem anderen Forum beklagt, dass er angeblich nur ein Drittel der Leistung von Sky bekäme.

    (Wer's nachlesen mag: Das führende Portal für Digital-TV, Entertainment und Heimkino - DIGITALFERNSEHEN.de - t=268053, Karnevalssonntag, der 6. März 2011, um 19:10 Uhr auf Seite 33 in Posting Nr. #484)

    Stimmt diese Aussage?



    Natütrlich stimmt diese Aussage nicht. Der betreffende User bekommt - wie jeder andere auch - die volle Dröhnung HD in sein Haus geliefert.

    Der verehrte Forums-Kollege hat sich bisher offensichtlich noch nicht ausreichend Gedanken gemacht, wie er die Signale von Sky aufsammeln und zu seiner Dreambox weiter leiten kann.

    Er hält sich an dem völlig ***** Gedanken fest, dass es sinnvoll sein könnte, die Signale von Sky fast 200 Kilometer entfernt in der Stadt Kerpen im Rhein-Erft-Kreis aufzusammeln und dann mittels erdgebundener Kupfer-Kabel von Kerpen nach Hamm zu transportieren.

    Wozu sollte das sinnvoll sein?

    Die Signale sind doch in Hamm schon da: Auf seinen Grundstück, im Garten, auf dem Hausdach - fast überall.

    Was genau ist jetzt der Vorteil davon, den Umweg über das ferne Kerpen zu nehmen?

    Die Antwort ist historisch zu verstehen. Es gab eine Zeit, da hatten wir insgesamt nur sehr wenig Fernsehprogramme.

    Eines davon, das ich in meiner Kindheit gesehen habe, wurde schon im Jahre 1980 auf Kanal 3 VHF von diesem Turm abgestrahlt:



    Die Signale von diesem Turm sind vergleichsweise schwierig zu empfangen. Das geht in Kerpen im Rheinland viel leichter als in Hamm in Westfalen.

    Im Jahre 1980 hatten wir insgesamt neun Fernsehprogramme. Mehr gab es nicht. Eines dieser neun TV-Programme wurde (unter anderem) von o.g. Fernsehturm abgestrahlt.

    Zu der Zeit, als die Primär-Versorgung mit Fernsehprogrammen über solche Türme erfolgte wie den, den ich oben fotografiert habe, war es sehr sinnvoll, die kostbaren Signale an zentralen, möglichst hoch gelegenen Standorten zu empfangen und dann weiter zu leiten.

    Wir hatten damals auch nicht alle neun TV-Sender, sondern nur acht. Die meisten Nachbarn hatten allerdings nur drei oder vier Sender.

    So war das im Jahr 1980: Die Menschen gaben sich mit drei oder vier Fernsehprogrammen zufrieden.

    Im Jahr 1983 startete RTL Deutschland als terrestrischer Sender auf Kanal 7 von Dudelange (Luxemburg).

    Den konnten meine Eltern, meine Geschwister und ich im Jahre 1983 allerdings nicht sehen, weil Dudelange zu weit weg ist.

    Und auch der o.g. Turm steht nicht gerade vor der Haustür. Immerhin war er in Reichweite, und Radioprogramme von diesem Turm konnte ich mit einer provisorischen UKW-Antenne empfangen, die ich in meine Dusche gehängt habe.

    Aus damaliger Sicht war der Gedanke, Kabelfernsehen zu bauen, eine tolle Sache.

    Das war damals. Die Zeiten haben sich geändert. Ich habe heute mehr als 400 TV-Programme, die ich im Jahresdurchschnitt mindestens einmal zu Unterhaltungszwecken einschalte, und da gehört die hübsche Schlagersängerin im chinesischen CCTV-4 ebenso dazu wie eine uralte Law-and-Order-Folge auf TVSA, dem Fernsehprogramm aus Sarajevo.

    Das, was ursprünglich die Stärke des Kabelfernsehens ausmachte, nämlich der terrestrische Fern-Empfang, spielt heute aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen gar kein Rolle mehr.

    Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass Unitymedia, Deutsche Telekom und andere Anbieter in der Gegenwart den terrestrischen Fern-Empfang vernachlässigen.

    Die Deutsche Telekom ist Eigentümerin des Fernsehturms "Colonius" und könnte dort problemlos die kostenlosen und unverschlüsselten Signale von o.g. Turm empfangen, aufbereiten und in ihr IP-TV Paket einspeisen.

    Das wird aber nicht gemacht.

    Unitymedia hat in Hamm keinerlei Rundfunk- oder Fernsehprogramme im Angebot, welche von o.g. Turm kommen.

    Unitymedia verzichtet freiwillig darauf, seine wichtigste technische Trumpfkarte auszuspielen.

    Da fragt man sich: Wie bĻöd ist dieses Unternehmen eigentlich?

    Richtig ist, dass Hammerharter in Hamm praktisch keine Chance hat, die Sport-Sendungen, die von o.g. Turm kommen, selbst zu empfangen.

    Das geht nicht. Dafür braucht man Kabelfernsehen.

    Wenn ich in Hamm wohnen würde, könnte ich die Fernsehprogramme, die der o.g. Turm kostenlos und unverschlüsselt abstrahlt, trotzdem sehen. Zwar nicht die Signale von diesem Turm - der ist einfach zu weit weg. ...

    ... und auch nicht kostenlos und auch nicht unverschlüsselt.

    Aber die gleichen Programme gibt es inzwischen auch über Satellit. Und damit erreichen sie mein Grundstück, mein Hausdach und meinen Garten.

    Das Kabel hat im Fernseh-Bereich seine Existenzberechtigung verloren.

    Dank neuerer technischer Entwicklungen ist das klassische Kabelfernsehen völlig überflüssig geworden.

    Wer in der heutigen Zeit noch über Kabel fernsieht, verpasst die meisten Innovationen der Gegenwart.



    Im Jahre 2011 sieht die Fernsehlandschaft gänzlich anders aus als zu der Zeit, wo Helmut Kohl den Auftrag gab, die Republik mit Steuergeldern bzw. entsprechender Förderung verkabeln zu lassen.

    Helmut Kohl wollte neben ARD und ZDF die flächendeckende Verbreitung privater TV-Sender durchsetzen, in der Hoffnung, dass ein TV-Sender wie Sat-1, an dem der Axel-Springer-Verlag massgeblich beteiligt war, ihm bei der Wiederwahl helfen würde.

    Deswegen haben wir Kabelfernsehen.

    Leider hat sich Helmut Kohl verrechnet. Dem Mann fehlte die Weitsicht. Mit "Kabelfernsehen" hat er auf's falsche Pferd gesetzt.


    Deswegen kann ich nur jedem Häuslebauer empfehlen, beim Thema Fernseh-Empfang nicht das technisch veraltete Kupfer-Kabel zu wählen.

    [Ende des ersten Teils]


    .
    EDIT (autom. Beitragszusammenführung) :

    octavius schrieb nach 1 Minute und 48 Sekunden:

    Liebe Community,

    hier folgt der zweite Teil:

    Was machen aber jetzt die Leute, die zur Miete wohnen und bereits einen Kabelanschluss haben? Möglicherweise einen Kabelanschluss, der sogar zwangsweise mit der Nebenkosten-Abrechnung auf alle Mieter umgelegt wird?

    Nach der Rechtsprechung in der Bundesrepublik Deutschland hat man auch in verkabelten Gebieten Anspruch auf eine eigene Parabolantenne, falls besondere Umstände vorliegen, die erheblich vom typischen Durchschnittsfall abweichen.

    Dieser Anspruch entsteht, falls die Antenne für den Nutzer einen sinnvollen Mehrwert darstellt und der Vermieter dadurch nur unerheblich beeinträchtigt wird.

    Wenn es mir sehr wichtig ist, ein bestimmtes TV-Programm zu sehen, dann garantiert mir die Informationsfreiheit, die in unserer Verfassung verankert ist, dass ich mich ungehindert unterrichten darf.

    Mit gewissen Auflagen, auf die ich nachfolgend noch näher eingehen werde.

    In Paragraph 242 des Bürgerlichen Gesetzbuches ist das Prinzip von Treu und Glauben verankert.

    Für Antennen-Streitigkeiten funktioniert das folgendermassen:

    1.) Du musst nachweisen, dass durch die begehrte Antenne Dein Leben in der Mietwohnung erheblich angenehmer wird.

    Dazu ist es wichtig, auf die Unterschiede zwischen Sat- und Kabel-Empfang zu verweisen.

    Ich schreibe seit vielen Jahren immer wieder:

    Am Anfang steht die Beschäftigung mit dem Programm-Angebot der örtlichen Kabel-Anlage.

    Aus welchen Gründen reicht Dir das nicht aus?

    Das ist bei mir relativ einfach: 90 % der Fernsehprogramme, die ich im Wochendurchschnitt anschaue, werden von Unitymedia nicht eingespeist.

    Ich schaue zum Beispiel englische Fernsehwerbung, die vom Satelliten Eurobird 1 auf 28 Grad Ost ausgestrahlt wird, und kann nachweisen, dass ich regelmässig Produkte kaufe, die ich in der Fernsehwerbung in meinen Nicht-Kabel-Programmen gesehen habe.

    Hier greift das EU-Recht: Kein Vermieter in Europa kann mir verbieten, die von mir gewünschten, werbe-finanzierten Programme zu sehen, weil ein solches Verbot im Widerspruch zur Dienstleistungsfreiheit in der EU stehen würde.



    Wie Ihr aus meiner Signatur entnehmen könnt, bin ich ein Fan verschiedener Tele-Evangelisten, deren Predigten ich über Satellit empfangen kann.

    Mir das zu verbieten wäre ein Eingriff in die Religionsfreiheit, und da sind wir schon wieder beim Grundgesetz unserer Republik.

    Es ist völlig unstrittig, dass ich einen Rechtsanspruch habe, die von mir gewünschten TV-Sender anschauen zu können.

    Der Vermieter *muss* das genehmigen. Er kann *NICHT NEIN* sagen*

    2.) Allerdings verlangt der § 242 - Grundsatz von Treu und Glauben - dass ich die Interessen des Vermieters angemessen berücksichtige.

    Eine weithin sichtbare, hässliche Parabolantenne, die deutlich über die Balkonbrüstung hinausragt, muss der Vermieter nicht hinnehmen, wenn es Alternativen gibt, wie ich meine gewünschten TV-Programme sehen kann.

    Originalton des Bundesgerichtshofes: "... wenn die Mietsache *nicht oder nur unerheblich* beeinträchtigt wird."

    Wie kriege ich das hin, die Mietsache nicht oder nur unerheblich zu beeinträchtigen?



    In nicht-denkmalgeschützten Häusern reicht dafür in aller Regel eine Dachantenne.

    Stelle ich den schriftlichen Antrag an den Hausbesitzer oder an die Wohnungseigentümer-Gemeinschaft, dass auf meine Kosten da oben auf dem Dach eine fachgerecht montierte und geerdete Parabolantenne hin kommt, dann kriege ich das in aller Regel durch.

    Mir ist *nicht ein Fall* bekannt, wo eine ordnungsgemäss geerdete, vom örtlichen Antennen-Fachbetrieb aufgestellte Dachantenne abgelehnt worden wäre.

    Das Problem ist, dass ein solches, Multifeed-fähiges Spielzeug richtig Geld kostet - da reden wir über Beträge zwischen 800 und 2000 Euro.

    Den meisten Forums-Kollegen ist die eigene Parabolantenne dieses Geld nicht wert.

    Ich kaufe auch lieber Billig-Antennen aus dem Baumarkt und stelle sie in den Garten oder auf die Terrasse

    ... aber das ist eben schwierig, wenn der Vermieter dagegen ist.

    Bei der Balkon-Benutzung kommt es darauf an, was das für eine Antenne ist und in welchem Umfang sie stört.

    Ich diskutiere gerne über Gerichtsurteile aus Karlsruhe, die jeder Laie weltweit kostenlos abrufen kann, weil der Bundesgerichtshof alle neuen Entscheidungen im Volltext im Internet veröffentlicht.

    Ich bin dabei zu folgendem Ergebnis gekommen:

    1.) es gilt der Grundsatz von Treu und Glauben
    2.) es ist immer eine einzelfallbezogene Güterabwägung erforderlich. Der BGH hat Pauschal-Aussagen ausdrücklich eine Absage erteilt.

    Wichtig ist, dass man bei der einzelfallbezogenen Güterabwägung deutlich macht, warum das Kabel nichts taugt.

    Da die meisten Kabelnetze die deutsche Fernseh-Landschaft gut abbilden, führt der Weg fast immer über ausländische Sender auf anderen Orbitpositionen.

    Selbstverständlich ist HDTV ein Grund für eine eigene Antenne, aber wenn das der einzige Grund sein soll, dann muss das eine Antenne sein, die wirklich überhaupt nicht stört.

    Beispiel: die oben geschilderte Dachantenne. Bist Du bereit, das Geld dafür auszugeben (und die anderen Spielregeln zu beachten, die sich in nahezu jedem BGH-Urteil nochmal ausführlich dargestellt finden), kann der Vermieter nicht ernsthaft nein sagen.

    Nehmen wir mal an, der Zankapfel sind vor allem die fehlenden HDTV-Programme von Sky Deutschland.

    Das ist keine besonders gute Verhandlungsposition.

    Der Schüssel-Interessent kann sich nicht auf die Sache mit der Behinderung des freien Warenverkehrs in der Europäischen Union berufen, was ich im Moment für das Top-Argument schlechthin halte.

    Er kann sich auch nicht so ohne weiteres auf die Religionsfreiheit berufen, falls sein Kabelnetzbetreiber - zum Beispiel Unitymedia - bereits mehrere christliche TV-Sender im Angebot hat.

    Worauf will sich der verkabelte HDTV-Freund dann berufen?

    Nach dem Grundsatz von Treu und Glauben muss der Vermieter die gewünschte Parabolantenne trotzdem genehmigen, falls die Mietsache hierdurch *nicht oder nur unerheblich* beeinträchtigt wird.

    So einfach ist das.



    Die Verhandlungsposition wird übrigens deutlich besser, wenn neben den deutschen Sky-HD-Sendern noch zusätzliche, ausländische HDTV-Sender empfangen werden sollen.

    Im Moment ist es hier in Hagen (in Nordrhein-Westfalen) sehr einfach, das Fernsehprogramm ITV 1 HD zu empfangen. Es wird kostenlos und unverschlüsselt ausgestrahlt. Nähere Einzelheiten dazu findet man auf der Webseite von Andreas Beitinger:

    Empfang der BBC- und ITV-Programme auf Astra 2D - sat.beitinger.de

    Es steht allerdings zu befürchten, dass der unverschlüsselte Empfang hochwertiger HDTV-Programme aus dem Vereinigten Königreich in Zukunft (wegen eines Satellitenwechsels) deutlich schwieriger werden könnte.

    ITV 1 HD ist ein werbe-finanzierter Sender, so dass hier die Argumentation der Behinderung des freien Warenverkehrs in der Europäischen Union greifen würde, falls mein Vermieter auf den Gedanken käme, mir den Empfang von offiziell zugelassenen, kostenlosen und unverschlüsselten Fernsehprogrammen aus EU-Partnerländern generell verbieten zu wollen.

    Wer mit diesem Argument an seinen Vermieter herantreten will, sollte sich deshalb beeilen!

    Abschliessend noch ein wichtiger Hinweis:

    Dieser Diskussionsbeitrag in einem öffentlichen Forum ist keine Rechtsberatung.

    Ich empfehle, in solchen Fällen frühzeitig einen kompetenten Anwalt zu Rate zu ziehen.

    Es ist ja nun nicht so, dass die meisten Vermieter Sturköpfe oder Idîoten wären. Denen geht es vor allem ums Geld:

    Wer zahlt die Antenne?

    Was spricht dagegen, mit dem Vermieter diese technischen Gesichtspunkte in entspannter Atmosphäre bei einem Glas Wein zu besprechen?

    Schliesslich haben wir Sat-Freaks gute Sachargumente in der Hand, und dass in der EU Gemeinschaftsrecht gilt, hat sich mittlerweile herumgesprochen.

    Eine einfache (möglicherweise auch geschickt getrarnte - Stichwort Digiglobe) Satelliten-Antenne im Garten kostet fast nichts und erfüllt ihre Zwecke hervorragend.

    Es gilt folgende Faustregel: Ein Hindernis muss doppelt so weit weg sein, wie es hoch ist.

    Unter Kenntnis dieser mathematischen (Annäherungs-) Regel kann man ja schon mal den eigenen Garten nach möglichen Standorten "abgrasen".

    Teuer wird es, wenn ein Fachbetreib die Antenne auf's Dach setzt.

    Aber möglich ist das.

    Je nach dem, welche Position der Vermieter vertritt, muss man mit Anwaltsschreiben eine Dachantenne beantragen - und bei einer reinen Astra-Antenne ist man da gut und gerne mit 800 Euro dabei - eventuell mehr. Eine richtig schicke Multifeed-Antenne mit vier Orbitpositionen liegt dann eher in der Grössenordnung von 2000 Euro.

    Statistisch verbringt der Mensch 12% seines Lebens vor dem Fernseher. Viele von uns zahlen pro Jahr - jedes Jahr - mehrere hundert Euro Abo-Geld an Sky (vormals Premiere).

    Viele von uns sind bereit, für's Fernsehen Geld auszugeben. Warum soll das nicht auch für die einmaligen Investitionskosten für eine moderne, zeitgemässe Dachantenne gelten?

    Viele von uns können sich eine Satelliten-Antenne leisten. Wo es Schwierigkeiten gibt: Unsere Anwälte können das durchsetzen.




    PS: Im Gegensatz zu unserem am 1. März 2011 zurückgetretenen Verteidungsminister will ich nicht verheimlichen, dass ich hier einen Beitrag veröffentliche, der komplett abgekupfert ist.



    AREA DVD-Forum - Kabelfernsehen und HDTV - warum ist das eigentlich so ein Drama?
    Zuletzt geändert von octavius; 07.03.2011, 23:38. Grund: Antwort auf eigenen Beitrag innerhalb von 24 Stunden!

    #2
    Ich habe Sky über Kabel (noch!) Sobald mein Vertrag ausläuft, werde ich auf Satellit wechseln. Ich hab den Ärger mit Kabel Deutschland einfach satt. Es geht ja nicht nur um die HD-Sender, die sie nicht durchlassen, weil sie für jeden neuen Sender Geld von Sky erpressen wollen.

    Es geht auch um Sky Welt u Sky Welt Plus. Hat man Kabel, empfängt man nur Sky Welt. Über Satellit empfängt man zusätzlich noch Sky Welt Plus. Kosten tut es aber für Kabel- u Satkunden das gleiche! Es geht hier um über 20 Sender, wie z.B. AXN, HISTORY oder MTV. Diese Sender werden auch im Kabel DL eigenen Programmpaket angeboten, u das ist auch der Grund dafür, warum ich sie über Kabel nicht kriege: Ich soll diese Sender, die ich über Sky schon bezahle, aber nicht empfange, nun von Kabel DL abonnieren. Aber dann zahl ich sie doch doppelt! IMHO eine bodenlose Frechheit!

    Gerade Sky-Kunden kann ich nur raten, kündigt euren Kabel-Anschluss, sobald es euer Vertrag zulässt, und holt euch Satellit. Die einmaligen Anschaffungskosten hat man durch Einsparung der Kabel-Gebühren schnell wieder rein. Und nur über Satellit empfängt man als Sky-Kunde endlich alle Sender, für die man bezahlt!

    Zu HD+
    Das ist imho eine Verarschung am Kunden! Ich lasse mir doch nicht vorschreiben, wie ich fernzusehen habe! Ich kann nur hoffen, das kaum jemand diesen Mist kauft, denn vielleicht denken die Sender dann noch mal um!

    @octavius: Der Beitrag auf der anderen Seite ist doch auch von dir, oder? Also bei sich selbst abschreiben ist doch immer erlaubt!
    „Die Borg würden nicht mal Spaß verstehen, wenn sie einen Vergnügungspark assimiliert hätten.“

    Torres, aus „Star Trek Voyager – Tsunkatse“

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