DAS GEMÄLDE
Joan fühlte sich elend. Ihre Monatsregel fiel dieses Mal heftiger aus, als sonst, was sie nicht wunderte. Hanna schickte sie zu Bett, dabei fühlte sie sich gar nicht müde, war nur etwas blass. Vor dem Abendessen ging sie noch um das Schloss herum spazieren, sie brauchte zumindest etwas Bewegung. Zwei Nächte zuvor hatte sie in einem dunklen Gewölbe im Keller etwas in die verputzte Wand geritzt, eine Nachricht von ihr für Curtis und hatte diese dann mit etwas anders farbenem Putz überdeckt.
Falls Curtis irgendwann der Gedanke an das alte Schloss seiner Familie kam, dann würde er die Nachricht auch finden.
„Jane!“, rief Stuarts Stimme sie an. Joan drehte sich nach ihm um. Er wirkte größer als sonst. Joan fühlte sich sicherer in seiner Nähe. Er schien seine Absichten überdacht zu haben, denn ab und zu hatte er sich nett mit ihr unterhalten, aber er war auf Distanz geblieben. Stuart kam lächelnd auf sie zu.
„Sei gegrüßt Jane!“ Joan nickte ihm zu.
„Du machst einen kleinen Spaziergang, darf ich mich dir anschließen?“ Joan nickte erneut. Zusammen gingen sie gemächlich los.
„Du bist heute nicht ausgeritten. Geht es dir gut?“ Irritiert blickte Joan ihn an.
„Ja, danke! Ich bin nicht sehr empfindlich!“ Stuart lächelte.
„Das hört man von feinen Damen nur selten“, schmunzelte Stuart.
„Ich bin keine feine Dame!“
„Nein, wohl nicht. Aber was bist du dann?“ Joan hätte ihn gern angesehen, aber irgendetwas in seiner Stimme ließ sie davor zurückschrecken.
„Ich bin auf der Suche!“
„Nach was?“
„Nach meinem zuhause. Ich wünschte, ich wüsste einen Weg heim. Ich werde wohl darauf warten müssen, dass meine Familie mich hier findet!“
„Wäre es denn so schlimm, wenn du bleiben müsstest?“ Joan schluckte. Da war es wieder. Erschreckt spürte Joan, dass Stuart ihre Hand in seine genommen hatte und blieb stehen.
„Gibt es etwas, was du hier vermisst? Ich bin ein wohlhabender und...“, sehr unsanft entzog sie ihm ihre Hand. Große, blaue Augen blickten Stuart entgeistert an.
„Nein!“ Joan wollte zum Haus laufen, er griff nun fest nach ihrem Arm. Joan war in Panik kurz davor ihn niederzuschlagen. Stuarts grüne Augen erwiderten ihren Blick unerbittlich.
„Ich wollte dir kein unehrenhaftes Angebot unterbreiten“, seine Stimme klang gepresst. Joan atmete tief durch. Sie musste ihre Angst in den Griff bekommen.
„Darum geht es nicht, ich bin...verlobt, ich bin nicht frei!“ Stuart lächelte schief. Sein Griff war lockerer geworden, tat nicht weh.
„Ach, plötzlich? Wer ist es denn? Sicher kenne ich den hohen Herrn!“ Joan seufzte, wie gern hätte sie ihm die Wahrheit gesagt, aber er hätte ihr nicht geglaubt.
„Stuart, wir sollten nichts tun, was uns nur unnötig Probleme macht! Wir können uns nicht näherkommen als Geschwister, nie!“ Joan hatte ihm ihren Arm entzogen. Sein junges Gesicht hatte sich verschlossen.
„Du vergisst, dass ich der Earl bin, dem diese Ländereien gehören!“
„Ich könnte dich ohne weiteres töten!“, drohte Joan kalt, all ihre Zuneigung für Stuart war wie weggeblasen. Er grinste schief.
„Du hättest es schon einmal tun können, aber du hast es nicht getan, obwohl du keine Skrupel hattest andere zu töten!“ Joan schluckte blass im Gesicht.
„Sie hatten mir und anderen großes Leid zugefügt!“, flüsterte sie bleich. Das erschütterte Stuart, verunsicherte ihn. Joan wich vor ihm zurück.
„Mach dich nicht zu meinem Feind“, damit ließ sie ihn stehen.
Joan sondierte danach ihre Fluchtmöglichkeiten, doch Stuart schien genau wie sie darüber nachgedacht zu haben, denn plötzlich folgten ihr immer zwei seiner Leute über dem Hof und im Haus. Der Stallmeister wollte sie allein nicht mehr ausreiten lassen, nachts war ihr Zimmer verschlossen und vor dem schönen Fenster waren Eisenstreben, zum „Schutz“.
Das konnte Joan jedoch nicht entmutigen. Sie schob unter Mühen ihr Bett zur Seite, kratzte neue Botschaften für Curtis ein, die nur er entziffern konnte. Derartige Botschaften hinterließ sie überall im Gebäude, von Stellen, die die Jahrhunderte überdauern sollten.
Stuart versuchte es auf die charmante Art, aber Joan weigerte sich, auch nur über eine mögliche Verbindung nachzudenken.
Maggie beobachtete das ein paar Tage, bis sie Joan darauf ansprach, als sie Stuart im Hof ziemlich unsanft abgebügelt hatte.
„Jane, du bist ganz schön mutig! Kein anderer darf so mit meinem Bruder sprechen! Er kann ein sehr unangenehmes Temperament an den Tag legen!“ Joan hatte mit Maggie einen der Türme erklommen. Joan blickte Maggie offen an.
„Ich habe keine Angst!“ Maggie lachte.
„Das sieht man! Aber schmeichelt dir sein Interesse nicht auch? Er ist sehr wohlhabend und der Ruf unserer Familie ist tadellos!“ Joan seufzte.
„Genau deshalb sträube ich mich so. Ich würde Sandforst sofort verlassen, wenn ich eure Gastfreundschaft zu sehr strapaziere, aber nur die möchte ich genießen, nicht mehr!“
„Aber Jane, du bist uns sehr willkommen! Fürchtest du Probleme, wenn du meinen Bruder heiraten würdest?“ Joan starrte Maggie in dass freundliche Gesicht.
„Heiraten?“ Maggie lachte.
„Natürlich! Stuart ist ganz vernarrt in dich. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Er würde nichts tun, was deine Ehre antastet. Er will Kinder und Jane, du bist wunderschön, warum sollte er dich nicht wollen?“
Joan hatte sich unruhig atmend abgewendet. Das war geradezu desaströs. Nie war es ihre Absicht gewesen einen anderen Newton zu verführen. Während Curtis sich immer in vornehmer Zurückhaltung geübt hatte, da war sein Vorfahre ein ganz anderes Kaliber. Stuart wusste, was er wollte und das hatte er im Kreis der Familie wohl auch schon diskutiert. Joan hatte die Hände vor das Gesicht gelegt.
...
Joan fühlte sich elend. Ihre Monatsregel fiel dieses Mal heftiger aus, als sonst, was sie nicht wunderte. Hanna schickte sie zu Bett, dabei fühlte sie sich gar nicht müde, war nur etwas blass. Vor dem Abendessen ging sie noch um das Schloss herum spazieren, sie brauchte zumindest etwas Bewegung. Zwei Nächte zuvor hatte sie in einem dunklen Gewölbe im Keller etwas in die verputzte Wand geritzt, eine Nachricht von ihr für Curtis und hatte diese dann mit etwas anders farbenem Putz überdeckt.
Falls Curtis irgendwann der Gedanke an das alte Schloss seiner Familie kam, dann würde er die Nachricht auch finden.
„Jane!“, rief Stuarts Stimme sie an. Joan drehte sich nach ihm um. Er wirkte größer als sonst. Joan fühlte sich sicherer in seiner Nähe. Er schien seine Absichten überdacht zu haben, denn ab und zu hatte er sich nett mit ihr unterhalten, aber er war auf Distanz geblieben. Stuart kam lächelnd auf sie zu.
„Sei gegrüßt Jane!“ Joan nickte ihm zu.
„Du machst einen kleinen Spaziergang, darf ich mich dir anschließen?“ Joan nickte erneut. Zusammen gingen sie gemächlich los.
„Du bist heute nicht ausgeritten. Geht es dir gut?“ Irritiert blickte Joan ihn an.
„Ja, danke! Ich bin nicht sehr empfindlich!“ Stuart lächelte.
„Das hört man von feinen Damen nur selten“, schmunzelte Stuart.
„Ich bin keine feine Dame!“
„Nein, wohl nicht. Aber was bist du dann?“ Joan hätte ihn gern angesehen, aber irgendetwas in seiner Stimme ließ sie davor zurückschrecken.
„Ich bin auf der Suche!“
„Nach was?“
„Nach meinem zuhause. Ich wünschte, ich wüsste einen Weg heim. Ich werde wohl darauf warten müssen, dass meine Familie mich hier findet!“
„Wäre es denn so schlimm, wenn du bleiben müsstest?“ Joan schluckte. Da war es wieder. Erschreckt spürte Joan, dass Stuart ihre Hand in seine genommen hatte und blieb stehen.
„Gibt es etwas, was du hier vermisst? Ich bin ein wohlhabender und...“, sehr unsanft entzog sie ihm ihre Hand. Große, blaue Augen blickten Stuart entgeistert an.
„Nein!“ Joan wollte zum Haus laufen, er griff nun fest nach ihrem Arm. Joan war in Panik kurz davor ihn niederzuschlagen. Stuarts grüne Augen erwiderten ihren Blick unerbittlich.
„Ich wollte dir kein unehrenhaftes Angebot unterbreiten“, seine Stimme klang gepresst. Joan atmete tief durch. Sie musste ihre Angst in den Griff bekommen.
„Darum geht es nicht, ich bin...verlobt, ich bin nicht frei!“ Stuart lächelte schief. Sein Griff war lockerer geworden, tat nicht weh.
„Ach, plötzlich? Wer ist es denn? Sicher kenne ich den hohen Herrn!“ Joan seufzte, wie gern hätte sie ihm die Wahrheit gesagt, aber er hätte ihr nicht geglaubt.
„Stuart, wir sollten nichts tun, was uns nur unnötig Probleme macht! Wir können uns nicht näherkommen als Geschwister, nie!“ Joan hatte ihm ihren Arm entzogen. Sein junges Gesicht hatte sich verschlossen.
„Du vergisst, dass ich der Earl bin, dem diese Ländereien gehören!“
„Ich könnte dich ohne weiteres töten!“, drohte Joan kalt, all ihre Zuneigung für Stuart war wie weggeblasen. Er grinste schief.
„Du hättest es schon einmal tun können, aber du hast es nicht getan, obwohl du keine Skrupel hattest andere zu töten!“ Joan schluckte blass im Gesicht.
„Sie hatten mir und anderen großes Leid zugefügt!“, flüsterte sie bleich. Das erschütterte Stuart, verunsicherte ihn. Joan wich vor ihm zurück.
„Mach dich nicht zu meinem Feind“, damit ließ sie ihn stehen.
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Joan sondierte danach ihre Fluchtmöglichkeiten, doch Stuart schien genau wie sie darüber nachgedacht zu haben, denn plötzlich folgten ihr immer zwei seiner Leute über dem Hof und im Haus. Der Stallmeister wollte sie allein nicht mehr ausreiten lassen, nachts war ihr Zimmer verschlossen und vor dem schönen Fenster waren Eisenstreben, zum „Schutz“.
Das konnte Joan jedoch nicht entmutigen. Sie schob unter Mühen ihr Bett zur Seite, kratzte neue Botschaften für Curtis ein, die nur er entziffern konnte. Derartige Botschaften hinterließ sie überall im Gebäude, von Stellen, die die Jahrhunderte überdauern sollten.
Stuart versuchte es auf die charmante Art, aber Joan weigerte sich, auch nur über eine mögliche Verbindung nachzudenken.
Maggie beobachtete das ein paar Tage, bis sie Joan darauf ansprach, als sie Stuart im Hof ziemlich unsanft abgebügelt hatte.
„Jane, du bist ganz schön mutig! Kein anderer darf so mit meinem Bruder sprechen! Er kann ein sehr unangenehmes Temperament an den Tag legen!“ Joan hatte mit Maggie einen der Türme erklommen. Joan blickte Maggie offen an.
„Ich habe keine Angst!“ Maggie lachte.
„Das sieht man! Aber schmeichelt dir sein Interesse nicht auch? Er ist sehr wohlhabend und der Ruf unserer Familie ist tadellos!“ Joan seufzte.
„Genau deshalb sträube ich mich so. Ich würde Sandforst sofort verlassen, wenn ich eure Gastfreundschaft zu sehr strapaziere, aber nur die möchte ich genießen, nicht mehr!“
„Aber Jane, du bist uns sehr willkommen! Fürchtest du Probleme, wenn du meinen Bruder heiraten würdest?“ Joan starrte Maggie in dass freundliche Gesicht.
„Heiraten?“ Maggie lachte.
„Natürlich! Stuart ist ganz vernarrt in dich. Ich habe ihn noch nie so erlebt. Er würde nichts tun, was deine Ehre antastet. Er will Kinder und Jane, du bist wunderschön, warum sollte er dich nicht wollen?“
Joan hatte sich unruhig atmend abgewendet. Das war geradezu desaströs. Nie war es ihre Absicht gewesen einen anderen Newton zu verführen. Während Curtis sich immer in vornehmer Zurückhaltung geübt hatte, da war sein Vorfahre ein ganz anderes Kaliber. Stuart wusste, was er wollte und das hatte er im Kreis der Familie wohl auch schon diskutiert. Joan hatte die Hände vor das Gesicht gelegt.
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