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Captain Future - Tachyonenpunk

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    In die Station? Oder in den Tachymüllfrachter? Denn dir ist ja klar, dass da die Lieferung auf dem Weg ist, die die kritische Masse überschreitet? Wenn das noch verklappt wird, hält nichts den Mond mehr auf ... Und wenn deine Triebwerke ohne dich durch die Gegend fliegen, ist auch eine COMET schlecht manövrierbar. Ob Captain Future das N'Rala je verzeihen wird?
    Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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      Naja... irgendwo MÜSSEN sie ja runterkommen. Also mal angenommen sie crashen in den Müllfrachter, es gibt einen gigantischen Knall (naja eher lautlos im All aber man ist das halt so gewohnt dass es knallt... nicht wahr? ) und irgendwas wird da ja trotzdem noch übrigbleiben. Weltraumschrott, Fragmente, Ersatzteile (mehr oder weniger gut erhalten) - und wenn der Mond das nächst gelegene Objekt bzw. Himmelskörper mit Anziehungskraft ist, dann... rumms die Kiste - wie es halt so ist, kracht das alles GARANTIERT entweder bei Newton ins Haus oder bei den Koenigs bzwl Grünfried von nebenan. Die Ökofreaks sind aber vermutlich genauso wenig versichert, wie die Tychofreaks... an alles hatte man gedacht, aber nicht an die Versicherungen!
      Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
      Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
      Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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        Ich sehe schon. Wir brauchen einen neuen Tychofreak: Mister Shyster, Juggler of Jurisprudence, den Superanwalt, der die Futuremen bisher noch immer rausgehauen hat, wenn die Schadensersatzklagen kamen ...

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        Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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          Heute morgen schlug ich meiner Tochter vor, wenn sie von der Schule abgegangen sei, könne sie ja anstreben, Bundeskanzlerin zu werden: Sie solle schon einmal die Merkelraute üben. Darauf meinte sie: "Bei mir sieht das dann so aus", legte die Hände zur Raute zusammen und daddelte mit beiden Daumen auf einem imaginären Nintendo.

          Ich glaube, die Kleine hat Ul Quorns Geheimnis aufgedeckt. Dem fehlt einfach das Cleverphone zwischen den Fingern!
          Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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            Hihi... jahaaa auf 'ner Banane würde das irgendwie auch seltsam aussehen
            Was macht Uli derzeit eigentlich? Gibt es da überhaupt noch eine Chance für ihn auf Rück-Rückverwandlung?
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              Soweit mir bekannt ist, macht er derzeit Kabelsalat. Was auf der Mondrückseite rund um den Krater Gorleben vorgeht, ist für ihn da sekundär. Nur, dass seine geliebte Staude sich in die Magellanschen Wolken abgesetzt hat, macht ihm sein Pinseläffchendasein nicht mehr lebenswert. Es sei denn, der Mond flöge ihr jetzt hinterher ...
              Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                Kapitel 12

                Die neue Nachricht auf meinem Cleverphone drückte die augenblickliche Situation treffend und wortgewandt aus:
                - Zum Troste: Wer wird Ihrem nichtsnutzigen Leben denn schon nachweinen, Ms. N'Rala? Dr. Quorn doch wohl nicht?
                Wo er Recht hatte, hatte er Recht, aber wie hatte CEO Bumsfeld sich eigentlich in die vermeintlich sichere Chatverbindung zwischen mir und dem Pinseläffchen hacken können? Und dass er dazu noch Zeit fand, während über uns ganze Staffeln seiner Streitmacht von den Werferbatterien des Gurneyschen Erdrings in Partikelwölkchen zerstäubt wurden ...
                Dann wurde mir klar, dass der ganze Rübennasenpöbel der Söhne der Zwei Monde für ihn verzichtbar war. Wichtig war ihm einzig und allein, dass der letzte Tachymüllfrachter seine Ladung verklappen würde, dann hatte er sein Ziel erreicht. Ja, so weit hatte das Mückenhirn am CAD-Monitor einfach nicht gedacht: Wenn die COMET einen ausklappbaren Rammsporn gehabt hätte wie Captain Harlocks ARCADIA, dann hätten wir den Frachtraumer doch wenigstens sauber durchschlitzt, ohne selber dabei zu viel zu verlieren. Genau darum habe ich CEO Bumsfeld immer gesagt, dass ich von Design-Schnickschnack mit Auslegern, Warpgondeln, Katamaranen usw. nichts halte: Mir erscheinen sie viel zu sehr wie eine Sollbruchstelle mit »Hier Schießen«-Einladung. Wie einsichtig ihm mein Argument gewesen war, Perry Rhodan habe das überzeugendere Raumschiffsdesign, bewies mir jetzt leider seine Kanonenkugel, die uns um den geordneten Landeanflug gebracht hatte.
                Es gibt solche Situationen, in denen der Instinkt dem Verstand überlegen ist. Bei Grag konnte ich darauf nicht rechnen, und ob Otho so etwas eingepflanzt hat, wusste ich nicht. Helena konnte sicher nichts anderes steuern als diese plattgetretenen Borgwürfel, mit denen die Grünfriedler durch den erdnahen Raum gondeln, und die Tusse von der Planet Patrol ... Da ich also die einzige andere Person an Bord war, die solide Pilotenerfahrung besaß, lag es an mir, die Befehlskette abzukürzen. Schließlich taumelte die wracke COMET gerade um ihre Längsachse wirbelnd auf die Mondrückseite hinunter und mir lag darum nicht an weiteren Debatten über die Lehrbuchqualifikation meiner Manöver. Ich stürzte mich schlechterdings auf den Pilotensessel und beförderte Otho mit einem »Jürgen« aus ihm hinaus. (Ich weiß, im How-Tsu-Kanon heißt das Tritt-In und laut Fußnote lassen richtige Profis einen Den-Po folgen und nie einen Dee-Ayer; aber meine Schwester Oberin nannte diesen Dropkick immer einen Jürgen. Fragen Sie mich nicht.)
                Ich hielt die Augen fest auf die Armaturen gerichtet und trat das Gaspedal für einen Sekundenbruchteil voll durch. Immerhin waren die Schwerkraftneutralisierer ein Muster an Wrightscher Wertarbeit, sonst hätten wir uns in Anbetracht der waltenden Corioliskraft überhaupt nicht mehr vom Fleck rühren können. Der optische und akustische Eindruck der mangelnden Autokorrektur unseres Absturzkurses reichte auch so, dass es mir den Magen hob. Das Gewitter der Raumschlacht über uns verschwand vom Schirm, als die verbliebenen beiden Triebwerke uns auch noch einen Spin um ihre Querachse gaben. Zu dumm, dass diese Apparate auf der gleichen Seite der COMET saßen!
                Die Situation an Bord wurde unübersichtlich. Mit der gestreckten Linken hielt ich Othos sirrende Pseudoinfernalschnake davon ab, mich aus dem Pilotensessel zu pieken, während Herr Hirnkastl sich mit dem einen Traktorstrahl an die Decke heftete und mit dem anderen Dr. Kellerassel vom Boden lupfte, die sich gerade in Joans Ersatzklo verkriechen wollte, bevor diese es selber tat, Grag wiederum herzte Joan an seiner heldischen Blechbrust, damit sie keine Dummheiten anstellen konnte, denn die strampelte wütend herum und jammerte lauthals, wie sie das ihrem Göttergatten denn nur erklären solle, wo der schon so pingelig sei, wenn ihm ein Heliumatom den Chromlack verkratze.
                »Joan, warum bist du eigentlich so blond?« Mit steigender Frequenz pumpte ich das Gaspedal und gab impulsweise Vollschub, sobald sich unser Heck wieder zur Mondoberfläche gedreht hatte.
                »Bin ich gar nicht!« Sie schüttelt energisch die unglaubhaft grün gefärbte Mähne.
                »Geistig reicht es jedenfalls für drei. Nimm dir doch ein Beispiel an Dr. Ar-Ass'l.«
                »Ja und? Die ist aschblond.«
                Ich hatte nicht die Zeit, mich umzudrehen, um das nachzuprüfen, während ich gleichzeitig mit Gegensteuern und Schnakenklatschen beschäftigt war. Es war irre, aber der Sturz der wild rotierenden COMET wurde mit meinem Zehntelsekundentaktkamöver anscheinend tatsächlich langsamer. Obwohl der Augenschein beim Anflug auf lunare Kraterwüsten immer trügt: Egal, in welcher Höhe man ist, man sieht nur Loch an Loch und noch mehr Loch.
                Aufzuhalten war die Drift dennoch nicht. Mein schönes Harlock-Manöver wäre nun einmal von der Bremskraft von vier Triebwerken abhängig gewesen. Alles, was mir blieb, war, die COMET möglichst dicht am Krater Gorleben abstürzen zu lassen. Und Otho zu berücksichtigen, der sich jetzt wie ein verknoteter Natternhaufen von hinten um die Sessellehne wickelte und versuchte, mich mit tentakelartig ausgebildeten Extremitäten zu würgen ...
                Die Schwerkraftneutralisierer hielten. Fast bis zuletzt. Erst, als die COMET zweihundert Meter weit einen Kraterwall hinabgeschlittert war und die Pilotenkanzel mittig auseinanderbarst, bekamen wir auch die mechanische Wirkung zu spüren. Zuerst schnappte mein Raumhelm zu, als der Druckabfall registriert wurde, dann flog ein kleiner grauer Schatten an meiner Wange vorbei. Als ich ihm nachblinzelte, erkannte ich, dass das Herr Audi gewesen war, den die explosiv entweichende Bordatmosphäre ins Mondvakuum davonriss. Hier war nichts mehr zu retten, und mir kam in den Sinn, da sei gerade ein weniger nichtsnutziges Leben an mir vorbeigeflogen. Er hatte es immerhin zu der Latein lernenden Tochter gebracht. Dabei musste es doch mit tausend marsianischen Sandteufeln zugehen, dass ich ausgerechnet jetzt meine biologische Zeitansage Kuckuck rufen hörte, wo ich ihr doch schon etliche Male den Schnabel umgedreht hatte.
                Die COMET lag still. Und es war offensichtlich, dass sie nie wieder etwas anderes tun würde. Uli wäre begeistert gewesen, wenn er das gesehen hätte; aber mir war gerade nicht danach, ihm ein Selfie rund um den Mond zu twittern. Zumindest war der essenzielle Teil der Truppe noch vorhanden: der Prof und die Kellerassel, weil er sie und sich mit den Traktorstrahlen gesichert hatte, Otho, der mich als lebender Sicherheitsgurt im Sessel gehalten hatte, und Grag, der sich Joan zur Brust genommen und mit seinen eingebauten Werkzeugen unzerbrechlich stabil am Gehäuse der COMET verankert hatte. Frauen und Kinder zuerst, das hatte sich also auch im Tycho-Krater herumgesprochen. Zum Nachteil von Herrn Audi, für den niemand mehr übrig geblieben war.
                »Da hat die Victor-Corvo-Stiftung ein Gehalt eingespart«, sagte Grag über meine Helmlautsprecher.
                Und da werfen sie mir Kaltherzigkeit vor! Wenn ich Captain Future gewesen wäre, dann hätte ich den da das Beileidsschreiben für die Angehörigen aufsetzen lassen. Andererseits: Wenn Otho sich anders entschieden hätte, dann wäre ich jetzt anstelle des Neptuniers in Fetzen dort draußen herumgeflogen. Ich drehte mich im Sessel um und bedauerte, dass der volldurchsichtige Raumanzug das Zittern meiner Glieder nicht verbarg. »Danke, Otho.«
                Der Gummimann nahm Habacht an. »War mir eine Pflicht, Ms. N'Rala. Schließlich sind Sie diejenige, die den T/T-Wandler bei sich hat.«
                Warum hatte ich eigentlich die launige Hoffnung gehegt, er hätte es meinetwegen getan? Da war es doch auch nicht mehr wert, dass er erneut mein Konterfei nachgebildet hatte, komplett mit Raumanzug. Bisher hatte ich nie darüber nachgedacht, dass ein Gestaltwandler eigentlich keine Garderobe braucht, nicht einmal im Vakuum. Aber wieso konnte ich ihn im Helmmikrofon hören? Formte er etwa auch die Funkanlage nach?
                Dr. Ar-Ass'l war schockiert, als sie seine derzeitige Gestalt erblickte. »Aber! Herr Schnakerich, muss das denn schon wieder sein? Dieses hautenge Wildlederdirndl als Untergewand geht nun wirklich zu weit!«
                »Ja, ich hab dich auch lieb, Mädel. Wenn das Original sein Tigerstreifenthermomieder tragen darf, dann soll meine Kopie wohl nicht … Oje, was hast du denn, Joan?«
                Unsere Ms. Redshirt wankte auf den Füßen, griff sich in die Flanke und rutschte am Schenkel des Stahlknechts auf den Hosenboden hinab. »Verdammt nochmal, Grag, was ist aus deiner Dämpfung geworden? Dein Bärengriff hat mir mindestens zwei Rippen gebrochen!«
                »Bitte vielmals um Entschuldigung«, rief der Roboter mit einigem Stocken. »Meine internen Systeme versuchen gerade, mich auf die Asimovschen Gesetze zu rekonfigurieren; da hat es noch ein paar Inkompatibilitäten in den Sollwerten. Das Problem ist erkannt und wird bearbeitet.«
                »Mit Verlaub, Kleines, das lag auch mehr an deiner mangelnden Einsicht in die Sinnhaftigkeit seiner Maßnahmen als an seinem Mangel an Feingefühl.« Der Prof setzte Helena sanft auf den Füßen ab und schwebte zu Joan hinunter, deren Atem hörbar in unseren Lautsprechern rasselte. Dr. Kellerassel wankte zum Bug, wobei sie geflissentlich an Otho vorbei starrte, und beugte sich durch den Riss, der die Vorderseite der COMET über alle Etagen spaltete. »Wie weit sind wir denn nun vom Krater Gorleben weg?«
                »Ich hätte es fast geschafft, uns direkt draufzustürzen«, räumte ich mit einem gewissen Stolz ein. »Trotz aller Schwierigkeiten haben wir das Ziel nur um zwei Kilometer verfehlt. Wir sind immer noch dichter dran als Apollo 11 am vorgesehenen Landeplatz im Meer der Ruhe!«
                »Dann ist das aber ein großer Container, wenn ich ihn von hier aus sehen kann.«
                Begriffsstutzig schob ich mich an ihre Seite und folgte ihrer Blickrichtung. In wegen der fehlenden Farbperspektive nicht bestimmbarer Entfernung hing die Bumsfeldsche Kanonenkugel im lunaren Himmel, als habe die Dicke Berta sie in die Leinwand eines Schwarzen Theaters geschossen. Fast träge senkte sich von ihm ein Gebilde zum Horizont herab, das von weitem wie ein Diamantsplitter in einem meiner Fingerringe aussah. Ein typischer Tachymüllbehälter – aber im Verhältnis zur Größe des Schiffs gesehen musste er der kritischen Masse so viel weiteres Material hinzufügen, dass ein Gutteil des Erdmondes selbst in tachyonische Antriebsmasse konvertiert würde, wenn der Knall erst einmal losging. Wir saßen im übrigen jetzt direkt in der Explosionszone.
                Bumsfeld ging wirklich keine Unwägbarkeiten ein. Warum hatte ich die Drittmittelforschung dieses Mistkerls auch noch jahrelang unterstützt?
                Helena drehte sich über die Schulter nach hinten. »Sie, Herr Hirnkastl? Welche Reichweite hat eigentlich der T/T-Wandler, den Sie da gebastelt haben?«
                Der Prof mühte sich, mit Hilfe seiner Traktorstrahlen Joans Rippen in eine neutrale Position zu bringen. Was ihm durch den roten Gummibootanzug hindurch nicht ganz leicht fiel. »So viel wie ein Cleverphone ohne Basisstation eben: etwa 100 Meter.«
                Ich hätte jetzt wirklich gerne mit einer Granate um mich geworfen. »Verdammt! Das heißt, wir müssen zwei Kilometer über den Regolith traben und Ihr Gadget direkt auf der Müllhalde platzieren, bevor wir es in Betrieb nehmen. Herr Otho, können Sie auch ein Rennpferd machen?«
                »Im Raumanzug?« Frau Otho/N'Rala sah so zweifelnd drein, dass ich einräumte, wie dumm die Frage war.
                »Wir könnten den Cosmoliner nehmen«, schlug sie dann vor.
                Ich starrte mein Ebenbild verblüfft an. Sehen Sie es mir nach, dass ich im Lebtag noch nie vom Cosmoliner gehört hatte: Schließlich bin/war ich alles andere als auf der COMET zuhause, auch wenn das Mondkalb mich gelegentlich … Vergessen Sie das.
                Hastig warf ich Grag den T/T-Wandler zu. »Herr Eisenbeiß, Sie sind der Stabilste von uns, deswegen sollten Sie den hier in Verwahrung nehmen. Sie können sich denken, wie man ihn bedient?« Grag nickte und verstaute den Wandler gehorsam hinter einer seiner Brustklappen, was mich zu der Anmerkung veranlasste: »Ertränken Sie ihn bitte nicht im Röstkaffee.«
                Der Prof gab zu bedenken: »Wir können nicht alle mitgehen. Leider ist der Cosmoliner für vier Personen plus ein Hirnkastl ausgelegt und wir sind sieben … sechs.« Seine Optik ging schuldbewusst zum Spalt im Bug hin.
                »Joan ist derzeit sowieso kaum einsatzfähig.« Das hätte auch ganz in Ordnung sein sollen. Was ich derzeit wirklich am Wenigsten an meiner Seite brauchen konnte, war eine blonde Zielscheibe. Aber in der letzten Stunde schrumpfte mir die Kampfkraft unserer Seite zu schnell zusammen - und ich hätte auch nicht an Joans Stelle sein mögen.
                »Ich empfehle, dass Sie mit ihr hierbleiben, Prof, damit sie nicht alleine bleiben muss, und wir vier gehen: Grag, Otho, Helena und ich. Dürfen wir auch ein paar langläufige Flinten haben, so für alle Fälle? Ich will nicht ganz wehrlos abgeschossen werden, nur weil Gurneys Kopftuchmafia nichts von den Waffen einer Frau hielt.«
                »Kein Wunder, wenn sie mit Antimaterie gefüllt sind.« Dr. Kellerassel äugte bedenklich in meinen Helmkragen. »Ich werde auch hierbleiben. Schließlich bin ich dieser Mission als Beobachterin zugeteilt und nicht ermächtigt, an Kampfhandlungen teilzunehmen.«
                Ich zuckte sichtbar die Schultern. »Herr Eisenbeiß, nehmen Sie bitte ins Missionsprotokoll auf, dass ich Dr. Ar-Ass'ls Mitgliedschaft beim Grünfried e. V. mit sofortiger Wirkung suspendiert habe.«
                »Ha! Das kannst du nicht! Ich...«
                »Helena, hat Hans König dir denn nicht gesagt, dass ich Ehrenvorsitzende bei Grünfried bin? Nein, das weiß wohl tatsächlich nur der Vereinsvorstand. Betrachte dich hiermit vorläufig als unbescholtene und loyale Bürgerin, die für Sonderaktionen der Planet Patrol zur Wahrung ihrer Bürgerpflichten rekrutiert werden kann. Und jetzt nimm den Antineutrinospeier da an dich, der tut dir nichts.«
                »Bist du neuerdings eigentlich bei der Planet Patrol oder bin ich es?«, knurrte Joan aus der Stahl-und-Eisenkoje ihres Göttergatten heraus, in die Herr Hirnkastl sie verfrachtet hatte.
                »Registriert bin ich als IM, das Weitere musst du euren Herrn Marschel fragen.« Ich schlug vor ihr die Hacken zusammen und zog am Schott, das in die hinteren Bereiche der COMET führte.
                Es rührte sich nicht.
                Nicht einmal Grag konnte es bewegen, so sehr hatte sich der Rahmen beim Absturz verzogen und verklemmt. Er schlug vor, sich hindurchzuschweißen, aber das dauerte Simon Wright zu lange. Der Kugelraumer hob nämlich gerade wieder ab und suchte im sicheren Mondschatten das Weite vor den Geschossen des Erdrings. Und inzwischen hatte Gurney auch ein paar Polizeischiffe ausgeschickt, darunter die U.S.S. Entenscheiß-E, die BS Beknacktika und eine Staffel innovativer Ä-Wing-Fighter (die zwei Punkte stehen für die sattsam bekannten Ausleger zum Wegschießen; richtige Innovation ist die Sache der Planet Patrol nicht) – es wurde also richtig heiß da draußen.
                »Dann steigen wir eben von außen in den Hangar ein«, entschied ich. »Wir springen einfach aus dem Bug und laufen?«
                »Das sind zwölf Meter Höhenabstand«, warnte Grag. »Die Asimovschen Gesetze verbieten mir, eine solche Gefährdung Ihrer Personen zuzulassen.«
                »Ach, auf einmal wollen Sie mir mit dem Heiligen Isaac kommen? Unter Mondschwerkraft sollten wir uns ja wohl keine Haxen brechen können. Gehen Sie halt voran und fangen Sie alle auf, die Probleme haben. Aber bleiben Sie aus dem Weg, wenn ich als nächstes komme! Zweites Asimovsches Gesetz!«
                Er gehorchte und verschwand abwärts aus dem Sichtfeld wie ein fallen gelassener Hammer. Erheblich eleganter als er stieß ich mich sodann von der Bordwand ab, legte durch den aufgerissenen Bug einen meiner perfektesten Wildkatzensprünge hin, mit denen ich bekanntlich Gangways und andere Höhen zu überwinden pflege – OK, es war Protzerei und überflüssig dazu, denn Joan machte ja gar nicht mit, aber ob Otho das auch konnte, wenn er in meiner Gestalt steckte, interessierte mich dann doch -, und kam grazil auf den Füßen im Regolith auf.
                Im Angesicht der glimmenden Mündungen eines achtläufigen Mymesonenmörsers, einer Wumme, die selbst unter Mondschwerkraft nur von jemandem bewegt werden kann, der mindestens in einem marsianischen Landetruppenkampfanzug steckt. Was dummerweise der Fall war. Wer hätte auch damit gerechnet, dass die Rübennasen von den Zwei Monden plötzlich so mutig geworden waren und das Wrack der COMET umstellt hatten? Welch ein Umstandskram, dass man sich im Vakuum so perfekt anschleichen kann!
                Bevor ich handeln konnte, bekam ich einen fürchterlichen Stoß in die Seite, der mich drei Meter fort schleuderte. Grag war auf mich zugehechtet und hatte mir den Schubs genau in dem Moment erteilt, in dem der Marsianer abdrückte. Was dann passierte, ging beileibe nicht so lautlos vonstatten, wie man auf einer atmosphärelosen Welt erwarten sollte. Als Grag im Mystrahl stand, zersetzten sich nämlich seine Blechmoleküle mit einem widerborstigen Brummen am unteren Ende der Hörschwelle, das durch den Mondboden in meinen Raumanzug übertragen wurde. Es verebbte erst, als all seine Leichtmetall-, Silizium-, Gummi-, Kaffee-, Eiskrem- und Kakaoatome in einem lichternden grauen Wölkchen verpufft waren. Nur ein Arm und ein Halswirbel verblieben und fielen mit genau gleicher Geschwindigkeit zu Boden, als ob der Stahlknecht im letzten Augenblick seiner Existenz das Apollo-Experiment mit dem Hammer und der Feder hatte nachstellen wollen.
                Der nicht enden wollende Schmerzensschrei, den wir alle in den Helmlautsprechern hörten, war nicht von mir, der kam von Otho. Ich lag mit aufgerissenen Augen im Mondstaub und war vor Fassungslosigkeit nicht fähig, mich zu rühren. Niemals hatte ich damit gerechnet, dass jemand sich einmal für mein Leben opfern würde - für dieses nichtsnutzige Leben, dem kein Wesen in zwei Universen nachgetrauert hätte. Bis auf einen Roboter, den ich zu gut über die Asimovschen Gesetze instruiert hatte.

                Fortsetzung folgt
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                  Wir halten fest: Marsianer haben große Rübennasen und sind Mitglied in zweifelhaften Organisationen, die Comet ist Schrott, Herr Audi Geschichte (*sniff*) und von Grag ist auch nicht mehr viel übrig. Wenn jetzt noch der Mond explodiert, dann fällt das ja auch nicht mehr ins Gewicht. Future kann einem leid tun, wenn der zurückkehrt...
                  Hier hilft nur noch eins: Eine Zeitmaschine! Machen wir es ungeschehen, bevor der Herr des Hauses es merkt
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                    Und wo willst du die hernehmen? Meines Wissens liegt sowas nicht auf dem Mond herum. Tja, langsam wird es eng. Vielleicht sollte man den T/T-Wandler in eine Kleinstrakete packen und auf den Krater Gorleben abfeuern ... äh, Moment. T/T-Wandler?
                    Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                      Future hatte aber mal so ein Ding. Jepp... damit "flog" er ca. 5. Milliarden Jahre zurück in der Zeit als es auf der Erde noch Dinos gab. Und ein Stern/Planet namens Katain (oder so ähnlich)... Und man braucht Tachionium weil es ich zitiere "ein vorzüglicher Treibstoff für Zeitmaschinen ist". Frag mich jetzt nicht was das jetzt wieder für ein Zeug sein soll oder ob es was mit Tachyonen zu tun hat - aber bitte... Wir erfinden einfach ein paar neue Elemente, Mineralien... klappt auch prima in anderen Serien (ich sag nur Gulanit - blaues leuchtendes Gestein, angeblich auch ein Treibstoff für... irgendwas - zu sehen in Defiance).
                      Blöderweise braucht man für eine Zeitmaschine irgendwie auch noch die Comet (funktionstüchtig) aber vielleicht tut es ja auch ein Kreuzer von der Planet Patrol
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                        Wenn sie nach der derzeitigen Ballerei noch einen hat ... mit dem Cosmoliner geht es ja wohl nicht. Ob ein Adler genügt? Oder hat Uli noch etwas Flugtüchtiges vorrätig über seine Bananenstaude hinaus? Wo treibt sich eigentlich N'Ralas Pilot Mr. Helmsman zurzeit herum?
                        Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                          Kapitel 13

                          Noch nie habe ich mich so platt gefühlt wie in dieser Sekunde, als ich da hübsch volldurchsichtig eingepackt im Mondstaub lag; nicht einmal damals, als Uli uns mit der NOVA in die Sonnenkorona gestürzt und den alten Star-Trek-Zaubertrick hingelegt hatte, mit dem er uns schnurstracks in die Dimension X katapultierte (oder war es umgekehrt und Uli hatte den Schmäh erfunden?). Sie mögen es mir nicht glauben, aber aus einer ganzen Reihe von Gründen bedauerte ich den Blecheimer, den die Rübennasen mir um die Ohren geschossen hatten. Uli hätte darüber gelacht und mich ermahnt, dass ich die erste Person im Sonnensystem sei, der es gelungen ist, einem Futureman den Garaus zu machen. Aber das konnte ich einfach nicht so sehen.
                          Ob Sie es glauben oder nicht: In diesen Sekunden wünschte ich mir Captain Future herbei. Obwohl ich mir sicher nicht seine anhaltende Freundschaft gesichert hatte: seinen Kahn geschrottet, seinen Blechpapi geschrottet, seiner Frau die Rippen geschrottet, sein Gummipapi dem Wahnsinn zutreibend, und die Victor-Corvo-Stiftung ging gerade in Konkurs, denn selbst, wenn die Erde nicht in wenigen Minuten auch geschrottet würde, so würden uns doch die Schadensersatzforderungen dasselbe antun …Was hätte das Mondkalb bloß an meiner Stelle getan? Vielleicht zur alten Kunst des Superbauchredens gegriffen – obwohl: Im Mondvakuum trägt das sowieso nicht allzu weit. Blieb das Superhandreden.
                          - Wir Marsianer haben doch im Blut, mit unserem Energieverbrauch umsichtiger umzugehen, meine Herren! - ätzte ich in der Gebärdensprache, die wir Marsianer dafür erfunden haben, uns von Raumanzug zu Raumanzug zu verständigen, wenn die Funkverbindung nicht vorhanden ist (oder von einem brutal kreischenden Otho übertönt wird).
                          - Wie bitte? - Der Marsianer, der gerade erneut auf mich angelegt hatte, stutzte und nahm wie erhofft eine Hand vom Mymesonenmörser, um diese Geste auszuführen.
                          - Wenn ich aufstehen darf, verstehen Sie mich besser. - Ich schob mich in totaler Ergebenheit auf die Knie und hielt den Kopf gesenkt, um unauffällig in mein Mikrofon zu murmeln: »Kann mal jemand den Herrn Schnakerich zum Schweigen bringen? Das stört wirklich. Danke.«
                          Othos Trauergebrüll wurde tatsächlich leiser. Dass ein Kunstkopf wie er aber auch so natürliche Gefühle entwickeln kann … Oder drehte Dr. Kellerassel ihm gerade den Hals um?
                          »Tue ich nicht!« kam es aus meinem Kopfhörer. »Joan hat ihm das Hirnkastl an den Kopf geworfen.«
                          Und das mit zwei gebrochenen Rippen. Die Frau hat unter meiner diskreten Anleitung echt Chuzpe bekommen. Ich erhob mich möglichst katzenhaft auf alle Viere, stieß mich mit den Händen am Boden ab und kam auf die Zehenspitzen hoch, ohne die Knie zu Hilfe zu nehmen. (Das ist ein Anfängertrick, den ich als How-Tsu-Nonne und Zirkusartistin natürlich drauf habe. Aber Sie sollten Joan Future-Randall einmal bei diesem Versuch sehen, selbst ohne Rippenbruch!)
                          Die Wirkung war nicht anders zu erwarten, darin gleichen sich die Mannsbilder quer durch das Sonnensystem. Die geilen Böcke klappten die Sonnenblenden ihrer Helme hoch, um mich genauer in Augenschein zu nehmen - schade, dass der Raumanzug inzwischen rundherum mit diesem ekelhaften Regolithstaub eingesaut war. Dafür sah ich endlich, mit wem ich es zu tun hatte. Einige bekannte Gesichter waren dabei: Allen Ernstes Ulis Kumpel, Kardinal Si Twih aus derselben Terrorzelle, Erzmissionar Hum Bug und sogar Freibischof How Rhyn, der letzte lebende Nachfahre der Ordensgründerin How Tsu, obwohl der doch meines Wissens exkommuniziert worden war wegen der Todsünde der Völlerei. Mit möglichst lasziven Arm- und Handbewegungen gab ich zu verstehen:
                          - Es ist kontraproduktiv, jemanden zu atomisieren, dessen Substanz besser der Tachyonenkonvertierung zugeführt würde. Mit jedem Treffer verringern Sie Ihre Erfolgsrate, meine Herren Kanonenfutter. Sind Sie sich eigentlich bewusst, dass wir alle gemeinsam mit Überlichtgeschwindigkeit abgestrahlt werden, wenn alles so funktioniert, wie Ihr CEO sich das vorstellt? -
                          Ich sonnte mich im Glanz der Stielaugen um mich herum, als ich mich im Mondstaub drehte, gerade, weil es das Letzte war, das ich tun würde. Es beeindruckte einen Fundamentalisten wie Si Twih allerdings nur marginal.
                          - Wir geben gerne unser Leben zur höheren Ehre der Zwei Monde, - teilte er mir mit. - Jeder Märtyrer bekommt im Jenseits dreiundzwanzig Jungfrauen zur uneingeschränkten Verfügung. Wer wäre da nicht bereit, für unsere Sache einzustehen? -
                          - Nur dreiundzwanzig? Bei Eris, dann treten Sie doch zum Islam über, da erwerben Sie den Anspruch auf einhundert … -
                          Si Twih schaltete naserümpfend den Helmfunk ein. »Sagen Sie mal, aus welchem Teil des Mars sind Sie denn entlaufen?«
                          »Aus Mesogaia. Das heißt übrigens Mittelerde auf Altgriechisch. Fragen Sie mich nicht, wer diesen Namen zuerst auf seine Marskarte gekritzelt hat.«
                          »So, das erklärt Manches ...«
                          Joans Hirnkastlweitwurf erwies sich als wenig effizient, denn nun sprang ein jugendlich aussehender und aus vollem Halse brüllender Sylvester Stallone aus dem Wrack der COMET, in der linken Hand die Induktive Sperrminoritätshicksoline aus dem Privatarsenal seines Captains, in der rechten eine konventionelle Protonenautomatik G36, und er ballerte so blindwütend drauf los, dass ich mich nur retten konnte, indem ich hinter einen der verbliebenen Ausleger hechtete.
                          Beides half Otho freilich wenig gegen die schweren Panzer der marsianischen Kampfanzüge. Außerdem war das Mündungsrohr seiner G36 bereits in einem 20-Grad-Winkel weggebogen, wie es ihr halt passiert, wenn sie den 140 Grad Celsius des Mondtags ausgesetzt ist – man kennt das ja. Es wäre trotzdem eine recht beeindruckende Darbietung gewesen, wenn der Mond dazu ein paar Schallwellen geliefert hätte. Aber als Stummfilm sah diese Rambonummer wirklich nicht überwältigend aus. Entsprechend wenig beeindruckt war Si Twih, als er unbeirrt den Mymesonenmörser anlegte.
                          Bevor aber vor meinen Augen der zweite Tychofreak zerblasen würde, feuerte ich über Rambo-Othos Schultern hinweg den Neuronenschocker ab, den Marshall Gurney mir bekanntlich zu treuen Händen überlassen hat. Und das hatte schon eine ganz andere Wirkung. Das Funktionsprinzip beruht nämlich auf der ersten technischen Umsetzung der Stringtheorie, und wie es bei Erdmenschen üblich ist, wurde unverzüglich eine Wumme daraus: Der Neuronenschock bohrt sich durch ein paar eingeschraubte oder -gefaltete Extradimensionen hindurch direkt ins Gehirn des Ziels. Da hilft auch so ein Kampfanzug nichts. Es haute die Rübennase geradezu aus den Latschen, und bevor die anderen wussten, wie ihnen geschah, hatte ich mit einem Rundumschwenk die ganze Truppe umgenietet.
                          Ich liebe diese modernen Polizeiapparate, so lange ich hinter ihren Mündungen stehe und nicht davor wie neulich auf Alpha 1. So etwas würde ich wirklich gerne einmal bei einer Großdemonstration im Einsatz sehen. Könnte mich fast überzeugen, bei der Planet Patrol anzuheuern. Wenn ich dadurch nicht Arbeitskollegin von Joan Future-Randall würde. Das Nachsehen hatte Otho, in dessen Restverstand langsam einsickerte, dass ihm niemand mehr geblieben war, an dem er seinen Rachedurst für den verlorenen Freund hätte austoben können.
                          »Das war gemein!« Klagend schulterte er die Hicksoline.
                          Ich erhob mich vollends hinter dem Ausleger und betrachtete die reglos daliegenden Gepanzerten. Er hatte schon Recht mit seiner Kritik: Neuronenschock nimmt dem Gemetzel die Ästhetik. Haben Sie schon einmal die wunderbaren Eisskulpturen gesehen, die die Blutfontäne einer zerstückelten Leiche hervorbringt, wenn sie bei -120 °C im Schatten eines Mondfelsens schockgefriert? Schade, dass Gurneys Burka-Tussis mir nicht wenigstens den einen Ohrclip gelassen hatten …
                          »Hättest du denn deinen Helm lange genug aufmachen können, um ihn vom Ohr zu fingern?« Die Kellerassel kam vorsichtig aus der COMET geklettert. Da hatte ich wohl laut vor mich hingemotzt. Helena hätte es mir auch nachsehen können: Schließlich starrt selbst eine ehemalige How-Tsu-Nonne nicht alle Tage in ein knappes Dutzend Mymesonenmörser.
                          »Nun holen Sie endlich den Cosmoliner heraus, Otho. Uns läuft wirklich die Zeit davon. Sehen Sie: Es dämmert schon!« Unsere Grünfriedlerin wies auf den östlichen Horizont, der tatsächlich bereits in trübem Rosa glühte.
                          Eine Morgendämmerung auf dem Mond? Das konnte doch nicht sein …
                          »Schenk dir die Mühe«, wies ich Otho an, und das Du erschien mir völlig natürlich. »Wir brauchen ihn nicht mehr.«
                          »Wie willst du das wissen?« Sylvester Stallone richtete fast von selbst die G36 auf mich und bemerkte nicht, dass der Lauf in rechtem Winkel auf Helena zielte.
                          »Nun sieh dich doch um.« Ich wies bekümmert auf die wenigen Reste, die von Grag geblieben waren. »Wer von uns hat denn zuletzt den T/T-Wandler bei sich gehabt, hm?«
                          »Ölpest, Fleisch und Tierversuch!«, stieß unsere Grünfriedlerin entsetzt hervor. Und aus der COMET meldete sich Herr Hirnkastl: »Ich fürchte, die Lassie hat Recht. Leider fehlen mir die Zeit wie die Mittel, einen zweiten zu basteln, bis dieser Quadratkilometer des Mondes sich in glühenden Tachymüll verwandelt.«
                          Otho war so erschüttert, dass er gar nichts sagte, dann bückte er sich, hob zärtlich den blechernen Halswirbel auf und steckte ihn ein. »Wenn der Captain hier wäre - er würde auf keinen Fall aufgeben. Dann fliegen wir eben einen Kamikaze auf den Krater Gorleben! Der Cosmoliner hat genug Antimaterie im Tank, um das ganze Lager in eine Demonstration der Masse-Energiegleichung zu verwandeln!«
                          Seufzend schüttelte ich den Kopf. »Könntest du bitte diesen Ramboaufzug sein lassen? Nein, Terminator ist auch nicht besser … Dein Aktionismus in Ehren, aber unsereinem ist leider nicht Captain Futures maßloser Optimismus zu eigen, mit dem er in aussichtslose Fallen zu tappen pflegt und darauf vertraut, dass entweder ein Anhängsel seines tonnenschwer mit Gadgets überladenen Gürtels oder aber der eine oder andere von euch ihn schon raushauen würden. Eines habe ich eurem Mondkalb jedoch voraus: Ich weiß, was eine Niederlage ist. Ihr habt mir mehr als eine beigebracht; und sie hinzunehmen und an einer anderen Stelle weiterzumachen hat mich bis heute überleben lassen. Die marsianische Kultur ist in solchen Dingen fatalistisch, schließlich haben wir schon mehrmals unseren ganzen Planeten beim Austrocknen beobachtet. Ironischerweise widersetzen sich gerade die Söhne der Zwei Monde dieser Haltung, indem sie eine Gute Alte Zeit beschwören, die es so nie gegeben hat. Bereits Ul Quorn hatte dem Leiter unserer ehemaligen Terrorze… Kultgemeinde, ebenjenem Si Twih dort drüben, vorgehalten, seine Rübennasen grundelten im Staub der Geschichte ...'
                          Ich entriss Helena den Antineutrinospeier und feuerte ihn auf Si Twih ab.
                          »Huch!«, rief Otho aus. »Wieso kann der sich trotz Neuronenschocks noch bewegen?«
                          »Das ist der Nachteil dieser Gerätchen«, befand die Kellerassel. »Auf Söhne der Zwei Monde wirken sie ebenso schlecht wie auf NPD-Wähler. Um ein Gehirn lahmzulegen, muss schließlich eines vorhanden sein ...«
                          So viel zu den Großdemonstrationen, stellte ich mit Bedauern hest. Die Rübennase war mitten im Versuch eingefroren, sich aufzurichten und zur Waffe zu greifen. Das tat ihr nicht weh. Ein Antineutrinospeier richtet nicht mehr Schaden an, als die kleinen Mikroelektromotoren zu verschweißen, die die Gelenke der Kampfanzüge bewegen – eine inhärente Schwachstelle, die Herr Hirnkastl da ausgelotet hatte. Was in dem Anzug drin steckt, lebt noch, aber es nützt ihm nichts mehr. Otho trat Si Twih um und wir gaben einander die Fünf. Er gab zu, nicht erwartet zu haben, dass er ausgerechnet von mir einmal Feuerschutz erhalten würde.
                          »Es ist das Mindeste, womit ich Grag ehren kann«, bekannte ich sanft.
                          Die Kellerassel stand sinnend auf einem Kraterwällchen und betrachtete den Horizont. »Wie kommt es in den Mondgebirgen eigentlich zu Alpenglühen?«
                          »Was?« Otho und ich starrten verblüfft in dieselbe Richtung.
                          Das Horizontglühen hatte zugenommen und die fernen Gipfel, von denen wir nicht sagen konnten, wie weit sie weg waren, glommen unter einem rosa Dunstschleier. Helena hatte Recht: Wie kam es zu Dunst auf einem atmosphärelosen Himmelskörper?
                          Das Unheimlichste an ihm war aber, dass dieses Mondalpenglühen lebte. Es war nicht einfach von wo auch immer her gebrochenes Sonnenlicht, denn es kroch die Hänge hinab, breitete sich über den Wüsten aus Regolithgestein aus, als strebe es an, die Kraterböden zu fluten. Und vor allem kam es näher. Von Nordost nach Südost floss es in unsere Richtung: ein Tsunami aus trübem Licht, der sich wie eine feinstoffliche Geistermasse halb substanziell über den Mondboden erhob und eine Lufthülle vortäuschte, die es nicht gab.
                          »So sieht es also aus, wenn eine Mondmasse in Tachyonen umgewandelt wird«, sagte Otho dumpf.
                          »Es geht los«, keuchte Helena stimmlos.
                          Und eine Eiseskälte umspannte meine Rücken- und Beckenwirbel, als sei mir der Raumanzug hinten der Länge nach aufgerissen worden.

                          Fortsetzung folgt
                          Zuletzt geändert von Dessler; 01.06.2015, 21:15.
                          Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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                            Aaaah... und jetzt hörst du auf, wo es so spannend ist.
                            Interessante Waffen haben deine Protagonisten. Ich hab zwar keine Ahnung was ein Myme-Dingensda ist, noch was es anrichtet - aber es hört sich äh... interessant an.
                            "Ölpest, Fleisch und Tierversuch" - eine schöne Abwandlung eines bekannten Sprichworts. Gefällt mir. Ich glaube ich werds in meinen Sprichwörterschatz übernehmen.
                            Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlicher Kombination
                            Ein Holodeck ist klasse! Man kann überall hin, obwohl man gar nicht weg muss :)
                            Außerirdische Technologie + menschliche Dummheit = unschlagbare Ergebnisse :)

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                              Es geht ja doch noch weiter....
                              ZUKUNFT -
                              das ist die Zeit, in der du bereust, dass du das, was du heute tun kannst, nicht getan hast.
                              Mein VT: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...ndenz-steigend
                              Captain Future Stammtisch: http://www.scifi-forum.de/forum/inte...´s-cf-spelunke

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                                Ein Mymesonenmörser? Na, der verschießt hochenergetische Teilchen, die zu Hamiltons Zeit My-Mesonen hießen, heute nennt man sie Myonen. Als die Protonenautomatik nicht mehr hinreichte und der Neuronenschocker noch nicht erfunden war, sicherte "Mars Macht Mobil" sich das Patent. Nachdem N'Rala einen etwas widerborstigen Bürokraten des Patentamts von der Originalität des Konzepts ... überzeugt hatte. Rätselhafterweise ist der Mann seitdem nie wieder an seinem Arbeitsplatz erschienen.

                                Doch, doch, Avatax, es geht weiter, und wir bringen das auch noch zum Abschluss.
                                Zuletzt geändert von Dessler; 08.06.2015, 10:44.
                                Die Sternenflotte bescheinigt hiermit, dass zur Erzeugung dieses Textes kein Rothemd gemeuchelt, gephasert, erstochen, erschlagen, gesteinigt, transporterverunfallt noch in irgendeiner anderen Weise grob ausgebeutet, misshandelt oder an körperlicher oder geistiger Unversehrtheit geschädigt wurde.

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