Hallo zusammen!
Ich würde euch allen gerne zum Einstand eine Fan-Fic Kurzgeschichte aus dem Captain Future Universum vorstellen. Meine Stories basieren auf den Charakteren und Namen der Animeserie aus den 80ern. Ich betone ausdrücklich, dass sie in der Welt der CF-Geschichten stattfinden, aber nicht immer zwingend Curtis Newton/Captain Future als DEN Hauptdarsteller haben müssen.
In der folgenden Kurzgeschichte (kurz ist relativ, das Worddokument hat 23 A4 Seiten) geht es ausschließlich um Futures Freundin, die blonde Joan Landor und ihre Zeit während der Ausbildung an der Polizeiakademie und wie sie nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ihrer Ausbilderin …
Ach, lest doch selbst.
Ich stelle täglich ein Häppchen hier rein und freue mich sehr über Feedback, Kritik und Kommentare.
Viel Spaß!
Für immer
Der lange Winter hatte mir echt zu schaffen gemacht und ich war wirklich froh, dass es jetzt endlich wieder etwas wärmer wurde, immerhin hatten wir schon Anfang Mai. Das letzte Jahr war schrecklich für uns alle gewesen, die Meuterei, meine Geiselnahme, die vielen unnötigen Tode guter und lieber Menschen und dann noch dieser Piratenüberfall auf das Passagierschiff, mit dem Kat und John auf Hochzeitsreise waren. Und Kuolun war immer noch irgendwo auf freiem Fuß. Ich fragte mich immer und immer wieder, warum diese Galaxis nicht endlich mal zur Ruhe kommen konnte. Ich wollte auch mal zur Ruhe kommen. Curtis hat immer noch nicht gefragt, ob wir nicht auch endlich mal heiraten wollten.
Ach ja, meine Name ist Joan, Joan Landor. Ich bin Agentin der Weltraumpolizei und vor kurzem wurde ich zum Captain befördert, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Ich wollte auf diesem Wege einfach nur mal ein paar Gedanken loswerden, vielleicht interessiert es Sie ja.
Wie gesagt, ich genoss die ersten Sonnenstrahlen bei einer kühlen Schorle in einem der kleinen Cafés im New Yorker Central Park und wartete. Ich wartete und wartete – auf meine langjährige Freundin und Kollegin Kat. Kat, eigentlich Katherine Ballard, arbeitet ebenfalls bei der Weltraumpolizei als Psychologin und Profilerin.
Also, ich saß dort in dem Café und wartete schon über eine halbe Stunde auf Kat. Kat hatte sicherlich die eine oder andere Unart, aber Unpünktlichkeit kannte ich nicht bei ihr, irgendetwas musste also vorgefallen sein. Ich nahm meinen Kommunikator und wollte sie gerade anrufen, als sie neben mir stand. Sie sah aus, als hätte sie kürzlich geweint aber ihre Mimik sagte genau das Gegenteil von Trauer aus. Nein, sie strahlte über das ganze Gesicht! Und sie sah aus, als wollte sie mir etwas mitteilen.
„Kat!“ rief ich, „Wo zum Teufel hast du so lange gesteckt? Ist was passiert?“
Sie zog ihre schwarze Lederjacke aus und legte sie über die Stuhllehne. In ihrer Armbeuge konnte ich ein kleines Pflaster erkennen. So langsam ahnte ich etwas.
Kat war sichtlich außer Atem und das, obwohl sie eine ausgezeichnete Sportlerin war. „Joan, ich muss dir was sagen und du bist die erste, die es erfährt. Nicht einmal John weiß es.“
Ich musste nur eins und eins zusammenzählen, Kat und John hatten schon so oft darüber gesprochen, es konnte also nur eines sein: „Du bist schwanger“, sagte ich und stand von meinem Stuhl auf.
„Jajajajaja!!!“ rief sie und hüpfte wie ein kleines, aufgeregtes Mädchen auf der Stelle. Sie kreischte förmlich vor Freude, dass die anderen Gäste sie missbilligend ansahen. Ich konnte nicht anders, als meiner Freundin einfach nur um den Hals zu fallen. „Ich war gerade beim Arzt. Definitiv! Sechste Woche! Oh Joan, ich freu mich so!!!“
Ich konnte Kat kaum beruhigen aber ich freute mich so sehr mit ihr, das können Sie sich nicht vorstellen. Sie müssen wissen, dass Katherine im Juni 35 wurde und sich schon lange Kinder wünschte. Allerdings hatte Kat erst zwei Jahre zuvor den Mann ihres Lebens gefunden und Ende letzten Jahres geheiratet. Jetzt hatte sie es – verständlicherweise – eilig, ihr Glück zur Perfektion zu bringen. Die Glückliche. Wann ich heirate und endlich eine Familie gründen kann, wissen nur die Sterne. Wobei … an mir liegt es eigentlich nicht. Ich würde dafür alles hergeben …
Aber ich schweife ab. Ich sah Kat an. Sie war so wunderschön, wie sie mich anstrahlte. Ihr langes tiefschwarzes Haar glänzte mit ihren grauen Augen um die Wette. Die Anstrengungen und Schrecken des vergangenen Jahres schienen ihr äußerlich nichts ausgemacht zu haben, aber ich wusste, dass sie im Inneren brodelte. Oft kam sie nach dieser Meuterei zu mir und klagte über Schlafstörungen und Alpträume, immerhin hatte man versucht, sie zu vergewaltigen. Zum Glück ist es nur bei diesem Versuch geblieben und durch intensive Gespräche im Freundeskreis schaffte sie es schnell, über das Erlebte hinweg zu kommen. Überhaupt ist Kat eine bemerkenswerte energiegeladene Frau mit Charme, Witz und fast schon angsteinflößender Intelligenz. Allerdings, und das sollte mit ihrer kommenden Rolle als Mutter Gott sei Dank endlich vorbei sein, war sie ein schlimmes Partytier, immer die erste, die irgendwo auftauchte, wenn es was zu feiern gab und meistens eine der letzten, die ging. Aber wer Kat kannte, musste sie einfach gern haben – bei mir war das nicht immer so…
Kat und ich saßen eine Weile im Café und schwatzten und lachten und gingen mit den Themen immer weiter zurück in die Vergangenheit. Plötzlich fragte sie mich: „Sag mal, Süße. Erinnerst du dich noch, wie wir uns kennengelernt haben? Dein erster Tag an der Polizeiakademie?“
„Nur zu gut“, antwortete ich. „Das war ein Scheißtag, den ich niemals im Leben vergessen werde …“
… denn dieser Tag fing schon furchtbar an. Es war ein grauer, nasskalter Tag im Oktober, eine Woche nach Ende der großen Ferien. Ich war neunzehn und hatte mich zwei Jahre zuvor bei der Weltraumpolizei für eine Ausbildung beworben. Die Aussichten waren vielversprechend, Grund- und Fachausbildung, Studium mit vollem Lohn, Pensionsansprüche ab dem fünften Dienstjahr, regelmäßige Solderhöhungen und, und, und. Und man kam rum. Reisen hatte mir schon immer Spaß gemacht und ich hatte, schon seitdem ich ein kleines Kind war, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Jura zu studieren und Anwältin oder Richterin zu werden, war mir zu trocken und wäre mir auf Dauer zu langweilig gewesen. So blieb nur die Weltraumpolizei. Ich hatte sehr gute Noten und wurde zu diversen Tests eingeladen. Lange Zeit hatte ich dann nichts mehr von meiner Bewerbung gehört und die Hoffnung schon fast aufgegeben. In der letzten Schulwoche bekam ich dann den Brief aus New York City, die Einberufung zur Ausbildung in Westpoint, der ehemaligen Militärakademie und seit mehr als fünfzig Jahren Ausbildungsstätte der Weltraumpolizei. Unterschrieben war der Brief von einem gewissen Colonel Ezella Garnie, Chef des Stabes. Zu meinem Erstaunen lag neben dem offiziellen Schreiben noch eine handschriftliche Note des Colonels. „Ich habe Ihre Bewerberakte gelesen. Wenn Sie sich in der Ausbildung gut anstellen, habe ich einen interessanten Posten für Sie, Miss Landor. Ich werde Sie in der Hälfte Ihrer Ausbildung besuchen. Viel Erfolg! E. Garnie“
Da stand ich also vor dem großen Kasernentor in einer langen Schlange neuer Kadetten. Ich hielt den Einberufungsbescheid und Garnies Schreiben in den Händen und las es immer und immer wieder. Ich konnte es einfach nicht glauben, ein persönliches Begrüßungsschreiben des zweithöchsten Polizeioffiziers in den Händen zu halten. Plötzlich wurde ich durch einen rüden Schubser von hinten aus meinen Gedanken gerissen und ließ meine Papiere fallen. Schnell sammelte ich sie auf und drehte mich um. Ein grobschlächtiger, leicht übergewichtiger blonder Junge mit schlechten Zähnen grinste mich debil an. „Los, mach hin Träumelinchen!“ rief er und lachte wie ein gackerndes Huhn. Die Kerle hinter ihm fielen in sein dämliches Lachen ein. Ich zeigte ihm mit einer Handgeste, was ich von ihm hielt und drehte mich wortlos wieder um. „Schöner erster Tag“, dachte ich mir und: „Kann nur noch besser werden.“ Die „Träumelinchen“-Rufe hinter mir fingen nach ein paar Minuten an zu nerven doch bevor ich mich noch einmal umdrehen und diesem dummen Bauernrüpel die Meinung geigen konnte, war ich auch schon an der Reihe. Brav legte ich dem Unteroffizier meinen Einberufungsbescheid vor und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass das Schreiben von Colonel Garnie fehlte! Erschrocken sah ich mich um, es war nirgendwo zu sehen. Der Wind hatte es wohl fortgeweht.
„Scheiße“, flüsterte ich zu mir.
„Haben Sie etwas gesagt, Kadett?“ herrschte mich der Sergeant an und schaute böse drein.
„Nein, hab ich nicht“, nuschelte ich verlegen.
„Nein, Sergeant!“ brüllte mein Gegenüber und die Jungs hinter mir kicherten wieder albern. Ich wollte nur noch im Boden versinken.
„Folgen Sie den roten Schildern“, wurde ich von dem Sergeant angepflaumt. „Nächster!“
Ich schulterte meine Reisetasche, nahm meine Papiere an mich und folgte dem Tross von neuen Rekruten, mit denen ich die nächsten zwei Jahre Tisch und Bett teilen würde. Noch einmal sah ich mich zum Kasernentor um, die Schlange dort wurde nicht kürzer. Als ich wieder nach vorne schaute, blieb ich kurz an einer Gruppe jüngerer Offiziere hängen, die breitbeinig und mit den Händen auf dem Rücken die Ankunft der Neuen beobachtete. Einer der Offiziere, eine junge Frau mit schwarzen langen Haaren, sah mich neugierig und musternd an. Sie hielt den kleinen Zettel in der Hand, den ich ein paar Minuten zuvor verloren hatte. Sie war nach meiner Ansicht ziemlich hübsch, aber sie hatte so kalte graue Augen, die mich förmlich durchbohrten.
Ich würde euch allen gerne zum Einstand eine Fan-Fic Kurzgeschichte aus dem Captain Future Universum vorstellen. Meine Stories basieren auf den Charakteren und Namen der Animeserie aus den 80ern. Ich betone ausdrücklich, dass sie in der Welt der CF-Geschichten stattfinden, aber nicht immer zwingend Curtis Newton/Captain Future als DEN Hauptdarsteller haben müssen.
In der folgenden Kurzgeschichte (kurz ist relativ, das Worddokument hat 23 A4 Seiten) geht es ausschließlich um Futures Freundin, die blonde Joan Landor und ihre Zeit während der Ausbildung an der Polizeiakademie und wie sie nach anfänglichen Schwierigkeiten mit ihrer Ausbilderin …
Ach, lest doch selbst.
Ich stelle täglich ein Häppchen hier rein und freue mich sehr über Feedback, Kritik und Kommentare.
Viel Spaß!
Für immer
Der lange Winter hatte mir echt zu schaffen gemacht und ich war wirklich froh, dass es jetzt endlich wieder etwas wärmer wurde, immerhin hatten wir schon Anfang Mai. Das letzte Jahr war schrecklich für uns alle gewesen, die Meuterei, meine Geiselnahme, die vielen unnötigen Tode guter und lieber Menschen und dann noch dieser Piratenüberfall auf das Passagierschiff, mit dem Kat und John auf Hochzeitsreise waren. Und Kuolun war immer noch irgendwo auf freiem Fuß. Ich fragte mich immer und immer wieder, warum diese Galaxis nicht endlich mal zur Ruhe kommen konnte. Ich wollte auch mal zur Ruhe kommen. Curtis hat immer noch nicht gefragt, ob wir nicht auch endlich mal heiraten wollten.
Ach ja, meine Name ist Joan, Joan Landor. Ich bin Agentin der Weltraumpolizei und vor kurzem wurde ich zum Captain befördert, aber das tut eigentlich nichts zur Sache. Ich wollte auf diesem Wege einfach nur mal ein paar Gedanken loswerden, vielleicht interessiert es Sie ja.
Wie gesagt, ich genoss die ersten Sonnenstrahlen bei einer kühlen Schorle in einem der kleinen Cafés im New Yorker Central Park und wartete. Ich wartete und wartete – auf meine langjährige Freundin und Kollegin Kat. Kat, eigentlich Katherine Ballard, arbeitet ebenfalls bei der Weltraumpolizei als Psychologin und Profilerin.
Also, ich saß dort in dem Café und wartete schon über eine halbe Stunde auf Kat. Kat hatte sicherlich die eine oder andere Unart, aber Unpünktlichkeit kannte ich nicht bei ihr, irgendetwas musste also vorgefallen sein. Ich nahm meinen Kommunikator und wollte sie gerade anrufen, als sie neben mir stand. Sie sah aus, als hätte sie kürzlich geweint aber ihre Mimik sagte genau das Gegenteil von Trauer aus. Nein, sie strahlte über das ganze Gesicht! Und sie sah aus, als wollte sie mir etwas mitteilen.
„Kat!“ rief ich, „Wo zum Teufel hast du so lange gesteckt? Ist was passiert?“
Sie zog ihre schwarze Lederjacke aus und legte sie über die Stuhllehne. In ihrer Armbeuge konnte ich ein kleines Pflaster erkennen. So langsam ahnte ich etwas.
Kat war sichtlich außer Atem und das, obwohl sie eine ausgezeichnete Sportlerin war. „Joan, ich muss dir was sagen und du bist die erste, die es erfährt. Nicht einmal John weiß es.“
Ich musste nur eins und eins zusammenzählen, Kat und John hatten schon so oft darüber gesprochen, es konnte also nur eines sein: „Du bist schwanger“, sagte ich und stand von meinem Stuhl auf.
„Jajajajaja!!!“ rief sie und hüpfte wie ein kleines, aufgeregtes Mädchen auf der Stelle. Sie kreischte förmlich vor Freude, dass die anderen Gäste sie missbilligend ansahen. Ich konnte nicht anders, als meiner Freundin einfach nur um den Hals zu fallen. „Ich war gerade beim Arzt. Definitiv! Sechste Woche! Oh Joan, ich freu mich so!!!“
Ich konnte Kat kaum beruhigen aber ich freute mich so sehr mit ihr, das können Sie sich nicht vorstellen. Sie müssen wissen, dass Katherine im Juni 35 wurde und sich schon lange Kinder wünschte. Allerdings hatte Kat erst zwei Jahre zuvor den Mann ihres Lebens gefunden und Ende letzten Jahres geheiratet. Jetzt hatte sie es – verständlicherweise – eilig, ihr Glück zur Perfektion zu bringen. Die Glückliche. Wann ich heirate und endlich eine Familie gründen kann, wissen nur die Sterne. Wobei … an mir liegt es eigentlich nicht. Ich würde dafür alles hergeben …
Aber ich schweife ab. Ich sah Kat an. Sie war so wunderschön, wie sie mich anstrahlte. Ihr langes tiefschwarzes Haar glänzte mit ihren grauen Augen um die Wette. Die Anstrengungen und Schrecken des vergangenen Jahres schienen ihr äußerlich nichts ausgemacht zu haben, aber ich wusste, dass sie im Inneren brodelte. Oft kam sie nach dieser Meuterei zu mir und klagte über Schlafstörungen und Alpträume, immerhin hatte man versucht, sie zu vergewaltigen. Zum Glück ist es nur bei diesem Versuch geblieben und durch intensive Gespräche im Freundeskreis schaffte sie es schnell, über das Erlebte hinweg zu kommen. Überhaupt ist Kat eine bemerkenswerte energiegeladene Frau mit Charme, Witz und fast schon angsteinflößender Intelligenz. Allerdings, und das sollte mit ihrer kommenden Rolle als Mutter Gott sei Dank endlich vorbei sein, war sie ein schlimmes Partytier, immer die erste, die irgendwo auftauchte, wenn es was zu feiern gab und meistens eine der letzten, die ging. Aber wer Kat kannte, musste sie einfach gern haben – bei mir war das nicht immer so…
Kat und ich saßen eine Weile im Café und schwatzten und lachten und gingen mit den Themen immer weiter zurück in die Vergangenheit. Plötzlich fragte sie mich: „Sag mal, Süße. Erinnerst du dich noch, wie wir uns kennengelernt haben? Dein erster Tag an der Polizeiakademie?“
„Nur zu gut“, antwortete ich. „Das war ein Scheißtag, den ich niemals im Leben vergessen werde …“
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… denn dieser Tag fing schon furchtbar an. Es war ein grauer, nasskalter Tag im Oktober, eine Woche nach Ende der großen Ferien. Ich war neunzehn und hatte mich zwei Jahre zuvor bei der Weltraumpolizei für eine Ausbildung beworben. Die Aussichten waren vielversprechend, Grund- und Fachausbildung, Studium mit vollem Lohn, Pensionsansprüche ab dem fünften Dienstjahr, regelmäßige Solderhöhungen und, und, und. Und man kam rum. Reisen hatte mir schon immer Spaß gemacht und ich hatte, schon seitdem ich ein kleines Kind war, einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Jura zu studieren und Anwältin oder Richterin zu werden, war mir zu trocken und wäre mir auf Dauer zu langweilig gewesen. So blieb nur die Weltraumpolizei. Ich hatte sehr gute Noten und wurde zu diversen Tests eingeladen. Lange Zeit hatte ich dann nichts mehr von meiner Bewerbung gehört und die Hoffnung schon fast aufgegeben. In der letzten Schulwoche bekam ich dann den Brief aus New York City, die Einberufung zur Ausbildung in Westpoint, der ehemaligen Militärakademie und seit mehr als fünfzig Jahren Ausbildungsstätte der Weltraumpolizei. Unterschrieben war der Brief von einem gewissen Colonel Ezella Garnie, Chef des Stabes. Zu meinem Erstaunen lag neben dem offiziellen Schreiben noch eine handschriftliche Note des Colonels. „Ich habe Ihre Bewerberakte gelesen. Wenn Sie sich in der Ausbildung gut anstellen, habe ich einen interessanten Posten für Sie, Miss Landor. Ich werde Sie in der Hälfte Ihrer Ausbildung besuchen. Viel Erfolg! E. Garnie“
Da stand ich also vor dem großen Kasernentor in einer langen Schlange neuer Kadetten. Ich hielt den Einberufungsbescheid und Garnies Schreiben in den Händen und las es immer und immer wieder. Ich konnte es einfach nicht glauben, ein persönliches Begrüßungsschreiben des zweithöchsten Polizeioffiziers in den Händen zu halten. Plötzlich wurde ich durch einen rüden Schubser von hinten aus meinen Gedanken gerissen und ließ meine Papiere fallen. Schnell sammelte ich sie auf und drehte mich um. Ein grobschlächtiger, leicht übergewichtiger blonder Junge mit schlechten Zähnen grinste mich debil an. „Los, mach hin Träumelinchen!“ rief er und lachte wie ein gackerndes Huhn. Die Kerle hinter ihm fielen in sein dämliches Lachen ein. Ich zeigte ihm mit einer Handgeste, was ich von ihm hielt und drehte mich wortlos wieder um. „Schöner erster Tag“, dachte ich mir und: „Kann nur noch besser werden.“ Die „Träumelinchen“-Rufe hinter mir fingen nach ein paar Minuten an zu nerven doch bevor ich mich noch einmal umdrehen und diesem dummen Bauernrüpel die Meinung geigen konnte, war ich auch schon an der Reihe. Brav legte ich dem Unteroffizier meinen Einberufungsbescheid vor und stellte zu meinem Entsetzen fest, dass das Schreiben von Colonel Garnie fehlte! Erschrocken sah ich mich um, es war nirgendwo zu sehen. Der Wind hatte es wohl fortgeweht.
„Scheiße“, flüsterte ich zu mir.
„Haben Sie etwas gesagt, Kadett?“ herrschte mich der Sergeant an und schaute böse drein.
„Nein, hab ich nicht“, nuschelte ich verlegen.
„Nein, Sergeant!“ brüllte mein Gegenüber und die Jungs hinter mir kicherten wieder albern. Ich wollte nur noch im Boden versinken.
„Folgen Sie den roten Schildern“, wurde ich von dem Sergeant angepflaumt. „Nächster!“
Ich schulterte meine Reisetasche, nahm meine Papiere an mich und folgte dem Tross von neuen Rekruten, mit denen ich die nächsten zwei Jahre Tisch und Bett teilen würde. Noch einmal sah ich mich zum Kasernentor um, die Schlange dort wurde nicht kürzer. Als ich wieder nach vorne schaute, blieb ich kurz an einer Gruppe jüngerer Offiziere hängen, die breitbeinig und mit den Händen auf dem Rücken die Ankunft der Neuen beobachtete. Einer der Offiziere, eine junge Frau mit schwarzen langen Haaren, sah mich neugierig und musternd an. Sie hielt den kleinen Zettel in der Hand, den ich ein paar Minuten zuvor verloren hatte. Sie war nach meiner Ansicht ziemlich hübsch, aber sie hatte so kalte graue Augen, die mich förmlich durchbohrten.
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